Orange Man, Rüpel-Rudy und die großen Staatsmänner

Trumps-Kampagne kämpft weiter um die Wahl. Im Mittelpunkt: Trumps legendärer Anwalt Rudy Giuliani. Wie geht es jetzt weiter? Wenden sich die Republikaner wirklich von Trump ab? Was macht der Justizapparat?

imago images / TT

Es könnte alles so schön sein: Nur wenige Tage nach der gewonnen Wahl scheint Joe Biden medial der entscheidende Durchbruch beim Corona-Impfstoff gelungen – das, wozu Trump fast ein Jahr lang nicht in der Lage war. Und schon wirkt das Virus wie verschwunden: Errechneten schlaue Professoren noch die unfassbare Menge an Corona-Toten, die Trumps Wahlkampfrallies verursacht haben sollen, können Biden-Anhänger jetzt auf den Straßen feiern und tanzen – ganz ohne Infektionsrisiko.

Manch einem Beobachter fällt auf, dass der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Impfstoff-Durchbruchs so unmittelbar nach den Wahlen lag. Ein paar Tage vorher hätte die Nachricht, so könnte man im Nachhinein vermuten, durchaus auch dem Ansehen des Amtsinhabers zugute kommen können.

Während der lächerliche Orange Man im weißen Haus die Gesellschaft spaltet, indem er Spitznamen wie „Sleepy Joe“ vergibt, ist auf allen Straßen der Vereinigten Staaten die Stimmung der Versöhnung zu spüren – Menschen prügeln abwechselnd auf Trump-Puppen ein, erste Demokraten wollen ein Register aller Trump-Unterstützer erstellen. Alles wäre wunderbar, Corona ist verschwunden, der Krieg im Nahen und Mittleren Osten wird bald von alleine enden, und selbst in Deutschland hört man wieder positive Töne über die USA. Wären da nicht diese zwei hollywoodreifen Ganoven. 

Wie ist der Stand? Die Auszählung ist immer noch im vollen Gange. In Alaska steht man schon bei sagenhaften 52% Auszählungsstand. Ein offizielles Ergebnis gibt es noch lange nicht, und juristisch gesehen ist Joe Biden nichts weiter als ein Kandidat. Allein die Medien haben Joe Biden zum Präsidenten gekürt. Das ist zwar sowas wie eine Tradition in den USA: Medien rufen den „President elect“ aus – letztendlich ist das aber nichts weiter als eine Meinung mit Blick auf den Ergebnis- und (abgeschätzten) Auszählungsstand. Zwar ist die Wahrscheinlichhkeit sehr hoch, dass Biden, so wie es jetzt aussieht, gewinnen wird, dennoch: Die Medien verkündeten vor gut einer Woche auch noch, Biden läge in Umfragen über 10 Prozentpunkte vorne und uns erwarte ein blauer Erdrutschsieg. Würden Medien den Präsidenten ernennen, so würde es wohl nie wieder einen Republikaner im Weißen Haus geben. 

Der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, Barr, ordnete in einer Memo an, Wahlunregelmäßigkeiten zu überprüfen, und ermächtigte die Bundesanwaltschaft dazu, Abstimmungsunregelmäßigkeiten bei den Wahlen zu verfolgen, bevor die Ergebnisse bestätigt werden. Barr sagte, dass das Justizministerium (DOJ) verpflichtet sei, dafür zu sorgen, dass die Präsidentschaftswahlen so durchgeführt werden, dass die Wähler „volles Vertrauen in ihren Wahlprozess und ihre Regierung“ haben können.

Die Weltpresse neben einen Porno-Shop

Auf Seiten von Trump versucht nun dessen legendärer Anwalt Rudy Giuliani, Wahlbetrug nachzuweisen. Der ehemalige Bürgermeister von New York ist einer der meist karikiertesten Politiker der USA: Das kann man der Linken aber wirklich nicht verdenken: Er ist der geborene Mafia-Pate, dicke goldene Ringe an den Fingern, breite Armbanduhr, windige Deals. Sein Blick könnte astrein von Robert De Niro stammen: „Komissar, ich weise von nix Leiche in Betonfundament“. 

