Die Täter von Würzburg und Hanau waren psychotisch. Es rollt ein Problem auf diese Gesellschaft zu, das kaum jemand zur Kenntnis nehmen will. Weil es unangenehm ist, sich mit Fragen der Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung auseinanderzusetzen – es ist aber notwendig. Eine Stimme aus der Praxis.
In den Medien und sozialen Netzwerken wird noch immer über das Motiv des 24-jährigen Somaliers gestritten, der in Würzburg drei Frauen mit einem Messer tötete und neun weitere Menschen teils lebensgefährlich verletzte. Jetzt soll der Mann aus der Untersuchungshaft in eine Psychiatrie überstellt werden. Von der Sache her ist das nicht falsch, denn der Täter war offensichtlich psychotisch (hier mehr das dazu) – die Maßnahme kommt aber viel zu spät und wirkt auch eher wie der Versuch, das Thema zu begraben, damit das Verbrechen in Vergessenheit gerät. Der Eindruck, der wohl entstehen soll: Psychotiker gibt es nun mal, dagegen kann man nichts tun, der Staat trägt keine Schuld, genauso wenig wie die Einwanderungspolitik. Das alles kommt eben nicht von ungefähr. Und das macht das Verbrechen auch nicht zur unpolitischen Lappalie.
Man hätte die Tat verhindern können, indem man den mehrfach aufgefallenen Täter frühzeitig zwangseingewiesen oder indem man den eigentlich illegalen Einwanderer rechtzeitig ausgewiesen hätte. Der Staat trägt in jedem Fall eine Mitschuld: Der Täter war lange vor der Tat auffällig und man hätte präventive Maßnahmen ergreifen können und müssen. Es zeigt sich stattdessen ein Muster: Man greift immer erst ein, wenn es zu spät ist. Bei Psychotikern im allgemeinen ist das der Fall. Es ist ein immenses Problem, das auf unsere Gesellschaft zurollt.
Genau daran scheitert es in Deutschland aber sehr häufig. Lütz fordert deshalb eine kritische, wohlmöglich kontroverse gesellschaftliche Debatte – und Aufklärung. Heutzutage wisse nämlich kaum jemand, dass durch die Hilfe neuroleptischer Medikamente etwa zwei Dritteln der Betroffenen ein relativ normales Leben ermöglicht werden kann.
Der Psychiater beschreibt außerdem ein Problem, dass ich in meiner Arbeit in einem Betreuungsbüro selbst schon häufig erlebt habe. Die Richter scheuen sich davor, eine Zwangsmedikation zu bewilligen, selbst wenn sie schon eine Zwangseinweisung beschlossen haben – was in vielen Fällen grundsätzlich aber leider auch erst dann passiert, wenn schon jemand zu Schaden gekommen ist. Die Freiheit des Kranken wird über seine Gesundheit und seine Sicherheit sowie die aller anderen gestellt. Dabei sind die Betroffenen nach einer erfolgreichen Zwangsbehandlung oft von Herzen dankbar, dass man sie aus ihrem Wahn befreit hat – das betont auch Manfred Lütz. Mit einer Aussage bringt er den fatalen Umgang mit akut psychotischen Menschen auf den Punkt: Die Vorenthaltung einer wirksamen psychiatrischen Behandlung ist im Grunde unterlassene Hilfeleistung.
Die Debatte über Psychotiker, will in Deutschland kaum einer führen. Denn Zwangseinweisungen und Zwangsbehandlungen regen Assoziationen in dunkle Kapitel der Geschichte und auch daran, dass derartige Vorgänge als Vorwand für totalitäre Regime dienten, um Oppositionelle aus dem Weg zu räumen. Es ist kein angenehmes Thema – aber ein notwendiges. Psychotiker bedrohen das Leben von uns allen. Ich habe in meiner Arbeit zahlreiche Fälle gesehen. Es führt kein Weg an psychiatrischen Zwangsmaßnahmen vorbei, denn die Justiz greift erst ein, wenn es schon zu spät ist. Wie jetzt im Falle Würzburg auch.
Eine Gesetzanpassung, die Ärzten und Betreuern auch gegen den Willen des Betroffenen einen größeren Handlungsspielraum im Punkto Unterbringung und Zwangsbehandlung einräumt, ist notwendig. Nur so können die Betroffenen vor sich selbst geschützt werden. Und nur so können weitere Gewalttaten wie in Würzburg oder Hanau verhindert werden.
Pauline Schwarz ist Psychologie-Studentin aus Berlin und arbeitet seit mehreren Jahren in einem Betreuungsbüro.
