Einem starken Einbruch des Automarktes in westlichen Ländern steht zum Jahresauftakt ein rasanter Anstieg in China gegenüber. Nicht Europa, sondern der „automobile Drachenflug“ in China wird den weiteren Verlauf der Welt-Automobilkonjunktur 2021 bestimmen.
Nomen est omen: Das Jahr des Ochsen verheißt für China ein zugkräftiges Automobiljahr 2021. Im Reich der Mitte, das die Corona-Folgen mit rigorosen Maßnahmen – die jegliches Querdenken untersagten – bisher am schnellsten und am wirksamsten gemeistert hat, legten die Verkäufe zum Jahresbeginn abermals rasant um rd. ein Viertel zu. Im Gegensatz zu allen großen westlichen Absatzmärkten, die abermals in einen – teils sogar verschärften und verlängerten – Lockdown mussten, oder, wie in den USA, ungewohnt heftigen Wintereinflüssen ausgesetzt waren, die den Absatz sogar von Verbrennerautos zeitweise zum Erliegen brachten.
In Europa – und in Deutschland – brachen die Neuwagenverkäufe im Januar 2021 vorrübergehend abermals um rd. ein Viertel ein, nachdem im Vormonat Dezember noch historische Verkaufsrekorde erzielt wurden.
Sicher ist: Die Februar-Daten werden noch größere Verwerfungen zeigen – abermals nicht konjunkturell bedingt. Um Fehlinterpretationen vorzubeugen….
Starker Jahresauftakt in China, erneute Markteinbrüche im Westen (Quelle: VDA)
- Die Erholung am europäischen Pkw-Markt wurde zum Jahresauftakt erneut jäh unterbrochen, die Neuzulassungen fielen um 26 Prozent unter den Vorjahresjanuar zurück. Mit nur 842.000 Neuzulassungen wurde damit erstmals wieder seit 2014 in einem Januar die Millionenengranze unterschritten.
- Die fünf größten Einzelmärkte zeigten dabei alle das gleiche Bild:
- Spitzenreiter war Spanien, wo sich die Nachfrage halbierte (-51 Prozent);
- im Vereinigten Königreich gingen die Neuzulassungen um 40 Prozent zurück;
- in Deutschland um knapp ein Drittel (- 31 Prozent);
- der Markt in Italien gabe um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach;
- Frankreich konnte seit langer Zeit erstmals wieder den geringsten Rückgang um nur 6 Prozent verbuchen
- Unter den europäischen Märkten konnten lediglich Schweden (+ 22,5 Prozent) und Norwegen ( + 7,7 Prozent) Zuwächse gegenüber dem Vorjahr verbuchen.
- Bezogen auf die einzelnen Automobil-Marken hatten lediglich Smart mit 2.590 Einheiten (+191,3 Prozent; Marktanteil 0,3 vH), Volvo mit 23.859 (+3,6 Prozent; MA 2,8 vH) und Porsche mit 5.594 (+0,9 Prozent; MA 0,7 vH) Zuwächse gegenüber dem Vorjahr. Das Schlusslicht bildete wie schon im Vorjahr der Ford-Konzern mit einem Marktanteil von 5,5 vH.
- Unangefochtenes Marktschwergewicht blieb der Volkswagenkonzern mit einem Marktanteil von 25,4 vH, gefolgt von der neugebildeten Stellantis-Gruppe mit 21,2 vH
- In den USA wurden im Januar 2021 1,1 Millionen Light Vehicles (Pkw und Light Trucks) verkauft, 4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dabei ging das Pkw-Segment um 17 Prozent zurück, während das Light-Truck Segment sogar um 1 Prozent zulegen konnte.
- In China hat die Wirtschaft die schwerwiegenden Corona-Folgen weitgehend hinter sich gelassen, die Verhältnisse am Automobilmarkt sind wieder normal: d.h. Wachstum. Mit 2,0 Millionen nahmen die Pkw-Verkäufe um 27 Prozent gegenüber dem – wegen des damaligen Neujahresfestes besonders niedrigen – Vorjahresniveaus zu, der neunte Wachstums-Monat in Folge.
