Sawsan Chebli grenzt Ahmad Mansour aus

Der renommierte Integrationsexperte arabisch-israelischer Herkunft Ahmad Mansour benennt auch offen Defizite der Berliner Politik bei der Bekämpfung von Antisemitismus und Islamismus. Zu einem Arbeitskreis über Antisemitismus hat man ihn in Berlin gar nicht erst eingeladen.

© Michael Leh

„Das therapeutische Kalifat – Meinungsdiktatur im Namen des Fortschritts“ heißt ein 2018 erschienenes Büchlein des Schweizer Schriftstellers Giuseppe Gracia. Der Ausdruck „therapeutisches Kalifat“ stammt vom Schweizer Philosophen Michael Rüegg, erklärt Gracia. Damit sei eine neue Art von Herrschaft gemeint. Und zwar durch eine „gewissermaßen sanfte Gesellschaftstherapie“ einer politisch-kulturellen Elite, welche die „christlichen Wurzeln des Abendlandes abschneidet und uns im Zuge der Globalisierung befreien möchte vom Hemmschuh veralteter religiöser, nationaler oder geschlechtlicher Idenditäten“. Im Namen des Kampfes gegen Intoleranz, Rassismus und Sexismus diene Westeuropa als „großes Therapiehaus“, „atheistisch und wirtschaftsgetrieben“. „Willkommen im therapeutischen Kalifat“ betitelte Rebecca Schönenbach von „Frauen für Freiheit“ jetzt ihre Podiumsdiskussion mit Gracia, Birgit Kelle und Ahmad Mansour im Berliner Ludwig-Erhard-Haus. Untertitel: „Podiumsgespräch über die Grenzen des Sagbaren“.

Seinem Büchlein hat Gracia übrigens ein amüsant-sarkastisches kleines Glossar angefügt. Darin heißt es etwa: „Populismus: Alle Aussagen und Forderungen im politischen Diskurs, bei denen die links-liberale Weltanschauung nicht dominiert“. „Islamophob: Jemand, der den Islam kritisch bewertet“. „Islam-Hasser: Jemand, der den Islam regelmäßig kritisch bewertet“. „Politische Korrektheit: Öffentliche Anstandsregel zur Unterdrückung aller nicht-linken Meinungsäußerungen“. „Sozialist: Guter Mensch, der mit Steuergeld großzügig umgeht“. „Sozialdemokrat: Sozialist mit gutem Einkommen und großer, preiswerter Altbauwohnung“. „Familie: Menschen, die aus demselben Kühlschrank essen“.

Rebecca Schönenbach stellte Birgit Kelle vor: „Sie neigt chronisch dazu, ihre Gedanken frei auszusprechen“. „Gendergaga“ hieß Kelles Buch aus dem Jahr 2015. „Als das Buch damals herauskam“, sagte Kelle, „hieß es, das sei polemisch und übertrieben. Doch es ist alles wahr und es wird noch schlimmer. Es war ein prophetisches Buch, das wusste ich damals gar nicht“. Tatsächlich haben gerade erst neue Vorgaben der Stadt Hannover den sprachlichen Genderwahn auf neue Höhen getrieben. „Redepult“ etwa soll man jetzt sagen und schreiben statt „Rednerpult“. Statt „Teilnehmerliste“ soll es „Teilnahmeliste“ heißen, statt „Wählerverzeichnis“ nunmehr „Wählendenverzeichnis“ und dergleichen Unfug mehr.

Man komme gar nicht mehr dazu, darüber zu sprechen, was wirklich wichtig ist, sagte Kelle: „Den meisten Frauen ist gendergerechte Sprache ziemlich egal. Das ist ein Luxusproblem von Frauen in elitären Kreisen. Auch die Vielfalt der Geschlechter ist ein Luxusproblem. Wenn wir morgen Krieg haben in Europa, gibt es noch genau zwei Geschlechter, Mann und Frau.“ Denn dann hätten wir andere Sorgen. „Das einzig Gute an der ganzen Genderdebatte ist, dass sie zeigt, dass es unserem Land phantastisch geht. Wir haben Zeit und Geld, um uns mit diesem Unsinn zu beschäftigen“, fügte Kelle hinzu. Doch so würden die wirklich nötigen Debatten verdeckt. „Zum Beispiel darüber, was heute die wirklichen Gefahren für Frauen in Europa sind. Da müssen wir leider ständig über den alten weißen Mann in diesem Land diskutieren. Ich möchte aber über den jungen schwarzen Mann sprechen. Und deswegen bin ich halt Rassistin“, sagte sie ironisch.

