Die Tyrannei der Schuld

Schuld ist zu einem moralischen Desinfektionsmittel in Westeuropa geworden, diagnostizierte der französische Philosoph Pascal Bruckner. Statt für sich selbst verantwortlich zu sein, versteht sich mancher als selbst ernannter Vertreter der Lebenden und der Toten. So wird ein Niemand zum Jemand.

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Das Osmanische Reich war eines der größten und am längsten existierenden Reiche in der Geschichte. Über mehr als 600 Jahre herrschte es über ein riesiges Territorium, zwang seinen Untertanen islamischen Glauben und Kultur auf und bestrafte nach seinem eigenen Rechtssystem jene, die sich dagegenstellten. Es drang durch seine Militärmacht nach Südosteuropa, in den Nahen Osten und nach Nordafrika vor, und nur die Stärke einer Koalition europäischer Armeen konnte in der Schlacht bei Wien am Kahlenberg 1683 Europa vor der Osmanischen Herrschaft bewahren.

Im Laufe des Ersten Weltkrieges fiel das Reich auseinander. Doch währenddessen verübte es eine der schlimmsten Gräueltaten in der Geschichte und tatsächlich den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Die Vernichtung der armenischen Bevölkerung Anatoliens war ein Massaker an mehr als einer Million Menschen innerhalb weniger Jahre. 1973, fünf Jahrzehnte nach dem Zerfall des türkischen Reiches, fiel die Türkei über Zypern her. Ihre Armee besetzte die Hälfte der Insel, ermordete griechische Zyprioten und vertrieb andere aus ihrer Heimat. Die Besatzung hält bis zum heutigen Tag an, obwohl die Türkei Mitglied der Nato ist und der griechische Teil Zyperns Mitglied der EU. Man kann der Auffassung sein, dass die Türkei als eine historische Macht nicht schlimmer, aber bestimmt nicht besser war als irgendein anderes Land der Welt. Es ist bemerkenswert, dass dies alles kaum erwähnt wird, dass die Türken selten oder so gut wie nie veranlasst werden, sich für die historische Rolle der Türkei schuldig zu fühlen.

Das geschieht teilweise deshalb, weil die türkische Regierung sicherstellt, dass es so bleibt. Einer der Gründe, warum die moderne Türkei im Weltmaßstab führend bei der Einkerkerung von Journalisten ist, liegt an dem Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches, demnach es eine Straftat ist, »die türkische Nation zu beleidigen«. Es ist gegen das Gesetz, den armenischen Völkermord auch nur zu erwähnen, und wer es trotzdem tut, wandert ins Gefängnis. Und obwohl einige griechische Zyprioten die anhaltende Besetzung des Nordteils ihrer Insel beklagen, hat das die britische Regierung niemals davon abgehalten, den Wunsch der Türkei nach Vollmitgliedschaft in der EU zu unterstützen.

Wiedergutmachung für historische Übeltaten

Es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass sich die türkische Regierung niemals für die Verbrechen des Osmanischen Reiches entschuldigt hat. Und es ist nicht überraschend, dass das Land bis heute die Erwähnung seiner jüngeren Besatzungsgeschichte und der ethnischen Säuberungen gesetzlich verbietet. Was eher schon überrascht, ist, dass nur wenige von außerhalb diese Tatsachen gegen die Türken als Volk wenden. Wenn die Art, wie Geschichte in Europa heute unterrichtet und internalisiert wird, zum Ziel hat, dass sich die schlimmsten Ereignisse dieser Geschichte nicht wiederholen, dann müssen wir uns doch fragen, wer sonst noch in der Welt so handeln sollte. Welche anderen Nationen sollten wir ermutigen, sich für ihre Vergangenheit zu schämen? Und wenn es sonst niemand tut, sondern sich stattdessen sowohl auf den nationalen Stolz als auch auf die Ächtung historischer Nachforschungen verlässt, sollten wir uns dann nicht fragen, ob sich Europa nicht in einer merkwürdigen Lage befindet, weil es sich zutiefst schuldig bekennt?

