Das Windräder-Sterben in Mecklenburg-Vorpommern steht bevor

Nach 20 Jahren endet die staatliche Förderung von Windkraftanlagen. Viele, die in Mecklenburg-Vorpommern stehen, sind daher demnächst für die Betreiber nicht mehr lukrativ. Das macht auch deutlich, wie wacklig das Gebilde "Energiewende" ist.

imago images / BildFunkMV

Jedem zweiten Windrad in Mecklenburg-Vorpommern droht das Aus. Denn gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) läuft die Förderung nach 20 Jahren Betriebszeit einer Anlage aus. Das EEG trat 2000 in Kraft und garantierte den Betreibern 20 Jahre lang einen festen Preis pro Kilowattstunde des eingespeisten Stroms. Danach können die Betreiber zwar nach wie vor ihre Anlagen laufen lassen, müssen allerdings den Strom auf dem freien Markt oder direkt an Abnehmer aus Industrie und Gewerbe verkaufen. Doch das rechnet sich in keiner Weise, zumal noch offen ist, zu welchen Preisen der Strom an der Börse im kommenden Jahr verkauft wird.

Insgesamt stehen nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie 1.942 Windräder in Mecklenburg-Vorpommern. Knapp die Hälfte der Anlagen ist älter als zehn Jahre.

Der Verband sieht Potenziale für das sogenannte »Repowering«, also den Abriss der alten Anlagen und den Aufbau neuer und höherer Windräder. Solche neuen Anlagen müssten allerdings erst an einer Ausschreibung teilnehmen und könnten dann erneut gefördert werden.

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»Mecklenburg-Vorpommern könnte allein durch Windenergie zum wichtigen Stromexporteur werden«, träumt der Verband. »Damit trägt der Nordosten zum Wohlstand der gesamten deutschen Volkswirtschaft bei und schafft sich zugleich ein weiteres wichtiges Standbein, um das Land für Menschen und Unternehmen noch attraktiver zu machen.« Die Lobbyisten beklagen allerdings fehlende Kapazitäten der Stromnetze, daher müsse das große in Mecklenburg-Vorpommern bestehende Windenergiepotenzial ungenutzt bleiben.

Vor dem Schrottproblem steht das Bundesland im Nordosten nicht allein. Zusammen werden zunächst deutschlandweit rund 6.000 von den etwa 30.000 Windrädern insgesamt betroffen sein. Die können nicht mehr für die Betreiber wirtschaftlich betrieben werden. Nach einer Faustregel bekommen die Betreiber etwa zwei Drittel ihrer Einnahmen aus der Förderung nach jenem Erneuerbare-Energien-Gesetz und nur ein Drittel über den aktuellen Strompreis.

Was dann geschieht, ist noch offen. Windräder sind großindustrielle Anlagen, für die kein Entsorgungskonzept existiert. Ein Abriss ist schwierig und teuer, und das Umweltbundesamt sieht ein erhebliches Recyclingproblem. Wohin mit den alten Rotoren? Diese Frage ist immer noch ungeklärt. Die Flügel bestehen aus Glas- und Kohlefaser-Verbundwerkstoffen, die mit Epoxydharzen miteinander verbunden sind und als Sondermüll gelten.

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Das bevorstehende Aus zahlreicher Windanlagen in Mecklenburg-Vorpommern zeigt deutlich, auf welch tönernen Füßen dieses Gebilde »Energiewende« gebaut ist. Diese Wende, auf die die Welt nach den großsprecherischen Worten der Politik schauen sollte, bedeutet im Klartext: Ohne Förderung lohnt kein einziges Windrad.

