In Wahrheit wollen die Köpfe der neuen griechischen Regierung raus aus EU und NATO – sagt der griechische Wirtschaftswissenschaftler Spiridon Paraskewopoulos im Interview mit dem Deutschlandfunk. Viele Syriza-Minister seien frühere Mitglieder der kommunistischen Partei, deren offenes Ziel der Austritt Griechenlands aus NATO und EU war. Dafür gibt es aber im griechischen Volk keine Mehrheit. Noch nicht. Syriza-Politiker verfolgten dasselbe Ziel, „seien jedoch clever und sagten das nicht offen. Stattdessen wollten sie das Volk emotional auf ihre Seite bringen, so Paraskewopoulos. Falls es zu einem Austritt aus der Eurozone käme, würden sie die Europäer als die Bösen darstellen: ‚Dann werden sie die Griechen auf ihrer Seite haben.‘“
Alexis Tsipras sagt, Griechenland habe eine Schlacht gewonnen, aber der Krieg ginge weiter. James K. Galbraith meint, die Schlacht sei eher ein Scharmützel gewesen. Galbraith lehrt an der University of Texas in Austin, sein letztes Buch ist: The End of Normal, in dem es auch um Europas wachsendes Disaster politisch und wirtschaftlich geht. Galbraith interpretiert Syrizas Erfolg vor allem als psychologischen: „Da gibt es nun Geist und Würde in Athen, anders als vor sechs Monaten. Schon bald werden sich neue Fronten auftun in Spanien, dann vielleicht in Irland und später in Portugal, wo überall Wahlen anstehen … In einem Jahr kann die politische Landschaft in Europa recht anders aussehen als heute.“ Beginnt also der Auflösungsprozess Europas in Athen? Ist das seltsame Auftreten der griechischen Flegel mehr als nur schlechtes Benehmen – sondern bewusste Politik mit Ausstrahlung in andere Länder?
Dass es zurück zum „Normalen“ vor der griechischen Wahl geht, davon sollten sich die nationalen Regierungen verabschieden und die Brüsseler Kommission. Perspektiven braucht das europäische Projekt.
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