Berlin: Bildung schwach, aber schon in Kitas in „Gender“ gut

Ist da nicht etwas schief, wenn andere deutsche Länder ihren Eltern Kita-Gebühren abverlangen und sie es dem Land Berlin via Länderfinanzausgleich als sog. Geberländer erlauben, auf Kita-Gebühren zu verzichten?

© John MacDougall/AFP/Getty Images

Was ist bloß los mit Berlin? Das fragen sich viele Menschen – nicht erst seit die Versuche der Regierungsbildung zu einem quälend-sondierenden Selbsterfahrungsgewürge geworden sind. Letzteres betrifft Berlin als Bundeshauptstadt. Als Bundesland gibt es Berlin auch, und da zieht es einem fast wöchentlich die Schuhe aus, wenn man sieht, was sich dort abspielt. Zwei Beispiele – symptomatisch für dieses Bundesland – sind soeben bekanntgeworden.

Beispiel 1: In Sachen Bildung liefert Berlin ein düsteres Bild. 28 Prozent der Berliner Schüler sind laut Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen der Humboldtuniversität Berlin (IQB) in Mathe so schwach, dass sie die – alles andere als hochgeschraubten – Mindestanforderungen nicht erreichen, in Rechtschreibung sind es sogar 34 Prozent. Interessant: Diese Daten sollten unter Verschluss bleiben. Der „Tagesspiegel“ hat sie in die Hand bekommen. Und siehe da: Es ist alles noch viel krasser. Beim Test VERA 3 (VERA = Vergleichsarbeiten für die Klasse 3) wurden 24.000 Berliner Grundschüler getestet. Ergebnis: Drei Viertel von ihnen erreichten die Regelstandards im Bereich Rechtschreibung nicht. Die Hälfte kommt nicht an die Mindestanforderungen heran. Auch deutschsprachige Schüler hängen hinterher: In der Rechtschreibung erreichten nur fünf Prozent den „Optimalstandard“, 40 Prozent liegen auf der untersten Stufe. 60 Prozent der Kinder mit einer anderen Muttersprache blieben unter dem Mindeststandard. In der Mathematik waren für mehr als ein Drittel aller Schüler die einfachsten Aufgaben zu schwer. Wie gesagt: Die Ergebnisse sollten unter Verschluss bleiben. Ausgerechnet der Neuköllner SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrick hat nun erwirkt, dass die Daten kommende Woche doch öffentlich werden. Seine SPD-Genossin Sandra Scheeres, Berlins Schulsenatorin, wird „not amused“ sein.

Beispiel 2: Wie wenn Berlin keine anderen Probleme hätte, werden dort jetzt bereits Kindergarten und Kitas auf „Gender“ getrimmt. Soeben ist eine 140 Seiten starke Handreichung bekanntgeworden. Ihr Titel lautet: „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“. Der Untertitel verrät noch etwas mehr, wohin der Hase laufen soll: „Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Themen frühkindlicher Inklusionspädagogik – Handreichung für pädagogische Fachkräfte der Kindertagesbetreuung.“ Verantwortlich zeichnen dafür neben der Schulsenatorin unter anderen „QUEERFORMAT“. Und was findet sich auf diesen 140 Seiten?

