Deutsche Automobilindustrie: Die Ruinen Detroits vor Augen

Eine der wichtigsten Industrien Deutschlands ist unter Dauerbeschuß. Die Autoindustrie wird politisch zerstört. Über Normen kann man Industrien aufbauen, vor lästiger Konkurrenz schützen, aber auch zerstören. Neu und bisher wohl noch nie dagewesen ist, dass dies ein Land aus eigenem Antrieb tut.

Kaum ein Tag mehr ohne düstere Meldungen aus der Autoindustrie. So muß Audi mal eben 800 Millionen Euro Bußgeld für »Abweichungen von den regulatorischen Vorgaben« bei bestimmten Dieselmotoren abdrücken. Im Sommer hatte Volkswagen eine Milliarde Euro in Braunschweig bezahlt.

Feind Auto
Bänder stehen still
VW warnt, dass sich auch diese Zahlung auf die »finanziellen Ziele« des Unternehmens auswirken wird. VW: »Unter Einbeziehung der Sondereinflüsse aus dem Bußgeldbescheid wird der Audi-Konzern wesentliche finanzielle Spitzenkennzahlen aus seiner Prognose für das Geschäftsjahr 2018 deutlich unterschreiten.«

Das bedeutet auch Alarmstufe eins für die betroffenen Städte und Länder. Die Gewerbesteuerzahlungen brechen dramatisch ein, vielen Autostädten drohen Mindereinnahmen in Millionenhöhe.

Auch Opel, bisher nicht so sehr im Blickfeld der Dieselaffäre, soll jetzt 100.000 Dieselfahrzeuge zurückrufen und mit einem Software-Update versehen. Das will das Kraftfahrtbundesamt (KBA) anordnen. Ermittler hatten am Montag eine Razzia in Geschäftsräumen Opels in Rüsselsheim und Kaiserslautern veranstaltet. Der Autohersteller wurde im vergangenen Jahr vom französischen PSA-Konzern übernommenen.

Dieselchaos
Luftmessstellen auf den Prüfstand
Opel selbst weist die Vorwürfe zurück: »Opel-Fahrzeuge entsprechen den geltenden Vorschriften. Das hat Opel auch in dem laufenden Anhörungsverfahren gegenüber dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) dargelegt. Dieses Anhörungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Es wird von Opel nicht verschleppt. Sollte eine Anordnung ergehen, wird sich Opel dagegen rechtlich zur Wehr setzen.« Mit den Updates hätten nicht früher begonnen werden können, weil es keine Freigabe durch das Kraftfahrtbundesamt gegeben habe.

Eine der wichtigsten Industrien Deutschlands ist unter Dauerbeschuss. Die Autoindustrie wird politisch zerstört. Über Normen kann man Industrien aufbauen, vor lästiger Konkurrenz schützen, aber auch zerstören. Neu und bisher wohl noch nie dagewesen ist, dass dies ein Land aus eigenem Antrieb tut. Die Hatz auf das Auto fundiert auf willkürlich festgelegten Grenzwerten ohne wissenschaftliche begründete Grundlagen und manipulierten Messungen.

Zukunft ohne Automobil
EU-Dokumente des Grauens - Brüssel will deutsche Autoindustrie schleifen
»Aus heutiger Sicht besteht vielleicht eine 50-prozentige Chance, dass die deutsche Autoindustrie in den nächsten zehn Jahren unter den weltweit führenden Herstellern bleibt.« Das sagte VW-Vorstandsvorsitzender Herbert Diess laut Reuters.

Die geplanten neuen EU-Vorgaben für Autoabgase stoßen langsam auch auf öffentliche Kritik der Autohersteller. Die EU will, dass die CO2-Abgaswerte bis 2030 um 35 Prozent reduziert werden. Das bedeutet de facto das Aus für das Automobil mit Verbrennungsmotor. Denn solche Werte sind mit den bisherigen Benzin- oder Dieselmotoren nicht mehr zu erreichen. Sie bedeuten umgerechnet einen Verbrauch von ungefähr einem bis zwei Liter auf 100 Kilometer – eine Illusion.

Die geplanten neuen EU-Abgasvorschriften für Automobile bedeuten für VW zum Beispiel, dass der Anteil an Elektrofahrzeugen auf 30 Prozent erhört werden muss. Eine Reduzierung um 40 Prozent würde bedeuten, daß die Hälfte aller verkauften Neuwagen Elektroautos sein müssen. Elektroautos jedoch bieten nicht dieselben Leistungen wie Benziner oder Dieselfahrzeuge, kaum jemand will sie freiwillig kaufen. Keiner weiß überdies, wo eigentlich die elektrische Energie für Millionen neuer Fahrzeuge herkommen soll.

Lebensstil-Vorschriften
Fahrverbote – Pyrrhussieg der Kulturkrieger
Es sieht so aus, als ob das Thema »Diesel« und Fahrverbote eine größere Rolle in der Endphase des Wahlkampfes in Hessen spielen werde. Dort begeistern sich rot-grün dominierte Städte und Justiz immer mehr an Fahrverboten, ohne dass darüber auch eine nennenswerte Diskussion stattfindet, in der auch die Rolle der dubiosen Organisation »Deutsche Umwelthilfe« zur Sprache kommt. Die wird auch vom grünen Verkehrsminister Al-Wazir hofiert.

