Noch gibt es in Deutschland mehr Martinsumzüge als Lichterfeste.
In dieser Woche, vor allem aber am Mittwoch, ziehen Kinder mit ihren Laternen durch die Straßen und singen mit leuchtenden Augen: „Sankt Martin war ein guter Mann, der uns als Beispiel gelten kann, zeigte, dass Teilen Freude macht, in jener dunklen kalten Nacht.“ Wenn gar noch ein leibhaftiger Martin auf einem Pferd sitzt und seinen Mantel teilt, ist das Glück der Kleinen perfekt.
„Sankt-Martins-Zug“ heißen diese Veranstaltungen und haben eine lange Tradition. Halt, teilweise hießen sie früher mal so. Die neue, politisch-korrekte, multikulturell unbedenkliche Bezeichnung heißt „Laternenfest“ oder „Lichterfest“ – fast so, als sei sie einem IKEA-Werbespot entliehen. Eine evangelische Kita in Frankfurt hat das so gemacht, eine Essener Schule feiert „ein Fest des Lichtes in der Dunkelheit“ und eine vom Roten Kreuz betriebene Kindertagesstätte in Düsseldorf will auch nicht mehr an jenen Heiligen Martin von Tours erinnern, der am 11. November 397 beigesetzt wurde und nach dem der Tag benannt ist: Martinstag.
Es sind nur drei von vielen Beispielen dieser Art. Denn der Multikulti-Wahn greift um sich. Damit in Deutschland lebende kleine Muslime keine seelischen Schäden davontragen, wird eine christliche Tradition einfach aufgegeben – natürlich nicht überall, aber an immer mehr Orten. Und wo das geschieht, finden sensible Grünen-Politiker dafür lobende Worte. Dabei darf man getrost unterstellen, dass die meisten muslimischen Eltern keinen Anstoß daran nehmen, dass es in dem Land, das sie sich bewusst als neue Heimat ausgesucht haben, christliche Traditionen und Bräuche gibt. Aiman A. Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, jedenfalls versichert, muslimische Familien machten bei diesem „Spektakel“ gerne mit. Ganz abgesehen davon: Kann ein Kind Schaden nehmen, wenn es auf spielerische Weise erfährt, was Nächstenliebe und Solidarität bedeuten?
Noch gibt es in Deutschland mehr Martinsumzüge als Lichterfeste. Aber die Gutmenschen-Fraktion steht bereit, unsere grenzenlose Toleranz durch Verleugnung unserer christlichen Wurzeln unter Beweis zu stellen. Sie interpretieren „multikulturelle Gesellschaft“ so, dass die Mehrheit es der Minderheit erspart, tolerant zu sein. Konsequent zu Ende gedacht heißt das: Schleifen wir unsere Kirchtürme, damit kein Muslim deren Anblick ertragen muss. Zur Erinnerung: In der DDR wurden Weihnachtsengel zu „Jahresendzeitfiguren“. Der neue sozialistische Mensch sollte nicht ans finstere Mittelalter erinnert werden.
Zurück zu den muslimischen Kindern, die durch christliche Bräuche in einem immer noch christlichen Land sich angeblich ausgeschlossen fühlen könnten. Als wir in den USA lebten, wurde unsere Tochter dort eingeschult. Stolz legte sie jeden Morgen beim Fahnenappell die rechte Hand auf ihr Herz und legte die „Pledge of Allegiance“ mit feierlichem Ernst ab. Der Wortlaut auf Deutsch: „Ich schwöre Treue auf die Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika und die Republik, für die sie steht, eine Nation unter Gott, unteilbar, mit Freiheit und Gerechtigkeit für jeden.“ Ja, das musste unser Kind „erleiden“. Es ist, soweit man das als befangener, also nicht objektiver Vater beurteilen kann, dennoch wohl geraten.
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