So wird das nix mit Berlin – Frau Giffey

Die Nicht-Mehr-Doktorin und Ex-Ministerin Franziska Giffey will Regierende in Berlin werden. In ihrem jüngsten Interview sagt sie wenig über Berliner Probleme, nimmt indirekt Baerbock in Schutz und meint, ihr aberkannter Doktor-Titel sei den Berlinern "wumpe".

imago Images

Es waren ziemlich brave Fragen, denen sich Franziska Giffey in der Bild am Sonntag stellte. Giffey (SPD, 43), die wegen der Aberkennung des Doktor-Titels am 19. Mai 2021 als Familienministerin zurückgetreten war und Spitzenkandidatin der SPD für das Amt des „Regierenden“ von Berlin ist, wurde dabei nicht mit der Berliner Clan-Kriminalität konfrontiert, auch abgefackelte Autos kamen nicht vor oder die Rigaer Straße und Liebigstraße mit ihren militanten linksextremistischen Hausbesetzern, die Verschuldung der Stadt, das Dulden von Kinderehen und Genitalbeschneidungen, der Skandal um die Entlassung des vormaligen Leiters der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, die seltsamen Personalien in der Berliner Polizeispitze, die Umkehrung der Beweislast bei Beschuldigungen gegen Polizisten, das alltägliche Verkehrschaos, die Zustände an Berlins Schulen und Hochschulen, alles kein Thema.

Die beiden noch halbwegs konkreten Aussagen Giffeys galten dem dreifachen Würzburger Messermord eines abgelehnten Asylbewerbers aus Somalia und der „grünen“ Kandidatin Annalena Baerbock.

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Was Intensivtäter betrifft, will Giffey klare Kante zeigen. Sie verkleidet es aber dann doch eher in eine Meinung, nicht in eine konkrete Ankündigung oder gar in eine klare programmatische Aussage: „Ich bin da ganz klar: Schwerverbrecher und terroristische Gefährder müssen abgeschoben werden – auch nach Afghanistan und Syrien.“ Wörtlich weiter: „Wenn Menschen vor Krieg und Zerstörung fliehen, müssen wir ihnen helfen. Wer aber schwere Straftaten begeht, wer Menschen vergewaltigt oder ermordet, hat sein Recht auf Asyl verwirkt. In so einem Fall ist der Schutz der hier lebenden Bevölkerung höher zu werten als der Schutz eines Menschen, der die Rechte anderer mit Füßen tritt. Wir müssen das auch stärker aus der Perspektive der Opfer betrachten.“ Ob diese Meinung in der SPD oder gar in einer RRG-Koalition mehrheitsfähig ist?

Und dann widmet sich Giffey dem Buch der Kandidatin Baerbock. Hier windet sie sich und spricht von Opfer zu Opfer: Wörtlich sagt sie über Baerbocks Buch „Jetzt“: „Ich habe das Buch nicht gelesen und will mir daher kein Urteil anmaßen. Was hier aber deutlich wird, ist, dass es in Deutschland einen Automatismus gibt: Es muss sich nur einer finden, der einen Plagiatsvorwurf erhebt, schon wird die Person komplett in Frage gestellt und damit beschädigt … Wir müssen uns in Deutschland mal fragen, wie wir mit denen umgehen, die sich bereit erklären, ihr Leben, ihre Kraft, ihre Nerven, ihre ganze Arbeit für ein politisches Amt zur Verfügung zu stellen. Wenn jemand, der sich politisch engagiert, Freiwild ist für jede Form des Angriffs, der Diffamierung und der rücksichtslosen Hetze, ist das eine Gefahr für die Demokratie.“

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Und dann noch sozusagen von Giffey zu Baerbock, von Frau zu Frau: „Aber eines habe ich schon feststellen müssen: Mit Frauen wird in der Politik härter umgegangen als mit Männern. Offensichtlich empfinden es einige Leute immer noch als Affront, wenn sich junge Frauen um politische Spitzenämter bewerben. Der Gegenwind für Frau Baerbock ist doch deutlich stärker als für Herrn Laschet. (Lacht) Ich jedenfalls werde kein Buch veröffentlichen.“

