Was denkt der Moderator in der Rückschau selbst über sich und seine Arbeit? Kann er tatsächlich zufrieden sein? Andererseits ahnt man die Fallstricke, die Einflussnahme, die so einer immer noch am besten vermeidet, wenn er vorauseilend gehorcht.
Zum letzten Mal in 2017 „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg. Was mag der Moderator selbst über sich und seine Arbeit denken, wenn er zurückschaut? Kann es tatsächlich sein, dass er zufrieden ist? Man mag es sich kaum vorstellen wollen. Andererseits ahnt man die Fallstricke, die Einflussnahmeversuche, die so einer immer noch am besten vermeidet, wenn er vorauseilend gehorsam ist.
Wenn es jedenfalls darum geht, wer in den Rezensionen von TE am schlechtesten wegkam, war Plasberg sicher nicht das Ende der Fahnenstange. In der Erinnerung gab es sogar ein paar sehenswerte Durchgänge. Als Zuschauer neigt man ja zur Relativierung ins Positive. Immerhin hat man die Zeit investiert. Für all zu großen Blödsinn soll es nicht passiert sein.
Was also bietet Plasbergs hart aber fair zum Jahreswechsel an? Wird es Tischfeuerwerk geben? Der Titel der Sendung lautet: „Flopjahr 2017, erst Wahl, dann Qual: Womit haben wir das verdient?“ Plasberg will der Frage nachgehen, ob es eigentlich eine Strafe sei, Deutschland zu regieren. Jedenfalls eine gut dotierte. Verarmt ist noch keiner unter der Glaskuppel. Denn aufgestockt wird am Sozialamt vorbei.
Plasberg will seinen Gästen zur letzten Sendung ein Geschenk machen, kündigt an, es gäbe keine oder kaum Fragen von ihm. Er will nur den Ringrichter geben und ein bisschen auf die Zeit achten. Gute Idee? Hart aber fair? Mal sehen, ob die eingespielten O-Töne ausreichen, die Teilnehmer aus der Reserve zu locken. Oft genug 2017 eröffneten bei Plasberg eben diese Einspieler die „Tribunale“ gegen die eingeladenen AfD-Politiker und später vereinzelt auch gegen solche der FDP. Aber wenn Merkel in Einspieler Nr.1 nicht erkennen mag, was sie falsch gemacht hat, dann müsste sie anwesend sein, um sich einmal anzuhören, was das im Einzelnen alles wäre – hart aber fair.
Aber wer sollte der Kläger sein? Keiner am Tisch, der die Unmut mancher Bürger stellvertretend formulieren könnte. „Wer möchte was sagen?“ fragt Plasberg unsicher. Und es hätte noch gefehlt, er würde ein rotes Wollknäuel ins Spiel bringen, dass man sich dann zuwirft, wie in so einer psychosozialen Erkenntnisrunde. Die Runde schaut sich betreten an, bis Robin Alexander die Stille nicht mehr aushält und irgendwas mit „Fairerweise …“ beginnt.
Uns hier bei TE hätte diese Auftaktfrage sicher ausgereicht, gleich mehrere Sendungen zu bespielen. Bettina Gaus fragt dafür Oppermann, was er eigentlich in den Sondierungsverhandlungen mit „ergebnisoffen“ meint. „Wenn Sie ihr Haus behalten wollen, ist es ziemlich sinnlos über den Verkauf des Eigenheims zu verhandeln.“
„Der Kampf der Arbeiterklasse gegen die kapitalistische Ausbeutung ist nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern notwendigerweise ein politischer Kampf.“
Ja, lieber Herr Oppermann, der Kampf geht weiter. Aber sicher nicht im Januar bei den Sondierungsgesprächen mit der Kanzlerin, die dann mit einem Zeppelin eingeschwebt kommt, während Oppermann selbst mit dem Hochrad vorfährt?
