Chemnitz: Nach Mord Entsetzen über Hooligan-Demo

Das veröffentlichte Entsetzen gilt den youtube-dokumentierten mutmaßlich fremdenfeindlichen Übergriffen der Demo-Teilnehmer, weniger dem Toten und den Verletzten.

Screenprint: ARD/MDR

Ein Erstochener 35-Jähriger in Chemnitz, zwei weitere im Krankenhaus, mindestens einer der beiden schwer verletzt. Alle drei Opfer Deutsche. Tatzeitpunkt ist die Nacht von Samstag auf Sonntag. Eine erste präzisere Meldung kommt von Tag24.de, die am Sonntag um 7:54 Uhr veröffentlicht:

„Nach ersten Informationen soll in der Brückenstraße eine Frau belästigt worden sein. Als ihr Männer zu Hilfe kommen wollten, eskalierte offenbar die Situation. Bestätigen konnte das die Polizei nicht. Es kam zu einer tödlichen Auseinandersetzung mit mehreren Verletzten. Ein Mann (35) verstarb wenig später im Krankenhaus. Polizisten suchten am Morgen das Stadtfest-Gelände ab und fanden später die Tatwaffe.“

Dem Text zugeordnet ist ein Foto der Blutlache mit Bildunterschrift: „Am Sonntagmorgen war am Tatort noch eine große Blutlache zu sehen.“ Das Blut auf dem Gehsteig wurde grafisch verpixelt. Offensichtlich war ein Journalist schon am frühen Morgen vor Ort und hatte fotografiert oder das Foto wurde vom Facebook-Account der AfD Chemnitz übernommen, die unverpixelt abbildeten.

Schon 90 Minuten vor Veröffentlichungszeitpunkt von tag24.de allerdings schrieb die Chemnitzer Polizei per Twitter: „Entgegen der in einigen Medien kursierenden Infos, gibt es nach jetzigem Ermittlungsstand bzgl. des Tötungsdelikts in #Chemnitz keinerlei Anhaltspunkte, dass eine Belästigung der Auseinandersetzung vorausging. Bitte beteiligt euch nicht an Spekulationen!“

Im Laufe des Sonntags ruft zunächst die AfD Chemnitz zu einer Demonstration auf: „### ACHTUNG ### Heute 15 Uhr Spontandemo am AfD Stand an der Brückenstraße/ Ecke Straße der Nationen zum Gedenken an die Opfer der Messerattacke am Rande des Stadtfestes dieses Jahr.“

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Etwa einhundert Leute kommen, die Demonstration verläuft nach Polizeimeldungen friedlich. Mehr Personen als die AfD kann allerdings eine Gruppierung mobilisieren, die sich „Kaotic Chemnitz“ nennt und laut Wikipedia dem Spektrum rechter Fußball-Hooligans als Anhänger des FC Chemnitz zuzuordnen ist. Die Gruppe ruft zu einer Demonstration um 16:30 Uhr auf, zu der später bis zu eintausend Teilnehmer erscheinen werden. Die Überschrift des Aufrufs lautet: „Unsere Stadt. Unsere Regeln.“ und „Lasst uns zusammen zeigen, wer in der Stadt das sagen hat!“.

Die Polizei Chemnitz ist unterbesetzt und überfordert, denn zeitgleich findet das Chemnitzer Stadtfest statt, das an drei Tagen zweihunderttausend Besucher zählt. Heute, am Montagmorgen, spricht TE mit Sören Uhle (Geschäftsführer der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft), der sich entschlossen hatte, das Stadtfest statt ursprünglich um 20 Uhr, bereits um 16 Uhr abzubrechen. Uhle spricht am Telefon von „einem braunen Mob“, der später durch Chemnitz gezogen sei. Er traf sich bereits um 14 Uhr in einem so genannten „Koordinierungskreis“, an dem Polizei, Rettungskräfte und Veranstalter teilnahmen, um eine „Sonderlage“ zu besprechen, nachdem man festgestellt hatte, dass sich da „viral etwas aufbaut“. Da nun der Treffpunkt der Hooligans am Karl-Marx-Denkmal verabredet ist, dieser Platz aber Teil der Festfläche und die Polizei in der Krisensitzung mitteilt, unterbesetzt zu sein, entschließen sich die Veranstalter, das Fest vorzeitig zu beenden.