Schau’ma mal, wie der Berliner Wähler parallel zur Bundestagswahl vom 26. September 2021 sein neues Berliner Abgeordnetenhaus wählt und ob es dann wieder RRG oder GRR gibt. Verwöhnt war der Berliner Wähler ja zuletzt nicht. Aber er wollte es 2016 so: mit 21,6 Prozent für die SPD, 15,6 Prozent für die LINKE und 15,2 Prozent für die „Grünen“ (Summe: 52,6 Prozent). Oder ob dem Berliner Wähler wieder alle „wumpe“ ist. Immerhin meinte Franziska Giffey auf die BamS-Frage, ob ihre Plagiatsaffäre sie bei der Wahl belasten könne: „Den meisten Berlinern ist das wumpe … Viele Bürger sagen mir ganz direkt: ‚Machen Sie sich da mal keen Kopp mit Ihrer Doktorarbeit. Hauptsache Sie werden ne gute Regierende Bürgermeisterin‘.“

Ob das reicht für den Einzug ins Rote Rathaus als „Regierende“? In den Umfragen liegt Giffeys SPD aktuell auf Platz zwei mit 19,0 Prozent. Die „Grünen“ kämen auf 22,4 und die LINKE auf 12,8 Prozent. Das ergäbe in der Summe 54,2 Prozent für GRR und damit eine „grüne“ Bettina Jarasch als Regierende.

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Kommentare ( 36 )

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giesemann
3 Jahre her

Das Wumpe-Berlin kann uns egal sein – wenn nur der Länderfinanzausgleich nicht wäre. Höll Sakra.

Bernd W.
3 Jahre her
Antworten an  giesemann

Es kann uns nicht egal sein. Aus diesem Arm-aber-sexy-Irrenhaus kam noch nie etwas Gutes für unser Land. Kaiser, Adolf, Kanzler(in): stets musste Deutschland teuer bezahlen für schreckliche Politik von schrecklichen Menschen, die aus dieser Stadt regierten!

Wilhelm Roepke
3 Jahre her

Ob rot-rot-grün, grün-rot-rot, rot-grün-rot – wo ist der Unterschied? Berlin ist systematisch selbst nicht lebensfähig und würde ohne Unterstützung von außen zusammenbrechen. Mir ist Berlin auch „wumpe“, aber nur in Bezug auf die Landespolitik. Die Bundespolitik sollte bitte nicht R2G sein.

Das beste, was passieren kann, ist, dass Berlin noch viel internationaler wird und noch viel mehr Deutsche aus anderen Bundesländern dort hinziehen. Die mischen langfristig die Stadt auf. Schon heute gibt es Start-ups, ausländische Wissenschaftler, einen endlich fertigen Flughafen, usw. Außerdem einen regen Umzug von und nach Brandenburg. Das wirbelt die ganze chaotische Stadt etwas durch.

Biskaborn
3 Jahre her

Die Berliner werden mit Mehrheit wieder GRR wählen, das steht schon mal fest. Ihnen gefällt diese Stadt offensichtlich so wie sie ist, sie lieben offensichtlich für den Außenstehenden katastrophale Verhältnisse. Also lasst sie machen.

josefine
3 Jahre her
Antworten an  Biskaborn

So lange der Länderfinanzausgleich stimmt, ist es doch eh „wumpe“, we Berlin in ein neues Desaster führt!

Richard28
3 Jahre her

„Ich bin da ganz klar: Schwerverbrecher und terroristische Gefährder müssen abgeschoben werden – auch nach Afghanistan und Syrien.“
Bedeutet das nun im Ernst, dass wer hier Menschen umgebracht hat,
nicht ins Gefängnis geht sondern in seine Heimat abgeschoben wird ?

Mampfred
3 Jahre her

Meiner Meinung nach passt die Giffey und Berlin perfekt zusammen. Das einzige was geändert werden muss – diesem Moloch gehört der Geldhahn zugedreht.

Deutscher
3 Jahre her

Für Berlin hat sie die ideale Qualifikation. Da gelten solche als Créme de la Créme.