Er ist 76 Jahre alt und kämpft wie ein Löwe für Trumps Sieg. Täglich finden sich neue Indizien, Tote, die gewählt haben, Altenheime, bei denen komischerweise alle Bewohner gleichzeitig Briefwahlunterlagen angefragt haben, Auszählungsfehler bei Maschinen etc. etc.. Nur die Hälfte stellt sich hinterher als wahr heraus, aber so funktioniert das halt.

Vor wenigen Tage sollte Trumps Team eine Ankündigung machen, die im renommierten Four Seasons Hotel in Philadelphia angesetzt war. Trump vertwitterte sich allerdings und gab einen Parkplatz außerhalb der Stadt als Lokalität an. Rüpel-Rudy machte kurzen Prozess und bestellte die versammelte Weltpresse auf diesen entlegenen Platz zwischen einem Krematorium und einem Porno-Shop, um die wichtige Ankündigung im Rennen um den wichtigsten Posten der Welt zu verkünden. Rudy Giuliani ist auf jeden Fall eine Type, der einem auf zweifelhafte Art sofort symphatisch ist. 

Friede, Freude, Eierkuchen?
Was bringt Biden für uns?
Was er und The Donald machen, ist zwar durchaus (und vielleicht auch mehr als) beherzt. Aber es ist kein Verbarrikadieren im Weißen Haus, sondern ihr gutes Recht. George W. Bush wurde mit seiner Glückwunscherklärung an Biden oft zitiert nach dem Motto „selbst er wendet sich von Trump ab“, aber auch er unterstrich eindeutig Trumps Recht, auf der Untersuchung zu beharren, ebenso der Vorsitzende der republikanischen Senatsfraktion. Dass die Republikaner sich von Trump abwenden würden, ist deutsches Wunschdenken.

Fast vier Jahre lang haben sie Trump wegen seiner angeblichen Russland-Verbindungen gejagt und alle zwei Wochen seine Präsidentschaft in Frage gestellt – welches Verhalten will man da erwarten?

Und das historische Novum des schlechten Verlierers Trump ist ein Mythos. 2016 hat Hillary auch mehrere Auszählungen angefochten, in einem CBS-Interview bezeichnete sie Trump als „illegitimen Präsidenten“. „Er wisse“, dass er die Wahl gestohlen habe. (Zitiert nach der Washington Post).

Es zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie bei der Wahl 2000. Damals riefen erste Medien auch den Demokraten Gore als Wahlsieger aus. Nach wochenlangem Prozessieren wurde es dann aber eben genannter George W. Bush. Und der zuvor amtierende Clinton nahm es alles andere als gelassen. 

Mitarbeiter richteten im Weißen Haus kurz vor Bushs Einzug einen Schaden von rund 15.000 Dollar an. Es wurden Telefonkabel von den Wänden gerissen, obszöne Voicemail-Nachrichten hinterlassen und Badezimmer unkenntlich gemacht. Eine Reihe von Gegenständen, darunter ein 12-Zoll-Siegel des Präsidenten und mehrere antike Türklinken, wurden als gestohlen gemeldet. Außerdem rissen sie aus fast allen Tastaturen im Haus die „W“-Taste heraus – um George W. Zu ärgern. 

Rudy und Donald kämpfen jedenfalls weiter im Einklang mit dem Gesetz. Sie werden die Wahrheit schon ans Licht bringen und wenn nicht, erleben wir gutes, amerikanisches Show-Business at its best. 

