Daniel Cohn-Bendit, Peter Altmeier und Christian Lindner segeln auf der EU-Welle nach Jamaika. Die Gäste sind sich nach etwas Kritikantäuschung am Ende alle einig. Verzweifelt einig.
Kein Tag soll vergehen, an dem die treuen Illner-Zuschauer nicht aufs Neue immer die gleichen Argumente vorgekaut bekommen. Dieses Mal hat man das Thema unter dem Motto „Virus ohne Grenzen – verliert Europa die Kontrolle?“ etwas aufgepeppt, etwas internationaler und exotischer gemacht. Es scheint jedenfalls gut zu wirken – laut Polit-Barometer, das direkt vor Illner dran kam, finden nur 14% der Befragten die aktuell geltenden Corona-Maßnahmen übertrieben (die Zahl ist um 4% gesunken). Gestiegen auf 56% ist dagegen die Zahl derjenigen, die die aktuellen Maßnahmen gerade richtig finden – gleich geblieben ist mit 28% der Anteil derer, die sich härtere Maßnahmen wünschen. Vielleicht hat das ZDF die Umfrage aus Versehen unter seinen Mitarbeitern gemacht – einem Publikum, dass sich jede Woche Illner anschaut, auch wenn die seit Monaten nur ein Thema kennt, kann man allerdings auch alles zuzutrauen.
Diesem Publikum wurde gestern Abend wieder mal der gute alte Wirtschaftsminister Peter Altmaier vorgesetzt. Der hat seinen Posten trotz der Merzattacke behalten dürfen, auch wenn er ihm nicht so wirklich am Herzen zu liegen scheint – zur Lage der deutschen Wirtschaft hat er kein Wort verloren, auch wenn die nicht gerade rosig aussieht. Christian Lindner war auch da. Von ihm kam das Übliche an möglichst vager, halbherziger Kritik: der Impfstoff ist „zu wenig, zu langsam bestellt worden“ und im Bezug auf den Impfgipfel fehlt der Regierung die richtige Einstellung. Der Sunnyboy grinste und zwinkerte fast, als er der Regierung dringend empfahl, sich die Frage zu stellen „Was können wir genau tun?“.
Na Mensch, was täten wir bloß ohne ihn in der Opposition. Vielen Dank für das Spirit-Coaching, aber auf den Gedanken wäre man vielleicht sogar ohne ihn gekommen. Lindner ist der optimale Gast bei Illner: Es sieht so aus, als gäbe es Debatte und Kritik, und wenn die Sendung vorbei ist, realisiert man, dass kein einziger echter Kritikpunkt vorkam.
Lediglich als es darum geht, Firmen zu verstaatlichen und zum Impfstoff-Liefern zu zwingen, widerspricht der Liberalenchef zaghaft – immerhin.
In Frankreich zum Beispiel würde es mit dem Impfen auch nicht klappen. Gut, da wir in Deutschland sind und die Politiker in Frankreich nicht gewählt haben und deren Versagen unseres nicht besser oder schlechter macht, ist es vielleicht verständlich, dass wir uns vorwiegend um Deutschland sorgen. Aber der Herr Cohn-Bendit hat damit eigentlich nur das erfüllt, wofür er eingeladen wurde – die Situation hier im Vergleich zu anderen Ländern zu relativieren. Er bringt das große Regierungsrehabilitieren in Schwung, als er den gewünschten Tenor der Sendung auf den Punkt bringt: „Schuld ist nicht die Europa-Unfähigkeit. Schuld ist das Virus.“
Einmal sagt er dann aber doch, dass er mit 75 gerne geimpft werden würde und der Altmiaer, der solle ihm das Zeug besorgen und mal „spuren“.
Jamaika lebt!
Aber der Grüne war mit Horrorstorys aus anderen Ländern nicht alleine. Er hat Verstärkung von der deutsch-amerikanischen Politologin Cathryn Clüver Ashbrook und der Leiterin des ZDF-Studios in London, Diana Zimmermann. Die beiden wurden für ein paar Minuten zugeschaltet, um zu erklären, warum ein besserer Impfverlauf auch nicht besser wäre.
Amerika und Großbritannien stehen beim Impfen beide besser da – und das obwohl da ja die schlimmen Finger Donald und Boris am Ruder waren. Das passt nicht ins Bild für das ZDF und deshalb schildern Clüver Ashbrook und Zimmermann von Chaos und Versagen in den jeweiligen Ländern, damit auch ja kein Zuschauer auf den Gedanken kommt, dass Trump vielleicht etwas besser gemacht hat als Merkel. Ohne Rücksicht auf Verluste wird eine Horrorgeschichte über das desolate amerikanische Gesundheitssystem nach der anderen ausgepackt.
Zusätzlich wurde dann die deutsch-italienische Journalistin Tonia Mastrobuoni zugeschaltet, um von der noch chaotischeren Lage in Italien zu berichten – und im Anschluss in großen Lobgesang auf die „europäische“ Solidarität auszubrechen.
Dann geht es noch ein wenig um die Probleme bei der Impfstoffbeschaffung und ob man die Konzerne denn nicht zum Liefern an die EU zwingen könnte. Die Debatte kürzt Cohn-Bendit wieder mal genial ab: „Solange wir nicht die Welt geimpft haben, werden auch wir nicht sicher sein“. Also ist ja auch egal, wieviel wer hat. Nur die große proletarische Weltvakzination kann Abhilfe schaffen.
Irgendwann ist die Debatte so einig darüber, dass die EU die Antwort auf alle Fragen ist, dass selbst Illner baff ist. Cohn-Bendit verkündet glücklich die CDU-Grüne-FDP-Allianz, die würden ja ohnehin alles mitmachen. Jamaika lebt!
