Kreuzverhör bei Anne Will: Friedrich Merz – der neue Merkel?

Beim Tatort lief im Abspann „umweltbewusst produziert mit dem grünen Drehbuch“. Das gilt auch für Anne Will. Dabei ging es ausschließlich um Friedrich Merz.

Screenprint: ARD/Anne Will

„Das gespaltene Land – wer sorgt für Zusammenhalt?“ – diesen Titel der Anne-Will-Redaktion hätte ein ehemaliger Kollege mit der Bemerkung „man sorgt für seine Oma, nicht für Zusammenhalt“ wortstreng zusammengestrichen. Auch von der avisierten Gästeliste wären wohl Schwesig und Baerbock anstandslos verbannt worden.

Vom grünen Holzhammer der Umerziehung ...
In der Tat scheinen dieses Mal die zwei Rotgrünen eher als Quotenbeilage gebucht worden zu sein, denn das eigentliche Thema des Abends lautete: Ist Merz das Spezial-Dragee, an dem Deutschland gesunden kann? Erste Erkenntnis: Für Anne Will, Annalena Baerbock und Manuela Schwesig reicht’s. Dem Merz Trick – erst tiefes Verständnis zu äußern, dann wohlwollend zu nicken, um schließlich mit Fakten zu korrigieren – haben die drei nichts entgegenzusetzen.

Insofern hat Friedrich Merz der deutschen Politik wahrlich gefehlt. Mit loriot’scher Betonungssicherheit formuliert Merz die Zukunft der CDU unter seiner Führung: Innere Sicherheit, gesunder Patriotismus. Wir sind die Europa-Partei. Haben wirtschaftliche und finanzpolitische Kompetenz mit sozialer Verantwortung. Die CDU muss wieder die Partei des Rechtstaats sein – Zweifel bezüglich der Rechtsstaatlichkeit der Grenzöffnung seien nicht ausgeräumt. Punkt. Ach, es wäre zu schön, wenn wir Friedrich Merz glauben könnten.

Denn leider hinterließ schon sein allererstes Statement einen großen Zweifel an der Wahrhaftigkeit des Kandidaten.

Wahrheit findet ihren Weg manchmal spät
Das Chemnitz-Video: "Hase" spricht
Zu Beginn hatte Anne Will ihre Verbundenheit mit der Busenfreundin Merkel dokumentiert, indem sie ein Filmchen zeigte, wie toll sich die Kanzlerin angeblich in Chemnitz geschlagen habe (hat sie übrigens nicht. Wir haben es gesehen.). Da fehlte auch der berühmte Hitlergrüßer nicht im Bild, mit dem jeder Anti-Merkel-Protest gleich ins Nazihafte verdreht werden soll. „Beim Hitlergruß läuft es mir eiskalt den Rücken ‘runter“ ließ der Kandidat verlauten, obwohl er wissen müsste, dass der Besoffene „Nazi“ die Rote Armee Fraktion als Tattoo spazieren führte. Und andere Dokumente des Grauens konnte die ARD wohl bis jetzt nicht herbeischaffen.

Dürfen bei uns auch Reiche in die Politik? Oder sollten hierzulande nur arme Würstchen erst in der Politik reich werden dürfen wie der Dingens aus Würse…, der Name fällt uns jetzt gerade nicht ein. Denn das war eigentlich der einzige Vorwurf, den die drei Großverdienerinnen Anne, Annalena und Manuela Merz zu machen hatten. Obwohl Manuela ihm „seine Privatflugzeuge nicht neidet“, schließlich hat sie Flugangst. Ohne mit der Wimper zu zucken, sprach sich Rechtsanwalt Merz von allen Vorwürfen frei an Cum Ex-Geschäften beteiligt gewesen zu sein („Ich arbeite nicht für solche Unternehmen“, „Ich mag solche Leute nicht“), außerdem sei unter seinen Aufsichtsratsmandaten auch eine Firma, die Klopapier herstelle, das würde nie erwähnt. Dass er da die eine oder ander Cum Ex-Firma wie HSBC in Düsseldorf vergessen hat – was macht das schon.