Aber vielleicht werden die Lobbyisten der Windindustrie Druck für neue Regelungen machen. Die Anlagen bleiben stehen, sie drehen sich nicht mehr, die Betreiber bekommen dennoch ihre Millionen. Vorbild könnte Schleswig-Holstein sein. Dort konnten in den ersten drei Monaten dieses Jahres insgesamt 1.534 GWh Strom aus den Anlagen der Windindustrie nicht erzeugt werden. Der Grund war die drohende Netzüberlastung. Im Klartext: Der Strom konnte beim besten Willen nicht mehr abgenommen werden. Dennoch erhielten die betroffenen Windparkbetreiber 153 Millionen Euro an Entschädigungen – der bisher zweithöchste Wert in einem Quartal. Diesen nicht produzierten Phantomstrom müssen die Kunden bezahlen.

Susanne Kirchhof, die Landeschefin von Vernunftkraft Schleswig-Holstein, schimpfte in einem Gespräch mit der shz: »Sogar das Nichteinspeisen von Strom ist in Schleswig-Holstein offensichtlich ausreichend lukrativ – sonst würde die Branche nicht so massiv einen weiteren Zubau von Windkraftanlagen fordern.«

Für die Verbraucher bedeuten Energiewenden-Erfolgsmeldungen jeglicher Weise nur eines: weiterhin rasant steigende Strompreise. Gerade haben nach Angaben des Vergleichsportals Verivox bereits 86 Versorger weitere Strompreiserhöhungen von durchschnittlich 8,1 Prozent angekündigt. Mehrkosten für einen durchschnittlichen Haushalt: wieder 100 Euro pro Jahr.

Das Bundeswirtschaftsministerium betreibt dagegen Kosmetik nach Altmaier-Art: Die direkten Preise sollen nicht mehr weiter steigen, die kommenden Kostenerhöhungen sollen direkt mit Steuergeld finanziert werden.

 


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Kommentare ( 67 )

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Peter M3
4 Jahre her

Die Fundamente bleiben da, wo sie sind. Ein Rückbau ist nicht vorgesehen, was ich so mitbekommen habe.

Schon „interessant“: Mit dem Atommüll wusste und weiß man nicht wohin, mit ausgedienten Rotorblättern und verbrauchten Litium-Ionen-Akkus sieht es nicht anders aus. Auf ihren „Weitblick“ können sich deutsche Entscheidungsträger wirklich etwas einbilden.

Bei den WKA kommt noch hinzu, dass die Auswirkungen von Infraschall nicht ausreichend untersucht wurden. Das gilt auch für das Töten von Fluggetier sowie die Beeinflussung des Wetters und somit des Klimas (30 Jahre), Stichwort Trockenheit.

Besserwisser
4 Jahre her

Weil man sie nicht sieht?

Archophob
4 Jahre her

Tiefdruckgebiete sind groß. Wenn in Meck-Pomm ordentlich Wind weht, daß auch ein altes Windrad noch nennenswert Strom einspeisen könnte, dann weht er auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Und wenn überall im Norden Windstrom eingespeist wird, dann ist der Börsenpreis im Keller. D.h., der Strom wird immer exakt dann produziert, wenn ihn niemand braucht und es ohne EEG-Subvention kein Geld dafür gibt.

Warum müssen „Erneuerbare“ alle 20 Jahre erneuert werden? Damit es neue Subventionen gibt.

Alf
4 Jahre her

Die Betreiber nehmen keinen Schaden. Es sind wieder mal die Steuerzahler die Dummen.

Dabei erzeugen deutsche Politiker ausreichen Wind, um ganz Deutschland auf Jahrzehnte hinaus mit „energiegewendeten“ Strom zu versorgen.

Aber nicht nur die Windräder werden zum Milliarden-Grab.

Eine halbe Billion Euro sind seit 2010 in die Dämmung von Gebäuden geflossen. Effekt für den Klimaschutz: kaum messbar. Zuletzt ist der CO2-Ausstoß im Gebäudesektor sogar wieder gestiegen. Experten schlagen nun Alarm und warnen vor weiteren Fehlinvestitionen.

https://www.focus.de/finanzen/news/konjunktur/klimaschutz-absurd-umsonst-gedaemmt-energiewende-wird-jetzt-auch-im-gebaeudebereich-zum-milliarden-grab_id_12490652.html

Laßt uns alle für das Klima hüpfen. Diese Regierung toppt alles.

