Seit Pfingsten wissen wir nun, wie ein Bundeskanzler Laschet Probleme zu lösen gedächte: Ebenso pragmatisch wie die von ihm gefeierte Merkel. Finger in den feuchten Mund, dann in den gefühlten Mainstream gehalten und umgehend ohne Sinn und Verstand diesem gefolgt.
Immer, wenn sie auf einen besonders von sich überzeugten Zeitgenossen traf, pflegte meine Großmutter – Gott hab‘ sie selig – festzustellen: „Einbildung ist auch ‘ne Bildung!“
Hatte sie recht – und wer bin ich, die Weisheit einer lebensklugen Frau anzuzweifeln – dann gehört der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet ohne jeden Zweifel zu den Gebildetsten auf diesem Planeten. Nicht nur ist er der festen Überzeugung, jene 25,7 Prozent der Wahlberechtigten, die ihm Dank freidemokratischer Schützenhilfe jenen Aktionsraum verschafften, den ihm die mit 29,3 Prozent abgestraften Grünrotsozialisten ließen, hätten ihn als Ministerpräsident sehen wollen. Er fühlt sich – die Rheinmöwen kreischen es mittlerweile vom Himmel – auch berufen und befähigt, in die bundeskanzlerischen Fußstapfen einer Angela Merkel zu treten. So einmal mehr bestätigt am Pfingstsonntag in einem Gespräch mit der WamS, in dem er die Frage, ob er selbst für eine Kanzlerkandidatur der Union zur Verfügung stehe, sibyllinisch offen ließ. Was wiederum bedeutet: Ja, selbstverständlich – ich warte nur noch auf den Ruf und schlafe deshalb bei ständig offenem Fenster.
Nun mag die Laschet‘sche Bildung möglicherweise sogar dazu neigen, sich gedachte oder gefühlte Parallelwelten zu schaffen, in denen es sich selbst herrlich leben lässt. Denn Laschet, der nach dem ersten juristischen Staatsexamen umsattelte und gleichzeitig sich als Hauptstadt-Journalist des Bayerischen Rundfunks und Wissenschaftlicher „Berater“ von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth betätigte (warum nur schießt mir ausgerechnet jetzt jener Satz aus dem Munde des Lothar Späth durch den Kopf: „Ihr fangt ja früh an mit dem Filz …“?), meinte sich in diesem Pfingstgespräch auch berufen zu fühlen, der gegenwärtig etwas schwächelnden CDU-Vorsitzenden einen klugen Rat mit auf den Weg zu geben:
„Der Erfolgskurs der CDU in der Kanzlerschaft von Angela Merkel war nicht zuletzt, Probleme pragmatisch zu lösen und über die CDU-Stammwähler hinaus viele Bürger anzusprechen. Daran sollten wir festhalten.“
Das klingt schon verdammt mehr nach Parallelwelt denn nach Bildung. Oder sollte der Aachener Katholik doch über mehr Weisheit verfügen als all jene, die seit geraumer Zeit den rotgrünen Merkelkurs kritisieren?
„Erfolg“ misst sich bei politischen Parteien in der Demokratie lediglich an einer einzigen Währung: der Anzahl der Wählerstimmen.
Erfolg bedeutet nicht nur, Vorgefundenes zu erhalten, sondern dieses zu nutzen, daraus mehr zu machen. Und wie verhält es sich da nun mit der Merkel’schen Erfolgsbilanz?
Denken wir uns doch die Parteien einmal als Aktiengesellschaften. Da wären als erstes die Aktionäre – also jene Menschen, die an der Gesellschaft Anteile zeichnen, weil sie auf den Erfolg des Unternehmens setzen. Wie sieht es da mit der Merkel-Bilanz aus?
Als die in der Uckermark pfarrsozialistisch sozialisierte Hamburgerin im April 2000 die CDU-AG übernahm, verfügte dieses Unternehmen über rund 620.000 Anteilseigner. Als sie im Herbst 2018 den Posten des Vorstandssprechers räumte, waren es nicht einmal mehr 420.000 – also ein Verlust von 200.000 Aktionären, was knapp einem Drittel entspricht. Das ist insofern bedeutungsvoll, als Aktionäre sich dann vom Acker machen, wenn sie das Vertrauen in die Gesellschaft verlieren.
Nun könnte es allerdings bei einer AG Sinn machen, statt auf die Zahl der Aktionäre auf die Anzahl der Anteilsscheine zu schauen. Immerhin ist es ja vorstellbar, dass einige wenige ganz gezielt den Markt leerkaufen, um dann im Unternehmen das Sagen zu haben. Stellen wir uns daher die Frage: Wie bemessen wir den Wert einer Partei als Aktiengesellschaft?
