Offener Streit in der Union

Die nun sichtbare Aufsplitterung der Union in öffentlich gegen einander antretenden Gruppen kann sehr leicht dazu führen, dass sich Umfang und Tempo des Abstiegs der Union beschleunigen.

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Die Rheinische Post veröffentlicht eine Meldung von ots.de, der „Plattform für Pressemitteilungen und Pressemeldungen“ (Hervorhebungen Redaktion):

»Der Wirtschaftsrat der CDU hat der Parteispitze um Kanzlerin Angela Merkel eine gefährliche Schwäche beim Zusammenhalt der Volkspartei vorgeworfen. Mit Blick auf die neuen Plattformen der Union – die konservative WerteUnion und die Union der Mitte – sagte Verbandsgeneralsekretär Wolfgang Steiger der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Freitag): „Diese Zergliederung der CDU ist ein Symptom dafür, dass sie nicht mehr von der Spitze her integriert wird.“ Wähler und Mitglieder fänden sich weder in der Zuwanderungs- noch in der Wirtschaftspolitik ausreichend wieder. Karin Prien, Wissenschaftsministerin von Schleswig-Holstein und Unterstützerin der von dem 29-jährigen CSU-Politiker Stephan Bloch gegründeten Union der Mitte, sagte der Redaktion: „Jetzt machen wir es mal umgekehrt und positionieren uns als Union der Mitte. Wir waren als Moderate in der Zeit nach der Flüchtlingskrise doch immer in der Defensive. Wir mussten uns sogar dafür rechtfertigen, wenn wir die Position der eigenen Bundeskanzlerin unterstützt haben. Das ist doch absurd.“ Der Vorsitzende der WerteUnion, Alexander Mitsch, bezeichnete die Union der Mitte als „Union der Linken“. Die WerteUnion sei der liberal-konservative Flügel von CDU und CSU – „in der Tradition von Ludwig Erhard – und das ist die eigentliche Mitte der Union“.«

Welche alte und neue Teil-Union gegen welche mit welchen Argumenten – darauf kommt es gar nicht mehr an. Die Selbstzersplitterung der über Jahrzehnte geschlossensten Parteirichtung im Vergleich zu allen anderen nimmt Ausmaße an, die das Geschehen in anderen Parteien in den Hintergrund drängt. Bisher waren die inneren Konflikte in CDU und CSU, die sich bei näherem Hinsehen quer durch beide Unionsteile ziehen, in der veröffentlichten Meinung hinter dem Vorhang des Streites CSU gegen CDU verborgen geblieben.

Das Auftreten der „Union der Mitte“ einigt und stabilisiert nun die Union nicht, sondern legt ganz gegen ihre Absicht das Ausmaß der Zersplitterung offen, das von einer Handvoll Leuten an der Unionsspitze lange hinter den Kulissen gehalten worden war.

Wenn so etwas einmal losbricht, kommt es erfahrungsgemäß nicht oder jedenfalls nicht bald wieder zur Ruhe. Streit und Zerstrittenheit ist aber das, was die Harmonie-süchtigen Deutschen gar nicht mögen. Ich kann auch nicht erkennen, wer diese nun offen zutage liegenden Bruchstellen kreuz und quer durch die Union wodurch schließen könnte.

Der Abstieg der SPD aus den Wähleranteilen über 30 Prozent unter 20 hat ein gutes Jahrzehnt gebraucht, der Abstieg der Union von über 40 Prozent an die bedrohliche Marke 30 zwei Jahrzehnte. Dass die Union unter 30 Prozent fällt, signalisieren erste Umfrageergebnisse. Die nun sichtbare Aufsplitterung der Union in öffentlich gegen einander antretenden Gruppen kann sehr leicht dazu führen, dass sich Umfang und Tempo des Abstiegs der Union beschleunigen.

Als Fußnote sei daran erinnert, dass die Prozentzahlen für die Parteien ja nur den Anteil an den gültigen abgegebenen Stimmen der Wahlberechtigten wiedergeben.

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Kommentare ( 96 )

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giesemann
6 Jahre her

Nach meiner Info sind die Nichtwähler 28,5% bei einer Wahlbeteiligung von 71,5%
Andere Zahlen besagen 25% Nicht bei 75% Beteiligung. Sei’s drum.

