Finger weg vom Deutschlandlied

Die oberste Gleichstellungsbeauftragte möchte sich mit einem gegenderten Deutschlandlied über den Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, die Bundeskanzler Adenauer und Kohl sowie die Bundespräsidenten Heuss und v. Weizsäcker hinwegsetzen.

© Sean Gallup/Getty Images

Wenn Menschen nicht ausgelastet sind, dann kommen sie auf seltsame Gedanken. Die Gleichstellungsbeauftragte im Bundesfamilienministerium, zugleich Sprecherin der 25 Gleichstellungsbeauftragten der obersten Bundesbehörden, ist wohl ein solcher Fall. Kristin Rose-Möhring heißt die Dame. In einem Rundbrief an alle Mitarbeiter des Ministeriums aus Anlass des Internationalen Frauentags am 8. März meinte sie, der Text des Deutschlandlieds müsse künftig geschlechtsneutral gestaltet werden. Rhetorisch fragte sie: „Warum gendern wir nicht unsere Nationalhymne, das Deutschlandlied?“ Der Brief endet mit der Schlussformel: …. „mit fröhlich gegenderten Grüßen für einen diskussionsfreudigen 8. März“.

Das Deutschlandlied soll sich nach Rose-Möhrings Auffassung dann wie folgt lesen (in Klammer die gegenderte Variante):

Einigkeit und Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland (Heimatland)!
Danach lasst uns alle streben
brüderlich (couragiert) mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand:
Blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland (Heimatland)!

Hat Deutschland darauf gewartet? Reicht der ganze sprachliche Gender-Irrsinn samt „Bibel in gerechter Sprache“ nicht? Reichen die mehr als 200 Professuren für Gender-Forschung inkl. Gender-Sprache nicht?

Reicht ein Duden „Richtig gendern“ nicht?

Alles Beschäftigungstherapie für offenbar nicht ausgelastete Funktions- und sonstige Würdenträger – und ein wenig größenwahnsinnig! Immerhin will sich die Gender-Dame über einen Dichter, zwei Bundeskanzler und zwei Bundespräsidenten hinwegsetzen. Denn: Aufgrund eines Schriftwechsels zwischen Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer ist die 3. Strophe des von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1841 auf Helgoland gedichteten und mit einer Melodie von Joseph Haydn unterlegten Deutschlandliedes seit 1952 die Nationalhymne der Bundesrepublik. Mit der Wiedervereinigung haben dies Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl 1991 bekräftigt.

Aber Deutschland soll nun wieder ein Stück mehr – wenn es nach dem Willen selbsternannter Eliten geht – von seinen Traditionen abgeschnitten werden. Umerziehung 2.0 eben! Die Franzosen sind da anders gestrickt. In ihrer Marseillaise geht es um féroces soldats (wilde Soldaten), guerriers (Krieger) und héros (Helden).

Solche Vorbilder sind für Deutschland natürlich nicht „hilfreich“. Aber es muss auch nicht so holprig zugehen wie in „Felix Austria“: Die Österreicher haben nämlich 2012 ihre Bundeshymne geändert. Dort hieß es in einem Vers zuvor: „Heimat bist du großer Söhne.“ Jetzt heißt es: „Heimat großer Söhne und Töchter.“ Der Rhythmus stimmt nicht mehr, denn im alten Vers waren es acht, jetzt sind es neun Silben. Und aus „Bruderchören“ wurden „Jubelchöre.“ Also jubelt mal schön, liebe GenderistInnen, Genderist/innen, Genderist_innen, Genderist*innen.

Letzte Meldung: Kanzlerin Merkel ließ verlauten, sie sei „sehr zufrieden“ mit der traditionellen Form der Hymne. Wie sind wir erleichtert!

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Kommentare ( 91 )

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Jan Sobieski
6 Jahre her

Werter Herr Kraus, Sie haben sich vor den Wagen der Regierung spannen lassen. Die Änderung der Hymne war nie angedacht, Man hat nur eine unbedeutende Mithelferin Merkels vorangeschickt, damit man publikumswirksam dementieren kann und so ein bischen konservatives Profil generieren kann. Mehrere weit nach links abgedriftete Politiker haben das genutzt (u.a. Merkel, Steinmaier).

Urbanus
6 Jahre her
Antworten an  Jan Sobieski

Es ist alles möglich, natürlich auch das: Gendern auf Bestellung bzw. Fake-Gendern.

Rabenstein
6 Jahre her

An diesem Beispiel wird wiedermal deutlich, wie eine nicht ausgelastete Funktionärin in einer überflüssigen aber teuren Funktion versucht sich wichtig zu machen, um ihre Daseinsberechtigung nachzuweisen. Dass dabei nur Schwachsinn produziert wird, ist zu erwarten. Leider ist dies kein Einzelfall, der dann viele Politiker beschäftigt und die dann ihren Senf dazu geben müssen. Man muss sich nicht wundern, wenn dieser Politikerbetrieb durch solche Personen ins lächerliche abtrifftet.

