Islamische Hochschulgruppen an deutschen Universitäten: Aufklärung oder Mission?

Die islamische Hochschulgruppe lädt jedes Jahr zu interessanten Themen ein, die sonst in der Öffentlichkeit kaum Beachtung finden, ganz im Sinne von, dass an Universitäten das Gebot der freien Lehre gilt. Ein Erfahrungsbericht, der mit der Frage "Aufklärung oder Mission" endet.

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Vor gut drei Wochen wurde ich von einem befreundeten muslimischen Studenten wieder Mal zu den Islam-Wochen an der Hochschule eingeladen, per Facebook. Veranstaltet wird die Reihe von der Islamischen Hochschulgemeinde an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Eine studentische Arbeitsgemeinschaft.

(Aus-)Nutzung des Gebots der freien Lehre?

Schon einige Male war ich der Einladung gefolgt. Die islamische Hochschulgruppe lädt jedes Jahr zu interessanten Themen ein, die sonst in der Öffentlichkeit kaum Beachtung finden, beispielsweise: Islam und Wirtschaft oder Geld im Islam. Hierzu werden muslimische Dozenten und Dozentinnen aus ganz Deutschland und Österreich eingeladen. Zum Empfang und hinterher gibt es eine leckere Tasse Schwarzen Tee, Kuchen und kleines Gebäck. Ein Vortrag pro Tag, jeweils 90 Minuten.

An Universitäten gilt das Gebot der freien Lehre. Hieraus ergibt sich, dass auch die Vorträge wertneutral, frei von Ideologie und politischer Überzeugung sein müssen. Nun geschieht es, dass die islamische Hochschulgemeinde ihre Vorträge jedes Mal mit einem Koran-Rezitator beginnen lässt, der Suren in einer sehr eindrucksvollen Weise vorträgt. Die gesungenen Verse werden in Deutsch per Beamer an die Wand geworfen, so dass man sie mitverfolgen kann. Spitzfindige könnten zwar in diesem Punkt meinen, dass auch diese Form der kleinen Einstimmung auf den Abend die Ideologiefreiheit und Neutralität der Hochschule verletzen könnte, aber sei es drum.

In diesem Semester hatte die islamische Hochschulgemeinde das Thema „Islamophobie“ auf ihren Plan gesetzt. An fünf Tagen sollten wieder verschiedene Redner zu diesem Thema sprechen. „Raus aus der Distanzierungsfalle“ hieß einer der Vorträge, an dem ich teilnahm. Klar, dass auch hier wieder die üblichen Sätze fielen: Der Islam hätte nichts mit Terrorismus zu tun und warum solle man sich von etwas distanzieren, was nichts mit dem eigenen Glauben zu tun hat?Jüngst hatte die betreffende Gemeinde Schlagzeilen in der Unizeitung „Der Albrecht“ an der Christian-Albrechts-Universität gemacht, als der Vorstand der Gemeinde ein mit zwei Vertreterinnen zuvor geführtes Interview zum Thema Islam und Reform prompt nicht autorisieren wollte. Der Grund: „Einige Äußerungen der beiden Studentinnen könnten missverstanden werden und zu unangenehmen Diskussionen führen“, so „Der Albrecht“. ((K)Ein Interview mit der islamischen Hochschulgemeinde Kiel, Der Albrecht, Mai 2018, S.3)

Aufklärung oder versteckte Mission?

Stein meines Anstoßes war dann ein kleines Heft, das im Vorraum von der Hochschulgruppe neben anderer Lektüre ausgelegt wurde. Der Titel: „Muslim und Christ im Dialog“, ein kleines unscheinbares, dünnes Heft, herausgegeben von der Coveying Islamic Message Society in Ägypten. Weltoffen kommt die 112 Seiten starke Lektüre zunächst daher, aber nach ein paar Seiten, besonders auf Seite 100 schwindet dann dieser Eindruck. Hier tritt der Christ dann nämlich zum Islam über mit den Worten: „Das ist der Glaube, nach dem ich suche.“ Danach nimmt ihm der Muslim das Glaubensbekenntnis ab: „Meinst du nicht, dass es an der Zeit ist, das Glaubensbekenntnis auszusprechen?“ Christ: „Doch ich denke ich bin bereit die Wahrheit des Islam zu akzeptieren,… Ich bezeuge, dass niemand angebetet werden darf außer Allah und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist … Asch-hadu an laa ilaaha illa Allah ua asch-hadu anna muhammadan abduhuu ua rasuuluh!“ (Muslim und Christ im Dialog, S. 100/101).

