Geht die Deutsche Bank in einem Strudel von Skandalen und Prozessen endgültig unter? Eine fehlende Kultur von Anstand und Benehmen unter Josef Ackermann wäre dafür verantwortlich.
Wer nicht glauben mag, dass es immer noch tiefer geht, es immer noch schlechter werden kann, wenn es doch schon schlecht genug ist, der möge sich die jüngsten Nachrichten zur Deutschen Bank zu Gemüte führen. Gestern absoluter Tiefstand der Aktie, heute gar die Herabstufung der Bonitätsnote durch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) von „A-“ auf „BBB+“. Ach ja, und nicht zu vergessen, auch wieder mal eine Klage gegen das Geldhaus, diesmal in Australien. Der Börsenwert der Bank ist seit Jahresbeginn um 38 Prozent gesunken und einen neuen Vorstandsvorsitzenden hat es auch gegeben. Angesichts des brutalen Absturzes könnte Christian Sewing nur noch der Verweser sein, der das Licht ausmachen darf.
Es ist ein eklatantes Beispiel für Versagen, vor allem aber für das völlige Fehlen einer Anstandskultur. Schlechtes Benehmen war offenbar der Karriere in der Deutschen Bank besonders förderlich. Das unumstößliche Credo „The business of business is business“ des Ökonomie-Altmeisters Milton Friedman stand Pate. Verdiene, mach Dein Geschäft, alles andere ist Nebensache. Vor allem aber eine Unternehmenskultur, die sich an den gewandelten Wertvorstellungen ihrer Kunden orientieren sollte, war in den Zwillingstürmen in Frankfurt kein Thema, schlimmer noch, sie wurde als modernistisches Instrument verweichlichter Professoren und Berater verlacht.
Wie sich doch auch ein Nobelpreisgewinner täuschen kann. Gier und Arroganz statt Anstand und werteorientiertem Benehmen haben aus einer einstmals „unkaputtbaren Starbank“ ein in beinahe jeder Hinsicht ausgeplündertes Geldhaus werden lassen, dass mit Skandalen und ausgewachsenen Prozessen vor allem seine Reputation als „die“ deutsche Bank ruiniert und damit sein ureigenstes „business“ vermutlich irreparabel beschädigt hat. Schlechte Reputation führt zu schlechten Geschäftszahlen nach dem ordinären, aber treffenden Motto: „Wer stinkt, dem wird kein Parfüm angeboten.“
Der ehemalige Handelsblatt-Herausgeber und Wirtschafts-Autor Gabor Steingart hat beschrieben, warum ein guter Ruf in diesen gewandelten Zeiten „business of business“ ist: „Die Unternehmen müssen ihren Businessplan der Gesellschaft zur Genehmigung vorlegen.“ Es war (und ist bis heute) die vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann geprägte Geisteshaltung der Deutschen Bank, die die Menschen nicht „genehmigt“ haben. Arroganz, mangelndes Interesse an dem „kleinen Kunden“, vor allem aber der Sündenfall der ausufernden Boni-Zahlungen für das irritierende Eigenleben der Investment-Banker in London. Banken haben mit von der „Gesellschaft nicht genehmigten“ Praktiken das Vertrauen der Menschen massiv verspielt und es auch bis heute nicht wieder zurückgewonnen, angeführt eben von der Deutschen Bank. Wer sich heute einer Kultur des Anstandes verweigert, wird abgestraft, sei seine wirtschaftliche oder unternehmerische Leistung auch noch so bedeutend. Der Kunde, allzumal der Bankkunde, will mit schlechtem Benehmen, mit triefender Arroganz am Bankschalter oder abgehobenen Statements von Vorstandsvorsitzenden nichts zu tun haben. Der Ruf ist ihn wichtig, die Reputation ist von einem „soft skill“ zu einem „hard skill“ geworden.
Der katastrophale Stand der Aktie des Frankfurter Geldhauses in diesen Zeiten und die Herabstufungen durch Ratingagenturen zeigen eben auch den entstandenen Reputationsschaden. Mag sein, dass die schlechte Reputation nicht alleinige Verursacherin ist, aber eine grundlegende. Eine Branche, eine Bank kann nicht ohne gesellschaftliche Akzeptanz erfolgreich sein, ohne Werte zu verinnerlichen, die in der Gesellschaft eine größere Bedeutung gewonnen haben. Fehlende Reputation führt zu steigenden Risikoaufschlägen, siehe das Anlageverhalten großer Investmentgesellschaften, die bei ihrer Auswahl der Kapitalanlage das Reputationsrisiko bewusst mit einpreisen („Wer stinkt, dem wird kein Parfüm angeboten“). Folgerichtig ist der Börsenkurs der Deutschen Bank – auch – ein Ausdruck fehlender Reputation, ein Ausdruck für eine Kultur des mangelnden Anstands und schlechten Benehmens.
