Der Elektro-Kotau: Audi verabschiedet sich von Benziner und Diesel

Audi-Chef Markus Duesmann beugt sich: Ab 2026 will die VW-Tochter den letzten Verbrennermotor produzieren. Ab den 230er Jahren sollen Audis dann nur noch komplett elektrisch fahren. Zumindest die in Deutschland hergestellten.

IMAGO / Michael Gstettenbauer

Da staunte sogar »Campaigner« Stef Cornelis: »Die EU sollte die Industrie lenken, nicht umgekehrt.« Cornelis ist »Deutschland-Direktor« des Brüsseler Vereins Transport & Environment (T&E), einer jener Organisationen also, den die Zerstörung der Autoindustrie prächtig versorgt – im Gegensatz zu den eigentlich Wert schöpfenden Autobauern.

Cornelis wunderte sich über das Vorpreschen des Audi-Chefs Markus Duesmann. Ab dem Jahr 2026, sagte der in dieser Woche, solle es keine neuen Audis mit Verbrennermotor mehr geben, sondern nur noch rein elektrisch angetriebene, ebenso keine Hybridfahrzeuge. Die Produktion des letzten Verbrennermotors soll ab 2026 an- und Anfang der 2030er Jahre dann auslaufen; danach sollen keine neuen Verbrenner mehr entwickelt werden und Audi nur noch reine E-Autos bauen. Dies verkündet Duesmann am Dienstag erst dem Betriebsrat, dann am Donnerstag seinen Führungskräften. Das ist zwar nicht ganz neu, Duesmann hatte schon vor ein paar Monaten den Ausstieg aus dem Verbrenner angekündigt.

Konkret sollen nach Informationen der Automobilwoche die Fahrzeugmodelle A3 und A4 keinen Nachfolger mehr erhalten, sondern durch A3 e-tron und A4 e-tron ersetzt werden. Der A4 soll schon ab 2024 als rein elektrisch angetriebener Wagen vom Band laufen.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Duesmann gelang ein propagandistischer Husarenstreich: einmal ein elektrischer Kotau bis hin zur Verblüffung dunkelgrüner NGOs. Doch praktisch bedeutet Duesmanns Ankündigung zugleich den Weiterbau des Verbrennerautos. Was unter Weiter- und Neuentwicklung zu verstehen ist, kann unterschiedlich ausgelegt werden. Die aktuellen Motoren werden also weiterentwickelt und mindestens ein Dutzend Jahre weiter produziert. Es handelt sich bereits um hochentwickelte und »saubere« Aggregate. Reiner als rein geht nicht. Dehnbar, was unter einer wirklichen Neuentwicklung zu verstehen ist. So etwas exotisch Gewordenes wie ein neuer Zwölf-Zylindermotor ist zumindest in Europa nicht in Sicht, nachdem BMW und Mercedes die Produktion der legendären Könige des Automobilantriebs eingestellt haben. Die Stückzahlen sind zu klein geworden, ähnliche Leistungen holen die Autoingenieure heute auch aus kleineren Motoren heraus.

Die nächsten Richtungsentscheidungen stehen dann später an und fallen je nach Grad der politischen Verrücktheiten aus. Dann wird man sehen, was von Klimazielen übrig bleiben wird, wenn die Kassen leer sind. Den sozialistischen Planern gelangen bekanntlich noch nicht einmal ihre legendären Fünf-Jahrespläne.

Für die Autohersteller ebenso ungemein nützlich: Sie beenden hierzulande mit Verweis auf Umwelt die Produktion von Benziner- und Dieselfahrzeugen und verlagern sie in das Ausland. Sie werfen damit teure Arbeitsplätze und die Beschränkungen einer vollkommen enthemmten Bürokratie über Bord. Ebenso unschätzbarer Vorteil für die Hersteller: Sie können die Gewerkschaften zurückdrängen, dem Abbau von Arbeitsplätzen und damit auch ihrer Arbeitsgrundlage aus »Umweltgründen« haben sie ja zugestimmt. Das größte BMW-Autowerk steht schon seit langem nicht mehr in München, sondern im amerikanischen Spartanburg.

Hierzulande wird solange produziert, wozu es am meisten Subventionen vom Staat gibt. Die Produktion von Batterien beispielsweise ist ein sehr energieintensiver Prozess, bei den exorbitant hohen Strompreisen lohnt er nicht hier, sondern in China. Ausgenommen, es fließen so viele Milliarden vom Staat, dass die Produktion für die Autohersteller wieder lohnt.

Für die Automobilindustrie ein guter Schachzug: Der Staat bezahlt wesentlich die teuere Produktion der sogenannten E-Mobilität.

Auto-Industrie Deutschland 1. Halbjahr
Der Auto-Boom ist da
Der Rest der Welt frei von Benziner und Diesel? Schlicht nicht realistisch. Neue Antriebsformen – besser als Diesel – sind nicht in Sicht. Im Rest der Welt, vor allem in Entwicklungsländern mit zu wenig Strom und häufigen Unterbrechungen der Elektrizitätsversorgung, sind Elektroautos eine ziemlich dumme Idee und daher ein Nischenprodukt wie hierzulande auch. China fördert keine Elektroautos mehr, ein Ende des Verbrennermotors gibt es dort nicht.

