Eine ähnlich kraftvolle Erholung der Autokonjunktur wie in früheren Zyklen oder 2009 nach der Finanzkrise lässt weiter auf sich warten. Aktuelle Zahlen vom Automarkt.
Die internationale Automobilkonjunktur wartete zu Herbstbeginn 2020 mit zwei gegensätzlichen Erkenntnissen auf:
- Positiv: Erstmals wiesen die Zulassungen im September 2020 auf allen großen Märkten der Welt – Europa (EU27 & EFTA & UK), den USA und China – gleichzeitig einen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahresmonat auf. Das war vorher seit mehr als zwei Jahren nicht mehr der Fall. – Der Corona bedingte Nachfragestau beginnt sich also zu lösen.
- Negativ: Die Erholung der Märkte steht immer noch auf sehr wackeligen Füssen, die inzwischen voll im Gang befindliche 2. Coronawelle dämpft die Erholung. Gemessen an früheren Rezessionen durch schockartig Ereignisse (Ölkrisen, Finanzkrise), fällt die jetzige Erholung vom Einbruch deutlich schwächer aus. Da hätte mehr kommen müssen.
Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben also weiterhin die internationalen Automobilmärkte im Griff. Im bisherigen Jahresverlauf wurden lt. VDA in den genannten drei großen Regionen insgesamt 7,8 Mio. weniger Neuwagen verkauft als im Vorjahreszeitraum.
China führt Markterholung an
- Die Erholung auf dem chinesischen Markt hält ungebrochen an. Die Pkw-Verkäufe lagen im September mit knapp 2,1 Millionen bereits wieder um 8 Prozent über Vorjahresniveau. Es war bereits der fünfte Wachstumsmonat in Folge. Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Neuwagen-Absatz jedoch mit 13,1 Mio. Pkw noch um 13 Prozent unter dem vergleichbaren Volumen des Vorjahres.
- Die Dynamik am US-Light-Vehicle-Markt (Cars und Light Trucks) hat sich zwar abgeschwächt, im September lag er aber um 6 Prozent (1,3 Mio. Neufahrzeuge) höher als im Vorjahr. Erstmals seit Februar wurde damit ein Vorjahresmonatsniveau übertroffen. Per September lag der Absatz von Light Vehicles mit 10,3 Millionen aber immer noch um fast ein Fünftel (-19 Prozent) unter Vorjahresniveau.
- Der europäische Pkw-Markt war im September leicht im Aufwind. Mit 1,3 Mio. neu angemeldeten Fahrzeugen (+1 Prozent) wurde erstmals in diesem Jahr ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet. Dabei ist zu allerdings berücksichtigen, dass der September 2019 aufgrund eines Sondereffekts ein vergleichsweise niedriges Niveau aufwies. Zudem hatte der September 2020 einen Arbeitstag mehr als der Vorjahresmonat.
- Die fünf größten Einzelmärkte in Europa entwickelten sich unterschiedlich: Italien zeigte mit einem Wachstum von 10 Prozent die kräftigste Dynamik, Deutschland wuchs mit 8 Prozent. Dagegen blieben Frankreich (-3 Prozent), Großbritannien (-4 Prozent) und (-13 Prozent) weiter deutlich Vorjahresstand. Nach drei Quartalen ist die Bilanz auf dem europäischen Pkw-Markt wie erwartet negativ: Insgesamt wurden in Europa 8,6 Mio. Neufahrzeuge angemeldet, 29 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
- Auch in Japan, Russland und Brasilien ist der Absatz bis September deutlich eingebrochen. Keine Trendwende in Sicht.
Die Pkw Produktion zeigt sich auf allen großen Märkten zwar stark erholt. Mehr als Nachholbedarf ist das aber nicht, die Rückkehr auf den früheren Wachstumstrend ist bisher nicht gelungen.
Und dürfte angesichts der neuerlich wütenden Corona-Pandemie auch so schnell nicht eintreten. Fahren auf Sicht heißt die Devise, in jedem Fall bis nach der US-Wahl und dem Ausgang der Brexit-Verhandlungen.
Eine ähnlich kraftvolle Erholung der Autokonjunktur wie in früheren Zyklen oder 2009 nach der Finanzkrise lässt weiter auf sich warten.
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Der private Neuwagenkauf ist in Deutschland fast Geschichte, denn letztlich sind es je nach Fabrikat bereits 70 – 80% Firmenkunden, die die Neuwagen zulassen, während sich der Privatkunde auf dem sekundären Jahreswagenmarkt mit neuwertigen Fahrzeugen versorgt. Trotz einer Rekordneuverschuldung, sieht man eben auch in dem Bereich, dass es kaum noch echtes Wachstum gibt, und hierzuland die Zulassungszahlen schwinden. Von 4 Millionen Neuwagenkäufen sind wir inzwischen weit entfernt, und werden sie bei so einer Politik auch nicht wieder erreichen. Unser eigenes Fahrzeug ist bereits 6 Jahre alt, und wir haben keinen Gedanken daran ein neues Auto zu kaufen. Denn heutige Motorisierungen… Mehr
So ganz verstehe ich das Gejammere der Autoindustrie nicht.
Im August habe ich mir einem neuen Seat Arona bestellt. Lieferzeit betrug damals drei Monate.
Vor kurzem hat der Händler mitgeteilt, dass das Fahrzeug vorrausichtlich erst im Januar oder Februar geliefert wird.
Wenn es tatsächlich so schlecht stünde, dann müsste doch so ein Fahrzeug kurzfristig lieferbar sein, zumal wenn man bei der Ausstattung großen Spielraum lässt.