Hamburg-Wahl: Beim Exit Poll sagten offenbar viele nicht die Wahrheit

Manche Bürger ziehen es wohl vor, angenehm aufzufallen als unangenehm: Risiken und Nebenwirkungen einer stromlinienförmigen veröffentlichten Meinung.

© Morris MacMatzen/Getty Images

ARD und ZDF prognostizierten gestern um 18 Uhr der AfD 4,7 und 4,8 Prozent, den Grünen beide Sender 25,5 Prozent.

Die AfD misst der Hamburger Wahlleiter spätabends mit 5,3 Prozent und die Grünen mit 24,2 Prozent. Das „vorläufige amtliche Wahlergebnis“ gibt es erst heute Abend.

Die sogenannten Prognosen sind das Ergebnis der Nachwahlbefragung unter den Wählern beim Verlassen der Wahllokale (Exit Poll). Diese Zahlen hat jeder Journalist und Politiker, der zum Berliner Politbetrieb gehört, bereits um 16 Uhr herum. Bis 18 Uhr haben die Demoskopen und ihre Auftraggeber dann Zeit, ihre „Prognose“ zu designen. Das passt gut, denn vor 18 Uhr, dem Schließen der Wahllokale, dürfen diese Umfrageergebnisse nach geltendem Recht nicht veröffentlicht werden.

Die diesmal erheblichen Abweichungen zwischen Exit Poll und Wahlergebnis bei AfD und Grünen sind vielleicht kein Zufall. Die Zahl der Wähler dürfte zunehmen, die den Befragern lieber das sagen, was diese vermutlich hören wollen. Der Anteil derer, die sagten, sie hätten Grün gewählt, lag um 1,3 Prozentpunkte höher als der tatsächliche Wähleranteil. Bei der AfD war es umgekehrt (0,5 bis 0,6 Prozentpunkte).

Diese Bürger ziehen es wohl vor, angenehm aufzufallen als unangenehm: eine neue Variante der Schweigespirale – Risiken und Nebenwirkungen einer stromlinienförmigen veröffentlichten Meinung.

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Kommentare ( 86 )

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Gustl
4 Jahre her

Ich teile diese Analyse. Liebe Patrioten, immer lächeln und freundlich winken.

Felix-Schmidt
4 Jahre her

Am Wahllokal die Wahrheit sagen, und riskieren, dass die Antifa einen Hausbesuch macht? Lieber nicht! Ich kanns verstehen.
Herrlich, unsere Demokratie.

Michael Scholz
4 Jahre her

KRITIK am TE: Aus einem Kommentar eines HH-Wahlvorstandes hier unten, was genau auch meinem Wissen als politisch interessierter Bürger entspricht: „Die Befragten füllen einen Zettel aus (anonym), der dann in einer Pseudo-Wahlbox landet.“ Die Befragten wiederholen also (nach dem Verlassen des Wahllokals) quasi den Wahlvorgang und zwar ANONYM. Sie werden also nicht direkt gefragt, wie/wen sie gewählt haben! (Dann wären die Prognosen noch ganz anders ausgefallen(!), z.B. AfD 0.2%) Kennt TE diese Vorgehensweise nicht? Oder hat TE andere Infos? (wenn ja, worauf stützen sich diese?) Die Abweichungen zwischen Prognose und tatsächlichem Ergebnis sind also umso bedenklicher, weil es bedeutet, dass… Mehr

PM99
4 Jahre her

Und wenn man noch die Stimmen für die AfD dazu rechnet, die Wahlhelfer mit „Haltung“ ungültig gemacht oder nicht gezählt haben, weil es wichtig ist gegen „Nazis“ ein Zeichen zu setzen…

Manfred_Hbg
4 Jahre her

Tja, wie wurde doch grad vor kurzem vermeldet:
60% der Deutschen trauen sich bei manchen Themen nicht öffentlich ihre Meinung zu sagen.

Auch mit Blick auf diesen Artikel, scheint also etwas Wahres dran zu sein.

Eco
4 Jahre her

Die Abweichungen sind nicht sehr groß, das liegt alles im Rahmen des üblichen. Da nicht in allen Wahllokalen und auch natürlich nicht alle Wähler befragt werden können gibt es immer Abweichungen. Gerade kleinere Parteien werden da schnell falsch bewertet und in Hamburg ist die AfD nicht so groß.
Trotzdem fällt es mir bei jeder Wahl auf, dass die AfD gegenüber der Prognose bisher immer zugelegt hat.

Dill Schweiger
4 Jahre her

Dr. Bernd Baumann (AFD) durfte an der E.Runde teilnehmen. Er saß direkt neben der Tiiiiiinaaaaa es Rasselt.

Daniel Haase
4 Jahre her

Die Abweichungen zum vorläufigen Endergebnis finde ich statistisch unauffällig. Was mir allerdings sofort auffiel: für alle Parteien in ARD und ZDF wurden die Ergebnisschätzungen auf ganze bzw. halbe Prozent gerundet, was angesichts der Fehlerquote sinnvoll erscheint. Einzig die Werte für AFD (und Sonstige) wurden auf 4,7% bzw. 4,8% genauer angegeben und komischer Weise genau in die Richtung, die dem ÖR von AFD-Seite gern unterstellt wird. Ein Schelm/Nazi, wer dabei böses denkt.

Karl Napf
4 Jahre her

Erschütternd, man kann vermeindliche AfDler rein optisch doch nicht so leicht von den guten Menschen unterscheidend und anhand ihrer Aussagen schon zweimlal nicht.

tgilde
4 Jahre her

Als ich letztes Jahr aus Oslo kommend in Hamburg eintraf, vermutete ich zuerst einen Pilotenfehler. In Kabul, Bagdad oder was weiß ich wo, sieht es nicht anders aus. Erste Welt ist das schon lange nicht mehr.

Auswanderer
4 Jahre her
Antworten an  tgilde

Ich wohne hauptsächlich in Südamerika. Wenn ich nach Deutschland komme erscheint mir Deutschland „dreckig“! Das beunruhigt mich schon! Bei mir tummeln sich jede Menge Hautfarben, alles kein Problem, da eine Sprache. Hier sind das unterschiedliche Gruppierungen in jeder Ecke! Und am Hbf. um 21 Uhr, volles Programm! Kurz gesagt: sehr bunt! Deutschland ist vielleicht noch als Museum zu gebrauchen so um Schloss Schwanstein.