Die DFL kommt in Zeiten der versprochenen Solidarität den kleinen Clubs nicht genug entgegen. Was nach diesem Beschluss vom Tage übrig bleibt, ist wieder einmal viel Rauch um Nichts und großer Ärger bei den Fans.
Mit Argusaugen blickten am Montag den 7. Dezember alle Fußballeraugen, die mit den 36 Clubs der ersten und zweiten Bundesliga gen E-Mail-Eingang und auch in die DFL-Zentrale. Sie sollten informiert werden, wie der neue Verteilerschlüssel für die TV-Gelder in den Spielzeiten 2021/2021 bis 2024/2025 funktioniert und wie viel Geld auf die Konten der Teilnehmer fließt. Es geht um 5,4 Milliarden Euro bis 30. Juni 2025, die aus den nationalen und internationalen Töpfen auf die Konten der Clubs überwiesen werden. Und es geht, gerade in der Zeit der Geisterspiele und trockenen Bierpipelines um die Existenz der Ligen 1 und 2 und leider auch um die Funktionäre, die am lautesten in den Medien brüllen, aber andererseits froh sein können, dass sie mit den siebenstelligen Summen ihren Betrieb am Laufen halten können.
Jahrelang war es so, dass die erfolgreichsten Teams der Ligen in den Genuss von Milch und Honig kamen – nicht nur Meister, Champions League-Teilnehmer oder Erstligaaufsteiger. Mit der Pandemie, den Geisterspielen und den wachsenden Ansprüchen der Konsumenten – also der Fans, die noch die Sektion “Familie-Bier-Bratwurst-Familien-ÖV-Ticket” liken – sind aber die Bedürfnisse bei Arminia Bielefeld, dem FC Augsburg, VfB Stuttgart und Mainz 05 gewachsen. Dieses Quartett forderte mehr als die Millionensummen, die ihnen aktuell zustehen, und ging damit an die Öffentlichkeit. Flugs hatten sie sich mit einem Positionspapier an die DFL gewendet und somit dann den Shitstorm der anderen verursacht.
Nach monatelangen Beratungen entschied sich das DFL-Präsidium bei der Ausschüttung der Milliarden-Erlöse in den Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 für etwas gleichmäßigere Behandlung als bisher, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie besser abzufedern. Es waren die kleinen Vereine, die auf mehr Geld hofften, und es waren die Fans, die durch eine gerechtere Verteilung der Unsummen auf mehr Wettbewerb innerhalb des Spielbetriebs pochten. Das Gremium kam diesen beiden Parteien etwas entgegen, ohne den reichen Clubs der Liga, die aufgrund ihrer Erfolge und ihres Standings eigentlich die Richtung vorgeben, wirklich zu schaden.
Die DFL wird in den vier Spielzeiten zwischen 2021/22 und 2024/25 insgesamt 4,6 Milliarden Euro aus dem nationalen Topf sowie zirka 800 Millionen Euro aus dem internationalen Topf verteilen. Aufgrund einer Staffelung geht es in der kommenden Saison erst einmal um 1,25 Milliarden Euro – zirka 200 Millionen Euro weniger als in der laufenden. Es werden weiterhin die vier Säulen “Gleichverteilung”, “Leistung”, “Nachwuchs” und “Interesse” als Maßstab herangezogen und da gab es minimale Korrekturen zu Gunsten kleinerer Clubs.
Die wichtigste Säule nennt sich „Gleichverteilung“. Über sie werden 2021/22 und 2022/23 jeweils 53 Prozent, sowie 2023/24 und 2024/25 jeweils 50 Prozent aller Erlöse unter den Klubs innerhalb der Ligen gleichmäßig verteilt. Im Vergleich zum bisherigen Verteilungsmechanismus werden künftig rund 75 Millionen Euro mehr pro Saison gleichverteilt. Jeder Bundesligist kann in der Saison 2021/22 über diese Säule mit je 24,7 Millionen Euro planen, jeder Zweitligist mit 6,9 Millionen Euro.