Im vorhergehenden Gespräch zwischen den beiden fiktiven Personen wird der Christ als jemand dargestellt, der über das 1×1 des Christentums nicht hinausgekommen zu sein scheint und auch sonst nicht mehr recht verwurzelt im christlichen Glauben ist. Der freundliche Muslim ist natürlich bereit, dem nicht ganz bibelfesten Christen Nachhilfe in dessen eigener Religion zu geben. Doch warum fühlt sich hier ausgerechnet ein Muslim dazu berufen, ihn über die Bibel aufzuklären? Die Machtverhältnisse sind in dem kleinen Heft jedenfalls klar verteilt. Der Muslim als der Wissende, der (Ober-)Lehrer, der Christ der Schüler, der Unwissende.

Aufklärung oder Mission mit (Un-)Wissen der Universität?

Diese Zeilen sollten aufhorchen lassen. Hiermit dürfte das Neutralitätsgebot verletzt sein. Möglich, dass die Islamische Hochschulgemeinde nichts über den konkreten Inhalt des Heftes wusste. Möglich, dass sie selbst auf den offenen Titel „Muslim und Christ im Dialog“ reingefallen ist. Es ist aber ebenso möglich, dass hier ganz bewusst Grenzen überschritten werden. Nur dann muss man sich fragen, welche Ziele Islamische Hochschulgruppen, insbesondere die islamische Hochschulgemeinde an deutschen Universitäten tatsächlich verfolgen. Information und Aufklärung oder Überzeugung und Missionierung? Wieso hält es die Kieler Universität hier nicht für nötig, einmal einen näheren Blick auf die Inhalte zu werfen, bevor sie der islamischen Hochschulgemeinde die Erlaubnis zur Nutzung der Gebäude erteilt und die Schlüssel übergibt?

Von Andreas Stadler

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Kommentare ( 40 )

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40 Comments
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Nationnalliberal
6 Jahre her

„Wieso hält es die Kieler Universität hier nicht für nötig, einmal einen näheren Blick auf die Inhalte zu werfen, bevor sie der islamischen Hochschulgemeinde die Erlaubnis zur Nutzung der Gebäude erteilt und die Schlüssel übergibt?“ Ich kann darin nichts schlimmes erkennen. Warum sollte es an Universitäten überhaupt irgendeine Einschränkung bezüglich der Meinungsäußerung geben? Wissenschaft, Forschung und Bildung leben von einer ergebnisoffenen Diskussion. Dort müssen auch kontroverse Standpunkte erlaubt sein. Und dazu zähle ich explizit religiösen Fundamentalismus, Marxismus, aber auch beispielsweise Rassismus. Angst vor freier Rede haben in der Regel nur die mit den schlechten Argumenten. Das Neutralitätsgebot und die Ideologiefreiheit… Mehr

Wolfgang M
6 Jahre her
Antworten an  Nationnalliberal

Dem Kommentar stimme ich vollumfänglich zu. Neben sozialistischen Studentenbünden gibt es auch den RCDS als Unionsableger. Wie in der Politik gibt es mal für die einen und mal für die anderen mehr Zustimmung. Es gibt im übrigen auch die „katholische Studentenverbindung“. Dass dort ein Büchlein liegt, in dem ein Christ zum Islam konvertiert, haut mich nicht um. Das kommt sogar im wahren Leben vor.

giesemann
6 Jahre her

Klar, typische one-way-situation … .

Interessierter Leser
6 Jahre her

Der Muslim als der Wissende, der Belehrende, der Christ, unsicher seines Glaubens nimmt den Islam an. Es gibt ein hochinteressantes Buch zu diesem Thema von Nabeel Qureshi “ Allah gesucht, Jesus gefunden“. Beschrieben wird der Wettstreit zweier von ihrer jeweiligen Religion zutiefst überzeugten Freunde und Studienkollegen, nacheinander beiden Religionen auf den Grund zu gehen und zu sehen, welche am meisten objektiven wissenschaftlichen Kriterien standhält. Der Autor, der seine Religion liebte, mußte dabei entsetzt feststellen, daß nichts von dem, was ihn seine muslimischen Autoritäten gelehrt hatten, einer wissenschaftlichen Prüfung standhielt. Ganz anders das Christentum. Da der Autor für sich wirklich die… Mehr

giesemann
6 Jahre her

Aber man/frau (na ja, die schon eher) kann doch nicht zu denen hinlatschen und sich dann wundern … . Geh‘ ich zu den Katholen, weiß ich doch auch, dass da bald Brot jibbet und Wein fließt. Und der Klingelbeutel rumgeht. Wassalam.