Der Integrationsexperte Ahmad Mansour ist arabischer Israeli, Muslim, Diplom-Psychologe und lebt seit 2004 in Berlin. 2015 erschien sein Buch „Generation Allah“, in dem er sich mit dem religiösen Extremismus befasst. 2018 folgte sein Buch „Klartext zur Integration – Gegen falsche Toleranz und Panikmache“. Mansour wendet sich gegen die Tabuisierung von Problemen. „Unter den Flüchtlingen gibt es auch Leute“, erklärte er auf der Podiumsdiskussion, „die diese Gesellschaft in Deutschland verachten. Verachten! Und wir sind nicht in der Lage, das klar zu benennen“. „Wir schaffen es nicht“, fügte er hinzu, „über Vergewaltigungen frei zu reden, über muslimischen Antisemitismus, über patriarchalische Strukturen.“

Sogenannte Ehrenmorde dürften nicht durch den Hinweis relativiert werden, dass es auch in der Mehrheitsgesellschaft Familiendramen gebe. „Wir müssen über die Ursachen reden. Solange wir bei diesen Relativierungen blieben, kommen wir nicht weiter, finden keine Lösungen und sind nicht in der Lage, pädagogische Konzepte zu entwickeln“, betonte er.

„Wir haben verlernt zu streiten“, erklärte er auch, „es wird ganz schnell polemisch, es wird ganz schnell gefährlich und es wird viel diffamiert. Entweder bist du auf meiner Seite, dann bist du der gute, der moralische, der bessere Mensch. Wenn du nicht auf meiner Seite bist, bist du kein guter Mensch, nicht moralisch und ganz schnell in den meisten Fällen in der rechten Ecke. Da wehre ich mich dagegen“. „Es kann nicht sein“, fügte Mansour hinzu, „dass dieselben, die Texte gendern, zugleich erklären, Kopftücher seien eine Art von Emanzipation und wir Burkas akzeptieren sollen“.

Immer wieder würden in Deutschland Frauen sterben, die hierher gekommen seien, weil sie sich „Freiheit vor ihren patriarchalischen Männern“ erhofft hätten. Doch man schütze diese Frauen nicht. In Deutschland sei man im angeblichen „Namen von Moral und Toleranz“ nicht in der Lage, darüber offen zu diskutieren. „Man kann nicht nur über gendergerechte Sprache reden und Frauen in Deutschland sterben lassen“, betonte Mansour.

Im letzten Dezember hatte die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli „Handlungsempfehlungen“ eines „Arbeitskreises Antisemitismus“ vorgestellt. In den Empfehlungen des Arbeitskreises wird zum Beispiel bezüglich der Medien empfohlen, es solle bei der „Entwicklung und Durchführung von Schulungen“ der „Sachverstand von zivilgesellschaftlichen Initiativen wie Mediendienst Integration und Neue Deutsche Medienmacher“ einbezogen werden. Die „Neuen Deutschen Medienmacher“ vergeben den Negativpreis „Goldene Kartoffel“. Dem Chebli- Arbeitskreis gehörten sechs Personen an, nicht jedoch der renommierte arabischstämmige Islamismus- und Antisemitismusexperte Ahmad Mansour. Dieser hatte sich nie gescheut, auch Fehler und Defizite in der Berliner Politik bezüglich Antsemitismus und Islamismus zu benennen. Auf die Frage aus dem Publikum bei der Podiumsdiskussion, ob man ihn nicht eingeladen hätte, in dem Arbeitskreis mitzuwirken, erklärte Mansour: „Nein, ich wurde nicht eingeladen. Und ich bin mir absolut sicher, dass das eine bewusste Entscheidung gewesen ist.“

Damit könne er leben. „Mein Problem ist jedoch, dass in solchen Arbeitsgruppen Leute dabei sind, die Antisemitismus mit Islamophobie gleichsetzen. Antisemitismus ist aber viel mehr als nur Rassismuserfahrung.“ In Berlin sei es jedoch gang und gäbe zu behaupten, Muslime seien nicht mehr antisemitisch, wenn Rassismus bekämpft werde. Antisemitismus habe jedoch neben dem Nahostkonflikt und Verschwörungstheorien auch viel mit religiösen Narrativen zu tun. Doch darüber zu sprechen, werde wieder als Störfaktor betrachtet. Man könne als Regierender Bürgermeister ein schönes Foto mit einem Imam machen lassen, vielleicht noch mit einer Frau mit Kopftuch dazu, und dabei erklären „Nie wieder Judenhass“. „Oder ich kann sagen“, erklärte Mansour, „wenn man Antisemitismus bekämpfen will, dann müssen wir auch über das Existenzrecht Israels sprechen. Wir müssen in der Lage sein, die heiligen Texte in ihrem lokalen historischen Kontext zu interpretieren, weil auch sie Antisemitismus produzieren. Aber das ist wieder etwas, das man vor allem in der Berliner Politik nicht hören will.“


Michael Leh studierte Geschichte und Politik in München und arbeitet heute als freier Journalist in Berlin.