Immerhin melden sich jetzt auch Autohersteller öffentlich zu Wort und kritisieren neue Vorschriften sowie die Verbote in Innenstädten ab 2030 für ältere Dieselfahrzeuge. Das gefährde laut Verband der Automobilindustrie (VDA) mehr als 600.000 Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie. Strengere Regeln können einige Automobilhersteller aufgrund des Tempos der Reformen auch vollständig aus dem Geschäft werfen.

VW-Vorstandsvorsitzender Herbert Diess warnte auf einer Konferenz für Autozulieferer in Wolfsburg: »Wenn man sich die ehemaligen Bastionen der Automobilindustrie wie Detroit, Oxford-Cowley oder Turin ansieht, versteht man, was mit Städten passiert, wenn einst mächtige Konzerne und führende Industrien in Stock geraten.«

Und weiter: »Wir alle sind es gewohnt, dass wir blühende Industriemetropolen rund um die zentralen Autofabriken und ihrer Zulieferer haben, Orte, an denen die Menschen gerne leben und arbeiten. Aber das ist nicht für die Ewigkeit garantiert!«
Die Autoindustrie, wohlgemerkt, galt bisher als einer der Schlüsselindustrien Deutschlands. Vorwärts, lasst Detroits Autoruinen uns ein Vorbild sein!?!


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Kommentare ( 54 )

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54 Comments
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Nibelung
6 Jahre her

Der Niedergang ganzer Industriezweige ist keine Erscheinung der Neuzeit, das geht schon seit Jahrzehnten so und man denke nur mal an die deutsche Textilindustrie, die Uhrenindustrie, die Photoindustrie, die Zugindustrie, die Schuh- und Lederwarenindustrie, die Kommunikationsindustrie usw., alle wurden niedergemacht aus unterschiedlichen Gründen und die Autoindustrie erleidet vermutlich nun ein ähnliches Schicksal was aber nur die Einkommensbezieher in dieser Branche betrifft, denn als die anderen Schlüsselindustrien niedergingen hat auch kein Hahn danach gekräht und deshalb mag es zwar für die Betroffenen unangenehm werden, aber die Welt dreht sich weiter und Autos kann man immer kaufen, von wem ist ja egal,… Mehr

Herbert
6 Jahre her

Toyota hat über 5 Mio Hybridfahrzeuge im Markt. Der Verbrennungsmotor dieser Hybrid- Fahrzeuge ermöglicht ein vernünftige Fortbewegung mit dem Fahrzeug und der E- Antrieb mit Akku dient der Befriedigung politischer Spinnereien in den entsprechenden Märkten. Toyota verfügt damit über die größte Felderfahrung in Sachen E- Mobilität – jedes Fahrzeug hat neben einen Verbrennungsmotor Akkus und eine E- Maschine. Man kann deshalb davon ausgehen, dass Toyota die Vor- und Nachteile der aktuellen Elektromobilität bestens beurteilen kann. Warum hat Toyota nun seine Entwicklungskapazitäten voll auf die Entwicklung der Brennstoffzelle ausgerichtet? Sicher nicht deshalb, weil sie im herkömmlichen E – Antrieb die automobile… Mehr

Nichzufassen
6 Jahre her

Die deutsche Autoindustrie hat – dem gruenideologischen Trend folgend – selbst auf die Reduzierung von Abgaswerten gepocht und dies dann werbewirksam als Kaufargument dem doofen Autokaeufer aufgeschwatzt. Da die diese Werte jedoch nicht erreichte, haben sie die Verbrauchs- und Abgaswerte in ihren Werbeprospekten bis-zum-geht-nicht-mehr schoengerechnet, bei Dieselfahrzeugen sogar glatt belogen und getaeuscht mittels entsprechender Software. Jetzt ein Entschuldigungsartikel fuer die Autoindustrie zu schreiben, die fuer ihre Betruegereien in Deutschland am Ende wohl fast straffrei und entschaedigungsfrei davonkommen werden, finde ich schon sehr dreist.

6 Jahre her

Die Lüge übernimmt und die Wahrheit verkommt . Worum geht es eigentlich, nur ums Geld. Wer tatsächlich glaubt den angeblich Umweltbewussten ginge es um eine saubere Welt unterliegt einen gewaltigen Irrtum. Es wird ein Konstruckt an Lügen errichtet um eine saubere Welt zu generieren auf die wir Menschen nur bedingt Einfluß haben. Mit Klima- und Umweltpolitik lassen sich gewaltige Gelder generieren und über die errichteten Szenarien auch von den Menschen einsammeln. Was die Atoindustrie betrifft ist es jene, welche über die größte Lobby verfügt. DieGewinne innerhalb dieser Industrie sind so gewaltig, dass die gegenwärtigen Strafen bei der Abgasproblematik und Verwendung… Mehr