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Zunächst teilt Sören Uhle offiziell mit, man würde das Fest aus „Pietätsgründen“ beenden, also mit Bezug zum Erstochenen. Allerdings, so Uhle, wäre das aus Sicherheitsgründen vorgeschoben worden, um das Fest möglichst friedlich beenden zu können. Diese Auskunft sagt möglicherweise etwas über die von Polizei und Veranstaltern empfundene Bedrohungslage durch die Ankündigung der Demo der Gruppe Kaotic Chemnitz aus.

Soviel zu den bisher bekannten Sachverhalten. Die Polizei Chemnitz teilt mit, es gäbe noch keine neuen Erkenntnisse weder zu Tätern oder zum Tathergang.

Die Presse bespricht ausführlich die Demonstration und die anschließend gemeldeten Ausschreitungen. Die Überschriften reichen von „Entsetzen nach Aufmarsch in Chemnitz“ bis zu „Wie konnte es zu dem Aufmarsch in Chemnitz kommen?“.

Barbara Ludwig (SPD), Oberbürgermeisterin von Chemnitz äußert sich gegenüber dem MDR entsetzt. Hier aber nicht entsetzt über das Tötungsdelikt, sondern über die Ausschreitungen im Rahmen der Demonstration:

„Wenn ich sehe, was sich in den Stunden am Sonntag hier entwickelt hat, dann bin ich entsetzt“, dass es möglich ist, dass sich Leute verabreden, ansammeln und damit ein Stadtfest zum Abbruch bringen, durch die Stadt rennen und Menschen bedrohen – das ist schlimm.“

Zum Tötungsdelikt schreibt beispielsweise der Merkur von einem „verhängnisvollen Streit in der Chemnitzer Innenstadt“ und der Spiegel meldet einen „tödlichen Streit“ und weiter: „Die Stadt reagiert schockiert, die Polizei war offenbar überfordert.“ Auch hier ist die Demonstration gemeint, nicht der Tote und die Schwerverletzten nach mutmaßlichem Messerattentat.

Das Magazin zitiert lokale Medienberichte, wonach „unter den Demonstranten auch Menschen“ waren, „die gegen Ausländerkriminalität protestierten und Sprüche wie „Wir sind das Volk“ skandierten.“ Lokale Medienberichte, die sich bereits zum Tathergang (Belästigung Frau usw.) geäußert haben, werden vom Spiegel nicht zitiert.

Der Chemnitzer Stadtsprecher Robert Gruner sagt: „Wir sind erschrocken über die Menschenansammlungen, die passiert sind“, Man habe friedlich das Jubiläum der Stadt feiern wollen. Weiter zitiert der Spiegel einen freien Journalisten „Johannes Gruhnert“, zu dem es allerdings auch nach gründlicher Recherche nichts finden lässt. Dort gibt es allerdings einen Grunert ohne -h-, der in Chemnitz unterwegs ist und der dahingehend zitiert wird, dass bei der Demo »immer wieder Parolen wie „Wir sind das Volk“, „Ausländer raus“ und „Das ist unsere Stadt“ gefallen« sein sollen.