Ali
6 Jahre her

Man muss auch einmal die Vorteile der Islamisierung der Unis betrachten. In weiteren wenigen Jahren dieser nun bereits massiv entarteten Integration einer Pseudo-Religion in sämtliche Instanzen dieses ehemals säkularen Staates muss ein Jura-Absolvent vermutlich nur noch den Koran rezitieren können um sein zweites Staatsexamen in der Pluderhose zu haben. Die muslimische Eroberung deutscher Universitäten wird sich auf Dauer sicherlich nicht mit reinen theologischen Inhalten begnügen. Firmen die Baukräne produzieren, dürften dann vermutlich erstaunliche Umsatzsteigerungen erwarten. Die Frage bleibt lediglich, wer dann noch im Stande sein wird überhaupt etwas zu produzieren das über den technischen Stand eines Esel-Fuhrwerks hinausgeht. Iran konnta… Mehr

Old-Man
6 Jahre her
Antworten an  Ali

Sie werden die Unis fluten Ali,denn der Bildungsstandart in den Schulen wird doch schon jetzt an die „muslimische Hochintelligenz“ abgesenkt.
Wenn niemand mit denen Handel treiben würde,dann würde es da ganz schnell dunkel.
Wenn aber nur die Muslime die sich hier breitmachen in ihre „Heimat“ zurückgejagt würden,dann ging denen das Licht komplett aus!

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  Old-Man

Fazit: the more stupid they are, the better for us … . Schließlich leben wir alle vom Kontrast und so sind die noch lange keine Konkurrenz für uns. Es sei denn, wir passen uns an nach unten – aber dann is‘ eh alles vollends egal.

JN
6 Jahre her

Islamophobie? Selbstverständlich! Islam = Herrschaft, Unterwerfung, Umsturz der freiheitlichen Gesellschaft in Salamitaktik, und: Islam = TERROR!

Ali
6 Jahre her
Antworten an  JN

Nein, JN. Es darf keine Angst vor Minderbemittelten entstehen. Massive, intensive Ablehnung genügt.

Reinhard Peda
6 Jahre her
Antworten an  Ali

Ali, bin Ihrer Meinung. Ich habe keine Phobie!

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Phobien

baucis
6 Jahre her

Die Antwort auf Ihre Frage im letzten Satz lautet: Weil wir Schönwetterdemokraten sind. Weil wir nach WWII die Demokratie zwar angenommen und deren Früchte gern geerntet haben. Dass die freie und offene Gesellschaft immer fragil ist und Gefährdungen ausgesetzt, haben wir nie verstanden. Wir sind nicht imstande die Bedrohungen dieser Gesellschaftsform wahrzunehmen, denn wir haben uns deren Grundlagen nie wirklich überzeugt zu Eigen gemacht. Werden diese Prinzipen herausgefordert oder bedroht, wissen wir gar nicht was wir verteidigen sollen. Aus Ignoranz, Bequemlichkeit und Feigheit negieren, relativieren, verschleiern wir jedes Problem bis zur Unkenntlichkeit. Die Staatsanbetung des deutschen Untertangeistes zieht die Despotie… Mehr

Delcarlo
6 Jahre her

Ist Religion und hier im Besonderen, der Islam in Verbindung mit dem Begriff „Hochschule“ nicht per se ein Widerspruch in sich?

Die Hochschule ist ein Platz der Wissenschaften, da tummeln sich heute sowieso bereits „Wissenschaften“ herum, die gar keine sind und nur dem Zweck dienen, im realen Berufsleben erfolglosen Politikerschranzen einen schönen Titel zu verschaffen. Ein Grossteil der heute im Bundestag sitzenden haben stets die gleiche Vita, Schule, Parteimitgliedschaft, Soziologie und/oder Politikwissenschaft. Studiengänge, die kein Mensch wirklich braucht.

honky tonk
6 Jahre her

Ab wann werden eigentlich die Mehrzahl der Studenten an deutschen Hochschulen muslimisch sein?Spätestens dann wird man den Dammbruch erleben und das Neutralitâtsgebot lãsst sich nicht mehr halten.

Old-Man
6 Jahre her

Ihr Bericht zeigt leider überaus deutlich,das viele Christen nicht wirklich Bibelfest sind,sonst würde sich niemand auf eine Diskusion dieser Art herab lassen. Zitat: „Der Muslim als der Wissende, der (Ober-)Lehrer, der Christ der Schüler, der Unwissende.“ Ja,so sehen sich diese mittelaltelichen Schwachmaten tatsächlich! Um dieser Ideologie des „Friedens“ nicht auf den Leim zu gehen,kann sich jeder über den Islam in allen seinen Ausprägungen und Schattierungen ausgiebig informieren,wie gesagt kann,aber die allermeisten tun es nicht,sogar unsere Politiker,und im besonderen Union,SPD,Grüne und Linke,aber auch in der FDP soll es genug geben,die den islamischen Protagonisten allzu gerne auf den Leim gehen. Wer sich… Mehr

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  Old-Man

Houari Boumedienne (1927 – 1978): „Wir erobern Frankreich mit den Bäuchen unserer Frauen“, gucksdu wiki.