Antworten 7: Deutsch sein, was ist das für Sie ganz persönlich?

Mit dem siebten Antwortpaket schließen wir diese formlose Volksbefragung und ziehen ein Zwischenfazit.

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Das schickten unsere Zeitgenossen: Beiträge, die Erzählung Ihrer Großmutter, Fotos, die für Sie typisch Deutsches darstellen. Wir danken für Ihre zahlreichen Einsendungen. Wie angekündigt ziehen wir nun ein Zwischenfazit und präsentieren es Ihnen. Das wird ein wenig dauern. 

47, männlich, Stuttgart

Deutschland ist die Summe dessen, was die Menschen in diesem über Jahrhunderte an Regeln des Zusammenlebens, Sprache, Kultur, Religion, Stadt- und Landschaftsgestaltung und Werten aufgebaut und weiter entwickelt haben.

Das ist sehr vielfältig und jeder setzt die persönlichen Schwerpunkte anders, wobei stets die Gewichtung aller so gut wie möglich zu berücksichtigen ist. Integration bedeutet letztlich nichts anderes, als die Grundregeln einzuhalten und alles weitere zumindest zu respektieren und weder zu verachten noch zu beschädigen oder zu bekämpfen. So sind zum Beispiel die Geschlechter, ganz egal wie viele man möglicherweise neben männlich und weiblich noch vermutet, gleichberechtigt. Auch die Ausübung einer Religion ist, soweit sie nicht mit anderen Grundsätzen unvereinbar ist, geschützt, wobei das christliche (und damit zu großen Teilen auch das jüdische) Wertesystem elementarer Bestandteil der Jahrhunderte langen Entwicklung ist und deshalb einen deutlich größeren Anteil einnimmt als andere Religionen.

39, weiblich, Rostock

Ich bin dankbar und stolz, deutsch zu sein, und gebe dieses Gefühl gern an meine Kinder weiter.

Wir Deutschen halten eine Wirtschaft am Laufen, die trotz unglaublich hoher Abgaben funktioniert und eine Menge Menschen „durchfüttert“. Ich schätze den Rechtsstaat, welcher mein Eigentum schützt und anerkannte Regeln im Geschäftsleben durchsetzt.

Ich liebe unsere gute Infrastruktur, die Krankenversorgung, die guten  Kinderbetreuungs-Einrichtungen unserer Stadt, unsere selten korrupten Beamten und das Pflichtbewusstsein meiner Bekannten und Kollegen. Hier gibt es tiefgründige und langjährige Freundschaften, die unabhängig von Clanstrukturen oder Nützlichkeiten Bestand haben.

Als Kind der DDR bin ich jedes Mal dankbar, in einem Flugzeug sitzen zu können und einfach so in ein anderes Land fliegen zu dürfen. Dies ist z. B. für meine weißrussische Freundin undenkbar. Ich finde, man kann seine Meinung laut kundtun, solange man niemanden verletzt. Was mir im Vergleich zum Ausland auffällt: Deutsche können sich in öffentlichen Verkehrsmitteln benehmen und sich auch mal zurücknehmen, z. B. an der Supermarktkasse. Ich persönlich erlebe die Deutschen als kinderfreundlich, auch wenn es leider zu wenig Mütter  in meiner Altersgruppe gibt.

Von den Migranten erwarte ich, dass sie ebenso wie ich als Jugendliche möglichst schnell für sich sorgen möchten und dafür etliche Mühen in Kauf nehmen. Ich erwarte, dass sie unser Land achten und nicht verachten und mich nicht islamisch missionieren. Ich wünsche ihnen, dass es ihnen gelingt, sich von meines Erachtens rückständigen Frauenbildern und Religions-Doktrinen und Korruption zu emanzipieren und sie Chancen zur Teilhabe an Deutschland bekommen und diese nutzen.

55, männlich, Hessen

Bitte meine Identität nicht preisgeben, ich habe Angst um meinen Job. Ich habe 11 grandiose Jahre in Fernost und den USA verbracht – ich liebe Deutschland für sein Deutschsein, Frankreich für sein Französischsein, Japan für sein Japanischsein, Timbuktu für sein Timbuktuischsein …

Meine Großeltern haben ihr ganzes Lebens lang gearbeitet ohne zu fragen: WARUM. Deren Eltern taten es, ebenso meine Eltern und ich tue es auch. „Wir“ fragen nicht: WARUM. „Wir“ leben JFK – jeden Tag! „Wir“ fragen nicht nach dem WARUM – wir tun es, weil „Wir“ so sind wie wir sind.

Mehrfach haben unsere Altvorderen das Land aufgebaut – WARUM – weil „Wir“ so sind wie wir sind. Das stört aber einige – nicht Völker, nein, die bewundern uns für das, was „Wir“ sind – es sind die „Eliten“, die das stört und deshalb müssen „Wir“ weg. „Wir“ müssen weg, weil wir Deutsche sind, weil „Wir“ so sind, wie wir sind, weil „Wir“ der Störfaktor sind, auch wenn wir noch so vielen in aller Welt helfen – ohne zu fragen: WARUM.