Vielleicht bleibt dem neuen Vorsitzenden nur noch eines, bevor das Licht ausgeht: sich mal seinen Vorgänger Josef Ackermann vorzuknöpfen. Der sprach noch im Februar dieses Jahres davon, „sehr stolz auf die Leistung meines Teams“ zu sein. „Gewiss waren auch wir nicht ohne Fehl und Tadel und haben Fehler gemacht – welcher Mensch macht keine? – aber diese hielten sich vergleichsweise doch sehr in Grenzen.“
Es gibt Zitate, die müssen für sich stehen und schon deswegen unkommentiert bleiben, weil man sich sonst auf das Niveau mangelndem Anstands und erbärmlichen Benehmens des Zitierten begeben müsste.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Eigene Erfahrung: vor 30 Jahren hatte ich dort ein Konto eröffnet. Alles OK. Bei der Beurteilung von Josef Ackermann bin ich mir nicht sicher, ob die Kategorie „Anstand und Benehmen“ die richtige ist. Es war seine Aufgabe, die Deutsche Bank in kurzer Zeit zu einer weltweit führenden Investmentbank zu machen und das hat er getan. Natürlich muß man dazu von der inneren Substanz nehmen, sonst geht es nicht. Kritischer sehe ich seine beiden direkten deutschen Vorgänger, die einen falschen Kurs gefahren sind, die Identität der Bank aufgegeben haben (Deutsche können kein Investment), weniger erfolgeich waen, aber sehr großmäulig daherkamen und… Mehr
Hinweise zu Ereignissen vor der Zeit des Herrn Ackermann….. Der aktuell zu beobachtende Niedergang der Deutschen Bank begann für Eingeweihte bereits in 1999 mit der Übernahme der Bankers-Trust für die Summe von 17 Mrd DM. Mehr unter: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/deutsche-bank-besiegelt-die-uebernahme-von-bankers-trust/79476.html Mit einem in 1999 verabschiedeten Gesetz waren „Gewinne aus der Veräußerung von Anteilen, die eine Kapitalgesellschaft an einer anderen Kapitalgesellschaft hält, … nicht (mehr) steuerpflichtig.“ Mehr unter: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/kapitalismus/krise-des-buergertums-auch-die-linken-haben-nichts-geahnt-11126848.html Bei der „Auflösung der Deutschland AG“ realisierten die Trust-Banker allein bei der im eigenen Haus, also von der Deutschen Bank gehaltenen Industriebeteiligungen etwa 50 Mrd. EURO steuerfreie Gewinne, die zum größten Teil als Boni-Ausschüttungen… Mehr
Ackermann war ein Profiteur der Kultur in der Deutschen Bank. Mir schautert es heute noch, wenn ich daran denke, mit welcher Arroganz die Herren der Deutschen Bank bei einem Seminar in Frankfurt aufgetreten sind und mit welcher Verachtung diese die Teilnehmer anderer Banken im Umgang miteinander betrachtet haben. Ackermann hat dieses Verhalten noch auf die Spitze getrieben und hat damit den Meißel an die Fundamente der Deutschen Bank gelegt – und den Abbruch vorbereitet. Wenn Sewing jetzt davon spricht, sich mehr dem Privat- und Geschäftskundensegment zuzuwenden, muss ich mich fragen, wo der Herr in den letzten Jahren eingesperrt war. Meint… Mehr
Mir war schon beim Geburtstagskränzchen für Ackermann im Bundeskanzleramt nicht mehr klar, wer hier eigentlich die Politik macht.
Geldhäuser sollten keine Politik machen und schon gar keine, die sie selbst zerstören kann, sobald der Wind sich dreht. Das hatte Ackermann damals vielleicht falsch eingeschätzt.
Der hat das nicht falsch eingeschätzt, im Gegenteil, der hat die Kuh so lange gemolken, wie das Euter richtig prall war. Ein richtiger Schwei(t)zer eben. Holladrio!!!!!!!!!!!
