Leopoldina und RKI fordern einen harten Lockdown – Bundesländer reagieren

Die Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert einen harten Lockdown mit weiteren Einschränkungen unterstützt vom Robert-Koch-Institut. Einige Bundesländer haben bereits reagiert.

Der Internetauftritt der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften, zeigt auf einer Seite ein Portät der Bundeskanzlerin, fotografiert auf eine Weise, wie in früheren Zeiten Bundespräsidenten: Der gute Mann sollte Zuversicht ebenso ausstrahlen wie Väterlichkeit mit einem „wird schon, wird schon“, in den Mundwinkeln.

Ein wirkmächtiges Foto von Angela Merkel, so detailscharf, dass die blassrötlichen Stellen auf der Haut erkennbar sind unmittelbar über einer dunkelgrünen Halbedelsteinkette  – Volledelstein hätte möglicherweise zu distanziert gewirkt, also nimmt man, was sich jede Frau leisten könnte – ein fotografisches wie propagandistisches Meisterwerk: „Lichtgestalt für jedermann“ könnte der Arbeitstitel gewesen sein.

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Warum aber wird Angela Merkel auf der Webseite der unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehenden Akademie so herausragend präsentiert? Sie gratulierte zum zehnjährigen Jubiläum des Vereins als „Akademie der Wissenschaft“, zu der die Leopoldina 2008 ernannt wurde. Für die ausgebildete Physikerin Angela Merkel ist die Akademie „Herz und Stimme der deutschen Wissenschaft“. Für die Bundeskanzlerin ist die Leopoldina außerdem „Impulsgeberin in der öffentlichen Meinungsbildung.“ Und sie pflegt nach Selbstbekunden einen „engen Austausch mit der Nationalakademie“. Die Akademie berät zudem die G7- und G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Wissenschaftsfragen, heißt es weiter.

Gemeinsam mit Christian Drosten und RKI-Chef Lothar Wieler richten Experten der Leopoldina am Sonntag einen, wie unter anderem der Spiegel schreibt, „dramatischen“ Appell an die Politik dahingehend, dass das öffentliche Leben bis mindestens 10. Januar weitgehend ruhen solle. In der Politik selbst machte sich bereits einmal mehr der Gesundheitsexperte der Sozialdemokraten medial bemerkbar, als Karl Lauterbach in den düsteren Herbsthimmel orakelte, es werde weitere 25.000 Tote geben. Eine obszöne Zahl, x-mal so viele Opfer wie bei 9/11, so viele Tote, wie in Dresden bei den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg getötet wurden sein sollen. Eine Zahl, die sich einer Einordnung entzieht, selbst der, dass in Deutschland Jahr für Jahr auch ohne besondere Vorkomnisse fast eine Millionen Menschen zu Grabe getragen werden.

Die Akademie ist schon seit Bekanntwerden der Pandemie immer wieder beratend tätig. Hautpmotivation für die Dringlichkeit des Appells sollen jetzt laut Medienberichten die „beunruhigend hohen Fallzahlen“ sein. Ziel des Appells der Wissenschaftler aus Halle ist es, „zu hohe Neuinfektionen durch einen harten Lockdown schnell und drastisch (zu) verringern.“, heißt es in einer Online-Stellungnahme der Akademie, die am Dienstag morgen nach Veröffentlichung zeitweilig technisch so überlastet war, das man sie nicht abrufen konnte.

"Fürchtet Euch nicht"
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Eine weitere Forderung: Die Schulpflicht soll ab 14. Dezember aufgehoben werden. Das war bisher so etwas wie eine heilige Kuh, die Lage ist also noch einmal ernster aus Sicht der Akademie. Auch wird dringend appelliert an die, die noch im Büro arbeiten, wenn irgendmöglich ins Homeoffice zu gehen, bzw. an die Arbeitgeber, Mitarbeitern diesen Gang zu ermöglichen. Das ist für die Leopoldina aber erst Stufe eins. In einer zweiten Stufe soll ab 10. Januar 2021 das öffentliche Leben weitestgehend ruhen im Rahmen eines „verschärften Lockdown“. Alle Geschäfte sollen schließen bis auf jene des täglichen Bedarfs. Die Weihnachtsferien sollen bundesweit bis zum 10. Januar verlängert werden. Und die Akademie fordert die Politik auf, Urlaubsreisen und größere Zusammenkünfte vollständig auszusetzen.

Unterzeichnet wurde der Appell von 28 Wissenschaftlern, darunter der Charité-Virologe Drosten, und weitere Kollegen. Ebenfalls mitgewirkt hat der Leiter der Bundesbehörde Robert-Koch-Institut, was ungewöhnlich ist und womöglich den Eindruck verstärken soll, das sich die Wissenschaft in den Forderungen des Appells weitestgehend einig ist. Und soeben wird aus Sachsen gemeldet, dass das Bundesland ab kommender Woche wieder in den harten Lockdown gehen würde, wie Ministerpräsident Michael Kretschmer gerade angekündigt hat.