Joschka Fischer soll dazu gesagt haben:

  • Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind.
  • Das wird immer wieder zu Ungleichgewichten führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden, Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet.
  • Und: Deutschland muss von außen eingehegt, und von innen durch Zustrom heterogenisiert, quasi verdünnt werden.

Joschka hat Recht. „Wir“ sind der Störfaktor und „Wir“ müssen weg, weil „Wir“ so sind, wie wir sind – weil „Wir“ Deutsche sind …

58, weiblich, Düsseldorf

Habe lange überlegt, was für mich persönlich “Deutschsein” bedeutet. Natürlich ist es unsere Art zu leben. Aber es scheint – und so bin aufgewachsen seit 1958 – doch eher der Blick auf uns (also von außen) zu sein, der unser Selbstverständnis prägt.

Ansonsten ist Deutschland für mich ein nettes Mischvolk! Ein buntes Mischvolk, das sich über Jahrhunderte hier in Europa etabliert hat. Ein buntes Volk, dass sich Normen gegeben hat, um sich weiterzubringen.

Dabei gab es dunkle Zeiten! Die möchten wir nicht wiederbeleben. Da hat dieses Volk gelernt, dass es Normen gibt, die verderbend sein können.

61, männlich, Kürten

Dank der „erfolgreichen“ und andauernden Umgestaltung der Republik fällt mir zum aktuellen Deutschlandbild “Deutschsein . . .” nichts mehr ein. Dank der Veränderungen in der Gesellschaft dem vorgegebenen Mainstream entsprechend ist da nicht mehr viel, was als „Deutschsein“ übrig geblieben ist. Dies trifft auf die Berichterstattung der Main-Stream-Medien, die Ergebnisse unseres Bildungssystems, Justiz und das öffentliche Leben zu.

Die Kneipe an der Ecke als sozialer Bürgertreff ist dank des Rauchverbotes auch geschlossen. Man trifft sich Privat und entsprechend findet Meinungsaustausch auch eher nicht mehr öffentlich statt.

Es war einmal, und das ist kein Märchen, eine Gesellschaft, in der die Kinder mit den Erzählungen ihrer Großeltern und Eltern über deren Jugend und Aufwachsen groß
wurden. Das setzte sich dann in der Schule fort, u. a. mit Heimatkundeunterricht, in dem die Geschichte der Region vermittelt und besucht wurde. Es wurden in der Schule unverfälschte = unzensierte Texte von Autoren vergangener Zeiten gelesen und besprochen.

Ergebnis: Man identifizierte sich schon als Kind mit der Region, in der man aufwuchs. Und wenn man umzog, dann auch mit der neuen Umgebung, die man im übrigen mit Freunden erkundete, ohne dass man von Eltern erreichbar und überwacht war. Man schlug und
vertrug sich, ohne dass die Eltern dies anwaltlich, durch Polizei und Justiz – wie heute üblich – verhandelten.

Es gab ein Werte- und Rechtssystem, das allgemein anerkannt und meist auch respektiert war, selbst von Leuten, die sich nicht dran hielten. Ging dieses Ausreizen der Grenzen des Möglichen schief, wurden die Folgen respektiert, auch wenn es zur Umsetzung nötig war, vom alten „Schutzmann“ dazu eine Tracht Prügel zu beziehen. Meist wurde dies mit einer „Runde“ und einer Entschuldigung aus der Welt geschafft. Und das als Abschluß gesprochene Urteil der Justiz wurde respektiert. Heute ist es Hobby, mit Gegenanzeigen, allen möglichen juristischen Verfahrenstricks oder Hinweis auf alles, was den Kandidaten im Laufe seines Lebens traumatisiert haben könnte, sich unter anwaltlicher Betreuung
raus zu winden, statt einfach mannhaft zu dem Mist  zu stehen, der gebaut wurde.

Es war eine Zeit, als selbst in größeren Städten die Hausgemeinschaften in Wohnblocks so sozial und miteinander verschworen waren, dass auf fast jeder Wohnungstür von außen der Schlüssel steckte, ohne dass man Gefahr lief, dass dies von irgend wem zu kriminellem Treiben ausgenutzt wurde.

Diese Bestandsaufnahme ist nur beispielhaft, ließe sich in Buchstärke aber fortsetzen. Ich weiß nicht genau, wann der Umschwung in der Gesellschaft einsetzte, da sich dies schleichend zutrug, mache dies aber

a) daran fest, je stärker die 68er Positionen in Politik, Verwaltung, Justiz okkupierten,
b) Zuwanderung stattfand, deren „Personal“ mit den hier vorgefundenen Verhältnissen nichts zu tun hatte, diese für sich nicht übernahm und sich auch mit nichts vom hier angetroffenen Standard identifiziert.