Auch mit anderen reden
Raus aus der Filterblase!
Das Problem ist noch größer. Wenn historische Übeltaten heute gesühnt werden müssen, wo liegen dann die Grenzen, und wer alles ist davon betroffen? Mit der »Das Imperium schlägt zurück«-Theorie wurde oft behauptet oder angedeutet, Europa müsse alle Konsequenzen der Massenmigration erleiden und tragen, weil sie Wiedergutmachung für historische Übeltaten sei. Wenn aber die Massenmigration Wiedergutmachung für historische Übeltaten wie Imperialismus ist, warum gilt das für die moderne Türkei nicht? Hat es die Türkei nicht verdient, auch vollständig verändert zu werden? Wenn es so ist, welche Gegenden sollen wir zur Migration ermutigen? Sollten dann alle Türken, die unglücklich mit diesem Prozess sind, als »Rassisten« niedergeschrien werden? Wenn wir schon einmal dabei sind, die »Diversität« als Strafe für historische Übeltaten den Menschen aufzuerlegen, sollte die »Diversität« nicht auch über Saudi-Arabien verhängt werden? Sollte der Iran nicht gezwungen werden, als Buße für seine Geschichte Minderheiten aus der ganzen Welt aufzunehmen? Da alle Länder, Völker und Religionen irgendwann Schreckliches getan haben und da nicht alle Rassen und Kulturen in der gleichen Weise gestraft werden, sollte uns da nicht der Gedanke kommen, dass hinter diesen letzten Ereignissen in Europa ein spezifisches, gegen den Westen und Europa gerichtetes Motiv steckt? Es ist eine merkwürdige, beunruhigende Feststellung.

Gibt es eine erbliche Schande der Mittäterschaft?

Wenn der Begriff der historischen Schuld irgendetwas bedeuten soll, dann muss er beinhalten, dass eine erbliche Schande der Mittäterschaft von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Es trifft zu, dass manche Christen wegen eines einzigen Absatzes im Evangelium (Matthäus 27,25) die Juden in genau dieser Weise verantwortlich gemacht haben. Und es dauerte bis 1965, dass ein Papst diese Last auch formal aufhob. Aber dieser Fall und ähnliche Fälle von Beschuldigungen der Nachfahren gelten in der modernen Zeit als moralisch widerwärtig. Der Fall der Juden ist besonders beunruhigend, denn er zeigt, wie lange sich eine solche Vendetta halten kann. Die Empfindung der Schuld, mit der moderne Europäer glauben beladen zu sein, begann allerdings erst in den letzten paar Jahrzehnten. Es ist eine Krankheit, die mit dem späten 20. Jahrhundert begann. Sie könnte – wie die christliche Idee von der vererbten Schuld der Juden – noch ein paar tausend Jahre anhalten. Und man ahnt es nicht einmal, wie sie dann beendet werden könnte.

In erster Linie deshalb, weil so viele Europäer wünschen, sie würde ewig halten. Schuld ist zu einem moralischen Desinfektionsmittel in Westeuropa geworden, diagnostizierte der französische Philosoph Pascal Bruckner in seinem Buch La Tyrannie de la pénitence (Titel der deutschen Übersetzung: Der Schuldkomplex). Die Menschen saugen sie auf, weil sie sie mögen: Sie berauschen sich daran. Es hebt ihre Laune, sie fühlen sich erhöht. Statt einfach Menschen zu sein, die für sich selbst verantwortlich und denen gegenüber Rechenschaft schuldig sind, die sie kennen, werden sie zu selbst ernannten Vertretern der Lebenden und der Toten, Träger einer furchtbaren Geschichte und potenzielle Erlöser der Menschheit. So wird ein Niemand zum Jemand. 2006 tauchte in Großbritannien ein besonders merkwürdiges Exemplar dieses Typs auf, Andrew Hawkins.

„Entschuldigungsreise“ nach Gambia

Mr. Hawkins ist ein Theaterregisseur, der in der Mitte seines Lebens entdeckte, dass er von einem Sklavenhändler aus dem 16. Jahrhundert, von John Hawkins, abstammt. 2006 wurde Andrew Hawkins von einer Hilfsorganisation mit dem Namen »Lifeline Expedition« eingeladen, mit ihr auf eine »Entschuldigungreise« (sorry trip) nach Gambia zu gehen. Im Ergebnis schloss sich Hawkins 26 anderen Abkömmlingen von Sklavenhaltern an, um im Juni des gleichen Jahres durch die Straßen der Hauptstadt Banjul mit Ketten an den Händen und mit einem Joch um den Hals zu paradieren. Die Teilnehmer trugen auch T-Shirts mit der Schrift »So Sorry« und marschierten so in das 25.000 Menschen fassende Stadion der Hauptstadt ein. Weinend und auf den Knien entschuldigten sie sich auf Englisch, Französisch und Deutsch vor den etwa 18.000 Zuschauern, bevor die gambische Vizepräsidentin Isatou Njie Saidy sie in einer Zeremonie von ihren Ketten befreite.

