Ei der dei der daus, Dudenhöffer, zuerst das Outsourcing selbst für nötig erklären und dann die Folgen kritisieren? Ja so ein steuerfinanzierter Professor hat's gut.
Der unabhängige Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer war selbst jahrelang in führender Positionen beim Volkswagen Konzern (Leiter der Abteilung Marktforschung bei Porsche AG 1987-90) und bei anderen Autobauern beschäftigt.
Sein Einfluss mag sich heute daran messen, dass man von ihm auch als „Auto-Papst“ spricht, er also für die Bewertung der Automobilindustrie in den Medien sein soll, was Marcel Reich-Ranicki für die Belletristik war. Dudenhöffers Position ist zudem eine deutliche bessere als die des gemeinen Journalisten, denn er bedient keine spezielle Zeitschrift, er bedient sie gleich alle. Er ist seit 2008 Professor an der Universität Dusiburg-Essen für Automobilwirtschaft.
Ferdinand Dudenhöffer hat also die Seiten gewechselt vom Autobauer hin zum unabhängigen Automobilexperten. Und von dort aus teilte er gerade wieder kräftig aus gegen seine(n) Ex-Arbeitsgeber, wenn er im Deutschlandfunk erklärt,
„(E)s sei völlig unverständlich, warum ein so großer Automobilhersteller im Einkauf auf eine einzige Zulieferer-Gruppe setze. Zugleich sei es die schlechteste Lösung, in dem Konflikt nun den juristischen Weg zu gehen, anstatt schnell zwei oder drei weitere Zulieferer für das benötigte Teil aufzubauen. Dudenhöffer prognostizierte, der entstandene Schaden werde in zweistellige Millionenbeträge gehen.“
Auch dem NDR erzählt er Ähnliches: „So einen Lieferstopp durchzuführen, da ist man gebrandmarkt bei allen Autobauern. Das macht man nur in einer völlig ausweglosen Situation.(…) (Wenn) VW nicht gewusst hat, wie groß die Probleme sind und man dann noch vor Gericht gegangen ist und es weiter verschärft hat, da hat VW äußerst unglücklich agiert.“
Dudenhöffer war übrigens einer der ersten, der Martin Winterkorn einen Rücktritt im Zusammenhang mit dem Abgasskandal nahe gelegt hat. Und das mit großer Vehemenz und auf allen erreichbaren Kanälen. Als der Rücktritt vollzogen war, hieß es gegenüber Börse-Online: „Ich bin „sehr gespannt, wie sehr viele in Deutschland. Müller hat die Zukunft im Auge – im Gegensatz zu der alten Garde um Winterkorn, die wenig von Mobilität und moderner Gesellschaft verstanden haben.“
Mehr über Herrn Dudenhöffer weiß Katrin Wilkens von der ZEIT, die sogar zu dem Schluss gekommen ist: „Ferdinand Dudenhöffer weiß vermutlich mehr über die Autoindustrie als sonst ein Mensch auf der Welt.“
Allerdings steht da auch: „Niemand sonst äußert sich öffentlich so oft (…) auch die ZEIT zitiert ihn regelmäßig“, und weiter kann man dem Artikel entnehmen, dass der Konzern mit Dudenhöffer über Kreuz, dass die Scheidung quasi vollzogen ist. Mit Stolz erklärt er dann auch: „Ich verstehe die schon, dass sie genervt von mir sind.“ Und über seine Zeit im Konzern meint Dudenhöffer, er sei nie „Teil der Szene“ gewesen. Das passt natürlich gut. Ein nettes Alibi. Ein allzu netter Artikel.