Oswaldo
6 Jahre her

Ja, es ist Zersplitterung und wahrscheinlich noch mehr: das einsetzende Auseinanderbrechen der CDU. Man könnte auf den ersten Blick zwar auch spekulieren, ob sich hier nicht vielleicht aus dem Einheitsmerkelgrau der vergangenen fünfzehn Jahre die alte Volkspartei CDU mit ihren diskutieren Flügeln und alledem berappelt. Aber das ist erkennbar nicht der Fall. Hier sind nicht CDA und Wirtschaftsflügel unterwegs und diskutieren öffentlich über die Krankenkassenbeiträge und desgleichen, sondern es steht -maximal grundsätzlich – die Frage im Raum, ob die zum Eigenen nicht mehr fähige CDU sich an den Grünen oder an der AfD orientieren soll. Diese Frage steht da einigermaßen… Mehr

benali
6 Jahre her

Herr Goergen, es wäre zu hoffen, dass sich Ihre Vermutung (Hoffnung) realisierte, dass sich Umfang und Tempo des Abstiegs der Union beschleunigen. Die Union zeigt mit ihrem politischen Handeln, dass sie weder in der Lage ist geopolitische Probleme zu erkennen und Lösungen zuzuführen, noch dass ihr die deutschen Bürger in irgendeiner Form am Herzen liegen. Deshalb kann die Union weg, auch der bayrische Teil. Die Union, angeführt von der sogenannten „mächtigsten Frau der Welt“ hat auf die Migrationskrise nur eine Antwort: Ursachenbekämpfung. Aber keine schlüssige Antwort darauf, was die wirklichen Ursachen für den stärker werdenden Migrationsdruck sind. Begriffe wie Bevölkerungsexplosion… Mehr

Eberhard
6 Jahre her

München gestern mit seiner Demo zeigt es wieder ganz klar. Unsere Gesellschaft und damit das Land ist tief gespalten, zersplittert und moralisch herabgewirtschaftet. und das in wenigen Jahren. Was machen die angeblich doch so Guten Deutschen, heute nur aus unserem Land? Sie leben heute von dem, was ihre Großväter und Väter nach dem schlimmen Krieg und seinen Folgen aus dem damaligen Chaos und Ruinen wieder aufgebaut. Unter Entbehrungen und mit sehr viel Fleiß und harter Arbeit. Und sie leben darum auch heute noch in einem Land mit hohem Wohlstand und Sozialsystemen, von denen die Menschen in den meisten Länder dieser… Mehr

Thorsten
6 Jahre her
Antworten an  Eberhard

Mich würde interessieren wie viele der Demonstranten im Staatsdienst oder der migrations-nahen Dienstleistung (wie Sozialarbeiter) dort demonstriert haben.

Sie haben damit gegen das staatliche Neutralitätsverbot verstoßen. Ein „Einzelfall“ hat es sogar zugeben. Ich vermute schlimmes…

Petra Horn
6 Jahre her

Die fragen sich jede Nacht immer drängender, wann der Zeitpunkt ist, abzuspringen. Ein paar gibt es natürlich auch, die nach der Wahl sowieso keine Chance mehr haben und alt genug sind. Die freuen sich, solange es noch läuft.

Hadrian17
6 Jahre her

Aber, aber, … lieber Goergen … . Splittern kann nur etwas, das Substanz hat, hart in der Sache ist (und verbindlich im Umgang) aber molluskenhaftes Dasein lässt sich nicht greifen. Wie der Wochenendpresse zu entnehmen war, hat Frau AKK Herrn Mitsch bereits kollegial aufgerufen, seinen Beitrag zum neuen „Grundsatzprogramm“ oder wie das heisst einzubringen. Nun denn, Papier ist geduldig und ein Arbeitskreis … nun ja. Es scheint absolut müssig, darüber zu sinnieren, ob der Wähler im Focus des Handelns der Parteien, und zwar aller Parteien, steht. Wir haben es hier im Hinblick auf den Wählerauftrag der Regierungsverantwortung mit einem festen… Mehr

andreas donath
6 Jahre her
Antworten an  Hadrian17

Ich sehe den Unions-Wählerblock keinesfalls bei stabilen 30 % – teilweise liegen die Umfragen ja auch schon darunter. Nicht mal 20 % halte ich in Hinblick auf die Zukunft für in Stein gemeißelt. Wohlgemerkt CDU und CSU – die Merkel-Partei selbst liegt ja schon jetzt nur noch bei 23 %, maximal 24 %. Da ist noch viel Luft nach unten. Unions-Wähler waren immer extrem harmoniesüchtig. Das hat mich in drei Jahrzehnten (sinnloser) CDU-Mitgliedschaft oft in Rage gebracht. Wenn die Spaltung innerhalb der CDU voranschreitet, könnte es langsam aber stetig in Richtung Democrazia Cristiana gehen. Ich fände das im Übrigen ganz… Mehr

