Wer nach längerer Zeit den SPIEGEL liest, ist erschüttert: Nichts mehr da von dem, was das Blatt lästig gemacht und ausgezeichnet hat: Es verbeugt sich vor den Mächtigen in Berlin, Teheran und Unternehmen und schurigelt jeden, der dagegen aufsteht.
Auf dem Titel nennt DER SPIEGEL Innenminister Horst Seehofer den „Gefährder“. Als Gefährder werden im Recht der Gefahrenabwehr Personen bezeichnet, bei denen begründete Tatsachen die Befürchtung der Polizeibehörden rechtfertigen, dass sie Straftaten von erheblicher Bedeutung begehen werden.
Seehofer ein Mörder?
Nun hätte man nach dieser Überschrift gerne gewusst, welche gerichtlich verwertbaren Tatsachen und Beweise erwarten lassen, dass Seehofer demnächst eine Bombe in einer Menschenmenge zündet, mit einem Gewehr um sich ballert oder mit einer Machete auf Menschen losgeht.
Ach, so war es nicht gemeint, so konkret? Darüber hat man sich keine Gedanken gemacht? Nur eine lustige Überschrift? Eher voll daneben. Dabei untersuchen Isabell Hülsen und Alexander Kuhn doch die taz, jene wilde Gründung der Nach-RAF-Zeit, die lang für ihre besonders witzigen Überschriften gerühmt wurde, so eine Art tägliche satirische Rundschau, in der Witzchen und erfundene Geschichten wichtiger waren als harte News und Einsichten. Aber die taz, so das Autoren-Duo, sei professioneller geworden. Stimmt. Dafür ist der Klamauk zum SPIEGEL gewandert. Dort klatscht man sich auf die Schenkel über so eine Headline.
DER SPIEGEL ist vertazt, die taz jetzt professioneller: Ehrlicher hätte man den eigenen Untergang nicht beschreiben können. Die Story selbst ist auf den ersten Blick bloß peinlich. Man muss Seehofer nicht mögen, es gibt ziemlich viel an ihm auszusetzen. Aber seitenlang sich über seine angeblichen Gebrechen auszulassen, in vorgetäuschtem Mitleid jede Treppenstufe zu zählen, die er angeblich nur schwer atmend bewältigt, all das hat nur einen Sinn: Ihn als geistig gestörten Volltrottel darzustellen, denn nur geistig gestörte Volltrottel können auch nur auf die Idee kommen, der Politik der Kanzlerin, die so „weltläufig“ (SPIEGEL-O-Ton) ist, entgegen zu treten. So wird der Gefährder zum Irren, der der Weisen vom Globus aus schierer mentaler Befangenheit nicht so blind folgt wie der SPIEGEL. Kritiker der Kanzlerin werden psychopathologisiert. Das ist DER SPIEGEL von heute, nicht von gestern. Der hat einst notorisch die Mächtigen pathologisiert.
Kein Rohrkrepierer
Früher war das Blatt stolz darauf, sich als „Sturmgeschütz der Demokratie“ feiern zu lassen. Neuerdings mag man das nicht mehr so, klingt zu martialisch für die Café-Latte-Redaktion in ihrer bunten Gefühligkeit, die sie mit Journalismus verwechselt. Man könnte meinen, das Sturmgeschütz hat mit so einer Story wie über den „Gefährder“ Seehofer einen Rohrkrepierer erlebt. Was das ist, man sollte es denen, erklären: Da explodiert die Granate im Rohr und die Folgen für die Geschützmannschaft (ja, genau, Mannschaft) ist fürchterlich.
Aber nein! Maaßen habe das Vertrauen der Bürger in die Medien gefährdet! So lautet das zentrale Argument. Was für eine Schweinerei, Medien zu hinterfragen, und die Regierung gleich auch noch, die sich auf die Antifa-Medien stützt! Aufklärung zählt nicht mehr, Transparenz und Kritik sind mega-Out, nur linke Haltung gilt. Das ist die antidemokratische Grundhaltung des neuen SPIEGEL.
