In Tel Aviv pro Israel, in New York bei der UNO contra Israel

Janusköpfig und damit für viele Partner Deutschlands doppelbödig und unberechenbar. Der Vorgänger von Maas und Parteigenosse im Auswärtigen Amt, Steinmeier, hat es ja vorgelebt und als Bundespräsident fortgesetzt.

IMAGO / photothek

Wenn Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) nach dem Abschuss Tausender Hamas-Raketen auf Israel spontan dorthin fliegt, dann bringt er natürlich mehr oder weniger bewegende Bilder für das Album und für die Titelseiten diverser Zeitungen mit. Zum Beispiel lässt er sich dann mit seinem israelischen Amtskollegen Gabi Aschkensai in einem Mauerloch ablichten, das eine Hamas Rakete aus einem israelischen Gebäude herausgerissen hat. Auch ohne den folgenden Satz geht es dann nicht ab: „Für uns ist die Sicherheit Israels, genauso wie die Sicherheit aller Juden in Deutschland, nicht verhandelbar.“

Simon Wiesenthal Center
Jerusalem Post: UN-Botschafter Christoph Heusgen auf Negativliste
Brav gesprochen! Nur es interessiert in Nahost niemanden. Die Stuttgarter Nachrichten schreiben denn auch zu Maas‘ Besuch in Israel süffisant: „Doch dafür muss man sich im Flugzeug nicht Sitzfalten in die schicken Anzüge knittern. Der Blitzbesuch … wirkt eher wie das verzweifelte Bemühen, auf jeden Fall mit dabei zu sein und ein paar schicke Fernsehbilder zu generieren. Dazu gab es noch ein paar Worthülsen und Sprechblasen aus dem Phrasendreschautomaten ….“

Abgehakt? Nein, denn all die Bekenntnisse pro Israel sind Heuchelei pur. Man muss daran erinnern: Im Jahr 2020 stimmte Deutschland bei den Vereinten Nationen 13mal Mal für eine Verurteilung Israels, aber nur einmal dafür, den Terrorsponsor Iran zu verurteilen. Auch 2019 war es nicht anders: Deutschland votierte 15mal für eine Verurteilung Israels und einmal gegen den Iran.

Ausgabe TE 06-2019
CSU-Mann Rosenberg: Deutschland steht an der Seite der Israel-Hasser
Besonders heuchlerisch war folgende Aussage von Heiko Maas am 20. Mai vor Ort in Israel: Israel habe „das Recht, sich gegen solche massiven Angriffe zu verteidigen.“ Mit welchen Waffen? Hat Maas Gedächtnislücken? Denn Deutschland hatte in der UNO erst am 23. März 2021 gegen ein Waffenembargo des Sicherheitsrats gegen den Iran, aber für ein Waffenembargo des Menschenrechtsrats gegen Israel gestimmt.

Der von Deutschland mitbeschlossene Antrag fordert in Punkt 16 „alle Staaten nachdrücklich auf«, von der Weitergabe von Kriegswaffen an die Konfliktparteien abzusehen, wenn sie „zu der Einschätzung gelangen, dass ein eindeutiges Risiko besteht, dass diese Waffen zur Begehung oder Erleichterung schwerer Verletzungen oder Verstöße gegen die internationalen Menschenrechtsnormen oder schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht“ dienten. Der Antrag gegen Israel war – wie fast immer – unter anderem von den „lupenreinen“ Demokratien Pakistan, Venezuela und den Palästinensern selbst eingebracht worden.

Dass es auch anders als verlogen geht, bewiesen immerhin Großbritannien, Österreich, Tschechien, Bulgarien und andere europäische Staaten, die diesem Papier ihre Zustimmung verweigerten.

Frauenunterdrücker
Hat Deutschland den Iran in die UN-Frauenrechtskommission gewählt?
Aber wer ist der Mann, der in der UNO regelmäßig gegen Israel votiert. Es ist Christoph Heusgen, (*1955). Sein Chef ist Heiko Maas, aber er ist ein Merkel-Mann. Von 2005 bis 2017 war er im Kanzleramt als Ministerialdirektor Merkels außen- und sicherheitspolitischer Berater. 2019 war er vom Simon Wiesenthal Center auf Platz 7 der „10 schlimmsten Vorfälle von antisemitischem Verhalten“ gesetzt worden. Das war gewiss ungerecht, denn eigentlich hätten Merkel und Maas diesen Platz verdient gehabt. Denn Heusgen hat in New York nie eigenmächtig votiert, sondern so, wie von Merkel und Maas gewollt. Allerdings hat er sich gelegentlich auch mal im Ton vergriffen. In einer Rede vor der UNO hatte er die Hamas-Raketen mit den israelischen Bulldozern verglichen, die geräumte palästinensische Häuser zerstörten.

Ja, so ist deutsche Politik: Janusköpfig und damit für viele Partner Deutschlands doppelbödig und unberechenbar. Der Vorgänger von Maas und Parteigenosse im Auswärtigen Amt, Steinmeier, hat es ja vorgelebt und als Bundespräsident fortgesetzt: Lippenbekenntnisse pro Israel, im Februar 2019 aber Glückwünsche „auch im Namen meiner Landsleute“ an den aggressivsten Israelhasser Iran zum 40. Jahrestag der islamischen Revolution.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 16 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

16 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Deutscher
3 Jahre her

Israel tut gut daran, auf die Meinung anderer Leute zu pfeifen und bestmöglich für sich selbst zu sorgen. Israel ist das einzige jüdische Land auf dieser Welt. Mit ihm steht und fällt das Schicksal des jüdischen Volkes.