Last edited 3 Jahre her by Deutscher
Berlindiesel
3 Jahre her

Es wird sich für die Gegner von RRG – ich zähle die CDU hier einmal mit, aber nur ein bißchen – noch einmal sehr rächen, nur auf den Zustand Berlins zu verweisen und aufs Giffeys Betrügereien. damit packt man ihre Klientel nicht. Das Thema war auch im Podcast von Burckhard Müller-Ulrich dieses Wochenende dran: Warum wählen die Deutschen, trotz aller Kollateralschäden und Kosten, weiterhin zäh die Mainstreamparteien und somit, auch RRG in Berlin? Das digitale Podium deklinierte dies anhand von Corona durch. Hierbei wird übersehen, dass Parteien nie nur eindimensonal gewählt oder eben abgewählt, also nicht gewählt werden. An sich… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Berlindiesel
Aegnor
3 Jahre her
Antworten an  Berlindiesel

Schöne Analyse. Berlin ist der Brennpunkt und ultimativer Beweis der These, dass Demokratie & Sozialstaat nicht funktioniert, wenn die Leistungsträger einer Gesellschaft (die Nettozahler) zur Minderheit werden. Die Preußen wussten schon, warum sie ihr Dreiklassenwahlrecht hatten.

Lux Patria
3 Jahre her
Antworten an  Berlindiesel

Sehr gut !

Andreas aus E.
3 Jahre her

„Offensichtlich empfinden es einige Leute immer noch als Affront, wenn sich junge Frauen um politische Spitzenämter bewerben. Der Gegenwind für Frau Baerbock ist doch deutlich stärker als für Herrn Laschet.“ Das ist aktuell die Lieblingsleier linksgrünen Politbetriebs und Kommentariats: Nicht etwa inhaltlich oder charakterlich werde kritisiert, sondern weil junge Frau. Mal abgesehen davon, daß man mit 40 so jung nun auch nicht ist: Sind Guttenberg und Wulff schon vergessen? Nicht, daß ich die Herren sonderlich schätze, aber die Kampagnen gegen die waren heftig, besonders gegen Wulff, bei dem sogar gegen seine Frau. Gern wird auch behauptet, Frauen würden wegen ihres… Mehr

josefine
3 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Nachdem, was sich Frau Baerbock geleistet hat, ist es doch klar, dass der Gegendruck gegen sie stärker ist als gegen Laschet, der (bisher) keine Plagiate etc aufweisen kann.
Das hat doch mit „Mann“ und „Frau“ nichts zu tun.

katja
3 Jahre her

Diese Stadt hat nichts, wirklich nicht anderes verdient. Unbelehrbar und unfähig zu denken. Ich bin Urberliner und ich bin soooo wütend und traurig was sie aus dieser Stadt gemacht haben. Und es wird immer schlimmer, nichts geht, nichts klappt, BVG ein Drama, S-Bahn ein Drama, Ämter ein Drama, und die bekloppten wählen weiter RRG in welcher Reihenfolge auch immer. Ich bin jedes mal beunruhigt wenn mein Mann später kommt und eigentlich möchte ich mich da nicht mal mehr mit jemanden treffen. Zumal es da tatsächlich sowas wie Strahlen aus dem Weltall oder Drogen im Trinkwasser geben muss. Selbst langjährige Freunde… Mehr

Felicitas21
3 Jahre her
Antworten an  katja

Ich kann Ihren Unmut als Urberlinerin gut verstehen. Ich bin in Köln geboren und habe damals noch eine unbeschwerte Jugend verbringen können. Heute ist Köln nicht mehr wieder zu erkennen. Bin froh, dort nicht mehr zu wohnen. Traurig. Aber bald wird es nicht mehr nur der Verlust der vertrauten Heimat Stadt sein, sondern ganz Deutschland wird nicht mehr die Heimat sein für Menschen, die es noch anders kannten.

Volker Meyringer
3 Jahre her
Antworten an  katja

Ich bin ebenfalls geborener Berliner, heute glücklicherweise nicht mehr dort lebend, und empfinde genauso.

Simone
3 Jahre her

Junge Frauen um politische Spitzenämter?
1. Jung ist höflich, aber eine Lüge was Bärbock angeht
2. Jung und grün ist für ein Spitzenamt zu wenig, Frau Giffey, Sachverstand, Intelligenz und Charisma machen einen Spitzenpolitiker (im Duden steht die Bedeutung der Worte).
3. Frauen haben es leichter nach „oben“ zu kommen – auch ohne Ausbildung. Somit ergibt sich einfach, aber logisch, auch mehr Kritik.
4. Auch denken muss eine Frau selbst, wie ein Mann.