Solidarität mit Israel – aber nur ohne Jerusalem

Unter Berufung auf Tomas Sandel, Gründungsdirektor der Europäischen Koalition für Israel mit Sitz in Brüssel, schildert die Jerusalem Post einen ungeheuerlichen Vorgang. Demnach stehe Merkel mittlerweile fest an der Seite jenes Iran, der auch heute noch die Vernichtung Israels einfordert. So weiß Sandel zu berichten, dass Merkel aktiv einwirkt auf jene Länder der EU, die den Schritt der USA nachvollziehen wollen.

© Sean Gallup/Getty Images

Die Worte der Frau Bundeskanzler bei ihrem Auftritt in der israelischen Knesset im März 2008 sind noch bestens im Ohr:

„Wir sagen oft: Deutschland und Israel verbinden besondere, einzigartige Beziehungen. Was aber ist genau damit gemeint – einzigartige Beziehungen? Ist sich gerade mein Land dieser Worte bewusst – und zwar nicht nur in Reden und Festveranstaltungen, sondern dann, wenn es darauf ankommt?  … wie gehen wir damit um, wenn in Umfragen eine deutliche Mehrheit der Befragten in Europa sagt, die größere Bedrohung für die Welt gehe von Israel aus und nicht etwa vom Iran? Schrecken wir Politiker in Europa dann aus Furcht vor dieser öffentlichen Meinung davor zurück, den Iran mit weiteren und schärferen Sanktionen zum Stopp seines Nuklearprogramms zu bewegen?

Nein, wie unbequem es auch sein mag, genau das dürfen wir nicht. Denn täten wir das, dann hätten wir weder unsere historische Verantwortung verstanden noch ein Bewusstsein für die Herausforderungen unserer Zeit entwickelt. Beides wäre fatal.

… besonderen Anlass zur Sorge geben ohne Zweifel die Drohungen, die der iranische Präsident gegen Israel und das jüdische Volk richtet.

Seine wiederholten Schmähungen und das iranische Nuklearprogramm sind eine Gefahr für Frieden und Sicherheit. Wenn der Iran in den Besitz der Atombombe käme, dann hätte das verheerende Folgen. Zuerst und vor allem für die Sicherheit und Existenz Israels, dann für die gesamte Region und schließlich – weit darüber hinaus – für alle in Europa und der Welt, denen die Werte Freiheit, Demokratie und Menschenwürde etwas bedeuten. Das muss verhindert werden.

Dabei muss eines klar sein, ich habe es bereits vor den Vereinten Nationen im vergangenen September gesagt und ich wiederhole es heute: Nicht die Welt muss Iran beweisen, dass der Iran die Atombombe baut. Iran muss die Welt überzeugen, dass er die Atombombe nicht will.

Gerade an dieser Stelle sage ich ausdrücklich: Jede Bundesregierung und jeder Bundeskanzler vor mir waren der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet.

… Ja, es sind besondere, einzigartige Beziehungen: Mit immer währender Verantwortung für die Vergangenheit, mit gemeinsamen Werten, mit gegenseitigem Vertrauen, mit großer Solidarität füreinander, und mit vereinter Zuversicht.

In diesem Geist feiern wir das heutige Jubiläum. In diesem Geist wird Deutschland Israel nie allein lassen, sondern treuer Partner und Freund sein.“

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Nun – heute, zehn Jahre später, können wir getrost davon ausgehen: Merkel wird niemals wieder vor den Abgeordneten diesen „treuen Partners und Freundes“ sprechen. Spätere Bundeskanzler allerdings vermutlich auch nicht. Und manch einer jener Abgeordneten, die damals Merkel beklatschten, wird sich wünschen, ihm wären damals vorher die Hände abgefallen. Denn am 4. Dezember veröffentlichte die liberale „Jerusalem Post“ einen Artikel, der zwar keinen Kenner der deutschen Nahostpolitik wirklich verwundern kann – der aber dennoch insbesondere angesichts der Treueschwüre aus dem Jahr 2008 den vermutlich zutreffenden Eindruck erweckt, dass Merkel irgendwann in den vergangenen zehn Jahren entweder durch ein Double ersetzt wurde – oder aber seinerzeit in der Knesset ihren Zuhörern in unerhörter Weise ins Gesicht gelogen hat.

