„Dem deutschen Volke“

Völkisches Geschwafel im deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ zeigt wes Geistes Kind dort den Ton angibt.

Im aktuellen Heft wird Wolf Biermann, der im Bundestag die Linkspartei mit dem Stilmittel der Kunst als ewig gestrige Drachenbrut bezeichnete, darüber belehrt, dass die Abgeordneten der Linkspartei Vertreter des deutschen Volkes wären und dass am Mauerwerk des Bundestages der Schriftzug prangte: Dem deutschen Volke, weshalb Biermann die SED/PDS/Linkspartei nicht als Reste der Drachenbrut bezeichnen dürfte, was ja soviel heißt, wie neben der Verfassung stehend. So, so. „Dem deutschen Volke“. Das war in braunen Zeiten schon einmal die Begründung dafür Künstler, gar kritische Künstler, auf die Abschussliste zu setzen. Und das ausgerechnet in der Zeit, in der der erste SED-PDS-Ministerpräsident in Deutschland sein Regierungsgeschäft aufnimmt. Und das obwohl Gysi in seiner Person die direkte Kontinuität von heute zurück zur SED ist, mit sehr vielen offenen Fragen, die er nicht beantworten mag. Der neue Ministerpräsident in Thüringen tönte unlängst ganz ungewöhnlich, dass ihn DDR-Mord und DDR-Diktatur nichts angingen, er hätte damals schließlich nicht in der DDR gelebt und hätte sich selber die Finger nicht schmutzig gemacht. Klingt so als wenn er sagen wollte, ihn ginge die Nazizeit nichts an, schließlich habe er damals noch gar nicht gelebt.

Aber das entscheidende Moment, und das ist der Spiegel offenkundig nicht in der Lage zu erkennen, ist, dass Ramelow nur deswegen Führer der stärksten thüringischen Partei ist, weil es eine exorbitant hohe Zahl ewig gestriger DDR-Nostalgiker gibt, die die Linkspartei in Thüringen nur wegen ihrer Rechtsnachfolge nach der SED wählen und sich für die aktuelle Politik ganz untergeordnet interessieren. Allein schon aus diesem Grunde ist die Behauptung, dass die Linkspartei in der Demokratie angekommen wäre, Unsinn. Klar, gibt es Demokraten in der Linkspartei. Und auch Idealisten. Aber die machen nicht die Linkspartei aus. Nichts zu Unrecht wurde die Linkspartei bis vor kurzem vom Verfassungsschutz beobachtet, obschon in den Parlamenten vertreten und die Frage stellt sich, ob die Linkspartei in Wahrheit auch weiterhin ein Beobachtungsfall ist. In Deutschland gibt es ein Beispiel dafür, dass demokratische Wahlen zu ganz unheilvollen Ergebnissen führen können, weshalb die plumpe und sehr primitive Argumentation des Spiegel voll daneben ist.

Der Schreiber Augstein bewirbt selber seinen Artikel im Spiegel auf Facebook mit diesem Eigenzitat:

„In der Feierstunde zum Mauerfall nannte Wolf Biermann die Abgeordneten der Linken eine „Drachenbrut“ und den „elenden Rest dessen, was zum Glück überwunden ist“. Da hätte jemand den Dichter an die Hand nehmen und nach draußen führen sollen. Dort stehen drei Worte: „Dem deutschen Volke“. Das vertreten nämlich die Abgeordneten des Deutschen Bundestags. ….“

Rest des Textes im neuen SPIEGEL.

Ich bin weder ein Linkswähler noch ein Ostdeutscher. Und dennoch fühlte ich mich durch Biermanns Ausfall beleidigt. Ebenso wie durch den des Bundespräsidenten.

Es ist schändlich, wie heute in Deutschland wieder gegen Sozialisten gehetzt werden darf. Und noch dazu mit buchstäblich höchster Autorität“

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