Bilder: © Michael Leh

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Kommentare ( 30 )

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friedrich - wilhelm
5 Jahre her

…….wenn man sich hier doch e n d l i c h daran gewöhnen könnte, statt islamismus islam zu schreiben, zu denken und zu sagen!!!!!…..

Sabine W.
5 Jahre her

Frau Chebli ist doch diejenige, die ihren Vater als absolut integriert bezeichnet hat, auch wenn er bis heute kaum ein Wort Deutsch spricht? Oder irre ich mich? Und wie weit ist sie ‚integriert‘? Wenn man ihre Äußerungen hört, ist sie in etwa so integriert wie Frau Özuguz. Da reicht es nicht, in Deutschland aufgewachsen zu sein. Und Herr Mansour ist dieser refelektierte, sehr schätzenswerte Mann, der differenziert über Probleme berichtet, die nicht wegzudiskutieren sind. Aber wahrscheinlich gilt er auch mittlerweile als ‚rechts‘. Finde den ‚Fehler‘. Auf der einen Seite kritische Differenziertheit, auf der anderen Jubeltum ohne Nachdenken über Hintergründe. Nur… Mehr

Absalon von Lund
5 Jahre her

Korrektur zum früheren Kommentar: da wird ja ein Israeli von einer Palistinenserin ausgegrent. Das ist vollkommen logisch. Aber warum in Deutschland?

Absalon von Lund
5 Jahre her

Ich denke, man müßte die Szene bereinigen. Die Sache ist ganz einfach: in Frankreich bestimmen die Franzosen, in Israel die Israelis und in der Türkei die Türken. Nur in Deutschland wird ein Araber von einer Türkin ausgegrenzt. Das ist ziemlich abenteuerlich. Ich finde: in Deutschland bestimmen die Deutschen! Diese Rückkehr zur Normalität ist überfällig. Mathematisch ist es das Diagonalisieren einer Matrix. Dafür ist es höchste Zeit. Und wenn jeder in seinem LAnd bestimmt, hat er immer noch genaug Problemem, die er nicht lösen kann. Er braucht dazu vielleicht die Hilfeseine NAchbarn, aber noch mehr die Hilfe Gottes!

Muritz
5 Jahre her
Antworten an  Absalon von Lund

Frau Chebli ist Palästinenserin aus dem Libanon, wenn mich nicht alles täuscht, keine Türkin. Und natürlich ist sie unausstehlich selbstverliebt und macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt.

manfred_h
5 Jahre her

Zitat: „Sogenannte Ehrenmorde dürften nicht durch den Hinweis relativiert werden, dass es auch in der Mehrheitsgesellschaft Familiendramen gebe.“

> Richtig! ODER vllt besser noch: Jene die dbzgl SO relativieren fragend antworten:

„UND WEIL es auch Deutsche gibt die z.B morden, vergewaltigen, Frauen schlagen, pädophil, kriminell oder gewalttätig sind, IST DAS also Grund dann auch die Mörder, Sexualstraftäter, Pädophilen, Kriminellen u. Gewaltätigen der Welt in unser Land zu holen und hinzu durchzufüttern???“

nachgefragt
5 Jahre her

„Das ist ein Luxusproblem von Frauen in elitären Kreisen.“ Ich finde den Begriff Elite in diesem Kontext immer sehr missverständlich. Es schwingt immer etwas von Bildungselite (positiv) mit, was hier überhaupt nicht gegeben ist. Das ist keine Bildungselite. Ja, es sind aber echte Elitaristen im negativsten Sinne. Sie bilden sich ein, auserlesen, eine Elite zu sein, Meinungsführerschaft und Allwissenheit zu besitzen. Sie sind zutiefst Gegner des Pluralismus. Sie sind eine Sekte, die bei einem Leben auf Kosten der Allgemeinheit diese Allgemeinheit entmündigen will, selbst Herrschaftsanspruch stellt, obwohl sie selbst all das sind, was sie der Allgemeinheit vorwerfen. Treffender wäre zu… Mehr

Andreas aus E.
5 Jahre her
Antworten an  nachgefragt

Der Begriff „Elite“ hat für mich seinen Begriffsinhalt ebenso verloren wie „Experte“ oder „Flüchtling“ und viele andere Begriffe.
„Elite“ im Sinne einer Auslese der Besten gilt allenfalls noch bei der Kartoffelernte, „Experte“ ist Synonym für „Schaumschläger“ und „Flüchtling“ bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung. Die „Elite“ des medialen Diskurses hat die Sprache ruiniert.