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Den Hanautäter bezeichnet man vorrangig als Nazi, den Täter n Würzburg in erster Linie als Psychotiker, diese Verbreitung verfolgt ein Kalkül. Klar ist jedenfalls, dass beide Täter schwer psychisch krank waren und bereits vorher aggressiv auffällig wurden, so dass Menschenleben hätten gerettet werden können, hätte man die Möglichkeiten an der Hand gehabt, die Frau Schwarz in Ihrem Artikel anmahnt. Dass es in Ihrem Artikel nicht darum geht, harmlose Menschen mit psychischer Störungen zu verfolgen, sondern Solche, die bereits Gewalt ausgeübt haben und nachweislich sich und Andere gefährden, ist doch deutlich. Den Mut schwierige Themen öffentlich zu diskutieren, ist unserer Gesellschaft… Mehr
Liebe Frau Schwarz, ich bin da ganz Ihrer Meinung und frage mich, wie es dann aussehen würde mit der Belastung unseres psychiatrischen Gesundheitssystems. Vielleicht haben wir es auch hier mit einer Verschleierung des Mangels an Kliniken, Ärzten und Pflegern zu tun, wie vielerorts.
Moment, Frau Schwarz! Was genau ist ein „Psychotiker“? Psychose bedeutet zuallererst nur mal psychische Erkrankung. Darunter fallen zahlreiche Ausprägungen und nur wenige sind wirklich mit Gewaltpotenzial verbunden. Wenn Sie hier einen Begriff wie „Psychotiker“ verwenden, ohne zu wissen, was überhaupt dahintersteckt und ihn verallgemeinernd mit Gewaltverbrechen assoziieren, dann stigmatisieren Sie zu Unrecht all die Patienten, die unter solchen Erkrankungen leiden. Und dann sind Sie den Framern, die die Wahrheit über die ganzen Messermänner, Bahnsteigschubser, Schwert- und Axtmetzger, Frauenanzünder, Gruppenvergewaltiger und dergleichen Begleiterscheinungen, die mit einer unkontrollierten und uneingeschränkten außereuropäischen Zuwanderung einhergehen, leugnen, bereits auf den Leim gegangen. Das ist aber… Mehr
Beim Lesen Ihrer Anspielung auf A. Baerbock musste ich ein bisschen schmunzeln … haben Sie die vielen Texte der Autorin zum Thema gelesen? Hier schreibt eine angehende Psychologin, die unzweifelhaft über jahrelange Berufserfahrung im Umgang mit psychisch Kranken verfügt.
„Denn Zwangseinweisungen und Zwangsbehandlungen regen Assoziationen in dunkle Kapitel der Geschichte“
Es spielt keine Rolle auf welchem Feld man sich befindet, der deutsche Zwangsneurotiker findet immer etwas was ihn „erinnert“. Das Land ist krank, man sollte am besten ein Dach drüber bauen und es als Irrenhaus markieren. Vielleicht kommen dann auch nicht mehr so viele ungeladene „Besucher“.
(Potentielle) Mörder und Gewalttäter werden geschützt, die Opfer oder deren Umfeld werden alleingelassen. Damit hat offensichtlich kaum einer ein Problem. Bei sowas kommen mir „Erinnerungen“ hoch!
Sehr geehrte Frau Schwarz,
vielen Dank für Ihren geistreichen und engagierten Artikel und vor allem, dass Sie das Staatsversagen weiter thematisieren und die Opfer vor dem Vergessen bewahren. Ich finde es unerträglich, dass keine Verantwortung mehr übernommen wird und Opfer billigend in Kauf genommen wird.
Liebe Frau Schwarz. Schön, dass Sie noch einen Artikel über Würzburg schreiben. Ich muss immer noch an die alte Frau denken, die den Wahnsinnigen von dem Kind ablenkte, das Kind damit rettete aber selber durch viele Messerstiche starb. Was für eine Heldin. Keiner hat mehr über sie gesprochen. Ja psychisch Kranke die sich selbst oder andere gefährden müssen in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie um die Bürger zu schützen und dem Kranken zu helfen. Wie oft in der Praxis geschehen werden die Patienten leider gefragt ob sie wieder gehen wollen. Wenn sie bejahen dürfen sie gehen und die Gemeinschaft wird… Mehr
Die Frau war 82 Jahre und hieß Johanna, mehr ist nicht bekannt. Helden und Heldinnen tragen oft keinen Namen. Dafür soll der Flüchtling aus Kurdistan, der dem Täter seinen Rucksack entgegen warf, mit der Tapferkeitsmedallie ausgezeichnet werden.
