Trends 2016

„Urban Gardening“, Obst, Blumen und Gemüse in der Stadt macht unsere Betonwelt grün. Vermutlich braucht man das Gefühl, den Nahbereich zu beherrschen, wenn die große Welt schon unkontrollierbar und bedrohlich wirkt und Politik abdankt.

Was wird 2016? Hier die großen und kleinen Trends, die unser Leben bestimmen.

1. Euro und Europa – es geht besser, und doch ums Ganze

Um den Euro ist es still geworden. „Whatever it Takes“, die starken Worte von EZB-Chef Mario Draghi wirken; mit 1.400 Billionen offiziell und weiteren ca. 500 Milliarden über Geheimverträge wurde der Euro stabilisiert, Staatsanleihen gekauft, somit die Staatsverschuldung der großen Schuldnerländer über die EZB auf Gesamteuropa verteilt und neue Schulden ermöglicht. Europaweit steigen langsam die Wachstumsraten und sinken die Arbeitslosenzahlen. Aber das sind scheinbare Erfolge. Verlierer sind weiterhin die Sparer; de facto ist es eine Enteignung der Altersvorsorge auf breiter Front, die hier stattfindet. Es ist eine Art Wettlauf: Gewinnt die expansive Politik und reichen die Wachstumsraten aus, die wachsende Verschuldung und Entwertung durch Abwertung zu kompensieren? Die Entwicklungen um den Euro  werden überlagert von der zunehmenden politischen Spaltung innerhalb der Europäischen Union: Großbritannien wird über den Brexit abstimmen – immerhin die zweitgrößte Wirtschaft Europas und anders als Frankreich mit marktwirtschaftlicher Tradition. In Polen wird symbolisch die Europa-Flagge abgehängt, in Frankreich will der Front National den Austritt aus der EU und das Ende der gemeinsamen Währung; in Spanien gewinnen linke Parteien, deren Wirtschaftspolitik den Euro wieder unter Druck setzt. Die Reste der Austeritätspolitik geraten unter die Räder.

Andere Spannungsfelder überlagern den Euro noch: Die osteuropäischen Staaten wehren sich dagegen, Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, die nicht nur nach ihrer Ansicht von Deutschland erst angeworben werden. Europa wird als Zwangsveranstaltung empfunden und zum blossen Lippenbekenntnis der Bundesregierung, die ignorant zuschaut, wie das Gewonnene zerbröselt. Die EU-Kommission macht so weiter, wie sie es schon immer gemacht hat: Sie will Kerzendochte europaweit vereinheitlichen und dafür sorgen, dass jenseits der Sicherheitskontrollen billiges Wasser auf Flughäfen gibt. Die Eurokraten verzetteln sich im Klein-Klein, während es um das große Ganze geht. Einer aktuellen Gallup-Umfrage zur Folge erwartet sich weltweit mehr als die Hälfte der weltweit befragten Personen (54 Prozent), dass 2016 besser als 2015 wird. Rund ein Viertel (24) rechnet mit keiner Veränderung und nur 16 Prozent blickt pessimistisch in die Zukunft. Regional betrachtet sind hier aber deutliche Unterschiede auszumachen, denn Europa liegt mit seinen 27 Prozent Optimisten weit unter dem weltweiten Durchschnitt, während Asien mit 63 Prozent deutlich darüber liegt.

2. Noch mehr Zuwanderer

Trotz Winter, Stürmen und Weihnachten: Jeden Tag kommen rund 3.000 Zuwanderer über die österreichischen Grenze nach Deutschland – ein mittelgroßes Dorf. Der Zuzug geht weiter, die „Außengrenzen“ der EU werden weder kontrolliert noch gesperrt. Im Frühjahr wird der Zustrom sich wieder beschleunigen. Das liegt an der Organisationslogik der wirren deutschen Flüchtlingspolitik: Je mehr Asylbewerber anerkannt werden, umso mehr Familienangehörigen kommen dann ganz legal per Flugzeug nach Deutschland. Noch leben die meisten Merkel-Flüchtlinge seit der Grenzöffnung im September in abgeschotteten Lagern. Mit ihrer Anerkennung ziehen immer mehr in die Städte und Ballungsgebiete und bilden mit den schon früher Angekommenen ethnische und religiöse Gruppen. Erst in den kommenden Monaten wird der Zuzug, der derzeit versteckt wird, so richtig sichtbar und umumkehrbar. Statt der erschöpften Freiwilligen übernehmen jetzt Profis: Eine florierende Flüchtlingsindustrie ist entstanden: Dolmetscher, „Integrationslotsen“, mindestens 10.000 zusätzliche Beamte und Angestellte in Verwaltung und Polizei; es profitieren Busunternehmen, Immobilienbesitzer, Hotels, Betreuer. Bis zu 55 Milliarden Kosten entstehen so; Mittel, die an anderer Stelle eingespart werden müssen.