Wir brauchen keine Energiewende, wir brauchen eine brachiale Politikwende.

Andreas aus E.
4 Jahre her

Zur Versachlichung der Debatte: Dank Forschung in erneuerbarer Energie kommen sicher bald elektrisch betriebene Schwerlasthubschrauber auf den Markt, die mühelos auch die Betonsockel aus dem Boden stöpseln können. Die werden dann in Scheiben geschnitten und werden zu Wänden klimaneutraler Plattenbauten, womit die Wohnungsnot Thema von gestern wäre. Solche Wohnungen braucht man auch nicht zu beheizen, weil deren Bewohner ganzen Tag damit beschäftigt wären, die Flügel kleinzusägen, das wärmt. Dabei tragen die dann, wegen so komischer Stäube, die ganzen Coronamasken, die allüberall herumliegen, besonders rund um Supermärkte. Die könnten von umgeschulten (AWO bietet sicher Kurse an) Flaschenpfandsammlern eingebracht werden, je Stück… Mehr

Andreas aus E.
4 Jahre her

Die sind nicht egal. Fragen Sie mal das Grundwasser.

jopa
4 Jahre her

Die ganze grüne Ökologie ist ein Zuschußgeschäft. Eine neue Technilogie zur Marktreife fördern ist in Ordnung, aber danach muß jedes Geschäft Geld verdienen nicht ver brennen oder Vorteile für den Nutzer haben. Und der Grüne Strom hat für mich keinen Nutzen, genausowenig wie E.Autos. Beide haben nur Nachteile, aber die Politik baut Nachteile für die anderen,also keine Vorteile nur mehr oder weniger Nachteile. Wir haben die Steinkohlenförderung zugemacht weil zu teuer, nun muß der Ökostrom auch abgeschafft werden weil ebenfalls zu teuer. Es fast ist wie im Märchen , wo alles, was der König anfaßt, zu Gold wird, nur bei… Mehr

Hieronymus Bosch
4 Jahre her

Wer Fahrrad fährt, braucht natürlich Windräder. Menschenkraft und Naturantrieb sollen das Land wieder auf ein vorindustrielles Niveau zurückführen. Demnächst stricken wir auch unsere Pullover weider selbst, wie die Grünen in der 70er Jahren, und waschen unsere Sachen per Hand!

drnikon
4 Jahre her

Wird zum IT Entwicklungsland? LOL. Sie müssen noch sehr jung sein oder haben Knall nicht gehört. D war, ist und bleibt IT Entwicklungsland. 1970er, MBO Taschenrechner aus D. Gebaut mit Subventionen. D ist und war eine Lachnummer. Allein schon damals die träge ISDN Einführung. 14 Jahre habe ich darauf gewartet, nach Bekanntgabe dieser Technik. Quasi wie auf Trabi warten. In Westdeutschland! Herrlich. Und seit 1970ern wird in D geglasfasert. Wow. Nur im Autobau hatten wir noch das Sagen. Das ist auch vorbei. Die Jugend hüpft dafür. Wie im August 1914. das Erwachen kommt noch. Genug gelästert. Muss mich um meine… Mehr

drnikon
4 Jahre her

Wie mehrfach sagte. Am Wahlabend 1998 war mir klar, dass nun das Ende von D begonnen hat. Ich war gewiss nicht der Einzige. Die meisten anderen dürften verstorben sein. Freuen wir uns für die Jugend über die Nachhaltigkeit der Politik seit 1998. sie hüpfen und nach mit und zahlen die Zeche. Wir Alten können noch von schönen Erinnerungen zehren. Ein paar Jahre noch, vielleicht. Der Herr allein hat es in der Hand. Die Jugend darf nun richtig ran. Viel Spaß. Die Gaudi der Jungend vom August 1914 folgte ein Kater, der sehr lange anhielt. Müsst ihr selbst wissen. Seid ja… Mehr