Europa war zu Zeiten der Finanzkrise overbanked und ist es immer noch. Im Gegensatz zu den USA, wo eine gewisse Darwinsche Auslese stattgefunden hat, hat man in Deutschland alle unfähigen Banken, insbesondere staatliche und Landesbanken ‟gerettet“. Unsere Nachbarländer würden sich freuen, wenn dieses europäische Overbanking gerade mit dem Verschwinden einer – DER – Deutschen Bank etwas gemildert wird. Die Aktionäre sind selbst schuld. Noch nicht einmal bei der letzten Hauptversammlung haben sie einen Achleitner zum Teufel gejagt, der als großer Vorsitzender seine Unfähigkeit damit krönte, gar einen indischen Oberspekulanten zum Big Boss zu machen, der sich sogar zu schade war,… Mehr
Muss ich die Deutsche Bank verteidigen? Nun ja, Ackermanns Fehler war es, dem US-Amerikanischen Geschäftsmodell zu vertrauen. Wichtiger als die Höhe der Gewinne wäre deren Nachhaltigkeit gewesen. Wie aber sich verhalten in einer Welt, die entweder staatlich finanziert/geschützt wird, siehe China oder aber keine Grenzen kennt, die Welt als `Open Society´ für US-Kapital? Die Deutsche Bank hat sich zudem nicht vom Staat helfen lassen im Zuge der US-Finanzkrise. Das Wort zum Sonntag des Autors hier an Banken ist dennoch berechtigt, denn Loyalität bekommt man auch als Bank nicht geschenkt. RESPEKT Es gibt aber auch seriöse hedgefonds, mit denen die Deutsche… Mehr
Eine Anmerkung noch…..
Die FED hat im Rahmen der US-Banken-Rettung ca. 1,3 Bio. US-Dollar
an die „notleidenden“ Institute „ausgereicht“, davon ca. 60 Mio US-Dollar
an die Deutsche Bank. H. Ackermann war schon bestens „vernetzt“.
Die Lehman Brother ging dagegen leer aus und somit in die Pleite.
So ein Zufall aber auch.
Ackerman hatte sicherlich eine grosse Rolle am Niedergang der Bank. Aber, die innere Kultur dieser und anderer Banken ist schon seit den späten 1970er Jahren Jahr für Jahr zerbröselt. In den 1980er und 1990 Jahren ist es dann richtig nach unten gegangen, und man hat überhaupt nur mehr den kurzfritigen Nutzen gesucht. Die Nullerjahre waren dann die letzte Raketenstufe nach unten, weil weder für eine (mögliche) Minderung der Krise, noch für die Krisenbewältigung Strukturen, Prozesse und Personen vorhanden waren, die es hätten besser machen können.
Eigentlich fehlt doch nun nur noch, dass die Deutsche Bank etliche Staatsanleihen von Italien hält. Sollten diese im Wert tatsächlich sinken, ist das dann garantiert das Ende – und das könnte wieder der Beginn einer neuen massiven Finanzkrise sein.
Und wer wäre Schuld? Die Deutsche Bank. Allein schon wegen des Namens wäre damit Deutschland schuld.
Doch das hat sie, zumindest aus dem Jahr 2014, mit satten 7,7 Mrd Euro. Das die Commerzbank noch mehr Bonds hält, dürfte nur ein schwacher Trost sein.( 11,7 Milliarden Euro) Bei den Franzosen dürften endgültig die Lichter ausgeehen, die Banken haben an der inglaublichen Last von 260 Mrd Euro zu tragen.
Dann wird Frankreich ja glücklich sein … Schauen Sie, man muss doch derzeit nur dafür sorgen, dass die Deutsche Bank zusammen bricht. Die ist groß genug dafür, dass sie damit den nächsten Finanzcrash auslöst. Dann sind, für die Bürger der Welt, ganz offiziell die Deutschen Schuld. Denn im Ausland werden sehr viele den Unterschied zwischen Deutscher Bank und deutscher Bundesbank nicht kennen. Das der Finanzcrash kommt wissen alle, es wird nur ständig versucht ihn auf später zu verschieben. Nun hat die Welt mit der Deutschen Bank den perfekten Schuldigen gefunden. Und dafür zu sorgen, dass die crashed, gehört nun wirklich… Mehr
Stimmt, mein Reden.
Die Rechtsabteilungen der DB werden effektiv gegen die Kunden eingesetzt. Klärende Gespräche und Entscheidungen vor Ort waren früher.
Das sagt alles über die heutige „Kultur“ einer siechenden Bank.
Die Deutsche Bank hat ein zunächst höchst erfolgreiches, aber auch riskantes Spiel gespielt. Sie setzte auf M & A, machte Investmentbanker reich und besann sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolges des Pareto-Prinzips. Dieser italienische Ingenieur und Ökonom hatte bereits vor rd. 150 Jahren italienischen Bankhäusern empfohlen, nur mit den 20% der Italiener Geschäfte zu machen, die über 80% des gesamten italienischen Vermögens verfügten. So geschah es denn auch. Der „Normalkunde“, zu klein für einen „persönlichen Vermögensbetreuer“, wurde rausgeekelt oder später in den Gulag der Postbank verbannt. Für mich würde es an ein Wunder grenzen, sollte die Deutsche Bank sich wieder… Mehr
…….und die es sich leisten können, gehen nach luxemburg! es lohnt sich!!!