Tatsächlich ist das Verhältnis der schwarzgrünroten Bundesrepublik zur einzigen Demokratie am östlichen Mittelmeer nicht leichter geworden. Anti-Judaisten dürfen auf Deutschlands Straßen wieder ungestraft den Mord an Juden feiern – eine bekennende „Palästinenserin“ mit deutschem Pass steigt in der deutschen Exekutive zu höchsten Weihen auf.

Als im Frühjahr US-Präsident Trump einen vor Jahrzehnten vom Kongress gefassten Beschluss in die Tat umsetzte und die amerikanische Botschaft aus der Hafenstadt Tel Aviv in die israelische Hauptstadt Jerusalem verlegte, kam es bereits deutlich erkennbar zum Bruch der früheren Treueschwüre. Statt die beschworene, ewige Treue zu demonstrieren, kritisierte das pro-arabische Merkel-Kabinett den Umzug der US-Botschaft.

Doch offenbar ging und geht das bundesdeutsche Engagement gegen Israel deutlich über jene Verbalkritik hinaus.

Unter Berufung auf Tomas Sandel, Gründungsdirektor der Europäischen Koalition für Israel mit Sitz in Brüssel, schildert die Jerusalem Post einen ungeheuerlichen Vorgang. Demnach stehe Merkel mittlerweile fest an der Seite jenes Iran, der auch heute noch die Vernichtung Israels einfordert. So weiß Sandel zu berichten, dass Merkel aktiv einwirkt auf jene Länder der EU, die den Schritt der USA nachvollziehen wollen:

“What we have found out, something I heard for quite some time already, from central and eastern European countries that would have an inclination to move their embassy to Jerusalem, this is the natural thing for them to do, is that they have received phone calls from Berlin, from Angela Merkel, the chancellor. Basically, this cannot happen under any circumstances.”

Kurz: EU-Länder, für die es das Selbstverständlichste von der Welt ist, ihre Botschaft in der Israelischen Hauptstadt zu errichten, werden von Merkel persönlich kontaktiert. Namentlich erwähnt wird Rumäniens deutschstämmiger Präsident Klaus Johannis, welcher von Merkel „überzeugt“ wurde, vom Umzug abzusehen.

Die offizelle Begründung für diese gegen Israel gerichteten Interventionen des bundesdeutschen Kanzleramts laute, durch diesen Umzug würde der mehr als fragwürdige Iran-Deal gefährdet. Ein Geschäft also mit einem Land, das Merkel noch 2008 als eine der größten Bedrohungen für den Weltfrieden und die Existenz Israels wahrnahm.

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Tatsächlich allerdings dürfte hinter Merkels Engagement mehr noch die innenpolitische Angst vor den von ihr ins Land geholten „Flüchtlingen“ stehen. Denn diese zumeist aus islamischen Ländern stammenden Personen sind zutiefst antijudaistisch sozialisiert – und nicht nur in den arabischen Gebieten westlich des Jordan und um Gaza gehört Judenhass gleichsam zur gesellschaftlichen Nettiquette. Merkel befürchtet daher nicht zu Unrecht, dass der Umzug der deutschen Botschaft nach Jerusalem bei diesen islamischen Personenkreisen und den diese unterstützenden politischen Helfern von Linkspartei über Grüne bis SPD zu öffentlichen Protesten führen könnte, die den wahren Charakter zahlreicher der von Merkel ins Land geholten „Menschengeschenke“ (so Göring-Eckardt) offenbaren müsste.

Da vergisst die Frau Bundeskanzler dann lieber schnell ihre Knesset-Schwüre der unveräußerlichen Solidarität. Und reiht sich flugs ein in die Reihen jener Politiker, deren antijudaische Grundeinstellung fast schon regelmäßig unmenschliche Katastrophen hervorgerufen hatten. Die Israeli jedenfalls werden den durch Merkel repräsentierten Verrat nicht vergessen.

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Kommentare ( 71 )

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Ingolf Paercher
5 Jahre her

Es ist halt Merkel und alles was sie tut, ist merkelwürdig. Das Einzige, was sie von Adenauer mitgenommen hat, ist wohl: „Was geht mich mein dummes Geschwätz von Gestern an?“

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass nicht nur Merkel weg muss.

