IWF: Deutsche sollen später in Rente gehen

Weit und breit niemand, der laut und deutlich sagt, der Sozialstaat dient längst nicht mehr den Beitragszahlern, sondern den Beschäftigten der Sozialindustrie.

© Stephen Jaffe/IMF via Getty Images)

Die WELT schreibt: «„Wir wünschen uns, dass die Deutschen länger arbeiten“, sagt Julie Kozack, die Leiterin der Delegation. „Das bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass das gesetzliche Renteneintrittsalter steigen muss.“ Entscheidend sei vielmehr, dass das reale oder effektive Renteneintrittsalter steige, also das Alter, in dem Menschen tatsächlich in Rente gehen.» Außerdem wiederholten die Leute des IWF «bei ihrem Besuch in Berlin denn auch die Forderung, dass die Bundesregierung den gegenwärtigen finanziellen Spielraum nutzen sollte, um mit Investitionen für künftiges Wachstum zu sorgen. Bund, Länder und Kommunen können nach Berechnungen der Steuerschätzer in den kommenden Jahren mit Rekordeinnahmen bei der Steuer rechnen. Zudem sind die Zinsen immer noch sehr niedrig, so dass der Staat sich günstig Geld leihen kann.»

Die Damen und Herren des IWF – bei anderen internationalen Einrichtungen ist es in anderen Fragen nicht anders – haben keine Ahnung, wie der deutsche Durchschnitts-Bürger sich bei dieser Ansprache fühlen muss. Mr. und Mrs. Average haben das ganze Leben gearbeitet, um am Ende ihren mühsam erreichten Lebensstandard radikal runter fahren zu müssen, weil ihre gesetzliche Rente hinten und vorne nicht reicht. Sie müssen nun zusehen, wie illegale Einwanderer im besten erwerbsfähigen Alter hinzukommen und aus der Sozialkasse, in die sie nie eingezahlt haben und, in die die meisten von ihnen nie einzahlen werden, mehr Geld und geldwerte Leistungen zum Leben erhalten, als sie Rente.

Arbeiten sie ein paar Jahre länger, wirkt sich das bei ihrer eigenen Rente kaum aus. Sind sie vor dem 50. irgendwo ausgeschieden, kriegen sie keinen neuen Job mehr, der ihrem alten halbwegs entspricht, sondern müssen im Billiglohnsektor suchen, um oft trotzdem keinen Verdienst zu finden oder einen miserablen auf Zeit. Längst müssen sie schauen, wie sie zur Not an den Vorschriften vorbei zusätzlich etwas verdienen können. Nicht selten gehen die Herren nachts auf Hausmeister- und Pförtnerdienste und die Damen tagsüber Putzen, und/oder beide, Pakete und Post für private Firmen austragen, die Tageszeitung und das Anzeigenblatt – ihre Fach- und/oder akademische Ausbildung können sie sich an den Hut stecken.

Der IWF und die deutschen Gewerkschaften, samt der ganzen Politik und anderen Verbänden, kümmern sich nur um die Normfälle der festen Anstellung. Doch die werden rasend schnell weniger. Weit und breit niemand, der laut und deutlich sagt, der Sozialstaat dient längst nicht mehr den Bürgern Beitragszahler, sondern den Beschäftigten der Sozialindustrie. Das baufällige Gebäude dieses Sozialstaats kann nur noch abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, der radikal anders ausschaut. Zwischenlösung für die Umbauzeit: Renten für deutsche Staatsbürger aus allgemeinen Steuermitteln, Mindestrente 1.500 netto durch Abschaffung der Rentenbesteuerung.

Übrigens: welche demokratische Legitimation hat eigentlich der IWF?

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Kommentare ( 120 )

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UtaBuhr
6 Jahre her

Zutreffender Kommentar. Wie lange soll der deutsche Steuersklave denn noch arbeiten? Wahrscheinlich bis zum letzten Tag seines Lebens, frei nach dem Motto „Von der Arbeit auf die Bahre.“ Dafür darf der Club Med, allen voran Frankreich und Griechenland, auch weiter mit Mitte 50 in die wohl verdiente Rente gehen. Und das bei Bezügen, die deutlich über unseren liegen. Inzwischen schmeißt sich Monsieur Macron weiter an unsere unfähige Kanzlerette heran, damit sie grünes Licht für die Plünderung unserer Konten gibt. Denn die Franzosen werden ihrem Präsidenten eine Nase drehen, bevor sie auf das verzichten, was sie für „nos acquis“ halten –… Mehr

Imre
6 Jahre her

Danke, Herr Goergen, für die Seelenmassage des arg gebeutelten deutschen Steuerzahlers, jedenfalls wenn er nicht Angela M. , Martin Sch. oder Cem Ö. gewählt hat. Der Rest sollte schon die selbstverschuldete Misere mannhaft tragen, es war schon immer etwas teurer, sich nicht um eine gewissenhafte Staatsführung zu kümmern. Die Leute von der Welt bzw. des Springerimperiums dürfen gern einer längeren produktiven Tätigkeit nachgehen, besser aber nicht als Journalisten, wie wäre es im Pflegebereich? Und ja, die soziale Marktwirtschaft gehört auf ihre Kernkomptenz reduziert, Angela, Martin, Cem, Antifa und Co können gern auf privater Basis Nah- und Mittelost sowie ganz Afrika… Mehr