Egal was die bösen Zahlen und Fakten sagen – das Bild vom unfähigen Boris und dem unmöglichen Donald ist wieder hergestellt. Und ja in Deutschland läuft es nicht optimal – aber das liegt nur daran, dass wir eben so tolle „Europäer“ sind. Wir hätten natürlich alles besser machen können, aber das wäre unsolidarisch gewesen. Also seid wieder ruhig und hört auf zu zweifeln. So richtig überzeugend wirkte der Gruselkarneval der Kulturen bei Illner aber nie.
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Natürlich ist „Corona“ schuld, deswegen wird der ganze Zauber doch auch gespielt.
Es ist wie in den Verkehrsnachrichten bei einem Unfall bei Schneeglätte: Schuld ist der Schnee, nicht die unangepasste Fahrweise des Autofahrers. Daher fällt diese Verantwortlichkeit bei vielen Zeitgenossen auch auf fruchtbaren Boden!
„Schuld ist nicht die Unfähigkeit. Schuld ist das Virus!““
Nun stellen wir uns mal vor, das öffentlich-rechtliche Mietmaul Maybritt Illner hätte es richtig herum gesagt: Schuld ist nicht das Virus, sondern die Unfähigkeit !
Die Karriere wäre noch am selben Abend dahin gewesen – ein Anruf aus dem Kanzleramt und sie ist Geschichte.
Das kennt die bestimmt noch aus ihrer Anfangszeit im Osten……ehemalige DDR genannt!
Zitat: „hat das Grünen-Urgestein Daniel Cohn-Bendit die Hauptrolle gespielt. Die meiste Zeit waren sie zusamme“
> Nun ja, diese Quassel- und Verblödungsshow sind ja schon so schlimm genug. Doch das dort dann auch noch das“Grünen-Urgestein Daniel Cohn-Bendit“ nach seinen pädophilen Träumen und Büchern eingeladen und eine Bühne gegeben wird, das ist an Abartigkeit kaum noch zu überbieten.
Aber solange es der/einer linken und grünen Sache dient, scheint ja im ARD/ZDF Staatsfunk alles möglich und erlaubt -egal wie abartig und abstoßend!
Du lieber Himmel !
Man / frau schaue sich doch nur die Besetzung dieser Veranstaltung an !
Was haben sie denn erwartet ?
Objektive Berichterstattung ?
Fairen Journalismus ?
Ehrliche Antworten ?
Wie verblödet muss man / frau sein , um an so etwas zu glauben ?
es ist bewundernswert, wie Sie, Frau David, kritisch die “alten Rösser” beschreiben. Ist damit auch und vor allem eine Frau Illner gemeint? Immerhin sitzt sie schon länger im Sattel und kommt aus “guter DDR-Sozialisation”, daher wohl die ausgewählte Gästeliste an drittklassigen Experten? In diesem Trauerspiel der öffentlich-rechtlichen Medien setze ich ganz persönlich einen drauf. Bekanntermaßen erhält man eine Rechnung für ARD und ZDF. Seit geraumer Zeit erhalte ich keine Rechnungen mehr, statt dessen lediglich Mahnungen neben der korrekten Adresse auch die Angabe “Erdgeschoss”. Ich schrieb bereits mehrfach den für mich zuständigen Sender NDR/Herrn Knuth an und bat um rechtzeitige Rechnungen.… Mehr
Sehr interessant, daran sieht man, dass alle bisherigen Behauptungen von der Leyens und ihrer Politkommissarin Kyr. absolut irreführend waren. AZ hat sich juristisch abgesichert und keine konkreten Zahlen und Daten genannt in diesem Vertrag, wohl wissend um die Schwierigkeiten bei diesem Projekt. Astrazeneca besitzt keine firmeneigenen Produktionsstätten mehr! Im Gegensatz zu Pfizer z. B.! Dadurch war AZ – was der EU-Kommission nicht entgegangen sein kann – gezwungen, die Produktion einem „Dienstleister“ – auch außerhalb der EU genauso- zu überlassen. Da es sich um gewaltige Logistik – und Produktionsaufgaben handelt, wobei AZ keine direkten Zugriffsmöglichkeiten hat, ist es direkt ein Wunder,… Mehr
Der Satz ist exakt so vom Schwab beim Welt Wirtschafts Forum gefallen.
Entweder folgen die einem Drehbuch oder die kupfern sich alle immer nur gegenseitig ab ( da sie intelektuell nicht in der Lage sind eigene Gedanken zu formulieren?)?
wie gesagt und von Frau David sehr gut beschrieben, wir haben in Deutschland absolut ein Problem! Irrwitzige „Talkmaster“ samt „Gästen“ als staatliche Angestellte labern irgendwelchen Unsinn.
Verantwortung bzw, „Schuld“ zu übernehmen, das kommt für Brüssel ganz sicher nicht in Frage. Das wäre ja die Aufgabe eines Prinzips. (Vorsicht Zynismus!) –
In Frage kommt lediglich die gute alte Heimwerker-Strategie nach dem Motto: „Will die Schraube(sic!) nicht mit dem kleinen Hammer in die Wand, dann nehm ich halt den GRÖSSEREN Hammer.“ –
„Schuld ist nicht die Unfähigkeit. Schuld ist das Virus!“
Klasse. Hat sich der Rhetorikkurs doch gelohnt.
Eine Sorge treibt mich um. Wenn ich das hier lese, zähle ich da etwa als Zuseher?
Nein.