Wunschziel bei Zuwanderern: Deutschland vor Großbritannien

In absoluten Zahlen bedeuten die sechs Prozent der global Wanderungswilligen, die 2017 nach Deutschland streben, dass sich gut 42 Millionen Erwachsene zumeist bildungsferner Provenienz zusätzlich ansiedeln wollen.

Fadel Senna/AFP/Getty Images

Deutschland hat – nach dem jüngsten Gallup-World-Poll, einer globalen durchgeführten Meinungsumfrage – als Zielland der 2017 über 700 Millionen auswanderungswilligen Erwachsenen Großbritannien souverän überholt. Vom sechsten Rang der 2012 endenden Untersuchung hat es – nach der imposanten Willkommenskultur von 2015 – in der 2017er Befragung den dritten Platz erkämpft. Spitzenreiter sind die USA und Kanada. 2012 liegt Großbritannien – hinter den USA – noch auf dem zweiten Platz. Nach der Abstimmung für den Brexit fällt es auf den von Deutschland geräumten sechsten Rang zurück. Hingegen kann das weiterhin offene Frankreich seinen vierten Platz von 2012 auch 2017 umstandslos verteidigen.

42 Millionen nennen Deutschland als Zielland

In absoluten Zahlen bedeuten die sechs Prozent der global Wanderungswilligen, die 2017 nach Deutschland wollten, dass sich gut 42 Millionen Erwachsene zumeist bildungsferner Provenienz zusätzlich zwischen Rhein und Oder ansiedeln würden. Dort leben momentan rund 60 Millionen Altdeutsche und 23 Millionen Migranten und/oder Ausländer. Unter Einschluss von Kindern käme schnell ein Mehrfaches der 42 Millionen zusammen bzw. würde – aufgrund höherer Vermehrungsfreude – alsbald hier geboren. Die relativ bescheidenen vier Prozent von 2012 mit global erst 630 Millionen wanderungswilligen Erwachsenen hätten nur 25 Millionen potentielle deutsche Neubürger bedeutet. Der Zugewinn von 17 Millionen kontrastiert eklatant mit Großbritanniens Verlust von 10 Millionen. Wollen heute nur noch 34 Millionen auf die Inseln, sind es 2012 wuchtige 44 Millionen. Merkels Politik, ob man nun ihre Verheerungen beleuchtet oder leidenschaftlich verteidigt, hat in jedem Fall massive Wirkungen gezeitigt.

Sehr beachtlich – mit jeweils fünf Prozent – schlägt sich Frankreich, das nach 31 jetzt 36 Millionen siedlungswillige Erwachsene erwartet. Auch unter ihnen dominieren bildungsmäßige Leichtgewichte.

Geht es allein nach dem Bevölkerungszuwachs pro Nation für den Fall, dass die Wollenden auch hereingelassen werden, liegen die Schweiz – sie hätte dann 187 Prozent der aktuellen Bevölkerung – und Australien (179 %) an der Spitze. Lediglich die Golfstaaten (United Arab Emirates), wo die Einheimischen schon seit Jahrzehnten eine Minderheit bilden, liegen mit 204 Prozent noch darüber.

350 Millionen aus dem südlichen Afrika

Gallup ermittelt auch die wichtigsten Herkunftsgebiete des Ende 2018 auf 750 Millionen gestiegenen Migrantenpotentials von Erwachsenen. Schlägt man die nicht ermittelten Kinderwünsche im selben Prozentsatz drauf, geht es massiv darüber hinaus. Aus Subsahara-Afrika wollen 33 Prozent außer Landes. Unter Einschluss der Kinder wären das momentan knapp 350 Millionen. Ihre Cognitive Ability (CA) wird für 2010 bei durchschnittlich 69 gesehen (Quelle: H. Rindermann, Cognitive Capitalism, Cambridge University Press, 1968, S. 431). Ihre Zielfavoriten sind Deutschland und Frankreich. Aus Nahost und Nordafrika treibt es – einschließlich Nachwuchs – knapp 120 Millionen in die Ferne (CA 83), vorrangig ebenfalls nach Europa. Doch es wird nicht nur aus diesen Räumen hereingedrängt. Aus dem Zielraum Westeuropa wird gleichzeitig auch abgewandert. Denn allein aus der EU (CA 99) wollen knapp 110 Millionen Könner (21 %) in stabilere Gefilde entkommen.

