In Frankreich (Nantes) brannte eine Kathedrale – wieder. Wir meinten, das Feuer gebannt zu haben, und haben es also zu fürchten verlernt – und ja, dies ist (auch) metaphorisch. Warum sind wir so unvorsichtig?
Unsere Vorfahren wussten noch um die Kraft des Feuers. Wir haben das Feuer weggesperrt. In den schnellsten unserer Autos wird 250 mal pro Sekunde ein Feuer entfacht (motorsport-total.com, 28.8.2019). Wir haben Normen aufgestellt, damit unser Zuhause nicht wegbrennt (vergleiche DIN 4102). Im Essay »Einem von diesen meinen geringsten Brüdern« erwähnte ich die unter Rettungspersonal und Verbrennungsärzten bekannte Faustregel: »Normal people don’t burn.« – »Normale Menschen brennen nicht.« – Wer heute noch derart verbrennt, dass er entstellt und fürs Leben gekennzeichnet ist, den plagen mit einiger Wahrscheinlichkeit noch ganz andere Probleme.
Nicht die einzige Verwüstung
In Frankreich brannte dieses Wochenende wieder eine Kathedrale. Wir erinnern uns noch an den schmerzhaften Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris am 15. April 2019. Am 18. Juli 2020 brannte nun die Saint-Pierre-et-Saint-Paul in Nantes, wieder in Frankreich.
Es ist nicht die einzige Verwüstung einer christlichen Kirche im »toleranten« Abendland in der jüngeren Zeit, während wir uns dem jüngsten Tag zu nähern meinen, doch diesmal ist es wieder eine besonders bildstarke, symbolische Kathedrale.
Noch am Tag des Brandes las man den Verdacht, dass es eine Brandstiftung mit drei Brandherden gewesen sein könnte (bild.de, 18.7.2020).
Zyniker raunen, dass wir doch schon wissen, wie die Ermittlungen ausgehen. Wenn sich herausstellt, dass auch nur der Freund des Neffen des Nachbarn eines mutmaßlichen Täters in den letzten Jahren einer nicht-linken Seite sein Facebook-Like gab, wird es zur »rechten« Tat erklärt werden, und man wird es nutzen, um die Grundrechte der Bürger einzuschränken – in allen übrigen möglichen Fällen wird sich die politische Aufmerksamkeit zerlaufen wie Eis am Stiel in brennend heißer Sommersonne.
(Nachtrag 19.7.2020, gegen Morgen: Laut eher leisen Medienberichten, etwa n-tv.de, 19.7.2020, wurde ein »Mann« festgenommen, der als freiwilliger Schließdienst der Kathedrale arbeitete – und ja, »Mann« bedeutet wohl genau das, was Zyniker vermuten, das es bedeutet, sonst würde man ja sagen »weißer Franzose und also Rassist«.)
Auf Twitter schreibt der (verifizierte) »Imam of Peace«:
If I was a Christian President of a Christian nation that witnessed the country’s churches burn one after the other while media and intelligence services covered up for the criminals I would resign and bury myself out of shame. Blame this fire on a mouse. (@ImamofPeace, 18.7.2020)
Meine Übertragung:
Wenn ich der christliche Präsident einer christlichen Nation wäre, welcher Zeuge wird, wie ihre Kirchen eine nach der anderen niederbrennen, während die Medien und Geheimdienste die Kriminellen decken, würde ich zurücktreten und mich aus Scham selbst beerdigen. Gebt die Schuld für dieses Feuer einer Maus. (@ImamofPeace, 18.7.2020, meine Übertragung)
Ich habe Zweifel, ob Ex-Banker Emmanuel »Jupiter« Macron zur Scham befähigt ist – Scham setzt gewisse andere Eigenschaften voraus. Dass man es aber einer Maus anlastet, die drei Feuer gleichzeitig legte, das traue ich unseren Qualitätspolitikern und ihren Journalisten durchaus zu.
An guten Tagen erhaben
Man schreit von vielen Seiten auf uns ein, man brüllt panisch und man flüstert eindringlich.
Manche »gute alte Zeit« gab es wirklich, etwa jene, als man in Deutschland noch hoffte, es durch Fleiß und Anstand zu sicherem Wohlstand zu bringen. Manch andere »gute alte Zeit« existierte tatsächlich nur in unserer Nostalgie, wie ein Heimweh nach einem Ort, der in Wirklichkeit nirgends zu finden ist als auf den Landkarten in den Buchklappen unserer Romane. Eine solche »gute alte Zeit« ist jene, in der man noch auf Weisheit hörte, statt in künstlicher Empörung wie Funken über Lagerfeuern hierhin und dorthin zu stieben.