Gern können wir den Wertverlust der CDU auch an den gefühlten Anteilen festmachen, indem wir die erzielten, anteiligen Prozente am Wahlberechtigtengesamtkapital als Wert setzen. Dann stand die CDU-Aktie im Jahr 2000 noch bei 23,05 ME (Machteinheiten), während sie für 2018 auf 20,18 ME herabgerutscht war. Angenommen nun, jeder Aktionär verfügte in der CDU-AG über genau eine ME, dann wird der Niedergang der Partei erst so richtig deutlich. Denn dann hatte die CDU-AG im Jahr 2000 einen Politikbörsenwert in Höhe von 14.291.000 – und im Jahr 2018 nur noch einen Politikbörsenwert in Höhe von 8.475.600. Dieser Absturz um satte 40,7 Prozent spiegelt sich nicht nur in den Wahlergebnissen seit der Merkel-Übernahme. Er scheint auch ungebrochen, blicken wir auf aktuelle Umfrageergebnisse.
Wo der hochgebildete Herr Laschet hier einen „Erfolgskurs der CDU“ erkennen will, scheint sich Zeitgenossen mit nur mäßiger Bildung nicht erschließen zu können. Vor allem dann, wenn er davon erzählt, dass es gelungen sei „über die CDU-Stammwähler hinaus viele Bürger anzusprechen“. Denn nach den einfachen Regeln der Mathematik müsste ein solcher Erfolg unbedingt bedeuten: Stammwähler plus viele Darüberhinausbürger gleich auf jeden Fall deutlich mehr als beim Start. Kommt aber mit den Zahlen irgendwie nicht hin. Irgendetwas muss verdampft sein, ohne dass es jemand bemerkt oder in die Berechnung einbezogen hätte. Vielleicht aber hat der hochgebildete Herr Laschet ähnlich einem Albert Einstein auch nur eine neue Ebene der Mathematik oder der Quantenphysik entwickelt, die sich dem mäßig Gebildeten angesichts ihrer genialen Komplexität schlicht niemals zu erschließen vermag.
Und so stehe ich nun vor einem persönlichen Dilemma. Entweder, ich bin einfach zu ungebildet, um die mathematisch-quantenphysikalische Genialität eines Armin Laschet nachvollziehen zu können. Das ist immerhin nicht auszuschließen, denn schließlich bilde ich mir auf mich selbst nicht so viel ein, verfüge notwendig über ein Weniger an dieser besagten Bildung. Oder aber meine Oma lag falsch und war doch nicht so weise, wie ich immer meinte. Das würde dann bedeuten, dass der Hochgebildete Herr Laschet vielleicht doch alles andere als eine Geistesgröße sein könnte.
Vielleicht aber auch hat meine Großmutter ihre Feststellung doch eher ironisch gemeint. Was, wenn ich sie so vor meinem geistigen Auge erstehen lasse, als die wahrscheinlichste Erklärung anzunehmen ist.
Oder liegt es vielleicht nur daran, dass Politiker aus dem Großraum Aachen grundsätzlich über ein solch ausgeprägtes Übermaß an Ein-Bildung verfügen, dass Otto Normalverbraucher dagegen nur neidvoll verblassen und in Ehrfurcht erstarren kann? Schließlich wäre Laschet nicht der erste Ganz-West-Deutsche, den die eingebildete Berufung zu Höherem nach einem mehr oder weniger intellektuellen Überflug auf die wahre Größe zurechtstutzte. Wie dem auch sei: Zumindest wissen wir nun, wie ein Bundeskanzler Laschet Probleme zu lösen gedächte: Ebenso pragmatisch wie besagte, von ihm gefeierte Merkel. Was bedeutet: Finger erst in den feuchten Mund, dann in den gefühlten Mainstream gehalten und umgehend ohne Sinn und Verstand diesem gefolgt.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Nicht „sechs“?
es ist jetzt eineinhalb Jahre her, da hab ich einem älteren, durchaus drahtigen, aber mit Rollator gehandicapten, aus Düsseldorf kommenden Herrn, vom Münchner Flughafen in die SBahn geholfen. In der SBahn sagt der Mann: „Ihr Bayern habt ein Glück mit dem Seehofer.“ Ich sage: Naja wir hatten schon mal mehr Glück. Aber ihr, merkt ihr schon was, dass es besser geworden ist, seit der Laschet die Kraft abgelöst hat?“ „Vergessen sie den Laschet, diesen unverschämten Kerl. Ich kenne ihn. Er war mein Lehrling im Ordnungsamt – Hygiene. So einen Flegel wie den Laschet hatte vorher und nachher nicht mehr.
Gibt es im Rheinland sowas wie Karnevalskanzler? Datt wär doch watt! So eene joldische Männsche awwer aach! Bundeskanzler Laschet, ääh, womit denn? Andererseits, diese Lichtgestalt ist Ministerpräsident, gewählt von noch größeren Lichtern. Ist die Auswahl in NRW so knapp bemessen? Scheint so.
….daher singt mein sohn auch immer: miir woarn allemole öcher jonge!