Wählen wie gewünscht
Das zieht sich wie ein roter Faden durch viele Stories; etwa im „Aufstand der Frauen“. Das Wahlrecht soll so geändert werden, dass zukünftig Quoten-Abgeordnete garantiert in den Bundestag einziehen. Kann das demokratisch sein, dem Wähler die Entscheidung wegzunehmen, wem er seine Stimme gibt? Wenn er sie nun nicht will, die Quoten-Abgeordneten/innen? Dann muss er sie, dafür kämpft publizistisch der SPIEGEL, eben trotzdem wählen. Demokratie ist, wenn das Ergebnis der Wahl schon vorher feststeht, rein quotenmäßig. Wahlrecht gilt nur noch beschränkt.
Und toll findet der SPIEGEL konsequenterweise die Geschäftsführerin der Firma Nomos Glashütte, die Uhren herstellt und ihre Belegschaft nach politischen Absichten in Workshops überprüft, siebt und reinigt wie eine der überteuerten Produkte. Endlich ein verantwortungsvoller Arbeitgeber, der Jobs nach Parteibuch vergibt! Die Redaktion überschlägt sich gerade vor Begeisterung für diese Judith Borowski, die als Patronin vom alten Schrot und Korn endlich das Gesindel rausschmeisst, das anders wählt als sie selbst, und deshalb leider, leider so alleine ist, wie bedauernd mitgeteilt wird. Andere Chefinnen ziehen da nicht mit! Ist das noch der SPIEGEL, der früher mal gegen genau solche Chefs zu Felde zog?
Verschleiert beim Außenminister
Dann kommt noch ein Gespräch mit dem iranischen Außenminister, zu dem sich die Interviewerin ganz islamisch züchtig mit Schleier und grauen Umhang und weit geschnittenen Hosen abbilden lässt, was im Gegensatz zu den kurzen Röcken steht, mit der diese Dame sonst gerne figurbetont aufwartet. Und züchtig selbstzensiert im Sinne der Mullahs sind auch die Fragen der freiwillig Unterworfenen. Ganz zahm wagt sie zu fragen, warum Frauen, die anders als sie den Schleier ablegen, als Prostituierte schwer bestraft würden, wobei Hoffmann nicht erwähnt, dass es um jahrzehntelange Gefängnisstrafen geht, was im iranischen Kontext eine qualvolle Todesstrafe bedeutet: Man müsse eben „Gesetze befolgen“, man könne ja auch nicht einfach Steuern nicht bezahlen, alles legal, alles OK. Nachfragen? Keine.
Was ist los mit Euch? Sitzt die Angst vor Verlusten an Auflage und Anzeigen so tief, dass ihr auf Gnadengebühren von Staats wegen hofft? Ich wünsche mir: Macht mit dem neuen Chefredakteur einen Sitzkreis, zur Selbstvergewisserung und letztlich: Rückgewinnung von Bissigkeit und Mut gegen die da oben.
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Den Teil mit dem Aufräumen dürfen Sie gerne vergessen. Jedenfalls wird später nicht so aufgeräumt, wie Sie sich das andeutungsweise wünschen. Die Entwicklung geht eher in eine Richtung 60% „1984“ und 40% „Schöne Neue Welt“.
Damit in Ihrem Sinne später mal Aufräumarbeiten stattfinden, müssten sich die Leute jetzt bereits massenhaft in diese Richtung begeben. An den Reaktionen, leider auch hier, auf die Ereignisse in Chemnitz (Ossis können keine Demokratie, rechter Mob, Hetzjagten…) und der passiven Zustimmung weiter Teile der Bevölkerung zu diesen Einschätzungen sehen Sie, dass sich gar nichts in Richtung Aufräumarbeiten bewegt. Diese machen sich nämlich nicht von alleine.