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Kommentare ( 66 )

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moorwald
3 Jahre her

Wenn ich diese Merkel-Sprüche lese, dann drängt sich mir ganz ungewollt der Satz auf: „Und von so jemandem werden wir nun seit 15 Jahren regiert!“

Evero
3 Jahre her

Für mich ist das ein Gefälligkeitsgutachten. Schroffes Wegsperren kommt gut an bei den Regierenden.
Ich bezweifle, dass hier Mediziner viel mitzureden hatten.
Leopoldina,soll für Expertise stehen. Dennoch ist es nur eine Meinung, denn es gibt sehr kompetente und fundierte Gegendarstellungen hierzu.

AlphaOne
3 Jahre her

Ich wollte nur anmerken, dass es vor einigen Wochen noch geheißen hat, im Ernstfall seien bis zu 12 Tsd zusätzliche Intensivbetten kurzfristig bereitstellbar. Ist das nun so oder war das nur eine Ente? In der Praxis war/ist die Gesamtzahl der verfügbaren Intensivbetten seit dem Sommer ja sogar leicht zurückgefahren worden. Es wirkt ja beinahe ein bisschen so, als will man künstlich eine Verknappung erzeugen, damit man diesen Sachverhalt dann anschließend ausschlachten und medial instrumentalisieren kann. Darüber hinaus ist die Lage auf den Intensivstationen saisonal bedingt in den Herbst- und Wintermonaten immer angespannter. Und letztendlich versucht man seitens der Klinikleitungen aus… Mehr

spindoctor
3 Jahre her

Ab mit der Leopoldina – in den Lockdown.

thinkSelf
3 Jahre her

1. Überhaupt keine Fakten.
2. Wer braucht schon Fakten?

Ideologische Standfestigkeit (der Fachbegriff für Leute mit schwersten Halluzinationen) ist da vollkommen ausreichend.

thinkSelf
3 Jahre her

Ich finde das inzwischen sehr belustigend wie die Neofaschistischen das Land an die Wand fahren und das die große Mehrheit das toll findet. Ich finde übrigens die sollten jeglichen Kontakt mit Externen (auch wegen der immens gefährlichen Computerviren) bei vollem Lohnausgleich aus der Staatskasse mindestens bis Ende März verbieten. Wenn die dann noch den kostenlosen Lieferdienst von Aldi sicherstellen. Verspreche ich auch zu Hause zu bleiben. Ich brauche nämlich mindestens ein Quartal (reicht wahrscheinlich nicht) um meinen privaten Lesestau abzuarbeiten. Wenn dann übrigens nach dem unvermeidlichen Totalzusammenbruch die Karten und damit auch die Pfründe an der dann nur noch sehr… Mehr

Stefferl
3 Jahre her

Ihre Daten sind schlicht weg falsch. Laut DIVI sind aktuell in Deutschland rund 20% der Intensivbetten frei. Und das obwohl man die Anzahl der Intensivbetten im letzten Jahr um ca 25% deutlich reduziert hat. Der Anteil der durch COVID-19-Patienten belegten Betten liegt in Bayern bei rund 19% in Schleswig-Holstein bei rund 3%.

thinkSelf
3 Jahre her
Antworten an  Stefferl

Zwecklos. Das ist ein Virenparanoiker. Und Paranoiden können sie nicht mit Argumenten kommen.
Ein wirklich bedauernswertes Schicksal. Da gibt es nämlich nur in den äußerst seltensten Fällen Aussicht auf Heilung.

Stefferl
3 Jahre her

In Bayern gibt es doch eh schon Ausgangssperren von 21:00 bis 05:00 Uhr morgens. Als ob sich jemand irgendwie infizieren könnte, wenn man spätabends oder nachts alleine einen Spaziergang macht. Abgesehen davon, dass man zum Infizieren ja immer auch einen Virusträger braucht. Bei der Leopoldina sollte man auch nicht vergessen, dass da die ganzen regierungsgefälligen Wissenschaftler drinsitzen. Mitnicht lauter etablierte Naturwissenschaftler, sondern Leute, die von den staatlichen Fördertöpfen leben. Interessant ist auch die Tatsache, dass Merkel ja selbst für die Akademie der Wissenschaften der DDR gearbeitet hat. Dort war sie als Sekretärin der FDJ für „Agitation und Propaganda“ tätig und… Mehr

Weiss
3 Jahre her

Ich denke mal, Ihr Beitrag soll Satire sein. So habe ich es jedenfalls verstanden. Nee, in München sind gerade 71 Betten frei. Der Anteil der Covid-Patienten auf den Intensivstationen beträgt zu dieser Stunde in München 18,3 %, in Gesamtbayern zur Zeit 18,7 %. DIVI Intensivregister Es gibt schon noch genug freie Kapazitäten und zwar bundesweit. Sollten die Betten in Bayern voll werden, dann bin ich für eine Verlegung in andere Bundesländer. Es gibt doch Hubschrauber und ein Militärkrankenhaus der Bundeswehr ? Ich sehe hier durchaus genug alternative Lösungsmöglichkeiten, um die Lage kontrollieren zu können. Eine Übersterblichkeit ist in der BRD… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Weiss
ioeides
3 Jahre her

Und diesen angeblichen Spitzenwissenschaftlern ist nicht einmal aufgefallen, dass das RKI bis heute seine Pflicht verschlampt hat, die Prävalenz der ach so bösen Corona-Infektion zu ermitteln. Nur so kann man die Angstkulisse mit den grösstenteils falsch positiven PCR- Daten aufrecht erhalten.