Die Kaufprämie für E-Autos kommt. "Autoindustrie und Bundesregierung teilen sich die Kosten", heißt es. "Teilen" nennt man es also, wenn eine Branche Steuergelder in die eigene Tasche umleitet.
Kohle für E-Autos: Der Dummheit eine Bresche schlagen
Rund um das feine Schloßhotel in Kronberg im Taunus wohnen die meisten Millionäre und Milliardäre Deutschlands. Einmal jährlich gibt es da eine Luxusmesse. Auffallend: Vor dem Schloß parkten mehr Elektro-Renner von Tesla als Porsches. Und auf der Schloßterasse wollten die Millionärs-Jungs lieber im Tesla probesitzen und nicht im neuesten Daimler. Auch viele Technik-Fans lieben das E-Auto, wie unsere kürzliche Debatte gezeigt hat. In Hamburg fahren die Superreichen schon lange bürgerliche Mittelklasse-Wagen, ihre Rolls Royce usw. führen sie nur im Zweit-Wohnsitz Monaco aus.
Elektro-Autos sind das neue Spielzeug der Superreichen und das ideale Lifestyle-Produkt. Dagegen ist nichts einzuwenden. Soll jeder kaufen, was er will. Manchmal wird sogar ein Trend daraus; ähnlich hätte man zu Zeiten von Berta Benz gegen die Benzin-Kutsche ihres technikverliebten Bastler-Ehemannes argumentiert. Aber warum soll es subventioniert werden? Warum sollen in der Mehrzahl die einen „verlorenen Zuschuss“ (Bürokratiedeutsch) kriegen, die ihn nicht brauchen, wo er also für den Steuerzahler wirklich verloren ist?
Bisher sind die Stromer kein Hit für Otto Normalverbraucher, weil der nicht für jeden Anlass das passende Autos in der Garage hat: Strom für nah, Diesel für weit, E-Auto zum Kronberger Golfclub. Die Stromer beschleunigen zwar rasant, fahren leise und stoßen in der Stadt keine Schadstoffe aus – das machen nur die weit entfernten Kraftwerke, aus denen der Strom kommt. Schmutz ist eben eine Frage des Standorts, und der Strom kommt ja bekanntlich aus der Steckdose. Solange Deutschland allerdings die Grundlast über Braunkohleverstromung sicherstellt, ist die Öko-Bilanz der E-Autos insgesamt negativ. Da hilft auch nicht, beim Stromlieferanten Ökostrom zu ordern.
E-Auto-Feinde rechnen vor, dass es sogar noch mehr die Umwelt belastet als ein Benziner, weil der Strom vom Braunkohlestinkern kommt und das Lithium für seine Akkus das Gift nur so quer über den blauen Planeten spritzt. Solange der Strom so erzeugt wird, sieht sogar Greenpeace keine ökologischen Vorteile beim E-Auto. Wobei unbestritten die Belastung in Ballungsräumen sinkt. Die Entscheidung für den Kauf eines E-Autos sollte daher nicht überbewertet werden: Es gibt viele Modelle, wers mag, der soll; Spaß ist immer schon eine wichtige Kategorie beim Autokauf gewesen. Die Alltagstauglichkeit allerdings spielt die entscheidende Rolle für den Normalverbraucher mit kleiner Garage.
Es ist derzeit ein Zweitauto, wie gesagt, ein Spielzeug, das ich jedem gerne gönne, der es mag. Das ist übrigens nicht wenig: Rationalität spielt beim Autokauf nicht die vorherrschende Rolle. Man könnte ja auch der Meinung sein, dass gewaltige SUVs ihre Geländegängigkeit in Deutschland garantiert nicht beweisen müssen.
Denn wegen der geringen Batterieleistung fahren Stromer nur kurze Strecken. Und das teuer: Selbst für einen „Hybriden“ in der Golf-Klasse, also in Verbindung mit einem Verbrennungsmotor zum Aufladen für unterwegs, kostet die Batterie rund 5.000 €. Nach drei bis sechs Jahren ist sie kaputt, rechnet der Physiker Frank Endres von der TU Clausthal vor, einer der letzten Batteriewissenschaftler in Deutschland und erklärter Pessimist in der Sache. Aus. Ende. Die Subvention löst sich an einem ganz bestimmten Tag in Luft auf: Wenn die neue Batterie eingebaut werden muss. Neuere Technologien sollen das mindern. Aber das Ziel ist längst noch nicht erreicht.