Man kann ohne Weiteres behaupten, dass, wer an einer solchen Zeremonie teilnimmt, sowohl psychisch als auch moralisch in großer Not sein muss. Mr. Hawkins und seine Freunde hatten Glück, dass sie auf ihrer Entschuldigungstour durch überwiegend irritierte Gambier so gutmütig aufgenommen wurden. Nicht jeder reagiert so gutartig auf die westliche Angewohnheit der Selbstflagellation. Vor vielen Jahren, während wieder einmal ein Friedensgespräch zwischen Israel und den Palästinensern scheiterte, interviewte ein Journalist Jassir Arafat in seinem Büro in Ramallah. Gegen Ende des Interviews kam ein männlicher Assistent Arafats in das Büro des Präsidenten, um anzukündigen, dass die amerikanische Delegation eingetroffen sei. Der Journalist witterte eine Sensation und fragte den Präsidenten, wer die Amerikaner im Nachbarzimmer seien. »Es sind Amerikaner, die durch die Region reisen, um sich für die Kreuzzüge zu entschuldigen«, sagte Arafat. Dann brachen er und sein Gast in Gelächter aus. Beide wussten sehr wohl, dass die Amerikaner nichts mit den Kriegen vom 11. bis 13. Jahrhundert zu tun hatten. Aber Arafat war auf jeden Fall gerne bereit, jedem Nachsicht zu zeigen, der glaubte, eine solche Geste für eigene politische Vorteile nutzen zu können.

„Der Selbstmord Europas“
Bestseller-Autor Douglas Murray im Interview
Der Wunsch, sich sündig zu fühlen, hat die europäischen liberalen Gesellschaften fest im Griff: Sie sind die Ersten in der Geschichte, die, wenn sie einen Schlag abbekommen, erst einmal fragen, womit sie das verdient haben. Die nicht zu lindernde historische Schuld setzt sich bis in die Gegenwart fort. Deshalb sind die Europäer auch dann die Schuldigen, wenn sie diejenigen sind, die misshandelt oder von noch Schlimmerem getroffen werden. Mehrere Jahre vor der gegenwärtigen Migrationskrise wurde ein linker norwegischer Politiker, Karsten Nordal Hauken (nach eigener Bekundung Feminist, Antirassist und Heterosexueller), zu Hause von einem somalischen Flüchtling brutal vergewaltigt. Sein Angreifer wurde durch einen DNA-Test überführt und verurteilt. Nachdem er seine Strafe von viereinhalb Jahren abgebüßt hatte, sollte er in seine somalische Heimat abgeschoben werden.

Masochismus ist keine Demonstration von Tugend

Später beschrieb Hauken in den norwegischen Medien, welche Schuldgefühle ihn deshalb gequält haben. Er fühle sich tatsächlich verantwortlich dafür, dass der Vergewaltiger nach Somalia zurückgeschickt wurde. »Ich hatte ein starkes Gefühl von Schuld und Verantwortung«, schrieb er. »Ich war der Grund dafür, dass er nicht mehr in Norwegen war und stattdessen in eine dunkle und unsichere Zukunft nach Somalia geschickt wurde.«

Es ist eine Sache zu versuchen, seinen Feinden zu vergeben. Aber es ist noch einmal etwas ganz anderes, brutal vergewaltigt zu werden und sich dann Sorgen zu machen über die zukünftigen Lebensumstände des Vergewaltigers. Vielleicht gibt es zu einer gegebenen Zeit immer eine bestimmte Zahl von Menschen, die vom Masochismus befallen sind. Vielleicht werden die Masochisten – genauso wie die Armen – immer mit uns sein. Aber eine Gesellschaft, die Menschen mit diesen Neigungen belohnt und ihnen sagt, dass ihre Neigung nicht nur natürlich, sondern auch eine Demonstration von Tugend sei, wird eine höhere Konzentration an Masochisten produzieren.