Mit der dritten Säule „Nachwuchs“ wird der Einsatz und neuerdings auch die Ausbildung von U-23-Spielern honoriert, die verbandsintern ausgebildet wurden – mit zunächst drei Prozent und ab 2023/24 vier Prozent der nationalen TV-Gelder. Statt bisher rund 24 Millionen Euro werden bis 2024/25 nach DFL-Rechnung knapp 50 Millionen Euro über diese Säule ausgeschüttet.
Die vierte Säule heißt „Interesse“ und meint das Interesse am jeweiligen Klub. Sie soll die Erst- und Zweitligisten als Motivation dienen, stärker in die eigene Marke zu investieren. Zwei bzw. drei Prozent werden demnach anhand der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse verteilt, die seit Jahren das Interesse an den Klubs in der Bevölkerung repräsentativ unter mehr als 30.000 Teilnehmern abfragt. Eine Kurskorrektur nahm die DFL bei dem Geld vor, das durch die internationale Vermarktung reinkommt. Demnach bekommen die 18 Bundesligaclubs insgesamt 40 Prozent mehr aus diesem Topf. Die Summe für die Zweitligisten, die besonders durch die Pandemie getroffen sind, steigt ebenfalls deutlich an.
Unterschiedliche Stimmen von Protagonisten waren zu erwarten
Es gibt einen wunderbaren Blondinen-Witz: Ruft eine Blondine beim Pizzaservice an: „Eine Pizza Margherita bitte!“ Der Verkäufer fragt vorsichtshalber: “Soll ich die Pizza in sechs oder acht Stücke teilen?” Antwort der Blondine: “Sechs bitte! Acht schaffe ich nicht!” So ungefähr müssen in der Bundesliga die Verhandlungsrunden zur neuen Verteilung der TV-Gelder gelaufen sein. In zähen Gesprächen haben sie die Milliardensumme so aufgeteilt, dass Bayern München wie immer das meiste Geld erhält, aber die Schnitte so angesetzt, dass es nicht sofort auffällt. Ja, von der Hälfte des Geldes bekommt jeder Klub gemäß dem ersten von vier Kriterien denselben Betrag (“Gleichverteilung”). Aber schon beim zweiten Kriterium “Leistung” diktiert die Fünfjahreswertung, wohin 42 Prozent vom Zaster fließen. „Wer war zuletzt fünfmal Meister? Eben“, bringt es Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk auf den Punkt. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sieht es im Fachmagazin Kicker ein wenig anders: „Die Entscheidung des DFL-Präsidiums über die Verteilung der Fernsehgelder stellt für die Spitzenklubs einen schmerzhaften Kompromiss dar. Dieser ist vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie und aus Solidaritätsgründen aber unumgänglich und daher auch richtig.“
Michael Rejek, Geschäftsführer bei Arminia Bielefeld und einer, der sich auch mit dem FC Bayern angelegt hat, ist nicht ganz zufrieden mit diesem neuen Verteilerschlüssel, denn: “Der Fußball braucht dringend Veränderungen. Dabei geht es nicht um eine Umverteilung von reich nach arm, sondern schlichtweg um die Zukunftsfähigkeit des Profi-Fußballs mit dem Fokus zurück auf den Sport und einen fairen Wettbewerb. Es sind viele Punkte aus unserem Impulspapier berücksichtigt. Das zentrale Anliegen wurde aus unserer Sicht jedoch nicht mutig genug angegangen.“
„Die vergangene Saison war nur ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm“
Bleibt nun zu hoffen, dass die DFL für die kommenden Jahre die richtige Entscheidung getroffen hat, denn der scheidende Chef Christian Seifert sieht dunkle Wolken aufziehen: „Die vergangene Saison war nur ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm. Wir erwarten im Profifußball bis zum Sommer 2022 einen Umsatzrückgang von voraussichtlich zwei Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund haben wir den neuen Verteilerschlüssel mit acht Ja-Stimmen und einer Enthaltung verabschiedet. Es ist kein spektakulärer, aber ein vernünftiger Beschluss, der das Potenzial hat, die Liga zusammenzuhalten.“
Keinen Fortschritt sehen die Millionen von Fußballfans, die seit Monaten außen vor sind, sich aber Sorgen um die Zukunft des Fußballs machen: “Wir können keine substantiellen Veränderungen erkennen. Das Leistungs- und Vermarktungsprinzip ist weiterhin vorherrschend und bestehende Unterschiede werden zementiert. Die marginale Erhöhung des Prozentsatzes in der Säule Gleichverteilung entpuppt sich als vorübergehende Corona-Hilfsmaßnahme”, so das Fanbündnis “Unsere Kurve” in einem Communiquè.