Elektromotoren und Steuerung sind ausgereift – aber die Batterie bleibt Herzstück und Engpass. Billigere und bessere sind nicht in Sicht. Zwar will die Bundesregierung für das geschenkte Geld die Industrie verpflichten, die Batterieforschung doch wieder aus Taiwan und den USA zurück nach Deutschland zu holen, wohin sie die Politik vertrieben hat. Die Batterie-Wissenschaft wurde ein Deutschland vor 20 Jahren praktisch eingestellt; braucht keiner, hieß es damals im allwissenden Forschungsministerium. Anschließend wurde die Elektrochemie an den Unis weitgehend abgewickelt. Das kommt eben davon, wenn man Beamten und Politikern technische Entscheidungen überlässt (die weiland politische Privilegierung der Kernspaltung und damit die Verdrängung der Forschungs an der Atomfusion vor allem durch die SPD lässt grüßen).
Kein Wunder, das bislang nur rund 25.000 Stromer durch Deutschland kurven. „Nichts ist so schwer wie die erste Million, das lernen jetzt auch Politiker“, hat Daimler-Chef Dieter Zetsche darüber gespottet. Tatsächlich – die allermeisten Autokäufer außerhalb von Kronberg warten lieber auf das Billigbatterie-Wunder – das aber wohl frühestens in einigen Jahrzehnten alltagstauglich sein wird. Entwicklungssprünge fördern die Zuschüsse nicht.
Bis dahin also soll Geld, sehr, sehr viel Geld von vielen Steuerzahlern, die wenig bis mittel verdienen, zu Steuerzahlern umverteilt werden, die mehr verdienen, damit die Bundesregierung ihr selbstgestecktes Ziel erreicht: 1 Million Elektroautos bis 2020. Keiner weiß, warum 2020 und warum 1 Millionen – außer dass die Zahl rund und groß ist und magisch wirkt. Aber Politiker geben gerne den allwissenden Wirtschaftskapitän, der zeigt wo es langgeht und die Wirtschaft hält dabei gern die Hand auf. Was die Automanager unter sich über solche Politiker sagen, ist nicht stubenrein. Dass sie vor Wahlen Geschenke unter der Größe ihrer Portokasse kriegen, haben sie allerdings immer gerne mitgenommen.
Zwar schenken auch andere Länder wie Frankreich E-Auto-Käufern bares Geld; in Norwegen sogar 12.000 €. Aber auch dort sind Stromer kein Renner. Was nützt das Geld im Sack, wenn man am kalten Fjord liegen bleibt, weil das Auto an die Schnell-Lade-Steckdose muss, die es nirgends gibt? Es gibt keinen Grund, das nachzumachen. Es ist ja wunderbar, wenn der norwegische Staat mithilft, ein E-Auto aus deutscher Produktion zu kaufen. Vielen Dank, liebe Norweger. Im übrigen verdient die Auto-Industrie prächtig, allein VW so um die 8 Milliarden. Wozu da Subventionen? Auch das Arbeitsplatz-Argument zieht nicht. Technische gesehen sind E-Autos sehr viel einfacher als Verbrennungs-Autos. Die E-Merkmale sind bestechend: Kein Getriebe, kein komplizierter Antriebsstrang, weniger Gewicht und ein tieferer Schwerpunkt, was komplizierte Fahrwerkstechnologie überflüssig macht. Ein schneller Sieg der E-Autos wäre so gesehen der jähe Tod für einige Hunderttausend Arbeitsplätze. Müssen wir den auch noch herbeisubventionieren? Sobald tatsächlich Batterien zur Verfügung stehen, geht es ganz schnell – und ganz ohne Staatsknete. Der Markt regelt es, und nicht die Bundesregierung, und das weiß die Automobilindustrie. Sie kann sich darauf einstellen. Oder andere Antriebssysteme entwickeln, war da nicht mal die Brennstoffzelle? Was gibt es sonst noch in den Labors – im Zweifel im Ausland?
So erleben wir, wie Politiker und Auto-Lobby bei einem neuen Antanz-Trick. Sie tanzen den Stromer an, um uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Denn warum sollen wir Steuerzahler dafür bezahlen, dass besonders wohlhabende Steuerzahler oder die Liebhaber bestimmter Autotypen sich noch ein neues Auto mehr in die Garage stellen? Es ist eine Gefälligkeitsgeste vor der Automobilindustrie, die gigantisch verdient und zu deren Kernaufgaben es gehört, neue Autos zu entwickeln. Die Subventions-Wahn ist auf dem Höhepunkt des Irrsinns.
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