Leider hat nun aber auch der Kollege Dudenhöffer innerhalb weniger Monate – sagen wir mal höflich – ambivalent agiert, bezogen auf den aktuellen Streit rund um die Volkswagen Zulieferer. So äußerte sich der Professor noch im Juni dieses Jahres
in Bezug auf Einsparungen im Konzern dahingehend, dass Volkswagen vor Unproduktivität nur so strotze. Und natürlich weiß er auch, wo die Milliarden herkommen sollen:
„Alle Zulieferaktivitäten, wie etwa die Getriebe in Kassel, die Achsen und Lenkungen in Braunschweig und die Gießerei-Aktivitäten oder die Sitzproduktion bei Si-Tech erscheinen sehr unproduktiv und sollten ausgegliedert und als Zulieferbetriebe verselbstständigt werden. Dort werden VW-Haustarife für Zulieferarbeiten bezahlt. Entsprechend hat die Stammgesellschaft mit ihren 114.000 Mitarbeitern Personalkosten von 7.300 Euro pro Nase. Bei Conti um die Ecke sind es 3.700 Euro pro Nase und Monat. Wir reden hier von gut zwei Milliarden jährlichen Personalkosten, die das hauseigene VW-Zuliefergeschäft frisst. Das ist kein Kerngeschäft eines Mobilitätsanbieters.“
Ähm, wie bitte, Herr Dudenhöffer? Das ist zum einen eine Katastrophe aus Arbeitnehmersicht, was Sie da vorschlagen, immerhin fordert er hier nicht weniger, als eine Halbierung der Löhne. Aber schwerwiegender: Hier wird vom „Auto-Papst“ in noch größerer Vollständigkeit vorgeschlagen, was wenige Monate später das Desaster mit den Zulieferern ausgelöst hat: Abhängigkeiten von externen Zulieferern, wo man Teile intern bzw. in 100% Abhängigkeit zum Konzern fertigen könnte bei obendrein annehmbaren Löhnen für die Belegschaft.
Und nun, wo das Desaster passiert ist, nämlich die „Billigproduzenten“ renitent werden weil man nach dem x-ten erzwungenen Preisnachlass oder sogar der kompletten Auftragsstornierung beispielsweise seine Arbeiter kaum noch bezahlen kann ohne selbst auf Profit zu verzichten, kommt wieder der Kollege Dudenhöffer mit seiner ganzen päpstlichen Weisheit daher, als schere ihn sein Geschwätz von gestern überhaupt nicht:
„Es kommt jetzt ganz drauf an, wie schnell VW andere Zulieferer aufgebaut haben, die dieses Getriebegehäuse da bauen. Nach heutiger Sicht sieht man nicht, dass schnell da Lösungen vorhanden sind. Das kann sich also auch auf Wochen noch hinziehen, denn eine völlig neue Produktionslinie bei einem anderen Zulieferer mit neuen Werkzeugen aufzubauen, das kann bis zu einem halben Jahr dauern. Man ist da mit Sicherheit dran, aber das wird nicht morgen früh gelöst sein das Problem.“
Ja, ne, ist klar: Wir lagern interne Teile-Produktionen aus, bemühen uns dann aber um breit gestreute Produktionsstätten, um nicht nur die Löhne zu halbieren, sondern auch maximalen Druck aufzubauen auf die Produzenten, die der Monopolstellung des Konzerns – an wenn sollte man sonst liefern? – dann hilflos ausgeliefert sind. Einer hat nun die Reißleine gezogen. Bemerkenswert hier allenfalls, dass dieser Zulieferer nicht einmal ausschließlich für Volkswagen produzierte, wie eng muss es da schon bei denen sein, die dieses aus jetziger Sicht zweifelhafte Alleinstellungsmerkmal besitzen?
Aber Schuld sind für Dudenhöffer nicht die Auslagerungen selbst, sondern die fehlende Streuung. Früher sprach man bei so wenig ganzheitlichen Betrachtungen solcher Hobby-Manager despektierlich von Fachidioten. Das braucht es hier nicht einmal. Man könnte nämlich auch sagen: maximal zynisch aus der komfortablen Position einer von Steuergeldern finanzierten Universitäts-Professur herausgeschossen. Einfach völlig daneben.
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