Wolfgang M
6 Jahre her

Schön, dass Hr. Douglas mal über CO2 und nicht über NOx spricht. Die Reduzierung von CO2 ist ein Teil der Energiewende und viele sehen die Energiewende zum Scheitern verurteilt. Außer der Vorgabe der Reduzierungen sind keine Wege dazu bekannt. Die Heizungen im Keller laufen weiter. Die Dämmungen bringen fast nichts, außer riesigen Mieterhöhungen. Wenn Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke abgeschaltet werden, weiß man nicht, wo die notwendige Energie herkommen soll. Zumindest fehlen effektive Speicher. Das könnte man beliebig fortführen. Das E-Auto ist nach dem NOx der nächste politische Betrug. Es erzeugt ähnlich viel CO2 wie ein Verbrenner. Dem Klima ist es egal,… Mehr

Klaus Mueller
6 Jahre her

Die Zersetzung der deutschen Automobilindustrie und ihrer Zulieferer sowie ganzer Regionen wird sozial dramatisch. Auf das ist niemeand in Schneeflocken-Land vorbereitet. Wer genau hinsieht erkennt die Konfliktlinien.

hanskarl1950
6 Jahre her

Es ist mir unverständlich was am Verbrennungsmotor gut sein soll, oder ist es so toll aus Saudi-Arabien Öl zu kaufen, es nach D zu transportieren und dann hier zu verbrennen ? Die deutsche Autoindustrie provoziert doch durch ihr stoisches Festhalten (analog Merkel) an den Verbrennungsmotoren den Anschluss an der weltweiten Autoindustrie zu verlieren. Für Deutschland sollte es von höchster Priorität sein, unabhängig von ausländischen Energielieferungen zu werden (Öl aus Saudi-Arabien/ Gas aus Russland / Fracking USA / Uran aus ). Die Sonne/Erde liefert genügend Energie und deutsche Ingenieure sollten es doch schaffen die Ressourcen Sonne, Wind, Geothermik usw. sinnvoll zu… Mehr

batman
6 Jahre her
Antworten an  hanskarl1950

Sie haben vom Ingenieurswesen oder von Naturwissenschaften so ziemlich gar keine Ahnung, oder?

Indigoartshop
6 Jahre her
Antworten an  batman

Das ist jetzt unfair. Vielleicht ist er ja ein begnadeter Friseur oder kennt sich in Homöopathie sehr gut aus, ist überaus bibelkundig oder so. Jeder auf seine Art.

Uferlos
6 Jahre her

Die deutsche Autoindustrie wollte immer schärfere Grenzwerte bei den Abgasen. Damit wollte man die Konkurrenz kleinhalten, obwohl die eigenen Fabrikate die Werte nur unter Idealbedingungen auf dem Prüfstand erbracht haben.
Die Stärke der deutschen Autobauer sind ihre Verbrennungsmotoren, stark und effizient. Den bautechnisch wesentlich einfacheren Eletroantrieb werden andere Hersteller genauso gut oder besser bauen können.
Ist der Verbrennungsmotor Geschichte, wird es schwieriger für die deutsche Autoindustrie ihre Vorreiterstellung zu behalten. Dann könnte es so kommen wie bei Elektrogeräten. Bestenfaslls noch entwickelt in Deutschland aber gebaut in Billiglohnländern.

Hadrian17
6 Jahre her

So wird es in der Tat kommen.

Liebevolle Anbetung jedes Maulwurfshügels und jeglichen Ungeziefers … zwischen den Windspargeln …, Deindustrialisierung zur Erfüllung absurer „Normen“, Verketzerung jeglicher Individualität, Normung der Rechte und Pflichten, weg von der repräsentativen zur „repressiven“ Demokratie … Orwell lässt grüßen. Demnächst gehen dann auch die Wohltaten aus, das Gemisch aus „Schöne neue Welt“ und „1984“ zieht sich auf letztere Apokalypse zurück. Die „de facto“ Einheitsregierung steht wohl „ante portas“.

Der Souverän trägt das alles mit. So soll es denn sein … .

Absalon von Lund
6 Jahre her

Herr Douglas, Sie beschreiben das sehr richtig: Deutschland hatte Schlüsselindustrien, Mehrzahl, also nicht nur eine. Ohne den „kreativsten Kopf“ der deutschen Nachkriegsgeschichte, den Bundeskanzler Helmut Kohl, seinen Adlatus, den Finanzminister Theo Waigel und die „Experten“ von der FDP im Wirtschaftsministerium ist der Verlust von Schlüsseltechnologien (Chemie, Optik etc.) vor 30 Jahren nicht denkbar. Wie so oft hatte Franz-Josef Strauß recht mit seiner Einschätzung, nur hätte er diplomatischer sein müssen, um diesen Kanzler zu verhindern. Wer am Ende nur noch auf einem Bein steht, der Automobilindustrie, deren beste Zeit möglicherweise vorbei ist, steht nicht stabil. Was mir wirklich zu denken gibt,… Mehr