EinBuerger
3 Jahre her

Mein Ansatz ist, alles in der BRD mit grenzenlosen Opportunismus zu erklären. Das erklärt zB. sehr einfach, warum die BRD in Tel Aviv pro Israel ist.
Umgekehrt bin ich mir sicher, dass es irgendeinen Vorteil bringt, bei der UNO pro Araber zu sein. Welcher das genau ist, weiß ich nicht. Dass es aber so einen geben wird, dessen bin ich mir sicher.
Das ist meine Art der Verschwörungstheorie.

Gabriele Kremmel
3 Jahre her

Das hohle Geschwätz ist nur Fassade. Die Sicherheit von Juden in Deutschland wird nicht verhandelt, sie wurde mutwillig aufs Spiel gesetzt und die Judenhasser haben auch nicht vor, zu verhandeln. Sie handeln einfach. Und die Politik lässt sie gewähren und wedelt nachher mit Lippenbekenntnissen herum, um ihr Gesicht nicht zu verlieren.

Last edited 3 Jahre her by Gabriele Kremmel
Skeptischer Zukunftsoptimist
3 Jahre her

Auf dem Bild oben hält Netanjahu ihm das Beweisstück hin und schaut ihn mit durchdringendem Blick an. Heiko steht da wie auf frischer Tat ertappt.
In dem Moment wünschte man sich, beide hätten kurz mal eine durchsichtige Scheibe in ihrer Stirn.

Wolfgang Schuckmann
3 Jahre her

Man sieht, so ist Politik. Verschlagen, voller Heuchelei, die Dinge nie beim richtigen Namen nennen. Bezahlt wird die Show eh vom Volk, Stop, von denen, die so dumm waren hier zu bleiben. Entschuldigung, das mit dem „Volk“ war nicht so gemeint. Im Zuge der Evolution tauscht sich ja alles automatisch aus.
Werte, Intelligenz, Wahrheiten, einfach alles, und zum guten Ende auch die indigene Bevölkerung. Und denen, die mit Deutschland noch nie was anfangen konnten, ist’s sowieso egal. Das sind die,die sich wundern das jeden Morgen die Sonne aufgeht. Alles klar?
Na denn.

reiner
3 Jahre her

Eine Bekannte von mir hat an die israelische Botschaft geschrieben dass sie sich für die Politik hier im Lande schämt, wenn die eine Antwort geben sage ich hier bescheid, aber erstaunlich.

Ananda
3 Jahre her

Die deutschen „Regierenden“ sind leider nicht nur Janusköpfig sondern zutiefst verlogen.
Was sagt das über diese Personen aus wenn man mit den Despoten und Menschenrechtsverletzer kuschelt und korrekte Leute verurteilt?

MariaundJosef
3 Jahre her

Maas ist ein schmalbrüstiger, geistiger Tiefflieger. Es konnte nie etwas, kann nie etwas und wird auch in Zukunft nichts können! Aber für „ interessante“ Fotos, ist er immer zur Stelle. Hoffentlich verschwindet er bald. Sein letzter Rettungsast, ist ein Bundestagsmandat in Berlin. ER, der kluge Weltbürger! , will doch nicht mehr in das miefige Saarland zurück. Obwohl er dort „ gerade richtig“ ist…..mit seinem Niveau!

Wolfgang Schuckmann
3 Jahre her
Antworten an  MariaundJosef

Was schreiben Sie denn da? Wo doch Koryphäen als Wirtschaftsminister von dort kommen. Wollen Sie etwa die Saarländer beleidigen?
Sie können doch nicht eine ganze Landsmannschaft für zwei besondere Exemplare dieser deutschen Region in die Schuldhaft nehmen. Das ist Ehrabschneidend.
Und ich denke Oskarchen wird regelmäßig übel, wenn er an seinen „Ziehsohn“ denken muss. Nichts für Ungut.

CIVIS
3 Jahre her

Am besten kann Deutschland große öffentlichkeitswirksame Trauer- und Gedenkfeiern zelebrieren; …dabei je länger weg der Anlass (Auschwitz etc.), um so größer die geheuchelte Betroffenheit (Maas, Merkel und Steinmeier sind dabei die „Kings of Betroffenheit„; sie winden sich vor gespieltem Schmerz und Tränen drohen gar zu fließen). Bei aktuelleren Ereignissen die Israel und die jüdische Bevölkerung betreffen herrscht dagegen eher dröhnendes Schweigen aus Deutschland. Im Gegenteil: Jede Anti-Israel-Resolution in der UNO wird freudig begrüßt, wenn nicht sogar selbst federführend herbeigeführt ! Was für eine widerliche Mischpoke ! Der Satz vonwegen „Anerkennung des Selbstverteidigungsrecht Israels“ muss Maas doch im Hals stecken geblieben… Mehr

bkkopp
3 Jahre her

Das was als “ Staatsräson “ benannt wurde, ist dann doch nur Ambivalenz, Janusköpfigkeit. Alles scheint dem Prinzip “ Politik nach Meinungsumfragen “ untergeordnet zu sein. Den Linken und Grünen, auch wenn sie, in den 1970ern, nicht alle persönlich in PLO-Fortbildungsveranstaltungen waren, ist es, ganz im Sinne von Arafat, gelungen, die “ Palästinenser “ als die ewigen Opfer, die Underdogs zu sehen, auf deren Seite man sich stellen muss. Dies ist seit vielen Jahren emotional verankert und mittlerweile schon in die nächste Generation vererbt. Als Herzenssache, die es geworden ist, unterliegt es dann auch schon bald dem Gedanken “ Was… Mehr