Armin Laschet: real existierender Knick in der Optik

Den NRW- CDU-Vorsitzenden Laschet treibt wohl um, dass mindestens drei andere CDUler aus NRW weit vor ihm im Rampenlicht stehen: Kandidat Friedrich Merz, Kandidat Jens Spahn und der gegen Merkels Willen gewählte Vorsitzende der Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus.

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Man hätte Wetten darauf abschließen können: Kaum neigt sich Merkels Regentschaft in Partei bzw. Kanzleramt sofort bzw. prolongiert dem Ende zu, da tritt sofort einer auf, um vor einem Rechtsruck der CDU und der Republik überhaupt zu warnen. Wer wohl? Armin Laschet (CDU-Bundesvize). Auf welchem Weg wohl? Via Süddeutsche Zeitung.

Und die Leitmedien inklusive ÖR hecheln hinterher und positionieren diese sogenannte Nachricht nach ganz vorne. Was hat er denn nun gesagt, der Merkel-Vize? Mit Blick auf einen möglichen Rechtsruck seiner Partei meinte er: „Ich bin überzeugt, dass eine solche Achsenverschiebung falsch wäre.“ Er wolle sich vielmehr dafür einsetzen, dass die CDU einen „Kurs der Mitte“ nicht verlasse. Und noch etwas gab er zum besten: „Ich halte es jedenfalls für einen Fehler, auch aktuell wieder den Eindruck zu erwecken, die Migration sei das größte aller Probleme. Diese Analyse ist sachlich und politisch falsch und schadet.“

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Man muss schon weit weg sein von der Realität und noch weiter von den jüngsten Wahlergebnissen der CDU in Hessen, um sich daran zu klammern, dass 27 Prozent die Mitte seien. Oder gar zu glauben, die (ohne CSU) aktuell rund 20 Prozent für die CDU bei der Sonntagsfrage würden eine Volkspartei ausmachen. Und obendrein zu meinen, das Entstehen der AfD habe mit Merkel nichts, aber rein gar nichts zu tun. Nein, all dies sind die Folgen einer gigantischen Linksverschiebung und Vergrünung der Merkel-CDU. Siehe sogenannte Energie-Wende, Schulden-Union, Aussetzen der Wehrpflicht, neues Familienbild, Willkommenskultur usw.

Aber so kennt man Laschet, der immer noch meint, er habe den Posten des Ministerpräsidenten in NRW am 14. Mai 2017 mit seinem Wischiwaschi-Kurs erobert. Dabei gelang ihm das nur, weil die rot-grüne Regierung Kraft/Löhrmann noch grottenschlechter war. Tatsächlich scheint den nordrhein-westfälischen CDU-Vorsitzenden Laschet umzutreiben, dass dort mindestens drei andere CDUler aus NRW weit vor ihm im Rampenlicht stehen: Kandidat Friedrich Merz, Kandidat Jens Spahn und der gegen Merkels Willen gewählte Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus.

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Spahn und implizit Merz meint Laschet denn auch, wenn er vor einem Rechtsruck der CDU warnt und das Migrationsprobleme kleinredet. Hatte Spahn doch soeben Merkel vorgehalten, sie habe der CDU vor allem mit ihrer Flüchtlingspolitik eine „Markenkernschmelze“ verpasst. Warum „implizit“ Merz? Es sollte eine Art Laschet’scher Präventivschlag werden, auf dass Merz bloß nicht auf die Idee komme, seine im Jahr 2000 initiierte Debatte um „Leitkultur“ neu aufzulegen. Ja, und dann das Migrationsproblem, pardon Problemchen! Assistiert von CDU-Vize Ursula von der Leyen gebe es hier doch keine Probleme mehr. Freiburg hoch zwei, Kandel, Offenburg, Breitscheidplatz und … und … und. All das kommt doch nur vor, weil die Integrationsbereitschaft der Biodeutschen, vor allem deren junger Frauen, nicht ausgeprägt genug ist.

Und dass die Polen, die Tschechen, die Österreicher, die Ungarn neben den USA und Australien das Migrationsproblem nach wie vor als riesiges Problem sehen, will Laschet mit seinem real existierenden Knick in der Optik auch nicht gelten lassen. Die sind eben „rechts“ und lehnen nur deshalb den UN-Migrationspakt ab, meint Laschet wohl.

Interessant ist ja auch, von welchem Riesenstaatsmann auf EU-Ebene Armin Laschet Flankenschutz erhält: vom Außenminister der Supermacht Luxemburg, Jean Asselborn, der auch sonst keine Gelegenheit auslässt, sich abfällig über Sebastian Kurz, den er übellaunig mit Donald Trump verglich, und Viktor Orbán, dessen „Wertetumor“ man „neutralisieren” müsse, zu äußern.

Ob das hilft, Annegret Kramp-Karrenbauer aus Merkels Matroschka-Puppe hervorzuholen und in den CDU-Chefsessel zu hieven? Wohl kaum. Und die AfD wird sich doch wieder ins Fäustchen lachen können. Hatte Merkels angekündigter Rückzug als Parteichefin der AfD doch nur vorübergehend ein Feindbild zerschlagen.

