Die Stimmung ist gekippt: Deutliche Mehrheit für Lockerungen

Die Forderung nach Lockerungen hat mittlerweile bei den Anhängern aller im Bundestag vertretenen Parteien außer den Grünen eine Mehrheit. Auch die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung wächst.

IMAGO / IPON
Jens Spahn und Angela Merkel vor der Kabinettsitzung am 24. Februar.

Die Stimmung in Deutschland scheint eindeutig gekippt zu sein. Erstmals seit Beginn des harten Lockdowns Mitte Dezember zeigt sich in der regelmäßigen YouGov-Umfrage im Auftrag der dpa eine Mehrheit dagegen. Auch die Unzufriedenheit mit der Arbeit der Bundesregierung wächst deutlich.

 43 Prozent der Befragten finden, nach dem Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch (3. März) sollte es deutliche Lockerungen geben. 17 Prozent fordern sogar die Aufhebung aller Maßnahmen und Rückkehr zur Normalität.

Nur noch jeder Vierte (26 Prozent) will die Maßnahmen im aktuellen Umfang beibehalten, neun Prozent wollen noch strengere Einschränkungen. 5 Prozent machten keine Angaben.

Im Dezember befürworteten 73 Prozent die Maßnahmen von Bund und Ländern. Auch Anfang Januar waren es noch 65 Prozent. Vor der letzten Bund-Länder-Konferenz am 10. Februar war es noch die Hälfte der Befragten.

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Laut einer anderen Umfrage des Insa-Instituts für Bild am Sonntag ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) der Hauptleidtragende dieses Stimmungsumschwungs: nur 28 Prozent sind mit ihm zufrieden. Mit der Arbeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sind dagegen immer noch 54 Prozent zufrieden, mit dem möglichen Kanzlerkandidaten und bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) 45 Prozent.

Die Lockdownkritiker sind mittlerweile bei den Anhängern aller im Bundestag vertretenen Parteien außer den Grünen in der Mehrheit: AfD (72 Prozent), FDP (67), Linke (58), CDU/CSU (57), SPD (54), Grüne (49).

Die Lockdownkritik wird von wachsender Unzufriedenheit mit der Bundesregierung begleitet: 48 Prozent finden das Regierungshandeln „sehr“ oder „eher positiv“, 47 Prozent sind „sehr“ oder „eher unzufrieden“. Anfang Februar waren noch 50 Prozent zufrieden, im Oktober waren sogar 57 Prozent und während der ersten Corona-Welle im April 67 Prozent. 

Vor allem drei Dinge wollen die Befragten der YouGov-Erhebung ändern (sie konnten drei Dinge nennen): Öffnung von Geschäften (49 Prozent), weniger strenge Beschränkungen für persönliche Kontakte (43 Prozent), Öffnung von Restaurants (42 Prozent). Erst mit einigem Abstand folgt dann der Ruf nach Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an Schulen (32 Prozent). Körpernahe Dienstleistungen wie Kosmetik- und Massagestudios (18 Prozent), Sport (16 Prozent) sind den Menschen wichtiger als Kulturveranstaltungen (12 Prozent). Erstaunlicherweise hat auch das Reisen (11 Prozent) und Hotelübernachtungen (9 Prozent) eher geringe Priorität.

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Kommentare ( 37 )

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AnSi
3 Jahre her

Wer (und wo) wird eigentlich befragt, wenn immer noch 54% mit der Kaiserin zufrieden sind? Beim besten Willen, ich KANN es mir NICHT vorstellen! Sind diese 54% alle hirnbefreit? Oder womöglich „geschmiert“?

Weiss
3 Jahre her

In Israel ist schon trotz Massenimpfung vom anstehenden 4. Lockdown nach den Wahlen die Rede.

Deshalb glaube ich nicht, dass so schnell der Lockdown in der BRD beendet werden wird.

Top health official: Election fever driving government’s pandemic decisions | The Times of Israel

Onan der Barbar
3 Jahre her

Dann wird Merkel also in den Wahlkampf gehen als die Schantall d’Arc, die heldenmutig Deutschland von dem Lockdown befreit hat, den unbekannte Mächte aus einer anderen Sphäre über Deutschland gelegt hatten.
Joseph Heller („Catch-22“) würde fragen: Wer ist eigentlich blöde genug, noch CXU zu wählen, aber nicht so blöde, dass er gleich die Grünen wählt?

FZW
3 Jahre her

Sollten in DE tatsächlich 54% der Bevolkerung total hirnbefreit sein? Ein Blick auf die deutsche Gesellschaft und deren Zustand lassen es befürchten.

Wolf Koebele
3 Jahre her

Verstehe: Die Merkel ist gar nicht in der Regierung. Das Unschuldslamm wird von finsteren Mächten hineingeritten!

JamesBond
3 Jahre her

Das sofortige Ende der Einschränckungen ist alleine schon deshalb erforderlich, weil alles darauf hindeutet, das es weitere Mutationen gibt (wie bei der Grippe) und gegen manche die Immunität wohl nicht viel hilft. Das Virus ist immer nen kleinen Schritt voraus…, dh. wie beim Schnupfen und der Grippe: Es hilft nix und das sicher!

Roland Mueller
3 Jahre her

Die SPD hat ihre Wahlplakate in BaWü, mit denen sie gegen das Schulchaos wahlkämpfen wollte, wieder eingesammelt. Offenbar haben sogar die Genossen kapiert, wie lächerlich so eine Idee ist, wenn der Obergenosse Lauterbach bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Schulschließung als Heilmittel anpreist. Böse Badenser sagen dem Schwaben nach, das er Gottes dümmste Gabe ist. Aber so dumm ist er auch wieder nicht.

Reimund Gretz
3 Jahre her

Politik, Verwaltung und Medien haben sich im Zahlendschungel verlaufen!
Wie nennen wir die Mutation der Politik und Medien die nicht zwischen positiver Testung und Erkrankung unterscheiden? Vorschläge bitte! Es war einmal das Ziel das Gesundheitssystem nich zu überlasten, es ist nicht überlastet und wir erleben inzwischen Hetzjagten durch die Polizei, haben Verweilverbotszonen, abgesperrte Sitzbänke usw.
So eine Hysterie gibt es in keinem anderen Land dieser Welt!

Deutscher
3 Jahre her

Hat Merkel Spahn schon ihr Vertrauen ausgesprochen?

Micci
3 Jahre her

AfD (72 Prozent), FDP (67), Linke (58), CDU/CSU (57), SPD (54), Grüne (49)

War das die Lösung einer Aufgabe aus einer Politik-Klassenarbeit?

„Sortieren Sie die bundesdeutschen Parteien nach ihrer Rechtstreue in abnehmender Reihenfolge.“

Gab aber nicht die volle Punktzahl: Linke und CDU muss man momentan noch tauschen.

Noch!