Es gibt eine weltweite Knappheit bei den Nahrungsmitteln. Eine „Agrarwende“ von der konventionellen zur „ökologischen“ Landwirtschaft würde diese Knappheit noch zusätzlich und leichtsinnig verschärfen.
Die Welt hat Hunger. Sie hat sogar immer größeren Hunger bei begrenzten räumlichen Möglichkeiten. Im Jahr 1950 standen weltweit noch 5.000 Quadratmeter pro Kopf für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung. Im Jahr 2050 werden es nur noch 1.750 Quadratmeter sein. Es gibt also eine zunehmende fundamentale Knappheit. Und das erzeugt einen Druck in Richtung höherer Preise, der nur durch eine erhöhte Produktivität der Landwirtschaft, durch höhere Überschüsse nach Abzug der Aufwandskosten also, bewältigt oder wenigstens gemäßigt werden kann. In diesem Sinn könnte man sagen, dass die heutigen Nahrungsmittelpreise eher eine Tendenz nach oben als nach unten haben. Und dass deshalb die Erhaltung und Weiterentwicklung der Produktivität der Landwirtschaft das erste Gebot dieses Jahrhunderts ist. Die Welt steht vor härteren Zeiten. In dieser härteren Welt werden die industriellen technischen Mittel nicht weniger wichtig, sondern wichtiger. Und das gilt auch für die Traktoren, die zum Symbol der Bauerndemonstrationen geworden sind.
Aber der Satz „Die Nahrungsmittel sind zu billig“ wird noch in einem anderen Sinn gebraucht. Er will dann sagen, dass die Preise in diesem Bereich willkürlich und leichtsinnig niedrig gehalten werden. Dass man, bei einigem guten Willen, sie auch erhöhen könnte – einfach so, ohne dass es woanders gravierende Folgen hätte. Hier wird die Formel von den „Billig-Nahrungsmitteln“ zu einer jener moralischen Patentformeln, die in unserer Zeit immer dann in Umlauf gebracht werden, wenn es Schwierigkeiten gibt: Zahlt doch einfach mehr! Warum wollt ihr das nicht tun, ihr Bösen?
Von dieser Patentformel wird auch jetzt wieder eifrig Gebrauch gemacht. Um nicht ihre belastenden Normen zurücknehmen zu müssen, stellen die Regierenden den Bauern eine Lösung durch Erhöhung der Erzeugerpreise in Aussicht. Dafür sollen die Verbraucher höhere Preise für Nahrungsmittel akzeptieren – so als handele es sich nur um eine Bagatelle, die bei einem Haushalt nicht weiter ins Gewicht fällt.
So wird hier auch gleich ein zusätzlicher Anspruch eingebaut: Denn es soll nicht bei den konventionellen, mit industriellen Mitteln von den Bauern hergestellten Agrarprodukten bleiben, sondern es sollen nun „Bio-Produkte“ sein, die ohne einen Großteil der industriellen Mittel hergestellt werden und daher noch einmal zusätzlich teuer sind. So bekommt die an sich richtige Aussage, dass wir mit höheren Kosten für unsere Nahrung rechnen müssen, eine ganz andere Wendung. Sie transportiert eine erhöhte Anspruchshaltung der (städtischen) Konsumenten und zusätzliche Anforderungen an die Bauern. Das ist, vor dem Hintergrund der Weltlage, eine Sonder- und Luxus-Agrarpolitik.
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Die harten Grenzen der Bio-Landwirtschaft – In der Wochenausgabe der „Frankfurter Allgemeinen“ (Nr. 49/2019) steht ein Interview mit dem Bauern Maximilian Kirsten aus Brandenburg (Herzberg an der Elster), der einen konventionellen Ackerbaubetrieb führt, während zugleich (von seiner Mutter) dort eine ökologische Kälberaufzucht betrieben wird. Für ihn zeigt sich immer deutlicher eine Grenze, die einer Ausweitung der Bio-Landwirtschaft entgegensteht und die sich nicht wegreden lässt:
„Die Nachfrage nach Bioprodukten ist einfach nicht da. Unser Nachbarbetrieb muss sein Biogetreide zum Preis konventioneller Ware verkaufen. Und wir suchen händeringend nach Abnehmern für unsere Biokälber. Am Ende verkaufen wir sie dann gerade so kostendeckend und an einen konventionellen Mastbetrieb. Das ist traurig. Alle schreien Bio, aber keiner will dafür bezahlen.“
Es zeigt sich also, dass eine Verlagerung auf immer höhere Qualitätsstufen und Reinheitsansprüche, nicht der Königsweg ist, der aus dem Kostenpreis-Problem elegant herausführt. Er verschärft vielmehr dies Problem und führt in eine Sackgasse.