Hinweis: Da das Neujahrsfest 2021 auf den Februar fällt, werden die Zulassungszahlen dann, nicht konjunkturell bedingt, entsprechend negativ ausfallen.
- In Japan ist der Pkw-Markt im Aufschwung und legte im vierten Wachstums Monat in Folge um 8 Prozent auf 324.500 Einheiten zu. Auch in Indien, dem bevölkerungsreichten Land der Erde, setzte sich die Erholung fort; dort wurden zu Jahresbeginn 276.000 Pkw verkauft (+ 11 Prozent), knapp ein Drittel der westeuropäischen Zulassungen. Der brasilianische Automobilmarkt befindet sich weiter tief in der Corona-Rezession. Im Januar wurden 162.000 Automobile neu zugelassen, 12 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Pkw-Produktion auf hohem Vor-Coroan Niveau (Quelle: VDA)
Ungeachtet der neuerlichen Lockdown im öffentlichen Leben einschließlich Händler-Verkaufsräumen hielt sich die Pkw-Produktion in allen großen Herstellerländern auf hohem Niveau. Die spiegelt die optimistischen Zukunftserwartungen der Hersteller wider.
Von daher bestehen gute Voraussatzungen, dass der zyklische Konjunkturabschwung, der im Frühjahr 2018 eingesetzt hatte, im Verlauf der nächsten Monate 2021 vom erwarteten Aufschwung abgelöst wird.
Ausblick
Nicht die aktuellen Markt-Einbrüche in Europa, sondern der „automobile Drachenflug“ in China wird Präjudiz für den weiteren Verlauf der Welt-Automobilkonjunktur 2021 sein. Von daher also: Keine Panik auf der Titanic, der Aufschwung ist nur „lockdowned“, nicht abgesagt!!
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DSFK (Dongfeng Sokon) ist die vielgepriesene Automarke aus China. Da lohnt doch gleich mal ein Blick auf das Typenblatt. Kraftstoffverbrauch kombiniert l/100 km 11,8 Innerorts l/100 km 15,4 außerorts l/100 km 10,1 CO2 Emission kombiniert g/100 km 271 Abgasnorm Euro 6d Diese Werte dann bei 140 PS aus einem 4-Zylinder Demgegenüber ein Chevrolet Camaro 6.2 V8 , 453 PS Kraftstoffverbrauch nach Herstellerangaben11,1 l/100 km (kombiniert) 17,0 l/100 km (innerorts) 7,7 l/100 km (außerorts) CO2-Emissionen nach Herstellerangaben252 g/km (kombiniert) Falls man in Europa die Idee hat, auch in 20 Jahren noch Autos zu bauen, sollte man die CO2 Werte an international… Mehr
„Im Reich der Mitte, das die Corona-Folgen mit rigorosen Maßnahmen – die jegliches Querdenken untersagten – bisher am schnellsten und am wirksamsten gemeistert hat, legten die Verkäufe zum Jahresbeginn abermals rasant um rd. ein Viertel zu.“ Lieber Herr Dr. Becker, dieser Eingangssatz hat schon was. Woran erkennen Sie, dass das Ursprungsland des Virus alle damit verbundenen Probleme wirksam gemeistert hätte? Haben Sie genaue Zahlen aus der VR China, die einer ernsthaften Überprüfung standhalten würden? Zweifellos hat China die Lockdown Zeiten genutzt, um sich global wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen. Möglich gemacht wurde dies alles aber durch den im geistigen Dauerschlaf liegenden… Mehr
Also ich wollte mir letztes Jahr ein Auto kaufen. Leider gab es bei keinem der Händler das passende Fahrzeug zum Kauf (obwohl ich mit der Grundausstattung zufrieden gewesen wäre). Sie hätten es aber mit einer rund 10-monatigen Vorlaufzeit bestellen können. Preisnachlass war nicht drin und den Liefertermin wollten sie auch nicht garantieren. An Probefahrten war nicht zu denken. Wenn man so Autos verkauft, braucht man sich nicht wundern, wenn die Kunden fehlen.