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Kommentare ( 30 )

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John Sheridan
4 Jahre her

Zwar ist die Wahrscheinlichhkeit sehr hoch, dass Biden, so wie es jetzt aussieht, gewinnen wird…“ – woran macht der Autor das fest?! CNN, NYT oder war er live dabei? Meine Informationen direkt aus den VSA sind da völlig anders, ein County nach dem anderen kippt gerade…

Weiss
4 Jahre her

Rudy Giuliani macht in diesem aktuellen Interview auf mich schon den Eindruck, dass sein Team alle juristischen Register ziehen wird:

https://theconservativetreehouse.com/2020/11/10/rudy-giuliani-outlines-current-status-of-election-lawsuits-ten-identified-locations-all-with-common-and-manipulative-procedure/

Es gab einfach viel zu viele Auffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten bei dieser Wahl, die jetzt halt aufgeklärt werden müssen.

M.E. steht hier längst auch der Ruf der USA auf dem Spiel. Die Gefahr ist, dass man als Bürger wirklich langsam den Glauben an eine gut funktionierende Demokratie in den USA verlieren könnte.

Last edited 4 Jahre her by Weiss
Weiss
4 Jahre her

Laut General Michael Flynn handelt es sich bei dieser Wahlmanipulationsgeschichte längst um eine Frage der nationalen Sicherheit der USA.

Es bestünde durchaus die Gefahr, dass die US-Amerikaner ihr Land für immer verlieren könnten. Deshalb müssten die Vorwürfe auch vollumfänglich aufgeklärt werden.

Hier ist das Interview mit General Michael Flynn:

https://theconservativetreehouse.com/2020/11/10/general-michael-flynn-provides-insight-advice-on-current-election-dynamic/

hoho
4 Jahre her

Ich habe damals gedacht, dass die Berichte über Verwüstungen im Weißen Haus Fakenews waren. Hass und Hetze gab es also schon damals. War das das erste Mal dass so was passiert? Nun jetzt ist es aber noch schlechter – die Rufe nach Vergeltung an Trumpisten sind in Medien zu hören und von den Politikern auch. Nun gewiss es ist einfacher aufzuhören ein Republikaner zu sein als ein Jude. Wo das alles aber führen soll ist mir nicht ganz klar.

Jumpin Jack
4 Jahre her

Ich denke, Biden wird vereidigt. Aber es wird an ihm kleben bleiben, daß die Wahl zumindest in einigen Staaten gezinkt war. Und durchregieren wird er mitnichten können. Vielen Amerikanern wird erst aufgehen, wenn sie ihre Arbeitsplätze verlieren und die durch Trump gesenkten Steuern wieder angehoben werden, was für ein gigantischen Unterschied es macht, ob ein Marktwirtschaftler oder ob Sozialisten das Land regieren. Ich denke, Biden und Harris werden sich durch die nächsten Jahre quälen und krachend scheitern.

Jumpin Jack
4 Jahre her
Antworten an  Jumpin Jack

Ich sehe die Dinge ähnlich wie Du, Phil. Nur mit dem Begriff „Globalisten“ kann ich nix anfangen. Was soll das sein? Jedes Land macht seinen eigenen Mist. Dazu bedarf es nur unfähiger und/oder ideologischer Politiker. Einer „globalen Elite“ (soll wohl heißen: weltweit agierende Strippenzieher?) bedarf es dazu nicht.

Ralf Poehling
4 Jahre her

Es gibt mittlerweile etliche Auffälligkeiten bzgl. fragwürdiger Wahlzetteln, die geklärt werden müssen. Nicht nur im Interesse Trumps und seiner Wähler, sondern auch im Interesse der Demokratie.
Wenn hier massiv betrogen worden sein sollte, dann lässt das Rückschlüsse auf den Zustand der amerikanische Gesellschaft zu.
Allein der Versuch die Wahl zu manipulieren, was hier offensichtlich passiert ist, sollte allen echten Demokraten unabhängig des Ergebnisses zu denken geben.

Der Winzer
4 Jahre her
Antworten an  Ralf Poehling

Exakt so ist es – leider kann ich nur 1 Daumen geben … .