Aus Lateinamerika und der Karibik träumen – wiederum mit Kindern – knapp 180 Millionen (CA 79) von der Ausreise (28 % der Gesamtbevölkerung). Ihnen machen die US-Demokraten Hoffnung mit dem Verhindern der Abriegelung der Mexiko-Grenze durch Trump, der CA 99 verteidigen will. Relativ wenige bzw. nur 200 Millionen Bürger sind gegenwärtig in Süd- und Südostasien (CA 85) in Aufbruchsstimmung (8 bzw. 7 %). Auch sie streben zumeist nach Nordamerika.

Für die Bundesrepublik (CA 99; Migranten 92), die 2015 nur sehr kurzfristig „Überlaufbecken“ (Herwig Münkler) für fliehende Syrer sein wollte , ist zukunftsweisend, dass selbst von den noch in Syrien Lebenden 46 Prozent das Land verlassen wollen. Das wären 8,4 Millionen (CA 82) gegen bisher nur 0,7 Millionen in der Bundesrepublik.

Wen hätten nun die Aufnahmeländer am liebsten? Auch das wird erhoben. Bei der Qualifikation sind Leute mit wenigstens vier Jahren Hochschulausbildung nach dem Abitur die Favoriten. Beim Alter gewinnen die Zwanzigjährigen. Beim Vermögen sind die Bestverdienenden besonders begehrt. Da junge, reiche Universitätsabsolventen überall knapp sind und notfalls in hochkarätigen Kompetenzfestungen unterkommen, finden die Wünsche von Nehmenden und Kommenden fast nie zusammen. Immerhin wird den Auslegern von nationalen Einwanderungsgesetzen und den Betreibern von internationalen Migrationspakten die Arbeit nicht ausgehen.

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Kommentare ( 98 )

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98 Comments
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AnSi
5 Jahre her

42 Mio Geschenke, die wir standesgemäß durchfüttern dürfen und uns (quasi zum Dank) an deren Kultur erfreuen können. Nun, wer möchte das nicht? In kürzester Zeit sieht es dann hier aus wie in deren Ländern. Alle fühlen sich heimisch (nur das Wetter und der Handy-Empfang ist hier doof). Wunderschöne Aussichten, oder?
Lasst es uns genießen, so lange es noch geht. Für Warnwesten ist scheinbar nie Saison und dazu müsste man dann doch den Kopf heben und vom Sofa aufstehen…

WGreuer
5 Jahre her

Das Wunsch der allermeisten Migranten ist nicht unser schönes Land, sondern unser eindeutig unser GELD – sprich die Sozialleistungen. Und exakt hier „liegt der Hase im Pfeffer“. Dieses Geld geht irgendwann aus. Der Euro, die Milliardenkosten für die Energiewende, die Kosten für die Zuwanderer selber … die EU und die Merkel-Regierung arbeiten mit aller Macht da, sinkende Steuereinnahmen dadurch zu generieren, dass sie die Wirtschaft durch überbordene Bürokratie, Steuern und Vorschriften, schlechte Infrastruktur, fehlende Fachkräfte und auch die Leistungsträger der Gesellschaft (Ingenieure, Ärzte, (echte) Wissenschaftler) zu vergraulen. Rein durch die ganzen Beamten, Staatsangestellten, Sozialarbeiter und die Horden von NGO-Mitarbeitern, sonstige… Mehr

Casa Done
5 Jahre her

levante
Danke für den Hinweis, daß auch Sozialhilfeempfänger Verbrauchssteuern zahlen. „Kein Cent“ ist insofern falsch. Der im nächsten Satz gewählte Begriff des „Nettosteuerzahlers“ trifft es dann aber wohl doch richtig, oder?
Mir ging es darum, die finanziellen Anreize des Kinderreichtums für Menschen herauszustellen, die ansonsten nur geringe Aussichten auf Einkünfte aus eigener Arbeit haben.

linda levante
5 Jahre her
Antworten an  Casa Done

Done

Ihr Begriff „Nettosteuerzahler“ war mir nicht ganz klar und deswegen habe ich mal gesucht und bin fündig geworden. Sie werden sich wundern, wenn Sie meinen Link lesen sollten, wie wenige „Nettosteuerzahler“ es gibt, es sind nämlich nur 8 Millionen, die nicht von staatlichen Transfers abhängig sind. Der große Rest, wird alimentiert.