Auf jeden Fall ist klar, dass es wohl der letzte große TV-Vertrag sein wird, denn in den kommenden Jahren werden sich die Anbieter und auch die technischen Möglichkeiten nochmals stärker verändern, so dass ab 2025 wohl auch verstärkt Streamingdienst-Anbieter auf den Markt kommen und sich einzelnen Spiele sichern oder sich die Möglichkeit ergibt, dass ein Verein seine eigenen Spiele komplett selbst vermarktet und dann wiederum an Sendeanstalten oder Streamingdienste verkauft. Die Pläne liegen bei den einzelnen Clubs schon längst in der Schublade und da liegt es dann an der DFL, die Wogen zu glätten und das Produkt Bundesliga in richtige Bahnen zu lenken. Dann braucht es eine starke Liga mit gleichberechtigten Partnern, die alle gemeinsam an einem Tisch sitzen und auch ihre eigene Meinung vertreten dürfen.
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Ich war mal selber Fussballer und hatte immer Interesse an Fussball, aber seit Merkel in der Kabine der Nationalmannschaft auftauchte, Löw zum Systemtrainer wurde und dieses Gekniee und andauerende „Wir sind gegen Rassismus“ Erziehungsgeplärre, ist Fussbal bei mir erledigt. Ich finde diesen Zirkus auch vollkommen überbezahlt.
Der Fußball in Deutschland braucht vor allem wieder eine Identität, die der DFB und seine Vereine mit Gender-Gaga und sonstiger Anbiederung an die Politik gründlich ruiniert haben. Wenn es vielen Fußballfans völlig egal ist, welchen Tabellenplatz welcher Verein belegt und wie die Nationalmannschaft da steht, sollten sich die Granden fragen, wie man das geschafft hat.
Abgesehen davon, daß mich das Thema nicht sonderlich interessiert und ich ja dafür bin, jegliche Gelder aus dem Zwangsgebührentopf ersatzlos zu streichen (und das für jeglichen Profisport): Warum bekommen die nicht einfach je nach Zuschauerquote ausbezahlt? Auch ein FCB wird ohne Waldwiesenverein in erster Begegnung nicht in zweite Runde eines Turniers kommen. Da wäre doch nur gerecht, sich Einnahmen hälftig zu teilen.
Aber wie gesagt, mir ist das egal, sollen die nur weiter spielen vor Geisterkulisse und wie eine Vorfeldorganisation der „Grünen“ zum Anpfiff sich kniend der Lächerlichkeit hingeben.
Die Zuschauerquote ist inzwischen dank Merkel, Söder und Lauterbach gleich null. Also als Kriterium für die Verteilung des Kuchens nicht geeignet, weil sie dann alle nichts bekommen müssten. Übrigens steuern die ARD und das ZDF nur noch wenig zum Kuchen bei. Viele Fußballfans machen inzwischen auch einen weiten Bogen um die Sportschau und das Sportstudio, weil sie von Weltrettung, öffentlich-rechtlichem Antirassismus und Hetzerei gegen die Russen nichts wissen wollen.