Berichtssaison gut angelaufen, Fachkräftemangel bremst, Währungsfonds mit Wachstumsoptimismus, Gewinnmitnahmen zum Wochenende.
Nach langen Wochen, in denen die Politik die Agenda der Börsianer bestimmte, haben sich wieder ökonomische Fakten in den Vordergrund geschoben. Die Berichtssaison in den USA ist gut angelaufen, auch die Unternehmensnachrichten aus Europa sorgten vielfach für Freude bei den Anlegern. Blickt man auf die wichtigen Leitindizes an der Wall Street, so entdeckt man zweierlei: Positiv ist, dass der breite US-Index S & P 500 sich über der wichtigen 200-Tage-Linie behauptet hat. Nicht so schön wiederum, dass das Barometer nicht aus seinem kurzfristigen Abwärtstrend ausgebrochen ist. Das alles deutet eher auf eine Seitwärts- denn eine weitere Aufwärtsbewegung in New York. Beim DAX, der der Wall Street heftig schwankend hinterherläuft, sieht es nicht ganz so gut aus. Der Index hat sich an seine 200-Tage-Linie herangekämpft, droht aber wieder zurückzufallen — auch der starke Euro ist hier spürbar. Frühlingseuphorie sieht anders aus.
Die größte Bremse für die deutsche Wirtschaft ist derzeit nicht Trumps Handelspolitik oder eine hohe Lohnforderung der Gewerkschaft, sondern der Fachkräftemangel. Das zumindest vermeldet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Am Jobmarkt fehlen laut IW derzeit etwa 440 .000 qualifizierte Arbeitskräfte: „Wenn die Unternehmen diesen Fachkräftebedarf decken könnten, würde die Wirtschaftsleistung in Deutschland in diesem Jahr um bis zu 0,9 Prozent oder rund 30 Milliarden Euro höher ausfallen“, heißt es in einer Studie des arbeitgebernahen Instituts.
Das Problem Fachkräftemangel hat mittlerweile auch viele mittelständische Unternehmen erreicht, die im Personal-Konkurrenzkampf zu Großunternehmen wie Siemens oder BMW stehen, meint Andreas Strobl von der Berenberg Bank: „Ein ordentliches Gehalt ist bei der Personalsuche nicht mehr allein ausschlaggebend. Viele mittelständische Unternehmen versuchen vermehrt, mit weiteren Anreizen wie günstigem Wohnraum oder kostenlosen Krippen zu punkten.“ Zu den Profiteuren des Kampfes um die besten Köpfe zählen aber auch Mid Caps. Das Karrierenetzwerk Xing etwa will nach einem kräftigen Anstieg von Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr auch 2018 stark wachsen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum erhöht. Für 2018 und 2019 erwartet der IWF nun einen Zuwachs von jeweils 3,9 Prozent. Das ist das stärkste Plus seit 2010. Wachstumstreiber sind Europa, die USA, China und Japan.
Als großes Risiko sieht der IWF die fast überall auf der Welt zunehmende Verschuldung. Nach Jahren des extrem billigen Geldes habe sich der weltweite Schuldenstand auf ein Allzeithoch von 164 Billionen Dollar erhöht. Demnach sind die Schulden der öffentlichen Haushalte in entwickelten Ländern auf den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg geklettert.