Man ging nicht in deutsche Kneipen, sondern in die eigene Teestube und zum eigenen Kaufmann etc. Und wenn von den Standort-Deutschen akzeptiert wird, dass diese „Umformung“ stattfindet, wie z.B. Frau Salzmann von der „Zeit“ stolz darauf ist, als Zugewanderte hier etwas zu verändern, und ihr niemand sagt, dass sie diese Ambitionen in der alten Heimat hätte umsetzen können, wenn es ihr hier nicht zusagt, dann hat sich Deutschland selbst aufgegeben und die Frage, was heute Deutsch ist, bekommt als Antwort von mir, mehr als die mittelalterlichen Burgen und Schwanstein und Co. ist da wohl nicht geblieben. Selbst das „alte“ Lametta vom Weihnachtsbaum ist offenbar passé.

48, männlich, Edmonton, Alberta

Deutscher zu sein ist ein sehr gutes Lebensgefuehl. Wir sind geschätzt fuer die Präzision, mit der wir Dinge angehen und umsetzen, unsere Zuverlässigkeit und Leistung.

Leider haben wir auch den Hang zu den Extremen – die Nazis und die Antifa sind da nur zwei Beispiele.

71, weiblich, Köln

Was bedeutet Deutschsein für mich? Ich bin in Deutschland geboren. Ich liebe Schiller, Keller u. a. Zufällig bin ich in diesem Land geboren, hatte darauf keinen Einfluß.

Was ich mag ist eigentlich ein Gemisch: Ich liebe New Orleans Music, ich verehre die frazösische Küche, ich verehre Shakespeare, italienische Mode, italienische Musik, das Skifahren in der Schweiz und in Österreich, die tollen Museen in USA, den jüdischen Humor, syrische Musik und guten Bauchtanz – und wenn es das noch gibt, auch deutsche Gründlichkeit und Pünktlichkeit.

Ich verehre Hayek, mag weniger Staat, und ich mag keinen Sozialismus, keine Bevormundung durch Politiker. Ich spreche Deutsch und ich liebe manche Gerichte oder deutsches Brot und Brötchen, die ich nicht in anderen Ländern bekomme. Bin ich in England, sehne ich mich nach deutschem Brot und Brötchen. Aber bin ich Deutsch?

Ich bin liberal und ein Mensch empfänglich für Wohlstand. Ich könnte in Frankreich oder in England leben, habe dort nie Deutschland vermisst. Trotzdem möchte ich, dass es hier keine Scharia, keine Kopftücher gibt. Ich bin Kapitalistin und ich helfe anderen Menschen, denen ich helfen möchte. Meistens geht es gegen den Staat. Was bin ich?

63, männlich, Berlin

Es ist deutsch, im Land der Dichter und Denker, der Ingenieure und Erfinder sowie des Exportweltmeisters („Made in Germany“) zu leben! „Deutsch sein“ heißt auch, sportlichen und wirtschaftlichen Wettbewerb sowohl kreativ als auch innovativ anzunehmen, um Herausforderungen zu meistern … Deutsch sein bedeutet mittlerweile auch, stolz auf unsere freiheitlich-demokratische Denk-Kultur sein zu können!

Für 86 Prozent der Deutschen haben die Werte der bürgerlichen Gemeinschaft eine große (64%) bis herausragende (22%) Bedeutung als Orientierungshilfe im Leben. Sie basieren auf den Bedürfnissen und Motiven des „postmaterialistischen“ Mittel- und Westeuropäers. Die 8 wesentlichen (zentralen) Werte (bzw. Wertegruppen) sind kennzeichnend für unsere deutsche Kultur und finden sich vergleichbar auch im europäischen Werte-Kanon: Freiheit – Gleichheit – Solidarität – Respekt – Sicherheit – Leistung – Verantwortung – Glaubwürdigkeit !

Diese Fakten sollte ein Asylant/Migrant kennen (und sich auf dieses Verständnis verpflichten lassen) und beachten, bevor er sich auf eine „Integration“ in Deutschland einlässt. Umgekehrt ist die Akzeptanz dieser Werte eine „Erfolgsgarantie“ für eine gelungene „Einbürgerung“.

Allerdings darf bei den „Rahmenbedingungen“ nicht übersehen werden, dass bei einem Teil der deutschen Politiker im Parlament sowie einigen meinungsbildenden Medien ein Mangel am gemeinsamen Verständnis für den Umgang mit einem Koordinaten-System von gesellschaftlichen Werten besteht, das sowohl Raum für ein individuelles Werteprofil lässt als auch den gemeinschaftlich akzeptierten Rahmen schafft. Die rückläufigen Vertrauens-Quoten für Politiker und Journalisten sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache. Es fehlen zunehmend Leitbilder (Beispiele: Helmut Schmidt, Richard von Weizäcker, Hanns Joachim Friedrichs).

Es besteht daher die Gefahr, dass wir den „neuen Staatsbürgern“ keine durchgängig klare und eindeutige Orientierungshilfe geben und ihm damit wichtige Unterstützung versagen. Daran könnten die „Integrations-Bemühungen“ scheitern!

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