Vernunft und Mitgefühl wurden mehr Leben retten, die Wildnis besser bewahren und menschengemachte Erderwärmung mehr reduzieren als hysterischer Katastrophismus, weltweite Abkommen und Energie-Verknappungen. Meint Finn Meurer.
Ich kenne keinen, der letztes Wochenende nicht in der Natur oder zumindest außer Haus verbracht hat – die sommerlichen Temperaturen und die Sonne haben die meisten von uns aus der Frühjahrsmüdigkeit herausgerissen. Doch nicht jeder teilt die Begeisterung für die ersten Sommertage. So etwa der amerikanische Umweltmediziner Amir Sapkota, der am Wochenende in der Fachzeitschrift „Environmental Health“ eine neue Studie vorstellte, die auf die Gefahren des Klimawandels für Asthma-Patienten hinwieß: „Alles weist darauf hin, dass extreme Wetterereignisse in Zukunft zunehmen werden. Und unsere Untersuchung zeigt, dass dann auch das Risiko für einen Asthma-Anfall steigt. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir gesundheitspolitische Reaktionen auf den Klimawandel planen.“
Einmal abgesehen davon, dass viele (andere) Experten keine Korrelation zwischen Asthma und dem Klimawandel sehen, geht es hier um die größere Frage, inwiefern es sich eigentlich lohnt, den Klimawandel zu bekämpfen – und ob es nicht viel wichtigere Dinge auf der Erde gibt, um die wir uns kümmern könnten und wo wir erfolgreicher wären.
Die Frage des Klimawandels
Die Wissenschaft ist sich einig – unser Klima verändert sich und unser Planet erwärmt sich. Dem stimme ich zu. Ebenso stimme ich der These zu, dass Menschen den Klimawandel und den Treibhauseffekt beeinflussen. Ich unterstütze Vorschläge wie Prämien beim Kauf von energieeffizienten Fahrzeugen und zusätzliche Gebühren für den Kauf von energieineffizienten Fahrzeugen („Feebate“). Auch sollten Verbrennungsmotoren für künftige Modelle in meinen Augen strengeren Standards unterworfen und so höhere Reichweiten möglich sein. Solche Programme reduzieren die Abhängigkeit fossiler Energien von autoritären Regimen und Schurkenstaaten, schonen unseren Geldbeutel an der Tankstelle, machen unsere Autoindustrie global wettbewerbsfähiger und helfen der Umwelt – und sie kosten den Steuerzahler nichts.
Was ich jedoch unter keinen Umständen unterstütze, ist eine radikale Klimapolitik, die unsere Industrie schwächt, uns Steuerzahler Milliarden kostet, energieineffiziente E-Autos subventioniert und hunderttausende Arbeitsplätze vernichtet. Genau so eine verfehlte Politik betreiben wir gegenwärtig – wir verprassen Milliarden an Steuergeldern für die angebliche Rettung des Klimas, während 13,9 Millionen Menschen hierzulande nicht mehr pünktlich ihre Rechnungen zum Monatsende hin bezahlen können, wie jüngst eine Statistik offenbarte. Doch nicht nur Steuergelder müssen herhalten, um von Beamten verprasst zu werden – 600.000 bis 800.000 Deutsche sitzen im Dunkeln, weil sie ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen können, erklärt der Bund der Energieverbaucher. Die Rettung des Klimas kostet eben nicht nur einen Euro pro Haushalt, wie Jürgen Trittin (Grüne) einmal erklärte, sondern 1.152 Euro p.a., nur für die EEG-Kosten. Ferner zeichnet sich im Zuge der „Wir-retten-den-Planeten-Politik“ ein dramatisches und besorgniserregendes Ausmaß an Überregulierung für die Chemie- und die Energieindustrie ab; die Klimaschutzauflagen und die hohen Energiepreise zwingen Chemieunternehmen, ihre Industrien nach Ostasien und Nordamerika auszulagern – Jobs inklusive. Und die Klimaschutzvorgaben für Unternehmen, die Braunkohle abbauen, bedrohen 80.000 gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze.
Kosten-Nutzen-Analyse des Kyoto-Protokolls
Diese direkten und indirekten Kosten zerstören unsere Wettbewerbsfähigkeit massiv. Doch dies machen wir ja, um das Klima zu retten. Nur das wirklich Schlimme ist: Diese drakonischen Maßnahmen haben fürderhin absolut keinen Nutzen für das Klima und kühlen unseren Planeten nicht ab.
Zu diesem Schluss kam bereits 2004 der dänische Politikwissenschaftler Bjørn Lomborg. Damals versammelte er zehn der einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftler der Erde, darunter vier Nobelpreisträger, zum sogenannten „Kopenhagener Konsens“. Sie sollten damals die größten Probleme der Menschheit priorisieren. Es ging nicht darum, herauszufinden, welches das schlimmste Problem ist, sondern zu ermitteln, mit welchen Kosten ein Problem am effektivsten gelöst werden könnte.