Laschet ist so „gebildet“, dass er voller Überzeugung unlängst verkündete, die CDU wäre nicht nach links gerückt. Dann muss es wohl so sein, dass ein erheblicher Anteil ehemaliger treuer CDU-Wähler nach rechts gerückt sind. Warum denn bloss? Darüber kann man sicher nur spekulieren, in der Welt von Laschet allerdings nur, wenn eins klar ist, dass Merkel heilig und unantastbar ist. Wie meinte Kramp-Karrenbauer, als es beim sogenannten Werkstattgespräch um die Grenzöffnung von 2015 ging? Man sollte nicht über die Vergangenheit reden und den Blick lieber nach vorn richten. Offenbar hätte es an Blasphemie gegrenzt, wenn man Fehler aufgearbeitet und am… Mehr
Wer heute noch allen Ernstes meint ,bei einer Wahl ,wie auch immer ,etwas Mitzubestimmen ,der muß ,sorry ,mit dem Klammerbeutel gepudert sein. Eine Wahl heutigen Zustandes ist doch nur die Unterzeichnung einer Rechnung ,bei der der Betrag offen gelassen wird. Eine Abwahl solcher Flachzangen wie Laschet ,der überigens das gleiche Kaliber hat wie seine Vorgängerin ,nämlich ein fluffiger Politwitz ,ist doch nur über regelmäßige Volksbefragungen nach Schweitzer Vorbild möglich . Sage niemand ,das geht in D. nicht . Wir sind weder dümmer noch reaktionär. Aber die politischen Verantwortlichen lassen nun seit dem Kriege diese Form des Mitregierens des Bürgers außen… Mehr
Wie sagte mein alter Herr über Laschet immer so treffend: „Den kannste dir nicht anhören. Der gehört nicht in die CDU, der gehört in die SPD!“
Recht hatte er.
Solche minderbegabten Leute wie Laschet hätten in den 90er Jahren keine Chance auf eine führende Karriere in der CDU gehabt, die von Adenauer und Kohl geprägt wurde. Dafür sind sie viel zu einfach gestrickt, zu opportunistisch und vor allem viel zu links. Erst mit dem Aufstieg Merkels zur Vorsitzenden bekamen auch Nichtskönner wie Laschet oder Altmaier ihre Chance auf führende Positionen in der Politik. Die Folgen sehen wir jetzt. Die CDU, die sich für die Belange ihrer Stammwähler überhaupt nicht mehr interessiert, ist längst zu einer Unterabteilung der Grünen verkommen. Sollte Laschet Vorsitzender und Kanzler werden, dürfte sich der Abstieg… Mehr
Von ALLEN Unions-Politikerdastellern ist Laschet, der Turnbeutelvergesser, der am allermeisten überschätzte. Als Merkelnachfolger wäre er nicht nur konsequent, sondern geradezu zwingend, und die Erfolge seines so geschätzten Vorbildes, der Alternativlosen, der früheren FDJ-Sekretärin, würde er mindestens genauso „erfolgreich“ fortführen.
Wenn man die Zahlenreihen (sprich Wahlergebnisse) fortschriebe, hieße das, spätestens nach spätestens zwei Wahlen wäre die 5%-Hürde in Sicht! Womöglich schafft er es, die SPD noch „einzuholen“. Das ließe sich doch sehen!
Das Tollste daran ist: Er wird in seiner Realitätsverweigerung darauf wirklich STOLZ sein, weil er das tatsächlich für „Erfolg“ hält!
Wir haben in UNSEREM Bundesland wirklich die ALLERBESTEN Politiker!
Also, ich weiß nicht – gibt es außer Laschet selbst wirklich jemanden, der ihn überschätzen würde?
Sehen Sie sich (evtl. in der Mediathek) mal ein Interview an, wenn der WDR, z.B. in der AKTUELLEN STUNDE mit dem „Landesvater“ spricht. Dann beantwortet sich Ihre Frage von selbst…
@TH. Radl
„Wenn man die Zahlenreihen (sprich Wahlergebnisse) fortschriebe, hieße das, spätestens nach zwei Wahlen wäre die 5%-Hürde in Sicht!“
Hmm, da bin ich mir, ehrlich gesagt, nicht so sicher. Ich trau‘ dem deutschen Wähler nicht so recht…
Ich würde nicht behaupten wollen, dass Herr Laschet Tassen im Schrank fehlen – ich bin eher der Meinung, dass er zwei Buchstaben zuviel hat, nämlich die beiden letzten.
Dann bekäme sein Name nämlich auch die Bedeutung, die seiner Geistesgröße entspricht.
Herr Laschet steht exemplarisch für das gesamte Elend, welches uns unser Parteienstaat beschert. Parteisoldaten, welche nur mit Gehorsam reüssieren, benötigen weder Bildung, noch eigene Denkfähigkeit. Beides ist im Gegenteil ein Hindernis auf dem Weg zur Karriere. Dieses, vorgeblich demokratische, System muss den „Gebildeten“, der unabhängig und kritisch sein könnte, unbedingt aus der Partei fernhalten. Zwangsläufig entsteht so die Parallelwelt der Parteien, die den Bürger nicht mehr als Souverän erkennen, nicht anerkennen dürfen, denn ihre Loyalität gehört einzig der Partei. Es sollte deshalb nicht verwundern, dass geistige Schlichtheit und Einfalt bei Politikern grassieren. Das Dilemma des Dilettantismus, sowie der Dekonstruktion der… Mehr
…sic! so gehen alle diese fehlkonstruierten zwangsläufig in die politik!