Wie immer, die Zahlen aus China sollten mit Vorsicht genossen werden.
Hier in Peking, in meinem Büroturm, stehen immer mehr Büroflächen leer.
Selbes Bild im Büroturm meines Arbeitgebers in Shenzhen.
Wenn man in Peking, die Jingcheng-Autobahn Richtung Norden nimmt, fährt man an einer riesigen, improvisierten Parkfläche vorbei, voll mit SUVs einer chinesischen Marke. Vielleicht 50 Meter breit und gefühlt 1-2km lang. Sieht nicht nach Boom aus.
Wohlbemerkt, nicht irgendwo in der Pampa, wo sich kein Fremder zufällig verirrt, nein, noch im Stadtgebiet Pekings.
Jetzt fahren wir bald nur Fahrrad und Lastenrad. Die Chinesen dafür im eigenen Land gebaute Benz und BMW Verbrenner. Ein Hoch unseren weisen Altparteien.
Auch das ändert sich sehr schnell.
Elektromobilität wird nirgends so stark gepusht wie in China.
Bei meinen letzten zwei Besuch im Süden Chinas habe ich keine Verbrennertaxis mehr gesehen, auch private Fahrzeuge sind immer mehr elektrisch.
In China gibt es auch die Ladeinfrastruktur dafür auf z.B. den Supermarktparkplätzen, und gerade Elektrozweiräder sind gängig, sparsam und zuverlässig. Hier in DE ist die Vernachlässigung der Instandhaltung von Straßen und Brücken mittlerweile so unübersehbar, dass man bald auf ein Tempolimit verzichten kann. Das macht dann die robusten kleinen Zweiräder für den internationalen Markt, die aus Indien und China kommen und in Südostasien gefertigt werden, auch hier attraktiv, nicht nur wegen der Preisgestaltung, sondern auch wegen der Verbrauchswerte und der Toleranz gegenüber schlechten Straßen.
Entscheidend für Chinas Autoindustrie ist ein Modellfeuerwerk um an die internationale Konkurrenz soweit aufzuschliessen, dass die Differenz mit dem Preis erledigt werden kann.
Ich erinnere an den Aufstieg Hyundais: vor rund 25 Jahren noch ausgelacht und heute etablierter Platzhirsch.
Über die letzten Jahre sind die chinesischen Automobilhersteller wie die Pilze aus dem Boden geschossen!
Man geht aber davon aus, dass diese über die nächsten Jahrzehnte wohl konsolidiert werden, zu wenigen weltmarkfähigen Konzernen.
Das erste halbwegs bezahlbare Elektroauto für jedermann dürfte – wenn überhaupt – aus China kommen. Man vergleiche nur einmal elektrische Roller aus China in Vespa-Optik mit Wechselakkus mit dem irre teuren Piaggio-Original mit fest installiertem Akku…
Wechselakkus sind überhaupt die einzige vernünftige Lösung und haben nunmehr schon vor über 50 Jahren den Elektro-Gabelstapler zum Erfolg verholfen. Kein Profifotogaf würde heute eine Kamera mit fest eingebauten Akku betreiben und diese dann stundenlang zum Laden beiseite legen. Eher würde weiter mit Film fotografiert. Aber unsere heutigen „Superingenieure“ hatten wohl alle das Fach Soziologie als Hauptfach im Studium.
Sowieso, in Anbetracht der politischen Zukunft ist man gut beraten sich demnächst schnell noch einen verbrauchsarmen modernen Diesel-Packesel in die Garage oder unter die Laterne zu stellen. Gerne auch aus Korea oder japanischem Konstruktionsbüro. Denn zukünftig wird Langlebigkeit eine ganz große Rolle spielen.
Wenn Straßen für Verbrenner gesperrt, die Tankstellen dichtgemacht und die Betriebsgenehmigungen gestrichen werden, bringt Langlebigkeit allenfalls noch für den Verkauf nach Afrika etwas. Sofern man nicht einem Clan angehört, der aufs Gesetz pfeifen und auch illegal Sprit organisieren kann, versteht sich. Die neue Herrenrasse wird ihre Privilegien durchzusetzen wissen.