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Die Preisunterschiede sind keine Kleinigkeit – Die Tatsache, dass die Nachfrage nach Bioprodukten „einfach nicht da ist“, liegt nicht an irgendeinem Charaktermangel („Geiz“, „Unwissenheit“) der Konsumenten, sondern ist wohlbedacht. Ich habe aus gegebenem Anlass einfach mal einen Preisvergleich gemacht, ein paar Tage nach der Bauerndemonstration, in Berlin-Moabit, zwischen der großen Lebensmittelkette, bei der ich einkaufe (Rewe) und dem LPG-Bio-Markt, ein größerer (genossenschaftlicher) Bio-Anbieter in Berlin-Brandenburg. Meine kleine Vergleichsliste, die kein repräsentativer Warenkorb ist, sieht so aus:
Wenn man eine Mitgliedskarte bei der Bio-Genossenschaft erwirbt (für 17,90 Euro pro Monat), reduzieren sich Preise um ca. 15-20 Prozent, aber auch sie liegen noch erheblich über den Preisen der konventionellen Nahrungsmittel im Supermarkt.
Man sieht sofort: die Preisunterschiede sind immens, gerade auch bei ganz alltäglichen Lebensmitteln. Würde die Bio-Landwirtschaft zur Regel-Landwirtschaft, wäre das ganze Land mit einer wirklich drastischen Erhöhung der Ernährungskosten konfrontiert. Das gesamte Budget eines durchschnittlichen Haushaltes würde sich dramatisch verschieben. In vielen Fällen wäre die Gesamtheit elementarer Kosten (Miete, Strom, Wasser, Heizung, Kleidung, Nahverkehr, Telekommunikation, Bildung) nicht mehr zu bezahlen, von Kultur, Sport, Reisen ganz zu schweigen. Es würde aber auch nicht mehr möglich, an der einen oder andere Stelle zu höherwertigen, besonderen Lebensmitteln zu greifen. Sie würden wieder ein extremer Luxus.
Und bei den Lebensmitteln kann man nicht auf andere Güter ausweichen. Man sollte hier an die Sorgen denken, die die Erhöhung der Wohnkosten (Miete) in vielen Großstädten ausgelöst hat. Und dort könnte man immerhin sagen, dass nicht alle in Großstädten wohnen müssen und man in vielen Fällen auf dezentrale Lage und kleinere Orte ausweichen kann. Bei der Ernährung ist dies Ausweichen viel schwieriger.
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Die Ernährungskosten schlagen auf die ganze Volkswirtschaft durch – Zugleich schlägt die drastische Erhöhung der Ernährungskosten, die eine solche „Agrarwende“ bedeuten würde, auf die gesamte Volkswirtschaft und das ganze Land durch. Denn sie beansprucht einen größeren Anteil der Haushalts-Einkommen und entzieht anderen Märkten Kaufkraft – zum Beispiel bei Kleidung, Wohnung, Mobilität, Information, Reisen, Sport, Kultur.
Das Gleiche gilt übrigens für die Verteuerung von Energie im Zuge der „Klima-Rettung“ (entweder durch Steuern oder durch Emissions-Zertifikate). Auch hier stehen krasse Preiserhöhung in Aussicht. Jetzt wird mit einem Zertifikats-Preis von 10 Euro angefangen, aber schon ertönt der Ruf, dass er höher sein muss – die Grünen sprechen schon von 80-100 Euro. Auch hier gilt: Der Anteil, den Energiegüter (bei Verkehr, Heizung, Produktion) im Budget der Haushalt und einer ganzen Volkswirtschaft einnehmen, wächst – auf Kosten der anderen Güter und Dienstleistungen. Die „Agrarwende“ wird also zusammen mit der „Energiewende“ und der „Verkehrswende“ einen verheerenden Einschnitt bedeuten.