Da der Klimawandel von Politikern, Medien und Wissenschaftlern weltweit so sehr in den Fokus gerückt ist, könnte man annehmen, dass dieser ganz oben auf der Liste gestanden hätte. Überraschenderweise war der Klimawandel aber weit abgeschlagen auf dem letzten Platz verordnet. Stattdessen war HIV ganz oben auf der Liste – würde die Welt 3,375 Mrd. US-Dollar jährlich über einen Zeitraum von acht Jahren im Kampf gegen AIDS bereitstellen, würden geschätzt 28 Millionen Menschen von einer Ansteckung verschont bleiben. Direkt an zweiter Stelle sahen die Nobelpreisträger Mikronährstoff-Ergänzungen für Kinder, die vor allen Dingen einem Vitamin A, Zink- und Eisenmangel, sowie massive Unterernährung entgegenwirken würden. Das Cost-Benefit-Ratio sei als außerordentlich hoch eingestuft worden und ein solches Programm würde etwa 12 Mrd. US-Dollar kosten. Für nur 13 Mrd. US-Dollar könnte man die Zahl der Malaria-Toten weltweit um 50 % reduzieren.
Interessanterweise priorisierten die Teilnehmer auch den Freihandel weit oben – die globale Abschaffung von Zöllen und nicht-tarifären Handelshemmnissen würde nach den Berechnungen der Wirtschaftswissenschaftler die Weltwirtschaft um 2,4 Billionen US-Dollar wachsen lassen und geschätzt 200 bis 300 Millionen Menschen aus der Armut befreien. Kriege würden ebenso unwahrscheinlicher werden.
Den Klimawandel zu bekämpfen hatte dagegen unterste Priorität, gemessen am Kosten-Nutzen-Verhältnis. Denn die Maßnahmen und Kosten, um der Erderwärmung und dem Klimawandel auch nur in einem minimalen Ausmaß entgegenzuwirken, sind enorm. Die Laureaten und Lomborg kamen zu dem Ergebnis, dass alleine die Kosten, um die Ziele des Kyoto-Protokolls – die Ziele der Pariser Klimakonferenz vergangenen Jahres ausgeschlossen – zu erfüllen, jährlich weltweit die kosmische Summe von 150 Milliarden US-Dollar erreichen würden. Jährlich. Darüber hinaus würde die Erderwärmung trotz dieser massiven Aufwendungen kaum aufgehalten werden: Die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 würde lediglich um sechs Jahre (!), bis zum Jahr 2106, verschoben werden. Nur für die Hälfte dieser jährlich ausgegebenen Gelder könnte man alle anderen Probleme auf der Liste lösen, oder zumindest wirksam angehen. Die massiven Kosten für Arbeitsplatzabbau, den Tod ganzer Industrien und weniger Wachstum sind gar nicht miteingeschlossen.
Priorität für wirksame Hilfe
Der britische Zoologe und Autor von „The Rational Optimist“, Matt Ridley, stimmt den Ergebnissen zu: „Bjørn Lomborgs vernünftige und mitfühlende Gedanken würden mehr Leben retten, die Wildnis besser bewahren und hätten größere Chancen, menschengemachte Erderwärmung zu reduzieren als hysterischer Katastrophismus, weltweite Abkommen und anspruchsvolle Energie-Verknappungen.“
Wer unseren Planeten bewahren und wirklich Menschenleben retten möchte, der sollte für etwas anderes stehen – jedenfalls nicht auf einer Veranstaltung von „Greenpeace“ und anderen „NGOs“, und erst recht nicht für die aggressive Klimaschutzpolitik von heute.
Da bleibt mir zum Schluss nur noch eine Frage im Kopf: Warum um alles in der Welt glaubt die Politik weiterhin an das Mantra vom globalen Klimaschutz? Liegt es daran, dass sie schlichtweg den Kopenhagener Konsens nicht kennen und den renommierten Nobelpreis-Laureaten nicht zuhören können? Was leitet sie, solche einschneidenden Entscheidungen zu treffen, wenn es doch gleich mehrere signifikante Gründe gibt, diesen übereilten und sinnlosen Aktionismus abzulehnen? Haben sie kein Gewissen?
Im Angesicht von zu erwartenden größeren Migrationsströmen aus Afrika hielte ich es zumindest für angebrachter, Gelder für den Klimawandel lieber in effektive Maßnahmen zur humanitären und wirtschaftlichen Entwicklung und zur echten Rettung von Menschenleben zu investieren. Doch wenn wir mit dieser rücksichtslosen und unbedachten Klimaschutzpolitik weitermachen und unseren Wohlstand einseitig abbauen, dann ist möglicherweise bald genau das Gegenteil der Fall; nämlich, dass die individuellen Möglichkeiten in Europa abnehmen und die Europäer in andere Teile der Welt emigrieren werden – vielleicht sogar nach China, welches 2030 gemeinsam mit den anderen Schwellenländern für 80 % der globalen Treibhausemissionen verantwortlich sein wird. Nur die Verlierer dieser Klimapolitik werden hier bleiben – mitsamt der Politiker und Funktionäre, die das Chaos vorher verursacht haben und die Mittelschicht um ihre Jobs bringen.
Finn Meurer wurde 1996 in Frankreich geboren. Er ist Autor von „Nationale Renaissance – Damit Deutschland stark und erfolgreich bleibt“ und arbeitet bei einer Berliner Immobilienfirma.
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