Wer allein auf die deutschen Medien angewiesen ist, dürfte vor Furcht erzittern bei dem, was da aus Amerika auf uns zukommt: Ein rassistischer Feuerteufel aus New York schickt sich an, die größte Macht der Welt zu kapern und ins finsterste Mittelalter zurückzuführen.
Für den Spiegel war es der „Wahnsinn“, für die Zeit „hetzt Donald Trump wie ein Faschist“ und selbst die FAZ meldete besorgt, der Präsidentschaftskandidat „hetzte gegen unsere Kanzlerin“.
Auch Sandra Maischberger bemühte sich über ihre Fragen und Fakten verdrehenden Filmchen die Ängste vor dem bösen Donald am Leben zu halten. Wie immer folgte sie brav den Erkenntnissen unserer Leitmedien.
„Ach, diese Amerikaner!“ möchte man ausrufen, würde man unseren Sittenwächtern glauben. Die Amis wollen einfach nicht dazulernen! Dabei zeigen wir ihnen doch nun wirklich, wie es geht mit Politik und Demokratie! Welches Land hat denn so eine großartige grüne Partei aufzuweisen, die das Eis in der Arktis genauso rettet wie Kröten in Baden-Württemberg? Wo ist denn diese herrliche, Jahrhunderte alte SPD, quasi die Parteien-Großmutter der Herzen, zu Hause? Eine Partei, die nicht nur für „die, die schon länger hier leben“ das Leben besser macht, sondern auch für alle Menschen auf der ganzen Welt. Und welches Land darf eine CDU sein Eigen nennen? Aus deren Mitte nicht nur die Herrin Europas – The Mörkel – entsprungen ist, sondern der es zudem gelang, jegliche Bedrohung von rechts zu absorbieren, selbst im renitenten Bayernland. Und haben wir nicht auch Liberale, Kommunisten und PS-Fanatiker bestens integriert?
The Mörkel hier, The Donald dort
Und was machen diese Amerikaner? Geben ihre Stimmen einem – The Donald – Trump! Korrekte deutsche Enpörung ist übrigens nicht vergeblich, das wollen wir schon mal gleich vorhersagen. Wir können das nämlich: 2011 votierte die überwältigende Mehrheit der Deutschen für Barack Obama, und wer wurde Präsident? Bingo! Trump wollen nur fünf Prozent der Deutschen als Präsidenten (zweistellige Zustimmung nur bei Hauptschülern und AfD-Anhängern). Also, dear old friends, hört auf mit dem Quatsch.
Der Mann ist ja nicht einmal ein richtiger Politiker! So wie Heiko Maas oder Sigmar Gabriel, oder Jürgen Trittin, oder Claudia Roth. Donald Trump hat in seinem Leben richtig gearbeitet. Und Geld verdient, viel Geld. Solche Leute sind von Haus aus zweifelhaft fürs politische Geschäft. Die sehen keine Probleme, die sehen Lösungen.
Man stelle sich das mal vor: Alles was Politiker mühsam aufbauen – den Euro, ein grenzenloses Europa, Rechtschreibreformen, Glühbirnenverbote, Kondom- und Bananengrößenverordnungen – dem Mann wäre nichts heilig. Man hört es ja.
Er will die illegale Immigration stoppen, er will „keine Leute ins Land lassen, von denen wir nicht wissen, wer sie sind und woher sie kommen.“ Er will für die Syrer Sicherheitszonen in Syrien schaffen, gut ausgestattet und bezahlt von den Saudis, er will nicht, dass amerikanische Firmen ihr Geld vor der Steuer im Ausland parken, er will die Infrastruktur des Landes wieder aufbauen und mittelständische Unternehmen weniger Steuern aufbürden. Kein Wunder, dass so etwas bei uns nur Hauptschülern gefällt.
Wir wollen genau sein: Bei Maischberger bediente allein der alte Ströbele das Klischee des besser wissenden deutschen Politikers, Fakten-frei, dafür umso stärker in der Meinung. Erfrischendes Kontra bekam er von Nadja Atwal, einer deutschstämmigen New Yorker Unternehmerin, die ihn wohl zum ersten Mal in Kenntnis setzte, was Trump wirklich gesagt hatte. Auch im weiteren Verlauf der Sendung verteidigte sie Trump gegen falsche Zitate und vieles, was sich Medien eigenmächtig zusammenreimen.
Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, wies darauf hin, dass die Probleme Amerikas sich kaum von denen der restlichen westlichen Welt unterscheiden. Und dass das US-Wahlsystem manchen Paradiesvogel hervorbringt, der diese Probleme auch benennt.
Hillary?
Aber noch ist Amerika nicht verloren. Die bei uns deutlich beliebtere Hillary hat ihren Verfolger Sanders beim Super Tuesday erst mal abgeschüttelt, so dass sie im Falle des Falles das letzte Bollwerk gegen den bösen Mann sein kann.
Viele Republikaner sind von Trumps Wahlerfolgen bei ihrem Parteivolk durchaus entsetzt. Vor allem die kriegslüsternen Neo-Cons, die nach dem folgsamen George W. Bush erfolglos seinen Bruder Jeb installieren wollten. 120 Millionen Dollar kostete der Spaß. Aber sie haben noch ein paar Trümpfe in petto. Da ist Ted Cruz, der Hardcore-Konservative, der in Texas vor Trump aus dem Rennen ging (der Mann steht nach der bei uns üblichen Gesäßgeografie rechts von Trump). Oder Marco Rubio, der Möchtegern-Kennedy der Republikaner, hinter dem viele Finanz-Mogule stehen. Dann die #nevertrump-Iniative, mit der beleidigte Republikaner zusammen mit den Demokraten den New Yorker Milliardär als Präsidenten verhindern wollen. John Kornblum – sein Herz schlägt übrigens für Hillary – merkte an, dass die Republikaner bisher vergessen hätten, den schrillen Kandidaten genauer zu durchleuchten. Was sie wohl bald nachholen dürften.
Aber noch läuft die Trump-Rallye. „Movement“ nennt er die „Bewegung“. Am Geld wird The Donald jedenfalls nicht scheitern. Zwar bekommen seine Mitbewerber ein Vielfaches von sogenannten „Super PACs“, aber unter Geldmangel leidet der New Yorker nicht, auch wenn sein Vermögen wohl deutlich kleiner ist, als die 10 Milliarden, die Trump lauthals verkündet. Er dürfte sogar nicht einmal große Verluste durch die Wahlkampfkosten einfahren, denn er leiht sich das Geld steuerwirksam selbst. Außerdem lassen sich die US-„Hauptschüler“ partout nicht davon abhalten, dem reichen Trump ein paar ihrer knappen Dollars – in der Summe viele Millionen – zu spenden.
The Donald’s bester Verbündeter: Krawall-Medien
Auffällig dabei, dass Trump, der Meister der Eigen-PR, bisher deutlich weniger als seine Gegenkandidaten investieren musste. Kaum sagt er den „richtigen“ Satz, schon tragen die politisch korrekten Herolde ihn voller Abscheu bis in den letzten Winkel des Landes.
Zudem sind die amerikanischen Medien politisch noch weiter entfernt von einer Einheitsmeinung wie unsere. Vielleicht sind sie aber auch nur aus ökonomischer Not heraus relativ fair zum Kandidaten. Schließlich bringen Übertragungen von Trump-Veranstaltungen, Kandidaten-Diskussionen, Interviews, selbst Trump-Verspottungen hohe Einschaltquoten und damit hohe Werbe-Einnahmen. Komischerweise haben die Amerikaner nicht einmal ein so fortschrittliches öffentlich-rechtliches TV-Angebot, wo die Journalisten frank und frei die Meinung der Regierenden vertreten dürfen – hohe Gehälter durch Zwangsgebühren garantiert.
An dieser Stelle müssen wir allerdings eine Lanze für Tom Buhrow brechen. Seine langen Jahre als Korrespondent in Washington haben seinen Blick auf Deutschland wohl geschärft. Er sieht in der Arroganz der Medien einen wichtigen Grund für das Entstehen der Wutbürger auf beiden Seiten des Atlantik.
Dass sich nun ausgerechnet Ströbele über die Pöbeleien eines Trump mokierte, entbehrt nicht einer gewissen Komik. War es doch seine Partei – und insbesondere deren einstiger Außenminister – der Geschmacklosigkeiten hierzulande einst gesellschaftsfähig machte mit seinem „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“
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