Per Twitter beschwert sich ein Nutzer bei der Chemnitzer Polizei, dass noch keine Informationen über die Messerstecherei mit Todesfolge bekannt gegeben werden. Der Nutzer spekuliert, die Polizei hätte wohl einen „Maulkorb verpasst bekommen von Merkel und Co“ und er ergänzt: „Wenn es Asylbewerber waren, kommt es eh raus!!!“. Die Polizei Chemnitz antwortet ihm per Twitter:

„Kleinen Moment, dazu muss ich erst Frau Merkel anrufen, um zu erfahren was ich sagen darf. Wird die Leier nicht langsam albern? Zunächst müssen die Täter ermittelt werden, dann kann man auch mehr vermelden. Erst wissen, dann reden – nicht umgekehrt.“

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Kommentare ( 366 )

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Steve Acker
6 Jahre her

Hab mal nach Fotos oder Filmen gesucht zu den Hitlergruß-Vorwürfen. Konnte nicht viel finden. In den meisten Fällen wurde die Faust gereckt oder der Stinkefinger gezeigt.
Aber das wird zum Haupthema hochstilisiert.
Ist viel schlimmer als der bestialische Mord an einem Familienvater.

Tesla
6 Jahre her

Auch die Leidmedien werden nicht (mehr) verhindern können, dass die Menschen erfahren, was in Chemnitz (wirklich) passiert ist.

https://www.youtube.com/watch?time_continue=1106&v=MDU1vo0Tz6A

Ich jedenfalls schenke der Darstellung von Frank Stoner mehr Vertrauen und mehr Glauben als den Darstellungen in unseren Leidmedien!

bfwied
6 Jahre her

Es geschehen täglich mehrere Messerangriff, es sollen lt. Polizisten, mindestens 7 sein. Mag sein, dass es mehr oder vielleicht weniger sind, es sind jedoch nur diejenigen, die zur Anzeige gebracht werden. Von anderen Untaten und Zumutungen will ich gar nicht reden. Dies alles zu verschweigen, zu vertuschen, wegzulügen mit verrückten Statistiken und Behauptungen, die alle dahin gehen, dass es früher nicht besser, sondern sogar schlechter gewesen wäre, genau dies, zusammen mit der Konzentration auf die rechte Gegenbewegung – und nicht auf den Mord und die Täter -, stärkt gerade diese wirklich Rechten, die bis jetzt nur wenige sind und die… Mehr

Haruspex
6 Jahre her

Nicht zu vergessen das Schikanieren der Leistungsträger, die den ganzen Mist mit ihren Steuern bezahlen, durch DSGVO, ärztlichen Zwangsfortbildungen, Digitalisierung im Gesundheitswesen, Auspressen der Arbeitnehmer durch miesen Werbungskostenansatz in der ELSTER uvm. Dafür Einknicken vor Amazon & Co. die legale Steueroptimierungsmöglichkeiten nutzen.

6 Jahre her

Man kann es drehen und wenden wie man will in Deutschland ist der Staat mit seinen Behörden nur bedingt funktionsfähig. Hinzu kommt, dass Meinungsfreiheit nur für jenen Teil gilt, welcher dem Staat genehm ist. Die Vorfälle in Chemnitz, wenn man den Begriff Vorfall überhaupt verwenden kann, zeigen mehrschichtige Staatsprobleme sehr deutlich. Zunächst zeigt sich, dass die Wahrheit immer wieder eine untergeordnete Rolle spielt. Aber hierzu später mehr. Zunächst ist ja wohl kaum von der Hand zu weisen, dass der Staat sich die gegenwärtigen Probleme selbst organisiert hat. Chemnitz ist doch eindeutig wieder einmal der Tropfen der das Fass zum überlaufen… Mehr

USE
6 Jahre her

Im Internet (WhatsApp) kursiert gerade ein Wahlplakat mit Ausagen, für die die AfD heute gelyncht wird. Interessanterweise stammt es aber von der CDU zum Wahlkampf Sept. 1991! Aber auch Frau Sonnenkönigin hatte ja schon gehetzt: „Multkulti ist gescheitert.“

horrex
6 Jahre her

„Gefundenes Fressen“ für gewisse Medien ist was in Ch. passierte.
Ekelhaft ausgeschlachtet bis zum geht nicht mehr.
Dass sich ganz überwiegend „ganz normale BÜRGER“ sich versammelten
geht vollends im gellenden Aufschrei über nicht tolerierbare Hooligans die den Mord instrumentalisierten gewisser Medien unter. –
Dies war ganz sicher nicht der letzte Aufschrei ganz normaler Bürger über die Zumutungen der Politik und die Propaganda der Medien unter. –