Probleme haben Ökonomen, wenn sie die konjunkturelle Lage Chinas einschätzen wollen. Entweder sind die statistischen Daten inkorrekt oder unvollständig, wie etwa für den Arbeitsmarkt. Nun will das nationale chinesische Statistikamt ab März monatlich akkurate Zahlen zur Arbeitslosigkeit in den Städten herausgeben. Sie sollten verlässlichen Aufschluss über Urbanisierung und Konsum in China geben — die beiden langfristigen Wachstumstreiber des Landes, erklärt Freddy Wong, Rentenfondsmanager bei Fidelity International. Für Anleger, so Wong, habe eine verlässliche Arbeitslosenquote drei Effekte: Erstens werden das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die urbane Arbeitslosenquote künftig zu den wichtigsten Indikatoren zur Lage der chinesischen Wirtschaft gehören. Zweitens wird der Fokus auf der Arbeitslosenquote dafür sorgen, dass sich Chinas Führung für stabilere und bessere gesellschaftliche Verhältnisse einsetzt. Drittens sind die für 2018 formulierten Ziele eines BIP-Wachstums von rund 6,5 Prozent und einer Senkung der Arbeitslosigkeit in den Städten auf unter 5,5 Prozent die Toleranzgrenzen. Daran sollten sich die Maßnahmen Pekings künftig orientieren.
Die US-Börsen haben zu Wochenschluss ein wenig unter Gewinnmitnahmen gelitten. Der Dow Jones Industrial ging 0,82 Prozent tiefer bei 24.463 Punkten über die Ziellinie. Für den Leitindex der Wall Street war es der dritte schwache Handelstag in Folge. Gestützt auf seine Kursgewinne am Montag und Dienstag rettete er im Wochenvergleich aber dennoch ein Plus von 0,4 Prozent ins Ziel.
Auch für die übrigen New Yorker Leitindizes ging es am Freitag bergab: Der breiter gefasste S&P 500 fiel um 0,85 Prozent auf 2.670 Punkte. Vor allem aber blieb der Technologiewerte-Auswahlindex NASDAQ 100 mit minus 1,58 Prozent auf 6.668 Zähler auf Talfahrt. Sorgenkind bleiben dort die Apple-Aktien und die Nachfrage nach den Smartphones des iPhone-Herstellers.
Schon am Donnerstag waren die Aktien von Apple gehörig unter Druck geraten, weil ein Lieferant aus Taiwan einen schwachen Ausblick auf das zweite Quartal abgegeben hatte und so neue Sorgen um die Smartphone-Absätze hervorrief. Sie ließen auch zu Wochenschluss nicht nach, sodass die Papiere ihre Talfahrt am Freitag mit Abgaben von gut vier Prozent fortsetzten. Die bei Börsianern als langfristiger Indikator beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie konnten sie letztlich nur mit Ach und Krach für sich behaupten.
Von der Berichtssaison kamen kurz vor dem Wochenende nur noch wenig Signale. Aus dem Dow berichtete einzig General Electric über das abgelaufene Quartal – und machte den Aktionären mit einem besser als erwarteten Jahresstart neue Hoffnung. Die Titel kletterten am Ende noch um vier Prozent auf 14,54 Dollar.
Nach einem Twitter-Post von Donald Trump stoppten die Ölpreise vorerst ihren Höhenflug. Der US-Präsident hatte die Strategie wichtiger Förderländer zur Anhebung der Ölpreise kritisiert. „Scheinbar ist die Opec wieder am Werk“, schrieb er und ergänzte, er wolle „künstlich sehr hohe Preise“ nicht akzeptieren. Die Aktien von ExxonMobil und Chevron reagierten mit Abgaben von einem halben beziehungsweise gut einem Prozent.
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Von Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden. Ausserdem kann man selbst mit fallenden Kursen beste Gewinne erzielen. Börse ist nun mal keine Einbahnstraße.
„Die US-Börsen litten zu Wochenschluss unter Gewinnmitnahmen“
Deutsche Untertanen litten nicht nur zu Wochenschluss unter schleichender Konfiskation, Freiheitsbeschränkung und Rechtszerstörung.
fachkräftemangel? dann sollte man doch annehmen, daß die lage bei den einkünften der fachkräfte sich in der höhe nach oben wesentlich gebessert hätte! es ist vielmehr eine lange seitwärtzbewewgung in den daten zu beobachten und eine senkung der arbeitseinkommen zu beobachten! dafür spricht auch die begeisterung der wirtschaft für die „flüchtlingspolitik “ der merkelianer. wirtschaft 4.0 geht anders!!!