Die Kritik von Günther Jauchs Sendung über den Islamismus hat heftige Reaktionen hervorgerufen. Viele Menschen erregten sich darüber, dass der eingeladene islamische Prediger Abdul Achim Kamouss so viel Raum eingeräumt erhielt; dass Moderator und die anderen Diskutanten ihm nicht zu widersprechen wagten, niedergeschrien und angepöbelt wurde oder ihn sogar noch unterstützten: Der NDR-Journalisten Stefan Buchen stellte den CDU-InnenPolitiker Wolfgang Bosbach als Komplizen des Imam dar. Es ist ein Grundsatzkonflikt: Wie gehen wir mit den Feinden einer offenen Gesellschaft um? Offene, demokratische Gesellschaften laufen immer Gefahr, von einigen wenigen Radikalen überrollt zu werden, die ihre zahlenmäßige Unterlegenheit durch Aggressivität und Regelbuch überkompensieren. Die offene Gesellschaft der Weimarer Republik ist so im Zangengriff von Nazis und Kommunisten zu Grunde gegangen. Wehrt sich die demokratische Gesellschaft, droht sie ihre Offenheit zu verlieren; ein Schicksal, das der Bundesrepublik mit den Terroristengesetzen als Antwort auf den Terror der Baader-Meinhoff-Bande drohte und vorher schon als Folge des Radikalenerlasses, der von Beamten und Lehrern ein Einstehen für das Grundgesetz abverlangte. Die „Freiheitlich-demokratische Grundordnung“, die Gleichberechtigung der Frau, Gewaltverbot – wer steht wirklich noch ein dafür? Was geschieht, wenn die Regeln bewußt gebrochen werden? Regelbruch galt ja lange als besonders modern, wenn er aus dem rot-grünen Lager betrieben wird. Jetzt bedienen sich Islamisten dieser Verfahrensweise.
Und heute? Wie wehrhaft und wie wehrbereit ist unser Rechtsstaat noch? Sind es radikale Islamisten, deren Einfluß weit in den friedlichen Islam reicht und die fälschlicherweise von einer toleranten Gesellschaft toleriert werden, bis diese Gesellschaft sich verändert? Karl Popper, auf den der Begriff der offenen Gesellschaft zurückgeht, schreibt:
„Unsere Kriege sind im Grunde Religionskriege; es sind Kriege zwischen rivalisierenden Theorien darüber, wie eine bessere Welt geschaffen werden kann.“
Die alten Feinde im Sinne Poppers waren Ideologien; die der Nazis und des Sozialismus. Heute sieht es so aus, als sei es ein uralte Religion, umreformiert, archaisch, mitverantwortlich für das Elend in einem großen Teil der elenden Welt wie Somalia, Afghanistan, Irak, Syrien, Yemen, die jetzt in der westlichen Welt aggressiv Fuß fasst – der ist es doch nur eine Minderheit, die man vernachlässigen kann? Hier ein Aufsatz, der diesem Phänomen nachgeht und der deshalb unter Meinungen zitiert wird.
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