Michael_M
5 Jahre her

„Und reiht sich flugs ein in die Reihen jener Politiker, deren antijudaische Grundeinstellung fast schon regelmäßig unmenschliche Katastrophen hervorgerufen hatten.“
Nennen sie doch das kind beim namen. Es ist und bleibt praktizierter antisemtismus.
A. M. hat isreal, und damit praktisch den juden, indirekt das recht auf die selbstbestimmte wahl der eigenen hauptstadt abgesprochen.
Und als einzigem land der erde.

Anna M.
5 Jahre her

Herr Spahn, vor Monaten bin ich auf diesen Artikel in der „Jüdischen Allgemeinen“ gestoßen:
https://www.juedische-allgemeine.de/gemeinden/frau-merkel-und-der-juedische-staat/

Das hat mich ziemlich irritiert. Hier wird Merkels Solidarität mit Israel hochgelobt. Der Autor Eldad Becks hat sogar eine Biografie über die Kanzlerin geschrieben. Schade, dass es keine deutsche Übersetzung des Buches gibt.
Vielleicht können Sie mir helfen, wie dies einzuordnen ist. Auch ist mir die Rolle den Zentralrates der Juden nicht ganz klar. Gibt es hier unterschiedliche Interessen?

Magdalena
5 Jahre her
Antworten an  Anna M.

Tipp: „Jüdische Rundschau“ lesen, erscheint monatlich

Anna M.
5 Jahre her
Antworten an  Magdalena

Danke!

Lizzy
5 Jahre her

Die Frau muss weg, incls. der SPD Fraktion.
Herr Gabriel, der beste Freund von Abbas !!
Das sagt alles.

Waton2
5 Jahre her

Ein Freund von mir (Ossi) sagte mir schon vor der Wahl 2005: „Diese Frau geht über Leichen“.

Misteredd
5 Jahre her

Und diese Lügnerin soll nur noch ein Mal behaupten „sie wolle Deutschland/ oder den Deutschen dienen“! Das ist die verlogenste Politikerin die ich kenne. Weltweit.

Gabriele Kremmel
5 Jahre her

Ich tippe auf die Theorie der Angst vor den Reaktionen der Heerscharen von Antijudaisten im eigenen Land. Merkel hat Deutschland in die Situation manövriert, dass Politik nicht mehr gestaltet werden kann, ohne die Beschwichtigung von überwiegend fremdländischen, potentiellen Aggressoren zu berücksichtigen. Merkel formulierte kürzlich, man müsse auch bereit sein, nationale Souveränität abzugeben. Das hat sie längst getan, aktiv und passiv. Im Griff hat sie es offensichtlich nicht mehr. In der funktionierenden Demokratie geht alle Macht vom Volke aus – in der Merkelkratie geht alle Macht von den Volksgruppen mit dem höchsten Aggressionspotential aus, egal wie kurz oder wie lange sie… Mehr

Wilhelm Mueller
5 Jahre her

Was mich immer wieder überrascht: Den in Deutschland lebenden Juden scheint die Sicherheit Israels nicht allzu viel zu bedeuten. Zumindest ihre Funktionäre tun so, als stellte die AfD derzeit die größte Gefahr für den inneren und den äußeren Frieden dar. (Wobei ich nicht weiß, wie sehr Herr Schuster oder Frau Knobloch legitimiert sind, für die Deutschen jüdischer Herkunft und jüdischen Glaubens zu sprechen.)

andreas donath
5 Jahre her

Was für eine verdorbene, hinterhältige Frau!

Protestwaehler
5 Jahre her

Kleine Anfrage der AfD (Petr Bystron) an die Bundesregierung:
„Was ist die Hauptstadt Israels?“ …die Antwort steht bis heute aus.

„Merkel befürchtet daher nicht zu Unrecht, dass der Umzug der deutschen Botschaft nach Jerusalem bei diesen islamischen Personenkreisen und den diese unterstützenden politischen Helfern von Linkspartei über Grüne bis SPD zu öffentlichen Protesten führen könnte, die den wahren Charakter zahlreicher der von Merkel ins Land geholten „Menschengeschenke“ (so Göring-Eckardt) offenbaren müsste.“
Danke für die klasse Analyse !