Wenig mehr als die Hälfte der Mitglieder wählten, wer die SPD führen soll. Erkenntnis: Die Partei interessiert nicht mal mehr die eigenen Leute. Wenn soll es dann außerhalb der Partei jucken, dass Olaf Scholz und Walter-Borjans in die Stichwahl gehen?
Wer einen berauschenden Sieg eines neues Heilsbringers, einen neuen Martin-Schulz-Moment (die berühmten 100 Prozent für den Kanzlerkandidaten von der traurigen Gestalt) erhofft hatte, wurde enttäuscht. Aber mal ehrlich: Wer konnte darauf schon hoffen, angesichts dieser sechs Kandidatenpaare?
Die Stichwahl wird nun also zwischen Bundesfinanzminister Olaf Scholz und dem früheren nordrhein-westfälischen Finanzminister Norbert Walter-Borjans stattfinden. Naja, offiziell geht es natürlich auch um ihre Tandem-Partnerinnen, Klara Geywitz und Saskia Esken. Nein, sogar als Politikinteressierter muss man sich nicht schämen, wenn man diese Namen kaum zuordnen kann (zumal sich beide auch noch erstaunlich ähnlich sehen). Sie erfüllen wohl für die SPD-Machtprofis Scholz und Walter-Borjans einen ähnlichen Zweck wie im alten Rom der Reitergeneral Lepidus für Oktavian und Marc Anton als dritter Triumvir, oder Cambacérès und Lebrun als zweiter und dritter Konsul neben Napoleon Bonaparte. Deren Namen muss man auch immer nachschlagen.
Also, bei der Stichwahl zwischen Scholz und Walter-Borjans wird es, wenn man denn partout will, was beide bei der Befragung durch den Phoenix-Reporter unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnisses in vertraut langweiliger Manier vermieden, nämlich über programmatische Inhalte sprechen, wohl letztlich um diese Frage gehen: Mit dem Bundesfinanzminister die Große Koalition so lange wie möglich fortführen oder mit dem amtslosen Walter-Borjans (in die NRW-Geschichte schon jetzt eingegangen durch vier verfassungswidrige Landeshaushalte hintereinander) möglicherweise den Bruch derselben herbeiführen. Wobei man sich fragt, womit die SPD dies selbst bei äußerstem Streitwillen einigermaßen glaubwürdig hinbekäme. Schließlich erfüllt ihr die Kanzlerin ohnehin jeden sachpolitischen Wunsch, wenn es drauf ankommt.
Die viel wichtigere und interessante Erkenntnis dieses binnensozialdemokratischen Wahlabends ist aber: Nur rund 53 Prozent der SPD-Mitglieder haben an dieser Wahl überhaupt teilgenommen. Die Moderatorin der Veranstaltung, die Interimscovorsitzende Malu Dreyer, sprach unverdrossen tatsächlich davon, dass „sich ganz ganz viele beteiligt haben“. Nun ja, man hat da offenbar mittlerweile Übung drin, die Wirklichkeit einfach weg zu reden.
Nein, da gibt es eigentlich nichts zu deuteln: Wenn selbst fast der Hälfte der Sozis offenbar völlig wurst ist, unter welcher Führung ihre SPD die Endphase ihrer Existenz verbringt, wieso sollte das dann noch irgendjemanden außerhalb der Partei interessieren? Vermutlich hat der Journalist Holger Fuß mit seinem aktuellen und sehr lesenswerten Buch recht. Es trägt den treffenden Titel: „Vielleicht will die SPD gar nicht, dass es sie gibt“.
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„SPD: Die Uninteressierten gewinnen den Mitgliederentscheid.“ Warum auch nicht? Es werden ja nur die Totengräber ausgewechselt.
Auch meine tiefste Verachtung, hat diese „Partei“ sicher. Aber ein Norbert Walter Borjans ist nicht zu unterschätzen.
Für einen Stegner’schen Schwanengesingsang hätte ich mir glatt ’ne tüte Popcorn gekauft.
Trotzdem ist es schade, dass es Stegner/Schwan nicht geschafft haben. Mit dem unsympathischen Twitter-Pöbler und der uncharismatischen Polit-Großmutter wäre uns diese völlig überflüssige Paeteileiche SPD, für die sich eh nur noch Staatsfunker, „Qualitätsjournalisten“ und die Teleprompter-Schwätzer vom Gossenfernsehen interessieren, noch schneller erspart geblieben.
Das ist wie bei den Nobelpreisen.Deutschland hat keinen bekommen, aber die Quote stimmt.Weiter so.
„Das ist wie bei den Nobelpreisen.Deutschland hat keinen bekommen“
gut so, wer keinen Preis verdient hat, sollte auch keinen bekommen.
Höchsten einen Ehrenpreis, ’ne rote Ampel als Land mit der größten Anzahl links-grün politisch, verblendeter Looser in Amt und Ausführung, ich spreche natürlich von SPD, CDU, Grüne, und in Teilen Die Linke.
Eines nicht allzu fernen Tages wird die „große Volkspartei“ SPD feststellen, dass sie mehr Parteimitglieder und GliederInnen hat, als Wähler und WählerInnen. Das wird nach dem Moment sein, nachdem sich auch der letzte Gewerkschaftsfunktionär von der SPD verabschiedet hat, weil ihn kein Arbeiter mehr in den (natürlich freigestellten) Betriebsrat gewählt hat. Ich bin nicht so auf dem Laufenden – vielleicht habe ich etwas verpasst. Möchte die „große Volkspartei“ SPD auch gegebenenfalls im Rahmen der Stichwahl ihre/n zukünftige/n Kanzlerkandidaten/In wählen/küren?
„Dass dieses Paar mit 9,63 Prozent nur auf den sechsten von sechs Plätzen kam, wird niemanden wirklich erstaunen. “
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Ich hatte gehofft das meine beiden Lieblinge es schaffen diese Partei in absoluter Rekordzeit fett an die Wand zu fahren und dabei noch super Unterhaltungsprogramm liefern.
Schade.
Eigentlich mag ich ja anderen nicht beim Sterben zuschauen, aber der SPD, die ich zu Zeiten des anderen Helmuts sogar gewählt habe, beim Untergang zusehen, das hat schon was. Es erinnert mich ein wenig an Walking Dead. Wäre guter Stoff für ne Netflix-Serie.
Ich finde die Wahl gut und Scholz genau als den richtigen Kandidaten.
Da kann man sich wenigstens sicher sein, dass der Abschwung dieser Partei schleunigst voran geht.
Ich gönne es ihr (DIESER SPD) von ganzem Herzen und kann es gar nicht erwarten, bis diese Partei vollständig aus dem Bundestag verschwunden ist.
Es war klar, daß der Diederich Heßling in seinem Obrigkeitswahn wieder eine Oberbonze wählt. Mit Scholz werden die Heßlings dann genau den „richtigen“ Mann wählen. Und der von einer anderen untergehenden Partei bekannte Spruch wabert danach durchs sozialistische Elend „Wer soll es denn sonst machen“?