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Kommentare ( 79 )

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Rebell
5 Jahre her

Ich finde, solche konturlosen ** wie Laschet oder Altmeier sind unwählbar. Die stehen im Grunde genommen für gar nichts.

taliscas
6 Jahre her

Wir sind ja nun schon Jahrzehnten diese Nullen an politischen Machtpositionen gewöhnt, aber dieser Laschet könnte einem Sketch von Loriot entsprungen sein…
**

Waehler 21
6 Jahre her

Würg! Den Kurs der Mitte? Die CDU ist nicht mehr in der Mitte, sie bedient mehr und mehr politische Randgruppen und politische Phantasten, die ja bekanntlich nicht ihre Auffassungen prüfen lassen müssen, sondern für die einzig und die allein die Ideologie Maßstab der Dinge und Handeln ist.
Spricht man mit CDU —Leuten aus NRW so erntet man nur ein Schulternzucken und die Bemerkung: der kam von Merkel !

Patriot1
6 Jahre her

Merz und Spahn haben keine Chance.
Und das ist doch gut!
AM hat die CDU in 10 Jahren von knapp 45 auf etwas über 20 % gebracht.-
AKK oder Laschet schaffen es locker, dass die CDU bald mit der 5-Prozenthürde kämpfen muss.
Schlimm nur, dass parallel Grün auf 30 wachsen wird.
Aber Deutschland braucht das.
Also – rette sich, wer kann.

Deichgraf72
6 Jahre her

Der hat sich doch neulich bei der Illner schon lächerlich gemacht, auf die Frage ist die Kanzlerin Links, und er nur meinte nein, so ein Unsinn.
Der Typ lebt doch wirklich in einem Paralleluniversum.

U.M.
6 Jahre her

Und ich sage voraus, dass wenn Merkels Stern gesunken ist, all ihre willigen Hofschranzen, weil ihre Felle davon schwimmen, nach Art des Wendehalses eine 180° Drehung vollziehen und >natürlich schon immer wie ein Fels in der Brandung gegen die Zuwanderung waren<. Hoffentlich werden sie dann ins politsche Nirwana katapultiert.

Deichgraf72
6 Jahre her
Antworten an  U.M.

Natürlich werden die alle den neuen Kurs mittragen, sollte es Merz werden sind die auf einmal alle wieder streng Konservativ, was sollen die Karrieristen auch sonst tun, zu den Grünen gehen und in der Bedeutungslosigkeit versinken ? Die guten Jobs gibt es vermutlich eher nur bei der CDU……

Thorsten
6 Jahre her

Um bei „Star wars“-Vergleichen zu bleiben: Laschet gleicht dem (anfangs unscheinbaren) Kanzler Palpatine: „Alles entwickelt sich so, wie ich es vorausgesehen habe.“ Als Moderator des Machtkampfes* steht er an der Seite wie die Kandidaten sich zerfleischen und stellt sich als objektiv, neutral und sachlich da. Mich würde es nicht allzusehr wundern, wenn er als „Kompromisskandidat“ dann gekürt wird. Nur Wahlen gegen die AfD kann er nicht gewinnen und wird somit wichtige Wählerpotenziale der CDU weiterhin verspielen. Mir wäre eine Koalition CDU, FDP und AfD am liebsten, um die „Klatschhasen“ der CDU zu einer sinnvollen Politik zu brigen. *Dies war übrigens… Mehr

Nibelung
6 Jahre her

Ist man ein Merkel-Linker innerhalb der Union muß man naturgemäß einen Rechtsruck erkennen, wobei die konservative Seite sich innerhalb der Schwarzen nie verabschiedet hat und heute wieder stärker manifestiert wird im konservativen Aufbruch und auch die Sozis haben ihre rechte Seite mit dem Seeheimer Kreis und die FDP war vor Jahrzehnten stramm rechts, wurde allerdings vom linken Flügel überrollt, aber dennoch sind sie da und all jene, die innerhalb der Parteien die Nase voll hatten vom Linkstrend sind zu einem großen Teil zur AFD übergelaufen und nun soll mal jemand erklären, warum die verbliebenen Konservativen in den Altparteien immer noch… Mehr

Melli
6 Jahre her

Ich weiss schon warum ich dieser Lusche, letztes Jahr mein Kreuz verweigert habe. Der ist ,meiner bescheidener Meinung nach, eh in der falschen Partei. Grün würde ihn besser stehen.

Enrico Stiller
6 Jahre her

Jetzt hat auch der grosse Staatsmann Manfred Güllner von Forsa (das ist jenes Meinungsinstitut, das vorgeblich Meinungen misst, aber nur eine einzige verbreitet: die seines Chefs) sich den Warnern vor einem Rechtsruck angeschlossen. (Der Wiki-Artikel über Güllner ist übrigens recht informativ – da ist einiges von der verbalen Gülle, die M.G. so in seiner Laufbahn versprüht hat, aufgelistet). Ich kann mich kaum an massgebliche Leute erinnern, die damals, vor 10-15 Jahren, vor einem Linksruck der CDU gewarnt haben. Ist der keinem aufgefallen? Dabei ist doch „warnen“ in Deutschland grosse Mode. Unser Grüssaugust im Palais Schaumburg macht das besonders gern. Wenn… Mehr