Orientierung verloren
Wieder Berlin: sexuelle und geschlechtliche Vielfalt für Kita-Kinder
Erhellendes, zum Beispiel sind Kapitel wie folgt überschrieben: „Geschlechtervielfalt: Von der Zweigeschlechtlichkeit zur Vervielfältigung von Geschlecht“; „Papi, Papa und ich! Zur Situation von Kindern aus Regenbogenfamilien“; „Ich bin nicht Emil, ich bin Charlotte“. Damit alles korrekt umgesetzt wird, gibt es einen Medienkoffer „Familien und vielfältige Lebensweisen“ – und so weiter und so fort. Dem Leser sei nur noch zweimal eine Minute der Lektüre abgenötigt. Im Vorwort zu dieser Handreichung heißt es: „In vielen Kitas gibt es einen Murat, der gerne Prinzessin spielt, eine Alex, die bei lesbischen, schwulen oder transgeschlechtlichen Eltern zu Hause ist, oder einen Ben, der nicht länger Sophie heißen möchte. Bei aller Verunsicherung, die etwa Transgeschlechtlichkeit oder Intergeschlechtlichkeit auslösen können, registrieren wir den starken Wunsch der Kolleg_innen, mehr Wissen zu erlangen und das jeweilige Kind pädagogisch bestmöglich zu unterstützen. Mit dieser Handreichung wollen wir dazu beitragen, Sie als Fachkräfte der frühen Bildung umfassend sachlich zu informieren und Ihnen Empfehlungen für ein inklusives pädagogisches Handeln im Umgang mit Geschlechtervielfalt und Familienvielfalt an die Hand zu geben.“ Apropos „Murat“: Was wohl seine türkischen Eltern davon halten?

Im übrigen ist Gender-Pädagogik in Berlin schon lange en vogue. Bereits 2011 hatte Berlins Schulsenat einen „Medienkoffer“ herstellen lassen. Der Koffer ist Teil der Initiative „Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“. Diese war 2009 einstimmig von allen Fraktionen des Abgeordnetenhauses beschlossen worden. Zusammengestellt wurde der Koffer von „Queerformat“, einem Verbund von Vereinen, die über „lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Lebensweisen“ aufklären wollen. In einer Handreichung für Lehrer finden sich Unterrichtsbeispiele, in denen Heranwachsende pantomimisch „Orgasmus“, „Porno“ oder „Sado-Maso“ darstellen sollen. Und in Rollenspielen sollen sie ein Coming-out üben, zum Beispiel um der Familie ihre Homosexualität zu offenbaren.

Berlin à la Ex-Regierender Wowereit also nicht nur arm aber sexy, sondern auch doof aber sexy?

Noch Fragen? Nein, stattdessen nur ein kleiner Hinweis: In Berlin werden im Gegensatz zu manch anderen deutschen Ländern keine Gebühren für Kindergärten erhoben. Deshalb durchaus mal die Frage: Ist da nicht etwas schief, wenn andere deutsche Länder ihren Eltern Kita-Gebühren abverlangen und sie es dem Land Berlin via Länderfinanzausgleich als sog. Geberländer erlauben, auf Kita-Gebühren zu verzichten?


Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop

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Kommentare ( 10 )

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Gast1234
6 Jahre her

Ist es nicht auch im Großen so? D. ist der größte Nettoeinzahler in die EU. Die Empfänger haben aber trotzdem ein früheres Renteneintrittalter und bekommen mehr Prozente ihres letzten Gehaltes.

Peter K
6 Jahre her

Lieber Herr Kraus, mich grusselt es immer mehr vor Berlin. nannte man sowas, schon fast verharmlosend, nicht mal „Kasperletheater“? Wenn es nicht so bitter ernst wäre, könnte man sich ja darüber nur amüsieren. Gerade Ihr letzter Absatz ist doch eine Ohrfeige für jeden Bürger ausserhalb von Berlin, die täglich hart arbeiten, Steuern und Gebühren zahlen, damit aus ihren Kindern was wird. Nein noch besser, dieser Medienkoffer nehmst Handreichungen wird ja auch fürstlich vom den Steuern finanziert. Und wozu? Damit irgend jemand seine verdrehte Lebensweise als was ganz normales verkaufen kann. Schlussendlich geht es doch den „Quer“-Leuten nicht um das Geschlecht,… Mehr

Gast
6 Jahre her

Zum Thema passt sehr gut der heutige Welt-Artikel: https://www.welt.de/regionales/nrw/article173568630/Migration-Zuwandererkinder-an-vielen-NRW-Schulen-in-der-Mehrheit.html Zitat: „Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund liegt an vielen Schulen in Nordrhein-Westfalen bei über 50 Prozent. Das teilte NRWs Schulministerin Yvonne Gebauer am Dienstag auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Fraktion mit. In 932 der 2787 Grundschulen im Land stammt mindestens jeder zweite Schüler aus einer Familie mit Migrationshintergrund. Auf 56 Schulen gehen fast ausschließlich Kinder mit einem Migrationshintergrund – der Anteil liegt bei 90 bis 100 Prozent. […] Schon im August letzten Jahres teilte das Statistische Landesamt in Nordrhein-Westfalen mit, dass der Anteil von Schülern mit Zuwanderungsgeschichte 2016 bei 33,6… Mehr