Doch ist es hier wichtig, ein Merkmal zu unterstreichen: Dies alles geschieht durch eine zusätzliche und willkürliche Verschärfung von Knappheiten. Die konventionelle Landwirtschaft steht schon unter erheblichem Preisdruck. Zum Beispiel sind die Bodenpreise für Agrarland in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, ohne dass die Bodenproduktivität pro Hektar im gleichen Maß zugenommen hat. Die Umweltschutz-Auflagen des Agrarpakets der Bundesregierung und die Bio-Landwirtschaft belasten die Bodenproduktivität zusätzlich. Dazu kommt der erhöhte Flächenbedarf durch Energiepflanzen im Zuge der „Energiewende“.
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Vor einem schwierigen Ernährungs-Jahrhundert – Damit kommen wir zurück zum Ausgangspunkt dieses Beitrags: den schwierigen Grundbedingungen dieses Jahrhunderts. Es geht darum, die allgemeine, unvermeidliche Verschärfung der Produktions- und Lebens-Bedingungen in diesem Jahrhundert von der zusätzlichen, willkürlichen, ideologischen Verschärfung durch die verschiedenen „Wenden“ zu unterscheiden. Nimmt man die erste Verschärfung ernst, muss sich der Blick auf die Arbeitswelt der Bauern richten, auf die Produktionssphäre der Landwirtschaft. Hier finden sich die guten Gründe, warum die normale, konventionelle Landwirtschaft bestimmte Belastungen der Umwelt – zum Beispiel des Wassers – in Kauf nimmt, und warum sie auch in einem beträchtlichen Maß Düngemittel auf den Boden ausbringt. Man darf nicht so tun, als wäre auf diese Belastungen leicht zu verzichten, wenn man bloß den „guten Willen“ dazu hat. Man muss nachweisen, dass man einen gleichwertigen produktiven Ersatz hat. Die „ökologische“ Landwirtschaft hat ihn nicht.
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Tja, jetzt bin ich über die Recherche zu einem ganz anderen Thema auf diesen Artikel gestoßen – und kann mich nur wundern über dessen Einseitigkeit. Natürlich ist der jetzt schon wieder ein paar Tage alt und die Erregungswelle längst zu den nächsten Themen weitergerollt. Aber vielleicht registriert diesen Kommentar ja wenigstens der Autor des Artikels und nimmt dazu Stellung. Es sollte mich freuen. Sie schreiben: „Man muss nachweisen, dass man einen gleichwertigen produktiven Ersatz hat. Die „ökologische“ Landwirtschaft hat ihn nicht.“ Jetzt würde mich interessieren, warum Sie an dieser Stelle nicht zumindest einmal den „biointensiven Gemüseanbau“ erwähnen. Kennen Sie diesen… Mehr
Nein, das kommt von der Sitzordnung der Fraktionen/Parteien im Parlament, gesehen aus dem Blickwinkel des Präsidenten.
Da ist absolut was dran, @Colt Seavers. Wenn ich die Lebensmittelpreise in FR oder IT etwa mit den hiesigen vergleiche, so stimmt das. Ob die Qualität besser ist, muss Jeder für sich entscheiden, ich meine schon, dass deren Qualität besser ist. Allerdings gilt es zu bedenken: DE ist eben auch ein großer Exporteur von Lebensmitteln. Ganz so schlimm kann es dann doch nicht bestellt sein mit der deutschen Qualität.
Also denn, packen wir’s an: MWSt auf Nahrungsmittel und Medikamente 30%, wobei Flüchtilanten Vollbezahlung durch den Staat plus Anspruch auf Rückerstattung bekommen. Wenn das nicht hilft, dann Essen für Staatsbürger nur noch per Bezugskarte (1500 kcal pro Tag). Abgabe von Benzin nur noch an Angehörige des Öffentlichen Dienstes. CO2-Steuer in Höhe von 2000% auf Elektrizität, rückerstattbar an Transgenderpersonen aufgrund ihrer natürlichen Schutzbedürftigkeit. Irgendwie wird dieses Land doch kaputtzubekommen sein…
Meine Güte, kommen Sie uns hier nicht mit der Realität und Fakten! Für die gute Sache soll dem Deutschen kein Preis zu hoch sein (wortwörtlich), zumindest wenn es nach den Grünen Phantasten geht: höchster Strompreis (und keine Ende absehbar), stark steigende Kraftstoffpreise,um das Auto zu töten, CO2 Abgaben fürs Heizen und nun noch die sogenannte „Agrarwende“. All diese Grausamkeiten ohne Sinn und Verstand (!!) machen den Normalbürger dieses Landes lediglich ärmer. Der Rest der Welt wendet sich entsetzt oder belustigt ab von diesem irren Land, das anscheinend freiwillig seinen Untergang beschlossen hat. Und da draußen laufen immer noch mehr als… Mehr
„Und da draußen laufen immer noch mehr als 20 % Wähler rum, die sowas freiwillig ihre Stimme geben.“
Schön wär’s, wenn es nur noch um die 20% wären, aber es sind ja mindestens noch 80%.