Der Kitt Mittelschicht bröckelt
"Denk ich an Deutschland in der Nacht"
Manuela sorgte sich doch nur, weil „die Leute jetzt schon sagen Die da oben und Wir da unten“, ob Merz da nun der Richtige sein könnte. Und dann wieder Kita, Kita über alles, die kostet 300 Euro und muss umsonst sein. Auf den Gedanken, einer alleinerziehenden Person, die arbeiten geht, einfach die ersten Jahre sämtliche Steuern zu erlassen, statt hier und da Zuschüsse sinnlos zu verteilen, ist von den Hohlköpfen auch noch keiner gekommen. Die Höflichkeit gebietet zu erwähnen, dass zur Kita auch Annalena dasselbe in grün wie Manuela beizusteuern hatte. Und da war es wieder, das wohlwollende Zuhören, Nicken, und dann: Die Mittelschicht zahle jetzt schon zu hohe Steuern und Sozialabgaben, und die, die knapp über der Bemessungsgrenze liegen, enthalten keinerlei Entlastung. In diesen Momenten, in denen Merz den Beiden die Welt erklärt wie ein Vater, der sagt, es gebe keine Taschengelderhöhung, weil der Papa gerade arbeitslos sei, war er brillant. Und wirkte wie der Oberlehrer von gestern. Wählt man den?

Nachhilfeunterricht gab es auch beim High-Speed-Internet Für Alle, das A. und M. energisch forderten. „Jetzt werden doch gerade die G-5-Lizenzen vergeben, da kann die Regierung das doch klären, Frau Schwesig.“ Schon beim G-4 habe der Staat nur geschaut, wo er am meisten Profit machen könne. Annalenas Vorschlag, die Telekomaktien des Bundes zu verkaufen, einen Fonds einzurichten, und der zahlt dann die Verkabelung, dürfte sogar den „Konzernen“, allen voran der Telekom gut gefallen. Nein, sagte Merz, er sei der Meinung, dass der Staat nicht alles besser kann, da sei er Ordoliberaler, was die drei zu Hause googeln können.

ORDNUNGSRUF 37-2018
Die Migrationspolitik wird zum Armutsrisiko für Deutschland
Und sogleich wollen wir den Quotenmann ins Spiel bringen, der durch Stephan-Andreas Casdorff vom Berliner „Tagesspiegel“ perfekt besetzt war. Der forderte begeistert einen Aufbruch Ost, oder gleich Aufbruch Deutschland. Und er will alle Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz, E-Autos und Digitalisierung nur noch im Osten Deutschlands ansiedeln, damit der Westen jetzt einmal blöd in die Röhre gucken kann. So einfach geht Staatswirtschaft.

Natürlich hat Anne Will es verabsäumt, Friedrichs seltsamen Sinneswandel bezüglich EU-Europa zu hinterfragen. Merz hatte nämlich mit dem parteibekannten Hans Eichel und dem unsäglichen Habermas eine Forderung nach gemeinsamer Arbeitslosenversicherung für EU-Europa unterschrieben und dann, nach seiner Kandidatur, widerrufen.

So bleibt Friedrich Merz für uns noch so etwas wie ein unbeschriebener Bierdeckel. Warten wir auf die erste Runde ….


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Kommentare ( 98 )

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Martin L
6 Jahre her

Merz ist ein Schwätzer. Die einzige Botschaft für mich ist: Wenn der die „Hoffnung“ sein soll, wie muss dann erst der Rest aussehen.

Karl Heinz Muttersohn
6 Jahre her

Diese Sendung war ein echter Genuss. Wenn man nur was an Analenas Stimme machen könnte. Das Geplärre ist wirklich irritierend.

