Angela Merkel trifft zur Stunde die ostdeutschen Ministerpräsidenten und ihren Ostbeauftragten Marco Wanderwitz. Nach dessen irrlichternden Bemerkungen über die angeblich undemokratischen Ostdeutschen müsste die Kanzlerin ihn eigentlich entlassen – falls sie der eigenen Partei nicht schaden will.
Marco Wanderwitz blickt mit einer Arroganz auf die Ostdeutschen, die nur die Frage zulässt, weshalb er nicht längst als Ostbeauftragter abgelöst worden ist. Er ist der falsche Mann am falschen Platz. Oder teilt Angela Merkel Wanderwitzens Verachtung für die Ostdeutschen? Wenn nicht, müsste sie spätestens jetzt ihren irrlichternden Ostbeauftragten entlassen, der großspurig behauptet, dass man es im Osten mit Menschen zu tun habe, die teilweise „auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind.“
Ist er es denn? Zumindest wird Wanderwitz im Osten für die wahlkämpfende CDU in Sachsen-Anhalt zunehmend zur Belastung. Und erst recht im Bundestagswahlkampf in Sachsen, wo er Spitzenkandidat der CDU ist. Wenn Angela Merkel tatsächlich ihren Parteifreunden in Sachsen-Anhalt einen Wahlerfolg gönnt, kann sie gar nicht anders, als Marco Wanderwitz abzulösen. In der Schaltkonferenz mit den sechs ostdeutschen Ministerpräsidenten und Marco Wanderwitz heute um 15 Uhr hat die Bundeskanzlerin zumindest die Gelegenheit dazu.
Denjenigen, die gegen eine hochgerüstete Staatsmacht auf die Straße gegangen sind, hält der 1975 geborene Wanderwitz, der 1994 das Abitur machte, entgegen, dass sie demokratieunfähig seien. „Wir haben es mit Menschen zu tun,“, urteilt der CDU Abgeordnete mit einer Arroganz, die an die Funktionäre der DDR erinnert, „die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind.“
Wer nicht Links der Mitte ist, ist für Wanderwitz gleich rechtsradikal. AfD-Wähler sind für Wanderwitz ohnehin für die Demokratie verloren. Wieso? Weil sie von ihrem freien und geheimen Wahlrecht Gebrauch machen? Er will auch nicht mit Argumenten um diese Wähler werben. Weshalb? Traut er seinen Argumenten nicht? Besitzt er überhaupt Argumente oder verwechselt er Verbalinjurien und Phrasen mit Argumenten? Gehören nicht der Streit der Meinungen und der Kampf um das beste Argument zum Wesen der pluralistischen Demokratie? Für Wanderwitz anscheinend nicht. Wanderwitz will nicht diskutieren, er will eine Mauer bauen. Argumente werden durch Beton ersetzt. Denn: „Teil meiner Analyse ist ja, dass ein nicht unerheblicher Teil der AfD-Wähler leider dauerhaft für die Demokratie verloren ist. Insofern gibt es da keinen Lösungsansatz mehr, außer die Brandmauer möglichst hoch zu ziehen.“ Man beachte den beispiellosen Zynismus in den Worten, dass Menschen „dauerhaft für die Demokratie verloren“ sind. Warum? Sind Menschen nicht lernfähig, sind sie nicht überzeugbar? Oder sind sie es nicht, weil sie im Osten geboren worden sind? Wer meint, dass Menschen dauerhaft für die Demokratie verloren seien, ist trotz Amt in einer C-Partei kein Christ, denn er hat nichts von Paulus und nichts vom Damaskuserlebnis begriffen, und ein Demokrat ist er erst recht nicht.
Für AfD-Wähler gibt es in Wanderwitzens Welt eben keine Hoffnung mehr, keine Lösung, nicht einmal einen Lösungsansatz, wer das „Falsche“ wählt, ist ein für alle mal für die Demokratie verloren, deshalb will er gegen sie: „die Brandmauer möglichst hoch … ziehen.“ Wie wär es denn mit einem Reservat für Dunkeldeutsche? Für eigensinnige Wähler, die nicht im blinden Vertrauen den Anweisungen der „Interpretationseliten“ folgen?
Wanderwitz will „eine sehr klare Grenze zu Rechtsradikalen…ziehen“. Dagegen wäre überhaupt nichts einzuwenden, es wäre sogar unterstützenswert, wenn er gleichzeitig auch „eine sehr klare Grenze“ zu Linksradikalen ziehen und für ihn Rechtsradikalität nicht bereits jenseits der politischen Linken beginnen würde, wie seine Kommentare indizieren.
Marco Wanderwitz macht sich Sorgen um die Demokratie in Deutschland, die sollten wir uns in der Tat auch machen, wenn wir Marco Wanderwitz zuhören, umso mehr, um so länger wir ihm zuhören.
Wovon man allerdings sicher ausgehen kann, ist, dass sich Marco Wanderwitz als Opfer darstellen wird, weil jede Kritik an den Worten des großen Abgeordneten aus Chemnitzer Land – Stollberg bereits als rechtsradikaler Angriff gewertet werden wird, gegen den eine „Brandmauer“ zu errichten ist. Aber vielleicht versteht man Marco Wanderwitz auch völlig falsch, und er ist nicht der größte Verächter der AfD, sondern ihr größter Verehrer, weil er doch zur Zeit im Osten ihr bester Wahlkampfhelfer ist.