Sozia
6 Jahre her

Vielen Dank für den Artikel! Wenn von der eigenen Arbeit andere profitieren, die selbst keine Leistung bringen und die eigentlich nicht in Not sind, nennt sich das Sklaverei. Die Leibeigenschaft wurde in Deutschland eigentlich Ende des Mittelalters abgeschafft und wurde aber in den letzten Jahrzehnten sukzessive durch die Hintertür wieder eingeführt. Nur dass die Sklavenhalter, die sich auf Kosten der arbeitenden deutschen Bürger einen netten Tag machen, den Bürgern nicht direkt vorgesetzt sind. Der Staat übernimmt diese Rolle. Ich gehe übrigens nicht davon aus, dass die Beschäftigten des IWF in der Regel einen Tag zu lang arbeiten und sicher nicht… Mehr

diggikid
6 Jahre her

Und nochwas: in den 80ern hat man gesehen, dass man für Oma ne NV Bescheinigung vom Finanzamt kriegt. Heute werden die Renten besteuert. Eine Steuer auf die Rente, das ist eine RENTENKÜRZUNG und nichts anderes!

diggikid
6 Jahre her

„Eins ist sicher : Die Rente!“ ; „Was kostet uns der Euro? Muß Deutschland für die Schulden anderer Länder aufkommen? Ein ganz klares Nein!“
Das sind zwei Zitate von CDU Bundestagswahlkampfplakaten. Solange die unglaublich unflexiblen und trägen deutschen Wähler immer noch zu 30% so einer Partei ihre Stimme geben, ist da nichts zu machen und zu wollen. Diesen Sprüchen zu glauben ist halt am bequemsten. Rette sich, wer kann. Weg hier.

Friedrich
6 Jahre her

Also sehe ich das jetzt so: Die schon länger hier leben, sollen auch länger hier arbeiten damit die noch nicht so lange hier Lebenden vor Arbeit verschont bleiben.
Das ist doch schlüssig. Schließlich müssen die Sozialkassen gefüllt bleiben damit die vielen, die bisher noch nie gearbeitet haben und nie hier arbeiten werden, am besten ein bedingungsloses Grundeinkommen nachgeworfen kriegen.

feinbein
6 Jahre her

Nicht zu vergessen , daß auch unsere Rentner, wenn sie steuerpflichtig waren, Rentner in GR mitfinanzieren mußten, da Tsipras Ende 2016 mal kurz allen griechischen Rentner mit weniger als 850 €, die als besonders bedürftig erachtet wurden eine zusätzliche Monatsrente bezahlt hat. Meine Mutter bekommt rund 400 € pro Monat vom deutschen Staat und der hat noch nie daran gedacht ihr eine zusätzliche Monatsrente zu bezahlen, da ja kein Geld(für Deutsche) da ist!

feinbein
6 Jahre her

Ja ..der IWF.die wollen ja auch , daß wir GR die Schulden erlassen.dies geht natürlich besser, wenn wir länger arbeiten.dadurch lassen sich auch die Sozialexperimente oder der Bevölkerungsaustausch besser finanzieren.Also alle Mitforisten macht euch bereit,nicht nur bis 65 oder 67 zu arbeiten, sondern bald bis 70 oder 72.Bei einer mittleren Lebenserwartung der 1990 Geborenen Männer von 72,6 Jahren, hätte „mann“dann doch tatsächlich für 0,6 Jahre eine Rente, für die man im Durchschnitt mehr als 45 Jahre gearbeitet hätte.Ach so…nicht vergessen, ab 2040 wird dann die Rente voll versteuert!

Anne
6 Jahre her
Antworten an  feinbein

Dass die Rente von nicht verbeamteten Arbeitnehmern schrittweise voll versteuert wird, ist nach meiner Auffassung nicht nur eine Unverschämtheit, sondern auch ungerecht. Denn die monatlichen Beiträge zur Rentenversicherung werden vom Bruttoentgelt entrichtet, sodass eigentlich im monatlichen Beitrag auch ein fiktiver Steueranteil enthalten ist. Beamte zahlen bekanntlich nicht in die Rentenkasse/Pensionskasse ein, sondern werden im Rentenalter voll vom Staat alimentiert, und zwar einschließlich einer eventuellen Sonderzuwendung. Die Pension wird allerdings versteuert. Nichtbeamte zahlen somit im Grunde genommen zweimal Steuern, nämlich einmal für und einmal auf ihre Rente, Beamte hingegen nur einmal auf ihre Pension. M. E. gab es daher im Jahr… Mehr

BK
6 Jahre her

Nehmen Sie sich alle mal ein Beispiel an den Herrn Schäuble. Der Mann ist fast 80, immer noch rührig, und kann sich vor Schaffenskraft nicht bremsen. Was wollen Sie mit Mitte 70 denn schon zuhaus? Ihre alten VHS-Videos ansehen, doofe Aldiwerbung lesen, oder mit Mutti zum Tanztee? Und schließlich hatten die letzten Mohikaner auch keine Rentenversicherung, die sind im Sattel gestorben, und haben nie gejammert. Sie haben wohl gedacht in 3 Jahren ist alles vorbei? Nee, das wird nichts, schließlich ist Mutti bis 2021 gewählt, und dann bis 2025, und 2029. Wenn Sie es im Leben etwas leichter haben wollen,… Mehr

Don Nicolas
6 Jahre her

Erstens: der Sozialstaat ist ein Herrschaftssystem, sehr gut erklärt nachzulesen z. B. bei Meinhard Miegel. Dann: nachzulesen bei T. E. will die neue italienische Regierung das Renteneintrittsalter wieder senken. Werden die Herrschaften vom IWF auch den Italienern sagen, dass sie länger arbeiten sollen?