Wolfgang Schuckmann
6 Jahre her

Wer die Sendung verfolgt hat musste erneut feststellen, dass es ein „ausgewähltes „Publikum war, das da an den richtigen Stellen klatschte. Es ging, und das weiß die Linke, nur um eines: Den größten Feind sofort zu eliminieren, damit er in der links-, u. asozialen Ecke keine Angstzustände auslöst. Die dezidierte dauernte Nachfrage nach seinen Einkünften u. ob ja auch richtig deklariert u. natürlich entsprechend versteuert, machte klar für was diese Übung gestern gut war. Sie galt einzig der Diffamierung des Kandidaten Friedrich Merz für den Vorsitz der CDU. Ich persl. warte ab, wer die Wahl beim Bundesparteitag in dieser Frage… Mehr

armin wacker
6 Jahre her

Oh je . Ich schau halt solche Sendungen nicht an. Fuer mich zaehlen Taten. Verhindert die CDU den Migrationspakt? Ausserdem halte ich Organentnahme fuer Mord an einem im Koma liegenden Patienten. Damit ist Herr Spahn fuer mich schon erledigt. Warum sollte ich so eine Partei waehlen?

country boy
6 Jahre her

Warum erhalten eigentlich bei solchen Sendungen die Wortbeiträge grüner Politiker mehr Applaus vom Publikum als die aller anderen Teilnehmer zusammen? Ist das gelebte Demokratie und Chancengleichheit?
Ich glaube nicht, dass der Bürger seine Rundfunkgebühren dafür bezahlt, dass damit Propagandasendungen finanziert werden.

Sugar-Ray
6 Jahre her

Zum Glück habe ich diesem Tiefpunkt des ÖR-Rotfunks keine Minute geschenkt. Küstenbarbie alleine ist schon schlimm, aber dann noch die Grüne Schreitante, dass ist einfach zu viel des Guten!

Sugar-Ray
6 Jahre her

Merz ist in meinen Augen unglaubwürdig.
Nicht wegen seinem Gehalt, das ist mir egal, aber er beschimpft die AfD und damit Ihre Wähler als Nazis, räumt aber gleichfalls ein das die Flutung Deutschlands 2015 durch die Gottkanzlerin ein Rechtsbruch war. Nichts anderes sagt die AfD seit 3 Jahren!
Am Ende des Tages bleibt dann doch nur die Alternative, glücklicherweise gibt es eine!

martin ruehle
6 Jahre her

Neben der regimetreuen Massenverdummung der GEZ -Schwatzrunden ist eines der grössten Ärgernisse, dass wir für diesen Mist auch noch zwangsweise zur Kasse gebeten werden…
Wenn ich nach Frankreich schaue uns sehe, wie sich der Ärger an weit kleineren Problemen als den unseren Luft verschaft, kann man neidisch werden …
Allez les Bleus !

Heiner Hannappel
6 Jahre her

Bei Anne Will war wie auch in anderen öffentlich rechtliche Talkshows zu beobachten, dass jeder, der eine eigene Meinung vertritt und sich diese nicht mit dem links grünen Meinungsmanagement deckt, sich einem hysterischen Tribunal gegenübersieht, welches seine Meinungshoheit in Gefahr sieht. Bislang war das nur bei eingeladenen AfD Mitgliedern so.Dass aber mit einem CDU Mitglied wie Herrn Merz jetzt ebenso unfair umgesprungen wird, deutet an, wie schwer es Merz haben wird, als Kanzler, den er ja gewiss anstrebt, eine Koalitionspartner zu finden, der seine ordnungspolitische Ansichten, was die Kontrolle an unseren Grenzen betrifft mitträgt! Für viele Bürger kommt es aber… Mehr

Klaus
6 Jahre her
Antworten an  Heiner Hannappel

Mit was genau rechtfertigen sie dieses „Restvertrauen“ ?
Mein Restvertrauen in den offensichtlich lernresistenten CDU Wähler ist restlos aufgebraucht.

Konservative Grundüberzeugungen zu haben und CDU wählen schliessen sich aus !

Der-Michel
6 Jahre her

Wenn man die kapitalisierten Pensionsansprüche der drei Damen anschauen würde, dann wäre sofort klar, dass es sich um ein Treffen von Millionär*innen handelt.

Komisch auch die Beißhemmung von Schwesig diesbezüglich gegenüber 100 % Schulz.