Allerdings haben Masochisten – egal, wie viele sie auch sein sollen – ein besonderes Problem, mit dem sie fertigwerden müssen, nämlich: Was passiert, wenn sie auf einen Sadisten treffen, der sagt: »Du glaubst, du bist grauenvoll und schrecklich, mit Eigenschaften, die nicht zu sühnen sind? Stimmt, so bist du.« Es mangelt heute nicht an Masochisten, nicht in Europa und nicht in den Ländern, für die sich Europäer teilweise verantwortlich fühlen. Aber es gibt auch keinen Mangel an Sadisten, die gerne bereit sind, jeden Selbstvorwurf zu bestätigen und jede unserer Ideen über unser ganzes Elend aufzugreifen. Und das ist der andere Grund, warum – zurzeit – die Idee von der elementaren Sünde unumkehrbar ist. Die meisten Menschen möchten keine Schuldgefühle haben und wollen von anderen auch nicht wegen ihrer Sünden angeklagt werden und schon gar nicht, wenn dies in böser Absicht geschieht. Nur die modernen Europäer sind glücklich in ihrem Selbsthass und bieten einen internationalen Tummelplatz für Sadisten.

Schwärzeste Momente mit Sternstunden vergleichen

Während die westlichen und europäischen Nationen sich selbst zerfleischen und von der Welt erwarten, sie für das Verhalten ihrer Ahnen zu zerfleischen, hat bisher keine ernst zu nehmende Behörde oder Regierung jemals anderen Völkern empfohlen, für die vererbten Verbrechen ihres Volkes Verantwortung zu übernehmen. Nicht einmal für Verbrechen, die zu unseren Lebzeiten begangen wurden. Vielleicht gibt es im Westen nur wenige Sadisten. Eher trifft es zu, dass es in den anderen Ländern zu wenige Masochisten gibt, um eine derartige Mission erfolgversprechend erscheinen zu lassen. Die mongolische Invasion des Mittleren Ostens im 13. Jahrhundert war eine der brutalsten in der aufgezeichneten Geschichte. Im Laufe der Massaker in Nishapur 1221, in Aleppo und Harem sowie der Brandschatzung Bagdads 1258 wurden nicht nur Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder abgeschlachtet, sondern auch unglaubliche Mengen an Wissen und Gelehrsamkeit vernichtet. Wenn wir heute dauernd Erzählungen über die Kreuzzüge hören, aber kaum etwas über diese Brutalitäten, dann hat das nicht nur damit zu tun, dass es schwerfallen würde, die Nachfahren der Mongolen zu finden und zu beschuldigen, sondern auch damit, dass es zweifelhaft ist, ob die Abkömmlinge für die Idee empfänglich wären, Schuld zu haben an den Verbrechen ihrer Ahnen.

Nur die europäischen Nationen lassen es zu, aufgrund ihrer schwärzesten Momente beurteilt zu werden. Diese Selbstzerfleischung ist besonders unheimlich, weil man von den Europäern gleichzeitig erwartet, jeden anderen nur aufgrund von dessen Sternstunden zu beurteilen. Während in Diskussionen über religiösen Extremismus die spanische Inquisition und die Kreuzzüge regelmäßig zum Thema werden, werden dem Andalusien und die islamischen Neo-Platonisten gegenübergestellt. Es kann kein Zufall sein, dass diese zwei Dinge – uns selbst nach unseren schwärzesten, andere jedoch nach deren hellsten Momenten zu beurteilen – Hand in Hand gehen. Es scheint so, als handle es sich bei den Vorgängen im Westen sowohl um ein politisches als auch um ein psychologisches Leiden.

Nichtsdestotrotz, auch wenn gegenwärtig die moderne europäische Schuld in seinem Endstadium angekommen zu sein scheint, ist es nicht sicher, dass es dabei bleibt. Werden junge Deutsche, die Enkel, Urenkel und Ururenkel der Generation, die in den 40er-Jahren lebte, für immer ihren vererbten Makel spüren? Oder besteht die Möglichkeit, dass irgendwann der Augenblick gekommen sein wird, in dem junge Menschen, die selbst nichts Böses getan haben, »genug mit dieser Schuld« sagen? Genug mit der Unterwürfigkeit, die ihnen das Schuldbewusstsein aufzwingt, genug mit der Idee, dass etwas einmalig Schreckliches in der Vergangenheit passiert ist, genug damit, dass die Geschichte, von der sie niemals Teil waren, vorschreibt, was sie in der Gegenwart und der Zukunft tun oder lassen sollen. Möglich ist es schon. Vielleicht ist die Schuld-Industrie auch nur das Phänomen einer einzigen Generation und wird einst durch was auch immer ersetzt?