„Danke, dass Sie den Mut haben, sich zu engagieren ohne, dass Sie scheinbar verpflichtet sind.“ (Ton und Kommafehlern aus Welt.de übernommen), ehrt ihn Markus Söder. Er gilt als „Held von Würzburg“.
Ja. Und die vielen anderen, die den Somalier in Schach hielten, bleiben wie die Opfer unerwähnt.
Stefanie Wagner *1.8.1996
Christine Hartmann, deren 11jährige Tochter wohl immer noch mit uns unbekannten Verletzungen in einer Klinik behandelt wird – wie die andern 8 schwer verletzten Opfer wohl auch.
Es ist seit vielen Jahrzehnten bekannt, dass Menschen, die an einer schizophrenen Psychose leiden, ein hohes Risiko für aggressive Durchbruchshandlungen aufweisen. Gegen sich, gegen Familienmitglieder (der Klassiker ist der Mord an der Mutter) oder wahllos Fremde.
Um vorgebliche Vorurteile gegenüber psychisch kranken Menschen zu mindern, wird auch heute noch auf diesen Umstand entweder nicht hingewiesen oder aber er wird sogar glatt weg geleugnet.
Eins von unzähligen Beispielen, wie wohlmeinende Realitätsverleugnung desaströse Konsequenzen zeitigt.
Zwangseinweisung ist in meinen Augen sehr, sehr heikel. Vor allem, wenn es um die Folgen offener Grenzen geht. Oder verständnisvoller Rechtsprechung. Im Grunde haben doch sehr viele dieser Täter aus Sicht des unbescholtenen Normalbürgers einen Schaden. Wahrscheinlich säßen manche „Rechte“ dann bereits hinter Gitter. Oder andere Aluhutträger. Man denke an die Worte von Merkel zur geistigen Gesundheit der Corona-Leugner. Der Schritt von solchen Worten zur Einweisung ist möglicherweise sehr schnell getan. Unzurechnungsfähigkeit ist ein wundervolles Instrument, um ungestraft davon zu kommen und um unliebsame Geister hinter Gitter zu bringen. Es verlagert auch nur das Problem. Wer bei Taten gegen die… Mehr
„Für unser Verständnis ist normalerweise jeder Zuwanderer, der die Scharia als Rechtsgrundlage anerkennt, ein Psychotiker.“
Dieser Satz verharmlost sowohl das furchtbare Leid von Psychotikern als auch die ungeheure Bedrohung, die von der politisch-religiösen Ideologie namens Islamismus ausgeht.
Für die Politiker der AfD ist jeder Ausländer, der vor der Tat „Allah“ ruft, ein Islamist. Das ist genauso dämlich, wie jeden Skinhead, der einen Schwarzen krankenhausreif prügelt, zum rechten Terrornetzwerk zu zählen. Hier geht es aber nicht um Islamismus, sondern um psychisch Kranke. Frau Schwarz weist unermüdlich auf ein Problem hin, dass von enormer gesellschaftlicher Relevanz ist: Psychotiker, die nachweislich keine Kontrolle über ihre Handlungen haben, müssen zwangsweise untergebracht und behandelt werden. Wer diesen Menschen „ihren Willen lässt“, macht sich doppelt schuldig: gegenüber der Gesellschaft, die geschützt werden muss, und gegenüber den Kranken, denen geholfen werden muss. Wer an… Mehr
Moslems sind nicht erzogen, Kontrolle über ihre Handlungen zu gewinnen. Islam heißt „Unterwerfung“ – und bei allem was sie tun, werden sie von Allah bestimmt und geführt. Der eigene „Wille“ wird nicht ausgebildet, sondern bleibt dem Konstrukt der islamischen Überlieferungen auf immer untergeordnet. Wir ordnen das aus unserer Weltsicht heraus ein, auch als „krank“ – ohne deren Lebensverständnis auch nur im Ansatz begreifen zu können. Und nein. Alle sind so sicher nicht. Aber wie soll ich auch hinsichtlich Taqiyya wissen, vor welchem ich mich fürchten muss? Beweis: Ates, Mansour, Abdel-Samad. Weil sie selber denken, gar das Konstrukt kritisieren, das nicht… Mehr
Nun sind die islamistischen Täter fast immer eben keine Psychotiker, sondern Überzeugungstäter. Diese Leute sind vielleicht Sklaven ihres Fanatismus, aber gewisse nicht von Psychosen. Tatsächlich geht zum Beispiel von Schizophrenen ein erhöhtes Risiko vor allem für die eigene Person aus, nicht jedoch für andere. Somit ist die Frage, wie man den gewaltbereiten Islamismus bekämpft, von viel größerer gesellschaftlicher Relevanz als der Umgang mit psychisch gestörten Menschen.