Nach dem Anstieg der Krankenkassenbeiträge ist die Frage: Müssen auch die Steuern erhöht werden? Die Bundesregierung scheut die Antwort und faselt lieber von zukünftigen Beiträgen und Steuern, die nach gelungener Integration fließen sollen. Aber Integration bleibt ein Lippenbekenntnis: Während CDU und CSU pro forma gelegentlich Schaufenster-Gesetze fordern blockiert der Koalitionspartner SPD jede dieser Aktionen, offensichtlich mit stillschweigender Unterstützung Merkels. Die CDU hat sich in der Rolle des kleineren Koalitionspartners eingerichtet.

3. Der Bus kommt – die Bahn geht

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Der Bus war was für Rentner auf Kaffeefahrt – jetzt ist er wieder auf der Überholspur, Elektroauto hin, Bahnversprechen her: Seit Busse der Bahn Konkurrenz mach dürfen – das war ja verboten, erst der vorherige Verkehrsminister Peter Ramsauer beendete den Zustand – fahren die Busse der Bahn davon. Deregulierung funktioniert eben, wenn man die Menschen nur machen läßt. Das Bus-Netz der Fernlinien erreicht jetzt die europäischen Nachbarländer und in Deutschland immer mehr Kleinstädte, während Großstädte wie Köln die lästige Bahnkonkurrenz aussperren. Aber der Bus kommt auch als Bankfiliale – immerhin sollen im kommenden Jahr 1.000 Filialen von Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken schließen. Oder der Bus kommt als rollende Arztpraxis – ausgerechnet ein Versuch der Bahn. Nur die Apotheke darf nicht rollen. Für das vorgeschriebene Offizium zum Selbermixen der Medikamente fehlt der Platz. Da hat die Lobby sich noch mal durchgesetzt, verteidigen sich die stationären Apotheken gegen die Praktisch-Konkurrenz. Merke: Viele könnte direkter, billiger, günstiger, praktisch daher kommen – wenn nicht irgendeine Lobby wieder ihre Finger im Spiel hätte. Deregulierung bringt´s und wird von der Groko aus Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften dafür gehasst. Damit wird der Bus zum Symbol, was Entbürokratisierung und Deregulierung an Lebensqualität erzeugen könnten und wie kleine Nischen genutzt werden können.

4. Energie wird billig – nur nicht in Deutschland

„Öl, Benzin, Gas werden immer teurer.“ Das galt jahrzehntelang als eiserne Regel. Doch jetzt hat sich der Trend umgekehrt: US-Firmen „fracken“ (pressen und quetschen) die letzten Tropfen aus dem Gestein. Die Saudis reagieren – senken die Preise, damit die Fracker pleite gehen. Es ist ein Kampf um Marktanteile auf dem globalen Energiemarkt. Die neueÖlschwemme senkt den Dieselpreis, auf bis zu 93,4 CEnt/Liter (und davon kassiert der Staat noch 46 Cent!!!) Der Heizölpreis liegt bei 46 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3.000 Litern, inkl. MwSt). Verbraucher sparen mehr als zehn Milliarden Euro. Langsam sinken jetzt die Gaspreise. Experten erwarten: Energiepreise bleiben niedrig – nur die Strompreise wegen der Öko-Abgabe für Solardachbesitzer und Windrad-Besitzer steigen weiter. Ihre Erzeugerpreise sind garantiert, koste es uns, was es wolle. Und so zahlt der 4-köpfige Durchschnittshaushalt zusätzliche Stromsteuern von bald 300 Euro. Aber das sicherlich weiter gerne. Damit vertieft sich die Spaltung auf den Energiemärkten: Deutschland macht teuer auf Öko, die Welt freut sich über billige fossile Energien.

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