Auszug aus:
Douglas Murray, Der Selbstmord Europas. Immigration, Identität, Islam.
Edition Tichys Einblick, 384 Seiten, 24,99 €.

Empfohlen von Tichys Einblick. Erhältlich im Tichys Einblick Shop >>>

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Der Ketzer
6 Jahre her

Es ist weniger eine Tyrannei der Schuld, sondern eine „Tyrannei der Werte“ – wobei die Schuld als derzeit höchster Wert herausgestellt, oder besser gesagt „instrumentalisiert“ wird. Unter dieser Überschrift „Tyrannei der Werte“, ergänzt durch „Überlegungen eines Juristen zur Werte-Philosophie“ schrieb Carl Schmidt: „Die Geltung der Werte beruht auf Setzungen. Wer ist es nun, der hier die Werte setzt? Bei Max Weber finden wir die klarsten und auch ehrlichsten Antworten. Danach ist es das menschliche Individuum, das in voller, rein subjektiver Entscheidungsfreiheit die Werte setzt. Auf diese Weise entgeht es der absoluten Wertfreiheit des wissenschaftlichen Positivismus und setzt ihm seine freie,… Mehr

BK
6 Jahre her

Ein Land was nicht mal seine eigenen Toten zählt, seine Gefallenen Soldaten nicht ehrt, den ganzen Osten verschenkt, und im großen Stil eine völlig fremde Kultur ansiedelt, ist ein verratenes Land, in dem man die eigene Identität auslöschen, das Klima vergiften, und die Saat für neuen Hass einbringen will.

Marie-Jeanne Decourroux
6 Jahre her

Das durch Europa geisternde kollektive Schuldgefühl ist eine der ehemals »christlichen Tugenden« die – nach Chesterton – mit dem Verlust des Glaubens »verrückt gewordenen« sind. [Matthias Matussek: „Wenn ein religiöses System zertrümmert wird, wie es in der Reformation geschah und wie es heute mit dem Zertrampeln des Christentums passiert, führe das nicht nur zu einer Entfesselung der Laster, die zweifellos Schaden anrichten, sondern [so Chesterton:] »auch die Tugenden werden entfesselt, und sie streifen noch haltloser umher und richten noch schlimmeren Schaden an. Die heutige Welt steckt voll von alten christlichen Tugenden, die durchgedreht sind.«“ -zitiert aus »White Rabbit – oder… Mehr

Marie-Jeanne Decourroux
6 Jahre her

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Niklas
6 Jahre her

„Sollten dann alle Türken, die unglücklich mit diesem Prozess sind, als »Rassisten« niedergeschrien werden?“ Es macht für die „Ankläger“ eben einen großen Unterschied, ob der Angesprochene sie auslacht und abweist oder sich bei jeder noch so abstrusen Anklage zuverlässig wie ein Wurm windet, so wie die Deutschen. Man stelle sich mal das Gefühl von Macht vor, wenn man einem bayrischen Ministerpräsidenten erfolgreich (!) verbieten kann, bestimmte Worte zu benutzen! Denn es ist schon auffällig: Nach anfänglichem Zeter und Mordio ist es erstaunlich ruhig um Politiker wie Salvini oder Kurz geworden – schlicht aus dem Grund, weil das Gezeter an denen… Mehr

Wosi
6 Jahre her

Es ist unser Problem, dass es vielen von uns an Mut und Zivilcourage fehlt, die offenkundigen Probleme deutlich und ehrlich anzusprechen. Ich besuchte den türkischen Teil von Zypern 1984 zum ersten Mal. Bei einem meiner folgenden Besuche im Jahr 2001 klärten mich meine türkischen Begleiter über die Verbrechen von griechischer Seite auf. Diese hat es objektiv gegeben, doch die türkischen Nationalisten verhielten sich bei der Annektion des östlichen Teils der Insel keinesfalls besser. Ich habe meine Meinung sehr selbstbewußt vertreten, das hat Eindruck gemacht. Ich würde mir wünschen, dass unsere Politiker ebenfalls selbstbewußter ihre Meinung vertreten; das Heucheln von Freundschaft… Mehr

