Selber schuld! EZB-Chef Mario Draghi zeigt ein seltsames Verhältnis zum Sparer. Wir sparen falsch! Was er absichtlich übersieht: So einfach ist es nicht, aus dem Sparkäfig auszubrechen.
Wir sind Deppen, Volltrottel. Das wissen wir jetzt. Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, erklärt: Nicht die Null-Zinsen sind das Problem, warum unsere Sparbücher, Riesterverträge und Lebensversicherungen nichts mehr abwerfen. Sondern wir selber. Weil wir falsch sparen.
Draghis schöne neue Welt des Sparens
„Die Sparer müssen ihr Geld nicht nur auf dem Sparbuch anlegen, sondern haben auch andere Möglichkeiten“. Das stimmt leider nicht. Denn wer 50 € im Monat auf die Seite legt, auf den wartet kein Briefkasten in Panama. Spekulieren mit Schweinebäuchen in Chicago geht nie gut aus für Oma Hempel, wenn sie ihr Geld unter`m Sofa vorholt. Wie wärs mit einer Immobilie in New York, Blick über den Central Park? Sehr profitabel, schließlich kaufen reiche Chinesen gerade Big Apple auf; Quadratmeterpreis schon ab 100.000 Dollar. Für kleinere Kleinanleger gibts in Frankfurt am Maintor den Quadratmeter Wohnung schon ab 35.000 € , ein Schnell-Spar-Schnäppchen. Sehr zu empfehlen sind auch „Junk Bonds“, also Schrottpapiere, fette 5-6 Prozent Zinsen. Allerdings sagt schon der Name: Mindestens die Hälfte macht Pleite. Leider fällt bei Kleinanlegern das Butterbrot immer auf die geschmierte Seite, und dann ist nicht nur die Hälfte, sondern alles weg. Das sind Draghi´s „andere Möglichkeiten“. Denn weil unserseins an die wirklich chicen Dinger gar nicht erst rankommt oder das Risiko zu hoch ist, wurden die Deutschen jahrzehntelang in sichere Zinspapiere getrieben. Ja, das war falsch. Aber spätestens seit dem Platzen der New Economy-Blase war es aus mit Aktien. Sie gelten als zu riskant, wer darin investiert, als Spekulant. Und nicht der Anleger ist der Depp, sondern der Gesetzgeber.
Richtig sparen ist nicht erlaubt
Komplizierte Anlagen dürfen an Kleinanleger gar nicht erst verkauft werden: Der Anlegerschutz wurde seit 2002 massiv erschwert und Kleinanleger damit faktisch ausgesperrt. Haftung, Informations- und Dokumentationspflicht, dazu eine Eignungsprüfung für Anleger haben die Direktanlage und Beratung erschwert und verteuert. Den Kleinanleger auszusperren gilt als gute Tat. Wer jetzt sagt, dass der Sparer eben anders, also risikoreicher sparen soll, verkehrt Ursache und Wirkung.
Das gilt auch für große Kapitalsammelstellen. Nicht einmal Aktien, und die wackeln schon wie ein Lämmerschwanz, sind in großem Umfang erlaubt, geschweige denn wirklich riskanten Sachen. Viele Riesterrenten, Lebensversicherungen, Betriebsrenten und die milliardenschweren Versorgungswerke für Freiberufler sind sogar gesetzlich gezwungen, einen großen Teil UNSERES Geldes „mündelsicher“, also totsicher, in staatlichen Zinspapieren anzulegen, für die es keinen Zins mehr gibt. Weil man uns davor schützen will, dass wir Geld verlieren, verlieren wir jetzt jeden Tag Geld wegen der Null- und Negativzinsen. Auch griechische, französische und italienische Staatsanleihen galten lange als sicher, deswegen wurden sie per Gesetz in unsere Sparguthaben hineingedrückt.
Reingezwungen, reingelockt und abgezockt
Für Staatsanleihen gibt es keine Hinterlegungspflicht für Eigenkapital der jeweiligen Bank. Das macht sie scheinbar günstiger für Anleger und attraktiver für den Bankberater. Wegen dieser gestellten Weiche fließen Milliarden und Milliarden in Staatsanleihen – neuerdings eben zinsfrei. Seit wir sie haben, rentieren sie sich nicht mehr richtig, weil – jetzt die EZB die Zinsen niedrig macht. Reingezwungen, reingelockt und abgezockt, so geht das Draghi-Spiel. Und er setzt noch eins drauf: Er habe die Zinsen nicht nur für die Deutschen, sondern für alle Europäer zu steuern, sagt er. Dumm, dass die Europäer traditionell mehr Häuser besitzen als wir Deutschen. Deutschland ist ein Mieterland; Eigenheimerwerb ist teuer und wird nicht gerne gesehen, weil so angeblich die Landschaft zersiedelt wird.
Glück für den in Europa, der Immobilien besitzt. Deren Immobilienpreise steigen – nur unsere Zinsen sind weg. Der Boom der Immobilienmärkte, das Aufblasen der nächsten Blase, ist auch kein Naturereignis, sondern von Draghi gesteuert. Bei Niedrigzinsen „lohnt“ sich der Kauf und die fast kostenlose Finanzierung. Sollte es aber in 10 oder 15 Jahren doch zu einer Zinswende kommen, werden die Immobilienpreise in den Keller fallen: Nicht die Zinsen sind dann das Problem, sondern der Wert der Immobilie. Viel Spaß dem, der in diesen künstlich überhitzten Markt einsteigt. Die Verzerrungen der Geldpolitik zeigen immer dramatischere Folgen.
Ok, wir Sparer retten jetzt den Euro. Aber Deppen sind wir nicht. Auch wenn Draghi uns für dumm verkaufen will.
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