Ralf Poehling
4 Jahre her
Antworten an  Der Winzer

Danke. Einer reicht. 😉

Weiss
4 Jahre her
Antworten an  Ralf Poehling

Das Interessante ist laut  Rudy Giuliani ja auch, dass es gemeinsame Auffälligkeiten in 10 größeren Städten gleichzeitig gegeben haben soll. Das war also nicht nur auf Detroit oder Pittsburgh beschränkt. Da sei also eine koordinierte Aktion abgelaufen. Von Zufall kann somit gar keine Rede mehr sein.

Im obigen von mir verlinkten Interview mit Giuliani beschreibt er den Vorgang näher.

Laut Rudy Giuliani werden deshalb neben Pennsylvania und Michigan in weiteren Bundesstaaten demnächst Klagen eingereicht.

Ralf Poehling
4 Jahre her
Antworten an  Weiss

Ich gehe mittlerweile auch davon aus, dass sich da jemand im Vorfeld abgesprochen hat, was zu tun ist, wenn das vorläufige Ergebnis nicht so ausfallen sollte, wie erhofft. Und genau das, ist ja passiert:
Trump war viel stärker als erwartet. Und plötzlich hat sich sein guter Vorsprung über Nacht in einen auffälligen Rückstand verändert.
Wenn das Zufall gewesen sein sollte, fresse ich einen Besen.

country boy
4 Jahre her

Hat eigentlich der Staatsstreich von Trump schon angefangen? Oder wurden wir von den SPIEGEL-Journalisten, die unsere Politshows bevölkern, systematisch angelogen? Kann man die entsprechenden Berichte in den letzten Wochen unter dem Begriff Lügen subsummieren? Ist dann unsere Qualitätspresse mit Lügenpresse gleichzusetzen?

D. Harry
4 Jahre her

Corona hat die Tür weit aufgemacht für die Democrats, Mail-in-Ballots in den von Ihnen regierten Bundesstaaten zu versenden und damit den jetzigen Zustand erzeugt.

Moses
4 Jahre her

Rudy Giuliani hat getwittert, dass allein in Pennsylvania mindestens 21.000 Tote auf den Wählerlisten stehen. 9.212 von ihnen sind seit mindestens 5 Jahren tot, mindestens 1900 sind aber noch aktive Wähler starben aber vor mehr als 10 Jahren und mindestens 197 Menschen – vor 20 Jahren …   Das Lustigste in der Geschichte von Wählern ab 100 Jahren ist, dass sie nicht nur zu Wahlkommissionen aus der Vergangenheit gegangen sind, viele von ihnen haben sich gerade an den Tagen vor den Wahlen und sogar am Tag der Wahlen AKTIV REGISTRIERT !!!     https://twitter.com/AndySwan/status/1324888974855450624 So ist es in Nevada: https://thefederalist.com/2020/11/06/nevada-records-show-deceased-voter-rose-from-the-grave-to-cast-mail-in-ballot/   Gestern… Mehr

EndofRome
4 Jahre her

192 000 Briefwahlstimmen aus Milwaukee haben Trump den Sieg in Wisconsin gekostet. Sagenhafte 80 Prozent davon hatten für Biden gestimmt. Vor dem Ersten Weltkrieg war Milwaukee noch eine vollkommen deutsche Stadt. Man könnte also nicht allzu schief argumentieren, dass es den Deutschen damit doch noch irgendwie gelungen ist, ihrem liebsten Hassobjekt bei dieser Wahl kräftig ans Bein zu pinkeln. Ich drücke Trump und Giuliani alle Daumen. Nur allmählich müssen sie mal liefern.

John Sheridan
4 Jahre her
Antworten an  EndofRome

Sie liefern ununterbrochen, leider bekommen Sie in den BRD-Medien darüber keine Informationen (leider auch hier). Es gibt genügend einschlägige Seiten im Web, ggfls. Lokalsender bzw. -Presse in den einzelnen Bundesstaaten nach schauen…