paul z
6 Jahre her

Ich kann hier den Kommentar zu diesem und dem „Wie human sind wir?“-Artikel in einem Abwasch erledigen: Sowohl blinde Wohltätigkeit, wie auch blinde Selbstkasteiung sind eine Form der Ego-Masturbation. Sie sind die moderne Form des Gebetes, die obszöne Selbstdarstellung der Frömmigkeit, die man von vielen Religionen kennt – im Englischen als puritanisches „I’m holier than thou“ bekannt, „Ich bin heiliger als du“. Buße und scheinheilige Pseudo-Barmherzigkeit in ritualisierter Form sind beileibe kein Monopol der Poko-Religion (Politische-Korrektheits-Religion – irgendwann bastle ich eine Wortschöpfung, die sich verbreitet). Relideologien ändern sich, die dazu gehörigen Denk- und Verhaltensmuster kaum. Sie finden immer eine Möglichkeit,… Mehr

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  paul z

Wow, Napoleon hätte gesagt: Voilà, un homme! Herzliche Grüße, lieber paul.

Gerro Medicus
6 Jahre her

Leider hat Herr Murray in diesem Artikel nur einmal das Wort gebraucht, das meines Erachtens nach die richtige Analogie beschreibt: das Flagellantentum! Genauso wie die religiösen Flagellanten, die sich Schmerz und Wunden selbst zufügten, um die Erbsünde Adams und Evas zu büßen (und ihre eigenen dazu), passiert das heute besonders im linksgrünen Milieu. Es sind Sektierer, die heute nicht mehr mit Peitschen und stachelbewerten Stöcken auf sich selber einschlagen, sondern mit psychologischem Terror, um für die Sünden ihrer Väter und Vorväter zu büßen (hier ist allerdings ein Unterschied zu den Flagellanten von damals: Linksgrüne sehen keinen Anlaß, für EIGENE Sünden… Mehr

Enrico Stiller
6 Jahre her

„Auf diese Weise wird ein Niemand zum Jemand…“ Volltreffer. Diese ‚Mea-Culpa-Pose‘ bedient einfach das Bedürfnis zutiefst erbärmlicher Menschen, sich gross, gut und wichtig fühlen zu können. Statt des Lorbeerkranzes auf dem Haupte der erhobene Zeigefinger als Zeichen der Würde. – Soll sich Mitteleuropa an der Eroberung durch die Römer rächen? An den Raubzügen der Wikinger und Mongolen? Schon nordamerikanische Indianervölker haben untereinander Völkermord begangen, auch wenn heutige Historiker da lieber nicht so genau hinschauen. UNSERE Schuld ist eben singulär. Heisst: WIR sind singulär. Einzigartig. Wie früher im Bösen, so jetzt eben im Guten. Das jedenfalls sollen wir unseren pseudoelitären Hanswursten… Mehr

Udo Kemmerling
6 Jahre her
Antworten an  Enrico Stiller

„Soll sich Mitteleuropa an der Eroberung durch die Römer rächen?“ Das wäre dann Rache an sich selbst, denn man muß schon sehr weit zurückgehen, um die Römer aus Mitteleuropa wegzudenken. Dann waren es Gallier, die Rom geplündert haben, im 4. Jhd. vor Christus. Wer soll sich da an wem rächen? Hat Gaius Julius Caesar aber schon erledigt! Ansonsten basiert die von Ihnen postulierte Kultur, die sich für was auch immer rächen soll, auf der Kultur des Imperiums oder auf dem Neid auf ebendiese. Schon die germanischen Franken gründeten auf den Trümmern des Westreiches ein Staatswesen, das wenig später „Heiliges Römisches… Mehr

benali
6 Jahre her

Der Autor schreibt „Schuld ist zu einem moralischen Desinfektionsmittel in Westeuropa geworden“. Das ist ein Widerspruch in sich, denn Desinfektionsmittel sollen als Infektionsschutz genau das Gegenteil dessen bewirken, nämlich diese angebliche Schuldsehnsucht bekämpfen. Schuldsehnsucht birgt einen weiteren Widerspruch. Todessehnsucht bezieht sich zweifelsfrei auf den Sehnsüchtigen selbst, denn er sucht nach dem Tod. Die Schuldsehnsucht ist aber eine links-grüne Erfindung, die anderen zwangsweise eingeredet wird. Ich persönlich – und sicher auch die absolute Mehrheit hier im Forum – nehme diese Idiotie nicht an, erkenne sie aber als eine sehr große Gefahr für das Fortbestehen Deutschlands und auch Europas. Ähnliches findet auch… Mehr