Nordlicht
6 Jahre her

Dieser Genderwahnsinn hat die Grenze des Normalen überschritten und längst absurde Züge angenommen. Ich finde diese Diskussionen einfach nur noch unerträglich und völlig überzogen. Wenn ich alleine an die Debatten um dieses spanische Gedicht denke. Noch unsäglicher ist in meinen Augen jedoch, dass solche Sprach-Detektiv*Innen ihren Quatsch für teuer Geld absondern dürfen.

Walter Knoch
6 Jahre her

Was kann ich erwarten von einer Nomenklatura, die jetzt als Etappenziel, die „Ehe für Alle“ erreicht hat. Einflussreiche Pressuregroups, vernetzt quer durch die Institutionen über nationale Grenzen hinweg, weiß nicht mehr, will nicht mehr wissen, was schon die alten Griechen wussten: „Gleiches gleich, Ungleiches ungleich zu behandeln, das ist Gerechtigkeit. Man ignoriert ein Alleinstellungsmerkmal der Verbindung von Mann und Frau. Der Verbindung, der alleine die Potenz zukommt, Leben weiterzugeben, neues Leben, Kinder in die Welt zu bringen. Die damit, wie es neudeutsch heißt, nachhaltig ist. Lasst sie ausüben, ihre diversen sexuellen Praktiken, ihre Lust ausleben: Sie werden gemeinsam nie zu… Mehr

walter w e r n e r
6 Jahre her

Macron lässt bei seinen Auftritten die “ Europahymne “ abspielen, ja, weil er eben nicht
weiss, dass diese von Beethoven einem Germanen geschrieben wurde.

Hellmut Wilde
6 Jahre her
Antworten an  walter w e r n e r

Schillers Text ist aber gendermässig noch viel anstössiger als das Lied derer, die schon länger hier leben.! Da gibt es Väter, Freunde, aber leider nur eine Tochter und ein holdes Weib, vor allem , horribile dictu, werden dort alle Menschen zu Brüdern. Wie hält Macron so etwas nur aus?

Peter Cornelius Gerlach
6 Jahre her

Frau Merkel hat unserer Nationalhymne also das Vertrauen ausgesprochen. Warum beruhigt mich das nicht?

Jens Frisch
6 Jahre her

Zunächst einmal hat es mich gewundert, dass „deutsch“ in der Hymne verbleiben darf: „blühe Menschen Heimatland“
Aber mal im Ernst: Das ganze ist schmierigste Propaganda! Das war sonnenklar, als „das M.“ widersprach. Hier soll „das M.“ plötzlich als irgendwie „patriotisch“ glänzen – die Aktion mit der weggeworfenen deutschen Fahne wirkt bei sehr vielen Konservativen bis heute nach. Mit der ganzen Aktion sollte nur „das M.“ nur etwas „aufgehübscht“ werden.

Rheinschwimmer
6 Jahre her
Antworten an  Jens Frisch

Merkel gibt die Astimmung „Ehe für alle frei“ stimmt aber selber dagegen, ist von gleichem Kaliber aber als Manöver so durchsichtig, dass nur wirklich Naive darauf reinfallen.

Wolf Köbele
6 Jahre her

Zumal Haydn sein Kaiserquartett in Ungarn schrieb und einem ungarischen Grafen gewidmet hat.

berk
6 Jahre her

Die Menschen des Genderwahns hätten in der dunkelsten Zeit Deutschlands ebenso ihren Einsatz gezeigt, wenn die Vorgaben entartete Kunst oder Rassenwahn war. Ich kann mich den Eindruck nicht erwehren, dass diese Leute in Ihrer Zeit und Politik genau so im Sog des Wahns für ihren Wahn mitgekämpft hatten. Sie sind Marionetten ihrer Zeit und somit mitverantwortliche der frage „Warum konnte das passieren?“ Weil jede Zeit ihre Wahnwitzigen hat, die das Verfolgen was gerade gefordert ist.

Andreas Bitz
6 Jahre her

Liebe Lesinnen und Leser und Les*X, lasst bitte dieser Gend*X die Schlagzeilen. Als SPD*Xohne(glied) ist sie doch bereits erfolgreich aufgetreten und hat die Einschlafhymne „*X zur Sonne zur Freiheit“ erfolgreich umgetextet, immerhin ist es bis heute das Lied der politischen Gefangenen auf dem Marsch in die sibirische Verbannung. Nun: „Brüder in Zechen und Gruben“; für die Antifa: „*X formiert die Kolonnen“. Passt heute eher. Und was sangen die Genoss(Inn)en kleinlaut am Ende des GroKoYes-Parteitags: „Wann wir schreiten Seit an Seit “ Hier ist die Gleichstellungsbeauftragte gefordert. „Ein schwächliches, aufgeplustertes, selbstzufriedenes Halbtalentchen, ein Reimklempner von platter Moral.“ sei Hermann Claudius, so… Mehr