Eine immer ‚kleiner werdende‘ Erde muss eine regelrechte Bevölkerungsexplosion ernähren.
Darüber wird nicht gesprochen.
Wie soll der explodierende afrikanische Kontinent in Zukunft ernährt werden?
Indem man in der westlichen Welt nur noch die (übrigens rar gewordenen) Insekten futtert?
Die ständige Frage nach der Qualität und Nachhaltigkeit der Nahrung wird sich nicht mehr stellen.
Nur noch die Frage, wie man die doppelte Bevölkerungszahl mit der gleichen Menge Planet satt kriegen will.
Was soll denn da ‚Bio’…?
Darüber wird schon lange gesprochen, @Sabine W. – will bloß keiner hören. Der stets verteufelte Club of Rome hat das schon in den 60ern gesagt, wir jungen Studenten (der Chemie) wussten das schon nach zwei, drei Bierchen in der „Bierschwemme“ der Uni Stuttgart anno 1970. Und spätestens mit Martin Neuffer, SPD (1924 bis 2004) und seinem Buchtitel „Die Erde wächst nicht mit“ (1982) war das klar. Das Buch selbst ist längst vergriffen, aber gucksdu im ww-net unter „die Reichen werden Todeszäune ziehen“, sehr gute Rezension des Buches im „Spiegel“ 16/1982 – leicht zu finden, garantiert nur ein Treffer. Neuffer war… Mehr
„Billig-Nahrungsmitteln“ „Zahlt doch einfach mehr! Warum wollt ihr das nicht tun, ihr Bösen?“ das war gerade von den Bauern auf ihren Demos zu hören und auch, dass die Regierung die Lebensmittel künstlich billig halten würde. Die Lebensmittel sind einfach deswegen so billig, weil ein enormer Überschuss produziert wird – auch in Deutschland. Dazu gehört auch, dass die Argarflächen knapper und dann eben teurer werden. Dass dieser enorme Überschuss nicht nur mit Biolandwirtschaft produziert werden kann, ist klar. Braucht es auch gar nicht, da die Agrarindustrie zu einer Exportindustrie umgebaut wurde, von der die Bauern abgehängt wurden. Die nächste Behauptung der… Mehr
Dazu kommt ja noch, dass Bio-Lebensmittel bezüglich Qualität und Nährstoffinhalt und auch nicht geschmacklich von konventionelle Lebensmitteln zu unterscheiden sind, wie neutrale Verkostungen immer wieder zeigen.Konventionelle Insektizide und Herbizide sind mittlerweile innerhalb kurzer zeiten abbaubar, sonst wäre sie gar nicht zugelassen.
Bio-Pilzschutz durch Kupfersalze ist dagegen kriminell, weil das Kupfer nicht biologisch abbaubar ist und auf ewig als Gift im Boden verbleibt.
Und was biologische Düngung betrifft, erinnere man sich an den größten Lebensmittelskandal mit EHEC-Keimen auf Bio-Sprossen.
Den von Dekadenz und Dummheit nur so strotzenden Satz „Die Nahrungsmittel sind zu billig“ können sich eigentlich nur reiche rot-grüne Damen ausgedacht haben, die mit ihrer zu vielen Freizeit in ihren Stuhlkreisen nichts besseres anzufangen wissen.
Bar jeder Kenntnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen und aktueller sowie auch künftiger Nahrungsmittelknappheit wollen die Expertinnen jetzt also mit mal wieder künstlich verteuerten Lebensmitteln die Welt retten. Wohl an, …die Damen haben´s ja; …vielleicht geistig, in jedem Fall aber finanziell; …und der „leider arme Rest der Welt“ geht eben unter. Pech gehabt !
Das ist Sinn und Zweck der Maßnahme.