Und, jetzt kommt es, die direkt Abhängigen vom Almosenstaat (für Alleinstehende, Ältere, Langzeitarbeitslose), werden zum Großteil auch noch entmündigt und bekommen einen Vormund.

**

Wilhelm Cuno
5 Jahre her

Tja, und wie in diesem Land üblich wird sich jeder verbeamtete Volkswirtschaftsprofessor an deutschen Hochschulen hüten, dieses politisch unkorrekte Thema anzusprechen oder gar zu lehren. Würde man doch damit die überbreite Koalition von CDU über die Medien bis zur Linkspartei kritisieren und zugeben, dass das Parteiprogramm der AFD diskussionswürdige Themen enthält. Untertanen im besten Sinne von Heinrich Mann, selbst im Untergang. Das nennt man wohl Nibelungentreue.

Julian Schneider
5 Jahre her

Wunschziel bei Auswanderern: Ungarn, gefolgt von Österreich, Polen, Tschechien und Kroatien.

GermanMichel
5 Jahre her

Tolle Umfragen.

Man könnte auch in Duisburg und Bochum fragen, wer lieber in die Villen der Hamburger Mönkebergstrasse oder in Münchens Schwabing einziehen würde.

Die Villenbesitzer wollen das aber nicht, und lassen das nicht zu.

Die Frage ist nicht, was wollen die Armen, sondern wer lässt sie rein und warum?

Helmut B.
5 Jahre her

Nur keine Sorge, die allermeisten kommen nicht. Wir sind nur noch 1-2 Millionen Schutzsuchende und eine kleine Rezession vom Zusammenbruch der Sozialsysteme entfernt. Dann verliert das Land, wo Milch und Merkel fließen schlagartig seine Attraktivität.
Ein Übriges werden unsere muslimischen Gäste tun. Wenn die Alimentierung durch die Ungläubigen ausbleibt, werden sie sich holen, was Allah ihnen versprochen hat. (Ich hoffe, sie fangen bei unserer Kanzlerin der Herzen an.)
Also keine Bange, 42 Millionen neu hinzugekommende bleiben uns, die wir schon länger hier leben, erspart.

Paul J. Meier
5 Jahre her

War das jetzt alles? Ich erwartete schon mehr aus ihrem sicher reichhaltigen intertextuellen Fundus! Die Grünen haben sogar eine Einwandbehandlungsbroschüre herausgegeben. Wo bleibt ihr Kampfgeist, Dekonstruktion ist doch eine poststrukturalistische Disziplin.

Peterson82
5 Jahre her

Die wirkliche Attraktivität Deutschlands zeigt sich nicht durch den Zuzug von Bildungsfernen sondern durch die Abwanderung der Hochqualifizierten und Zuwanderung von Hochqualifizierten. Es wird ja immer über die USA geschimpft, fehlende Sozialsysteme usw, alles ganz furchtbar. Aber wieviele der gebildeten Menschen aus den angelsächsischen Räumen brechen dort ihre Zelte ab und sagen sich „wow, also dieses Deutschland, da muss ich unbedingt hin“. Dabei wäre genau das der Messparameter, der die tatsächliche Attraktivität eines Landes in der Welt kennzeichnet. Der Rest resultiert eher aus sozialer Hängematte/Sozialsysteme die es in der Welt wohl (zu Recht) kein zweites Mal gibt.

WolfgangZ
5 Jahre her

„…intertextueller Bezug …“: So formuliert sie, die Pseudowissenschaft. Mit Verlaub sind die Bestandteile „inter“ und „Bezug“ dieser Plattattattatatitüde (sic!) bereits tautologisch.