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Für solche Agitation und Ausgrenzungsrhetorik ist Wanderwitz doch implemtiert worden. Er löste Hirte als „Ostbeauftragter“ ab, der in einer Nachricht an Kemmerich nach dessen Wahl zum Thüringer Ministerpräsidenten gratuliert und ihn als „Mann der Mitte“ bezeichnet hatte. Da hat Wanderwitz gelernt, was man als Opportunist mit Kalkül in der Agitationslyrik äußern muss, um den Berliner Machtmilieus als ideologischer Zuträger zu dienen. Kissler schrieb in der NZZ „Deutschland braucht keinen Wählerbeschimpfungsbeauftragten“. Zudem redet Wanderwitz Unsinn. Wer in der DDR „sozialisert wurde“, der hat laut allen Statistiken überpropotional CDU gewählt. Daß er nun Merkels Sozialisation in den DDR Kadern damit in Zusammenhang… Mehr
Hinter die Brandmauer gehören berufsmäßige Spalter und Hetzer wie der Herr Wanderwitz. Da kann er dann davon träumen, dass er irgendwas analysiert hätte, wo er doch nur die bestellten Anwürfe ablieferte, die der CDU nochmal ein paar Wähler retten sollen. Nächstens kommt sicher auch noch ein Pfarrer und verheißt AfD-Wähler die ewige Verdammnis.
Allein die Behauptung, dass das hier eine Demokratie ist, ist ein Witz. Es ist nicht mehr als ein Schauspiel, in dem die Rollen mit untalentierten Darstellern besetzt sind, die unterschiedliche Parteibücher tragen, schließlich ab alle die gleiche Agenda verfolgen.
Eine Seifenoper, die sich gerade noch über Wasser hält
…und ja, ich bin wirklich sauer! Weil Wanderwitz wirklich glaubt, „auf der richtigen Seite zu stehen“ und einfach nichts verstanden hat.
Merkel räumt hoffentlich das Kanzleramt, und da wäre es ganz hilfreich ihren Treppenwitz mitzunehmen. In der Uckermark werden ganz viele Vollblutdemokratie Lehrer seines Schlages gebraucht. Gewogen, aber dass die Waage gar nichts anzeigt…..
Im Moment reicht doch auch ein Umzug. Ob mit oder ohne Mauer, im Osten hat sich (in den Köpfen) nicht viel verändert, und der Ossi erzieht seine Kinder auch entsprechend, damit ist die Zukunft determiniert. Wenn die Mauer dann kommt (bin ich auch absolut dafür), braucht es den Asyl-Antrag möglicherweise nicht mehr.
Menschen …, die teilweise „auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind.“ Was erzählt dieser Mann für einen Unsinn!? Die heute 30-Jährigen wurden nicht in der DDR sozialisiert. Auch in der Wählergruppe der 30 bis 44-Jährigen waren die ältesten gerade mal 14, als die DDR-Diktatur in sich zusammengefallen ist. Unter denen, die etwa in Sachsen-Anhalt den real existierenden Sozialismus tatsächlich noch als bereits Erwachsene erlebt haben (heute 45+), finden sich die meisten CDU-Wähler (2016: 29%, ab 60 Jahre: 36%). Was sagt die wanderwitzige Aussage also über diese Mitbürger aus, wenn sie angeblich noch nicht in der Demokratie angekommen… Mehr
Das letzte was wir brauchen ist so ein ignoranter Spalter der mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung das abgedroschene Ossi – Klischee negativ aufwärmt. Ich als alter gebürtiger „Wessi“ habe jedenfalls mehr Respekt vor den steitbaren Bürgern im Osten als vor den rot-grün gehirngewaschenen Gutmenschen die den Knall noch immer nicht gehört haben.
Dem kann ich als gebürtige Wessi nur zustimmen.
Sie fragen, ob Frau Merkel Wanderwitz‘ Verachtung für die Ostdeutschen teilt. Ich kann nicht erkennen, dass Frau Merkel, wenn es um Verachtung geht, zwischen Ost- und Westdeutschen groß unterscheidet.
Vielleicht ist Merkels Verachrung für die Ostdeutschen noch ein bisschen größer, weil die unsere famose GröKaZ durchschauen.
Was ist eigentlich ein Ostbeauftragter?
So etwas wie ein Revierförster?
Der Ostbeauftragte soll demokratisch empfindende Menschen von deren Grundeinstellung weg lotsen.
Eun Ostbeauftragter ist so eine Art Missionar, der den wilden, ungläubigen Ossis den wahren Glauben bringen will. Wanderwitz hat damit wenig Erfolg und resigniert. Er hält die alten Wilden, die sich bereits in der DDR dem sozialistischen Glauben widersetzt haben, für unbekehrbar. Er hofft nun, dass die Gehirnwäsche durch Schule, Mainstream-Presse und Staatsfunk wenigstens bei den kleinen Ossis Wirkung zeigt.
War das nicht sehr schwierig die Sachsen zu christianisieren?
Eher wie ein Abschnittsbevollmächtigter (ABV) – die älteren unter uns werden sich noch erinnern…