Was unterscheidet die alte Weisheit von den Lügen der Propaganda und der Schalheit des Marketings? Vielleicht dies: Die süßen Lügen, welche die Mächtigen in die Blutbahnen der Gesellschaft spritzen, sie funktionieren selbst an guten Tagen kaum, an schlechten Tagen aber sind sie gänzlich nutzlos. Die Weisheit klingt an guten Tagen erhaben und wohlgesetzt, wenn auch etwas fern, an schlechten Tagen aber erweist die Weisheit ihre ganz praktische Nützlichkeit, sie ist das Seil und die Brücke, die uns vor dem Absturz bewahrt.
Eine alte Weisheit, die ich in den letzten Jahren immer wieder mir selbst sage (und dann Ihnen, etwa im Essay »Sind uns Kinder wirklich unterschiedlich wichtig?«), ist jenes weise Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr: »Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.«
In welche Kategorie jenes Gebetes gehören die Feuer? Die Kathedralen sind ja nicht das Einzige, das brennt! Wir alle haben noch die Bilder brennender Straßenzüge in den USA vor Augen, die Bilder geköpfter und geschändeter Statuen, blinde, wahnhafte, suizidale Wut, angestachelt von NGOs mit spannenden Geldquellen. Gehören die Feuer in die Kategorie »Dinge, die ich ändern kann«, oder in die Kategorie »Dinge, ich hinzunehmen lernen will«?
Des Feuers Herr
Wir glaubten, die Feuer gebannt zu haben. Wir wähnten, dass Feuer und Explosionen nur noch weit weg passieren, dort wo auf den alten Karten einst »Hic sunt dracones!« geschrieben stand: »Hier sind Drachen!«
Jenseits der Frage nach Täterschaft, ob man diese nun als »totalrechts« oder »ungeklärt, wechseln wir das Thema« einordnen wird, sind brennende Kathedralen ein Symbol für den Westen, an dessen Fundament und tragenden Mauern zynische Kräfte mit sehr viel Geld tausend Feuer legen.
Wir meinten, des Feuers Herr geworden zu sein – und dann kam das Feuer zu uns und über uns. (Popkultur-Fans denken hier vielleicht an Game of Thrones und die schockierenden Bilder, als Daenerys auf ihrem Drachen die Stadt King’s Landing niederbrennt (siehe YouTube) – in der realen Welt zeigte jene brutale fiktive Gewalt, vielen Tausenden von Eltern, warum es eine schlechte Idee ist, in der für Millennials typischen Strohfeuerhaftigkeit ihre Kinder nach Figuren aus laufenden Fantasy-Serien zu benennen; siehe independent.co.uk, 14.5.2019).
Zu kalter Asche
Unsere Vorfahren wussten noch um die Kraft des Feuers, auch um die zerstörerische Kraft der Lügen, welche wie eine tägliche Feuersbrunst in die Herzen und Häuser der Menschen getragen werden.
Wir tun so, als hätten wir das Feuer im Griff, als könnte uns das Zündeln der Mächtigen nichts mehr anhaben – und Millionen merken nicht einmal, wie die Propaganda ihre Seelen zu kalter Asche niederbrennt. Ach, würde das mörderische Feuer der großen Lügen nur halb so weh tun wie das Feuer des kleinsten Streichholzes, dann würde man Abend für Abend ein betäubendes Schmerzensgebrüll in allen Straßen deutscher Vorstädte hören. Aber nein, niemand schreit – falsch, Korrektur: viel zu wenige schreien.
Das Feuer der Lügen, es tötet zuerst das Schmerzzentrum, welches die Lügen schmerzhaft macht – dann und darum tut den Leuten die Propaganda nicht mehr weh.
Die Leute lassen sich vorm Schlafen die Lügen des Tages in die Blutbahn spritzen. Dann gehen sie schlafen. Uns fällt das Lied »Nothing ever happens« ein, darin heißt es: »And ignorant people sleep in their beds, like the doped white mice in the college lab« – »unwissende Menschen schlafen in ihren Betten, wie die betäubten weißen Mäuse im Uni-Labor.«
Unsere Vorfahren wussten noch um die Kraft des Feuers. Wir wähnen, das Feuer gebannt zu haben. Auch das ist eine Lüge.
Gegen das Feuer, welches Holz und die Gardinen verzehrt, hilft brandhemmendes Material nach aktueller Vorschrift. Gegen die Feuer, welche die Seelen und Völker verbrennen, gegen die Flammen linker Lügen und globalistischer Propaganda, gegen all unsere neuen Brände könnten die alten Vorschriften helfen, die wir einst Weisheit nannten.
Wir wähnen, das Feuer gebannt zu haben – wie aber erklären wir uns dann die Flammen?