Hadrian17
6 Jahre her
Antworten an  andreas donath

Ein paar Prozente derzeit hin oder her werden das Spiel voraussichtlich nicht beeinflussen. Der große Linksblock, zu dem die CDU nun wohl auch gerechnet werden muss, steht bei weit über 50 %. Der neue Sammler „CDU der Mitte“ wird wohl irgendwann die WerteUnion einklappen: Die Aufteilung in diejenigen, die „noch nicht so lange“ und die, welche „schon länger“ … wird sich über die Jahre relativieren und die Neubürger mit Wahlrecht ausstatten, die dann mit Sicherheit den Mainstream wählen und damit entscheidend verstärken, mit welchem sie bislang gut gefahren sind. Die Maschine dieses Ozeanriesens ist klug gebaut und wird eher zuverlässig… Mehr

Old-Man
6 Jahre her

Wenn erst einmal der interne Werteverfall einer Partei zu Lagerbildungen führt,wenn der Streit untereinander nicht mehr der Sache,sondern nur noch der Ideologie geschuldet ist,und wenn dieses dann nach draußen dringt,spätestens dann wird klar,das es keine Union mehr gibt,und das sich die CDU als größere Schwester im Beginn der Selbstzerstörung befindet! Schaut man sich an wer die Schuld daran trägt,so kommt man unweigerlich immer auf Frau Merkel,obwohl Sie es wohl nicht ganz allein zu verantworten hat,dazu hat Sie zu viele willfährige Gehilfen … in der Partei nach vorne gehieft,die Köpfe der Partei aber gnadenlos abgeschlagen! Der Zerfall der Union besteht schon,der… Mehr

flo
6 Jahre her

Warum unterstützt man die Union der Mitte? Facebook-Zitate: Julia Hofmann möchte in eine „bessere Welt“ segeln. Volker Hoff: „Die CDU ist eine Europapartei …“ Dr. Michael Blume: „Weil ich es nicht akzeptieren kann, dass Menschen das ‚C‘ dafür missbrauchen, um gegen Notleidende, Geflüchtete, Anders- und Nichtglaubende zu hetzen. [Mit anderen Worten: Blume unterstellt Partei-/Fraktionsmitgliedern zu „hetzen“.] Die Union muss eine europäische Kraft der Vernunft, des Ausgleichs und Dialoges bleiben.“ Uwe Schummer: „Die europäische Idee, christliche Verantwortung und die Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen, Brücken zu bauen; davon und dafür lebt die Union als Volkspartei der Mitte.“ Benjamin Dargel: „Weil nur in der… Mehr

andreas donath
6 Jahre her
Antworten an  flo

Diese Blubber-Wellness-Mainstream-Statements lassen jedes Problembewusstsein angesichts der tiefen gesellschaftlichen Verwerfungen infolge von Merkels gewollter Massenmigration vermissen. Das sind Statements, wie sie jeder Durchschnitts-Grüne oder ZEIT-Abonnent blind unterschreiben würde. Weshalb sollte man solche linkgestrickten Figuren wählen? Nur weil CDU draufsteht? No way!

Thorsten
6 Jahre her
Antworten an  flo

Das „C“ sollte die Partei sowieso abgeben. Also christlich gepräge Politik erkenne ich gar nicht, eher eine Politik die anti-christlich (aus Bibel-Sicht) ist.

horrex
6 Jahre her

Ich denke, dass die „asymmetrische Demolissation“ die Merkel ursprünglich betrieb um Stimmen von „Links“ und „Grün“ zu bekommen sich als Sackgasse erwiesen hat. Das Unerwartete geschah. „In der Mitte“ öffnete sich sperrangelweit ein Scheunentor das so gerne wie falsch „rechts“ und populistisch genannt wird. – Die Frage die sich mir stellt ist, wie weit „grün-rote Denkweise“ inzwischen im „Bewusstsein“ als „nicht mehr zu hinterfragende Gewissheit“ implementiert ist. Meiner Meinung nach wird DAS die zukünftige Entwicklung entscheiden. ANDERNFALLS brauchen wir NOCH MEHR und weiteren „Schwachsinn“ (wie „Club-Med, Flüchtlinge, EU-Schwäche, den alternative Energien Wahnsinn) der die Absurdität des Regierungshandelns „demonstriert, der die… Mehr

Imre
6 Jahre her

Verstehe die ganze Gesundbeterei von CDU / CSU nicht. Die Parteien haben kläglich versagt, gegen das GG verstoßen und viele andere Gesetze und Abkommen.
Die gehören auf Jahre hinaus verboten wegen Verrat /Hochverrat, Sabotage und Insolvenzverschleppung des Staates. Gleiches trifft für die SPD zu! Dazu Wiedergutmachung am „Pack“ und den kritischen Bürgern…..