Reiner Eden
6 Jahre her

Bin Berliner, mein Sohn geht in die 5. Klasse – vor ein paar Tagen das „Personal“ bzw. die „Rollenverteilung“ seines Englischbuches mit Erstaunen festgestellt: Mrs Collins ist die einzige weiße Mutter, neben ihr Tochter Gillian. Dann gibt es noch ein Mädchen namens Karla – ebenfalls weißer Hautfarbe – man beachte: Im Rollstuhl. Der Vater/Ehemann kommt nur als abwesend Geschiedener vor, den Gilian am Wochenende besucht. Er ist auf dem Gruppenbild auf der Einführungsseite nicht mit von der Partie. Ansonsten Mr. und Mrs Lambraki, Mr und Mrs Batson, Mr und Mrs Patel – indischen, jamaicanischen und afrikanischen Ursprungs. Offensichtlich alle verheiratet… Mehr

Horst
6 Jahre her
Antworten an  Reiner Eden

Interessant in dem Zusammenhang ist übrigens auch der Künstler, der die offiziellen Gemälde von Barack und Michelle Obama „gemalt“ hat. Er hat in der Vergangenheit u.a. ein Bild fabriziert, auf dem eine schwarze Frau in Siegerpose den abgetrennten Kopf einer weißen Frau hält. Man stelle sich mal vor, Trump würde sich von jemandem malen lassen, der das genaue Gegenteil gemalt hätte. Der Furor wäre (zurecht) nicht zu bändigen. Wenn man dann noch bedenkt, dass in Südafrika gerade ein Genozid an Weißen stattfindet, für den sich niemand interessiert (Die ARD hat sogar in einem äußerst phantasievollen Film gerade Deutsche vor „Rechtspopulisten“… Mehr

Der Mustermann
6 Jahre her

Entschuldigen sie, Herr Kraus. Aber ich konnte ihren Beitrag nicht bis zu Ende lesen obwohl sie völlig Recht haben. Deutschland ist mittlerweile so irre, dass mir das Übelkeit bereitet. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, bis sich auch Deutsche Bürger blitzradikalisieren. Das darf doch alles nicht wahr sein. Und die mutige Bürgerin Uta Ogilvie in Hamburg wird von der Antifa mundtot gemacht und die Politik schweigt so laut, das es weh tut ! Ich sage es mal mit den Worten von Sammy DeLuxe: „Weck mich bitte auf aus meinem Albtraum, weck mich auf !“

Gabi
6 Jahre her
Antworten an  Der Mustermann

Sie sprechen mir aus Herz und Seele. Was hier in Deutschland geschieht ist ein einziger Alptraum. Jetzt versündigt man sich auch noch an den Jüngsten! Das ist nur krank. Und niemand da, der dem Einhalt gebietet???

T. Pohl
6 Jahre her

Nein Herr Kraus, da ist nichts „schief“ in Berlin, das ist eine Verkörperung der Schulz’schen sozialen Gerechtigkeit, ins Werk gesetzt von Sozialisten und Grün(Innen)-sozialisten/kommunisten. Wer’s nicht sehen will (oder kann) wird’s früher oder später fühlen. Leider gibt es zu wenige Eltern (und zu viele alleinstehende Narzissten) denen das direkt auf die Füsse fällt…..

Steinbock
6 Jahre her

Wir leben auf einem Narrenschiff und das nächste Riff ist schon in Sicht.

joboese
6 Jahre her

Für Berlin gilt nicht mehr ‚arm aber sexy‘ sondern ‚doof und glücklich‘,