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com
Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.
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Die Biedermanns laden immer mehr obskure Gäste in ihr Haus
… und verteilen fleißig Zündhölzer.
Wir haben das Feuer so sehr fürchten gelernt, dass wir lieber wegschauen oder wegrennen als es zu bekämpfen. Und wenn wir beides nicht können, dann kneifen wir ganz fest die Augen zu und leugnen seine Existenz, solange es einem nicht selber die Haut versengt!
Wer die Gewalt des Feuers, des heissen oder des ideologischen, jemals kennen lernte, der wird versuchen, sich vor ihr zu schützen. Wenn er das nicht selbst kann, wird er die Aufgabe des Schutzes an „Feuerwehrleute“ delegieren, die bei ideologischen Feuern auch Politiker genannt werden. An Spezialisten, die in jahrelanger Übung und Praxis erlernt haben, wie man mit großen und kleinen Bränden umgeht, wie man sie eindämmt und schließlich zum Verlöschen bringt. Zumindest wurde das „früher“ so gemacht – zu einer Zeit, da die Menschen noch wußten wie hart sie für ihr Gut hatten arbeiten müssen und nicht einsahen, es ein… Mehr
In der multikulturellen Gesellschaft leben viele Menschen, denen absolut nichts bedeutet, was dem Anderen ALLES bedeutet. Die hassen, was der andere liebt. Die verehren, was der Andere verachtet. Ein Minimum an Respekt voreinander war der Pin in dieser Handgranate. Und die Linken haben ihn gezogen. 5, 4, 3, 2, 1, …
Meine Wenigkeit hat schon resigniert und es ist mir inzwischen auch egal, was aus diesem meinem Land wird, frei nach der Weisheit der Kanzlerin dieses Landes „dann ist es nicht mehr mein Land“.
Ich wünschte ich könnte das Selbe sagen …
Aber leider bin ich mit Mitte 30 noch zu jung um die Konsequenzen der aktuellen Verblödung nicht mehr mittragen zu müssen.
Mag sein, dass es nicht „mein“ Land ist, im Sinne davon, dass ich mich damit identifiziere.
Es ist und bleibt aber das Land, in dem ich und meine Angehörigen lebe(n müssen).
Somit kann es mir nicht egal sein, was aus diesem Land wird, auch wenn ich die kommenden Ereignisse den „Haltungsbürgern“, die sie fördern, wirklich von Herzen gönne.
Sie haben recht, es ist niemandem zuzumuten, dies alles mitzutragen, und auch die 70-Jährigen werden davon betroffen, weil es nicht mehr lange dauern kann bis zur Wand. Man kann sich innerlich von diesem Land absentieren, ich betrachte es auch nicht mehr als „mein“ Land, ich mag es nicht, nein, es ist einfach nicht erträglich, die Leute zu hören, die sich benehmen wie der sprichwörtliche dumme Michel, der alles glaubt und im besten Fall einfach sagt, er sei hier anderer Meinung. Wenn sich die Leute zurückziehen, nur noch, wie in der DDR, in ihrem Kreis sich bewegen und reden, dann wird… Mehr
> Und am Ende gewinnt immer die Realität. <
Von wem war das noch?
„Die goldene Regel“ ist die große Sehnsucht der Menschen (und auch der Leitfaden an dem der Mensch wachsen kann) der sich in den 10 Geboten ziemlich gut wiederspiegelt. Grob gesagt: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst. “ HEUTE leben wir im Zeitalter der durchgehenden Lügen und grobschlächtigen, selbstsüchtigen Manipulationen. Viele haben diesen Wechsel noch nicht bemerkt. Glück und echte Zufriedenheit kann nicht auf den chronischen Lügen und der Zerstörung der Gesellschaft entstehen. Hier darf ich noch einmal den Neurowissenschaftler Raphael Bonelli (überaus sehenswerte Videos auf youtube) zitieren was den Menschen voranbringt und gleichzeitig glücklich macht: Das… Mehr
Eine sehr schöne wahre Beschreibung, die ich teile. Allein, gegen den aktuellen Zeitgeist ist ungeachtet aller Weisheit – die Welt hört nicht die Weisheit – kein Angehen möglich. Dennoch darf man nicht schweigen.
Der Westen hat längst stillschweigend kapituliert und sich zum Beutekontinent machen lassen. Die brennenden Kirchen sind nur die Kerzen auf der Torte der Gewinner.
„Nach Angaben von Figaro ist er ein ruandischer Flüchtling, der für die Diöze arbeitet. Berichten zufolge äußerte er seine Wut über sein abgelaufenes Visum.“ (Übersetzung)
Quelle: Le Figaro
Staatspresse: „Ein Mann“