Seehofer ein ‚Gefährder‘, Maaßen ein ‚Schädling‘ (lt. ‚heute-show‘), ‚Zusammenrottungen‘, ‚Hetzjagden‘ und ‚Progrome‘ in Chemnitz… Eine gruselige Mischung aus Neu-, Nazi- und DDR-Sprech. Macht aber nichts, denn schließlich kommt diese Sprache von der ‚richtigen Seite‘. Oder nicht…? Mir graut davor. Und wenn Merkel (zwei auf einen Streich) mit der Fliegenklatsche mal eben (möglicherweise) den Verfassungsschützer Maaßen, der ihr widersprochen hat, sowie ihren unliebsamen Innenminister entsorgen sollte (der sich genau der gleichen Beleidigung schuldig gemacht hat), dann dürften ihre Motive selbst im Ausland Wellen schlagen – der absolute Machtanspruch ohne jegliche ‚Störungen‘. Das ist erschreckend – insbesondere unter der Prämisse dieses mittlerweile… Mehr
Schon wieder: DANKE an Tichy! Heute früh nach Lektüre von Münchner Merkur und WELT über die markel-maßlose Unverschämtheit und Ungerechtigkeit gegen Verfassungsschutz-Chef Maaßen rettete mich nur noch der Klick zu TE. Man glaubt ja, man spinne. Da soll einer abgesägt werden, der die Wahrheit gesagt hat! Von einer Kanzlerin, die sich mit Honecker identifiziert, einer Altstalinistin also. Und bejubelt wird das von den Neo-Stalinisten, die Spätfolgen der Mörderbande RAF sind, welche aus den 68ern erwuchs: eine Besserwissergeneration ohne Respekt, weil aufgewachsen in der Verachtung der Väter, die den Krieg verloren hatten oder abwesend waren, weil sie im Krieg ihre Leben… Mehr
Wer heute noch den Spiegel liest ,der gießt sich auch freiwillig Kaffe auf die Hose
Oder applaudiert einem älteren Herrn bei TE, welcher gern auffällig ist.
Den Untertitel des Spiegel-Aufmachers sollte man nicht vergessen, zu erwähnen: „Wie Horst Seehofer persönliche Krisen zu Regierungskrisen macht“ Ich bin wahrlich kein politischer Freund des Tiger-wird-Bettvorleger-Ministers, aber es ist perfidester Journalismus untersten Niveaus, gesundheitliche Probleme eines älteren Politikers breit angelegt zu thematisieren und politisch zu instrumentalisieren. Das hat die FAZ übrigens vor einigen Monaten auch in einem Artikel über Alexander Gauland versucht. Dabei müsste es doch auch bei der, einem gesunden Lebensstil offensichtlich nicht zugetanen Kanzlerin im Hinblick auf die physisch-mentale Verfassung für das Volk Interessantes zu erfahren geben. Doch Merkel ist natürlich ähnlich einer Monarchin sakrosankt für die linken… Mehr
„Man könnte meinen, das Sturmgeschütz hat mit so einer Story wie über den „Gefährder“ Seehofer einen Rohrkrepierer erlebt.“ (herrlich – LOL) Wahrscheinlich ist der Spiegel (operativ schon zum genderisierten SturmgeschützIn mutiert) heute schon dabei das 4. Geschlecht zu erfinden um es beim BVerfG einzuklagen. (LOL)
Ich möchte überhaupt keine Form des Sozialismus. Alle Irgendwie-Sozialist(inn)en, die ich kenne und kannte, sind oder waren unbelehrbar, besserwisserisch und, meist ohne es zuzugeben, extrem totalitärer Gesinnung. Dass der Spiegel sogar schwindender Auflage trotzt, nährt allerdings den Verdacht, dass es da zusätzlich uns unbekannte Finanzquellen gibt, sei es indirekt über die GEZ oder vielleicht sogar über den Iran, der seit Jahren von einer lachhaft unkritischen Berichterstattung profitiert.
Bravo!
Wer liehst denn noch Spiegel, Taz oder Süddeutsche?
Mir reicht es völlig, hier von dessen *Ergüssen zu erfahren.
Also Danke an die Redakteure und Autoren, die sich das antun.
glaube ich nicht!