NGO-Mann Cornelis weiter: »Die Autohersteller sind eindeutig in der Lage, ihre Produktion auf Elektrofahrzeuge umzustellen, aber es gibt derzeit keinen Anreiz, Gas zu geben.«

Er versteht da etwas falsch: Die Autoproduzenten benötigen keinen Anreiz von irgendwelchen plansetzenden staatlichen Institutionen, sondern allein der Markt entscheidet. Wenn zu wenig E-Autos nachgefragt werden, dann ist auch eine noch so hohe Produktion nicht sonderlich sinnvoll.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 38 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

38 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Gernoht
3 Jahre her

Es läuft, gerade frisch aus der Polizeidruckerpresse:
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110970/4949350

Norbi
3 Jahre her

Und wie und aus was wird ihrer Meinung nach das Methanol hergestellt?

Burkart Schramm
3 Jahre her

Alleine die köstliche Reaktion von diesem Lobbyisten »Stef« war die »Indiskretion« wert. Daimler streut nun ähnliche »Gerüchte«; Ola Källenius habe noch viel Ehrgeizigeres vor – und erneut sind die dunkelgrünen Fanatiker, die nicht nur die Industrie sondern gleich die ganze Welt »lenken« wollen, verdattert.

Die wurden voll am falschen Fuß erwischt. Bitte mehr davon.

Michael Grieme
3 Jahre her

Ein weiteres Mal führen die Vorgaben der Politik zu den falschen Motoren. Zuerst wurde der Hubraum besteuert, was zu kleineren Motoren führte („Downsizing“). Dann wurde das Abgas bestraft und die Lüge in die Welt gesetzt, E-Cars seien emisionsfrei. Der Schaden für Wirtschaft, Wohlstand und Umwelt wird fürchterlich sein. Der Politik ist es egal. Sie versteht ja nichts von Motoren.

horrex
3 Jahre her

Worüber keiner schreibt, was aber unweigerlich als ein nächster Schritt schon bald kommen wird ist, dass Städte nur noch e-Autos reinlassen werden. –
Von den in Mietshäusern fehlenden „Steckdosen“, den fehlenden (bzw. explodierenden) Trafos (deren „Upstream“) und all den armdicken felenden Kupferleitungen für die horrenden Anschlusswerte und wo all der grüne Strom herkommen soll fang ich garnicht erst an. –
Vor einiger Zeit schickte mir ein Freund ein Comic dazu (finds leider nicht mehr). Darauf war zu sehen, wie ein ADAC-Wagen mit einem riesigen „Batterie-Anhänger“ einem Liegen-Gebliebenen „Blut“ spendet. –

Reinhard Schroeter
3 Jahre her

Sie sind Scharlatane und Alchemisten , die glauben machen wollen, dass die Energie aus fossilen Energieträgern, die es täglich braucht um ein Industrieland am Laufen zu halten, einfach durch die mittelalterliche Technologie der Windmühle oder das Warten auf Sonnenschein erzeugt werden könne. Sie behaupten Stroh zu Gold spinnen zu können. Je dreister sie es behaupten um so mehr hängen ihnen an den Lippen ! Man muss kein Experte sein , gesunder Menschenverstand reicht völlig aus. Rechnet man die Energie, die täglich allein im Straßenverkehr notwendig ist und deren Basis das Erdöl darstellt, in kw um, wird man auf ungeheure Zahlen… Mehr

F.Peter
3 Jahre her

Und auch Einstein war es, der sich zu Beginn der dunklen Zeiten vor 90 Jahren, die heute offenbar wieder aufziehen, aus dem Land verabschiedete!

F.Peter
3 Jahre her

Und aus berufenem Munde ertönt dann die letzten Tage, dass die E-Mobilität eh nur eine Brückentechnolgie sei. Über eine solche Brücke möchte ich nicht einmal zu Fuß gehen…..
Warten wir mal ab, bis Audi dann zum Sanierungsfall wird oder vom Konzern komplett ins Ausland verlagert wird. Baden-Württemberg kann sich schon mal freuen………

Peterson82
3 Jahre her

Die Nachfrage ist ja da. Die Auftragsbücher bei VW sind voll und die Produktion läuft auf Hochtouren. Sie ist sogar so hoch, dass VW die Anweisung an seine Mitarbeiter rausgegeben hat eben momentan kein vollelektrisches Fahrzeug zu nehmen da zunächst die Kunden beliefert werden müssen. Der VW eUp ist ebenfalls völlig ausverkauft gewesen, der ID.3 derzeit auch und auch der ID.4 wird sehr gut laufen. Die gesamte Audi E-Tron Sparte verkauft sich auch sehr gut, genauso wie die Koreaner grade gut verkaufen.

horrex
3 Jahre her
Antworten an  Peterson82

„Verkauft“ sich ???
Subventionen der Marke „Geiz ist geil“ werden mitgenommen.
Nicht allein die Kaufprämie.
Auch der „kostenlose“ Strom, Steuer usw.
Und der vuelfach teurere Strom kommt aus der Schweiz, Österreich, F, Tschechien …
Wer ZAHLT die Zeche?
Verstehen sie wirklich nicht, dass das das Prinzip „linke Hosentasche, rechte Hosentasche“ ist + ein WUNDERBAR „sauberes Gewissen“ ist auf das sie da reinfallen???

Jerry
3 Jahre her

Von mir aus. Ich habe nichts gegen E-Autos ich fahre selbst eins, allerdings möchte ich die Entscheidung weiterhin auch selbst treffen. Andererseits: Wenn ich mir die aktuellen Werbespots (und insb. den Genderschwachsinn) von Audi anschaue, gehöre ich ohnehin nicht zur Zielgruppe.

Last edited 3 Jahre her by Jerry