Wolfgang Wegener
6 Jahre her

Für derartige Links liebe ich TE! Danke. Treffend fand ich insbesondere auch die Medienkritik dieser beiden (weder rechten noch linken) Chemnitzer an dem Begriff „zusammenrotten“. Tiere rotteten sich zusammen, Menschen versammelten sich; das sei “ entmenschlichendes Nazispeech“ (so der DJ). Bisher war meine Einstellung immer: Lückenpresse, das kann man oft tatsächlich sagen. Lügenpresse dagegen nicht. Diese Meinung ändere ich hiermit. Dieses empfehlenswerte Video ist etwa 170 000 mal angeklickt. Mir kann niemand erzählen, dass man sich nicht aus erster Hand informieren kann, wenn man es denn will. Denke mal, viele Medien schaufeln sich mittlerweile ihr eigenes Grab. Wem kann man… Mehr

Augustiner Edelstoff
6 Jahre her

Der nächste Einzelfall:
Bei einer nächtlichen Attacke von mehreren Männern (mindestens vier Personen) wurde in der Düsseldorfer Innenstadt Nähe Königsallee ein 23-Jähriger niedergestochen. Er war in Lebensgefahr und musste notoperiert werden. Die Mordkommission ermittelt.

Zeugen: Es waren südländisch aussehende Täter . Ich denke sie können das selbst dechiffrieren.

Robert Tiel
6 Jahre her
Antworten an  Augustiner Edelstoff

Lt Focus ist er ein Türke, ExRocker und schon zweimal einer Tötung verdächtig.
Würde ich unter Milieutat einordnen wollen.

Augustiner Edelstoff
6 Jahre her

Zuerst einmal DANKE das sie uns ein Ventil geben über das wir Letzten nicht ganz durchmanipulierten Menschen uns austauschen können. Wenn es nicht so traurig wäre sollte man sagen, dass wir dankbar sein müssten für diesen Vorfall. NOCH NIE demaskierte sich die orchestrierte und staatlich gesteuerte Massenmedienlandschaft, die sich in der Hand weniger Konzerne und Linken Parteien sich befinden. Warum gesteuert? In nur 2 Tagen wurde „weltweit“ das Narrativ von einem Mord ausgeübt von Migranten zu einer Neonazi Pogrom Stimmung in Chemnitz gedreht. Von Garmischer Kreisboten bis zum Flensburger Tagesblatt bis zur New York Times ALLE wirklich ALLE schreiben die… Mehr

Robert Tiel
6 Jahre her
Antworten an  Augustiner Edelstoff

Das Erschreckende ist in der Tat, dass intelligente Menschen darauf reinfallen.
Die Strategie ist – leider – perfekt.

WolfgangZ
6 Jahre her
Antworten an  Robert Tiel

Weder setzten ein Jurastudium und eine Bestallung als Staatsanwalt besondere Intelligenz voraus noch fördern sie diese. Ganz im Gegenteil!

bfwied
6 Jahre her
Antworten an  WolfgangZ

@WolfgangZ. Nein, so ist es sicher nicht! Die Sozialisation war bis heute eben so, dass berechtigterweise diese Rechten (Nazis) schlicht die Leichen im Keller darstellen. Der Schritt von der aufgesogenen Sozialisation zur nüchternen Betrachtung, wo die Grenze liegt zu ihnen, bedeutet einen offenkundig zu großen Schritt, da man seine wohlfeilen Überzeugungen hinterfragen müsste, und das ist zumindest sehr unbequem. Daher ist es ein geschickter logischer Schachzug von den Regierenden bzw. deren psychologisch geschulten Helfern, alle als Nazis zu bezeichnen, die nicht mit ihnen konform gehen. Und heute erfordert es immer größer gewordenen Mut, diesen Schritt zu unternehmen. Und es ist… Mehr