Nibelung
5 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Jeder ist vor dem Gesetz gleich und wenn schon Elite, dann allenfalls eine Geistige und Schöpferische, alles andere ist in der Begrifflichkeit schon überheblich und soll auch suggerieren, daß man was besseres sei und leider gibt es viele, gerade aus der Vermögenden- und Politikerecke, die hier einiges durcheinander bringen, denn Edel sei der Mensch und niemand sprach davon, daß dazu auch irdische Attribute dazu gehören, mal ganz von dem abgesehen, daß der Begriff Elitär eigentlich falsch eingesetzt wird und dadurch der Eindruck entstehen soll, es handele sich um etwas besonderes, ist aber falsch gedacht, das Besondere steckt im kleinsten Detail… Mehr

Denis Diderot 2018
5 Jahre her

Einen Grund will auch Mansour nich erkennen. Mohammedanismus und Sozialismus streben identische Ziele an. Ethnisch gemischte Gesellschaften unter einer das Individuum verachtenden, gewaltaffinen Ideologie. Die Allianz ist nicht zufällig. Aber das lernt er ja gerade.

Montesquieu
5 Jahre her
Antworten an  Denis Diderot 2018

Ich denke nicht, dass die Ziele identisch sind. Beider Ziel ist dennoch ein totalitärer Kollektivismus und beide gehen eine gemeinsame Wegstrecke dahin.
Am Ende frisst aber der muslimische Wolf das Rotkäppchen. Wie immer bisher (schönes Beispiel ist die iranische Revolution 1978/79).

No-Go
5 Jahre her
Antworten an  Montesquieu

Was die Linke, oder was aus ihr geworden ist, mag, sind nicht die kollektivitischen, totalitären Ziele der Scharia – sondern die Rammbock-Funktion des Islams zur Zerstörung der westlichen, „weißen“ Staaten und Gesellschaften. Eine bessere Dampfwalze lässt sich auf absehbare Zeit schwerlich finden.

schwarzseher
5 Jahre her

Damit sind alle Zweifel beseitigt. Frau Chebli ist bestens in die deutsche Polititik- und Mediengesellschaft integriert. Arrogant, uninformiert, heuchlerisch, autokratisch, überbezahlte migrantische Quotenfrau. Ebenso ihr Vater. Der ist bestens integriert in das Millionenheer der berufs- und arbeitslosen, nach 40 Jahren nicht deutsch sprechenden Sozialhilfebezieher.

Cenuit
5 Jahre her
Antworten an  schwarzseher

Wunderschöne Bildbeschreibung der Journaille , in allen Facetten präzise ausgeschmückt!

bkkopp
5 Jahre her

Weil es als höchst unanständig gilt, sich irgendwie antisemitisch zu äussern, ist es für Leute die mit einer sehr einfachen Methode provozieren wollen reizvoll dies genau deshalb zu tun. Mit Schwulen läuft es ähnlich, jedenfalls in bestimmten nicht sehr kleinen Milieus und auf zahlreichen Schulhöfen. Deshalb ist vieles, was als konfrontativer ‚ Kampf gegen Antisemitismus ‚ daherkommt in Teilen jedenfalls fragwürdig und kontraproduktiv. Mir scheint, dass dem Antisemitismus auf zwei Schienen begegnet werden sollte : (1) sachliche Information über die religiösen, machtpolitischen und sozialen Ursachen des Antisemitismus seit das Christentum Staatsreligion wurde, und ganz besonders seit dem Mittelalter. Diese Sachinformation… Mehr

Andreas aus E.
5 Jahre her
Antworten an  bkkopp

Volle Zustimmung.
Ich bin der Meinung: Einfach erzählen, was war/ist.
Das hilft gegen Anti…ismen jeglicher Art.

Wolkendimmer
5 Jahre her

Entschuldigung. Ich bin kein Teil einer Mehrheitsgesellschaft, und auch keiner der schon immer hier lebte. Ich bin Deutscher! Meine Eltern Großeltern und Urgroßeltern haben bereits in diesem Land gelebt und waren Deutsche. Das ganze Gerede hängt mir ehrlich zum Halse heraus.

Moses
5 Jahre her
Antworten an  Wolkendimmer

Dieses Deutschland hat darauf verzichtet, den weißen Südafrikaner aufzunehmen, die aus Angst emigrieren wollen. Für unsere Kanzlerin sind die vermutlich die falschen Flüchtlinge.