Eine Potpourri aus 2017 mit den entsprechenden Kommentaren der geladenen Gäste. Alles schon mal gehört, alles schon mal gesagt. Eine GroKo-Runde mit Comedian (wahlweise waren hier auch schon Schauspieler) und Journalisten. FDP, Linkspartei und Grüne werden nicht mehr eingeladen, weil dann jeder fragt, warum denn verdammt noch einmal die AfD nicht dabei wäre. Bei den Öffentlich-rechtlichen funktioniert es heute so und so wird es die kommenden vier Jahre laufen: Nennen wir es so, wie es ist: GroKo-TV.
Einspielerterror von Plasberg. Nichts fragen geht anders. Robin Alexander möchte gähnen, kann es aber noch unterdrücken. Martin Schulz’ 605 Stimmen von 605 Stimmen sind dran. „Die SPD kann auch 80 Prozent“, entschuldigt sich Oppermann. „Das hat nicht einmal Honecker geschafft,“ wirft Plasberg ein. Herr Alexander vermisst den Sklaven mit dem Lorbeerkranz, der Schulz hätte einflüstern müssen: „Bedenke, dass du sterblich bist.“ Schulz sei von den 100% trunken gemacht worden. Ja, oder nein oder egal. Hatten wir doch alles schon. Gehört so was zu einem Jahresrückblick? Wahrscheinlich. Aber dann doch bitte mit Kapelle zwischendurch, mit hoch geschlitztem Kleid und einem entsprechend schlüpfrigen Gottschalk auf dem Sofa.
Zuwanderung bisher kein Wort. Zero. Ja, doch, die taz-Journalistin erwähnt kurz „Integration“, aber das interessiert keinen. Dafür wird die „Bürgerversicherung“ besprochen und das Wohnraumproblem und die Pflege und die Bildung und ein Einwanderungsgesetz. Was allerdings am massivsten aufs Portemonnaie drückt, wird ausgespart samt anstehendem Familiennachzug, hunderttausenden Klagen abgelehnter Asylbewerber und entsprechend ausstehenden Abschiebungen.
„Ich glaube, dass beide Partner erschöpft sind“, sagt Robin Alexander über die GroKo, die er nicht mag. Jetzt kapiert man erst die Einspieler, das sollen die politischen Zitate des Jahres sein. Also auch Nahles „… in die Fresse.“ Frau Klöckner findet das Zitat bedenklich. Das sei desillusionierend und ein Verfall der politischen Kultur. Geht es also nur um die Form? Welche politische Kultur meint sie eigentlich? Da wird also diskutiert, dass Frau Nahles von „in die Fresse“ spricht, während draußen auf der Straße gerade eine neue arabisch-geprägte „in die Fresse“-Kultur etabliert wird?
Während das BKA hunderttausende von Fällen – vorwiegend Rohheitsdelikte – für Januar-Juni 207 aus Zuwanderungskreisen vermeldet? Realitätsverweigerung als Programm. Nein, so etwas soll doch bitte nicht den lustigen Abend stören. Schlimm genug, dass diese Fälle alle durchs Netz geistern. Man kann ja nicht alles als Fake News abtun, so sehr man sich auch bemüht. Und für Silvester rüstet Köln gerade den Domplatz auf und verteilt bunte Plastikbändchen. Glücklich, wer in den Tagen keine Tochter über zehn Jahren hat. Taxi-Mutti hat wieder Konjunktur, wenn die Tage kürzer werden. Ja, dazu müssten Bertelsmann und Co mal Studien anfertigen, aber die finanziert ihnen leider keiner. Aber sicher demnächst eine für hunderttausend Euro über politische Kultur und Wortwahl.
Oppermann hält Neuwahlen nicht für den richtigen Weg, man solle doch erst einmal alle anderen Optionen ausschöpfen. Wie bitte soll man so etwas noch kommentieren? Was macht der Journalist Robin Alexander in so einer Runde, wenn er nicht schon längst Teil dieses Talkshow-Karussells wäre? Wird er nie mehr ein neues Buch schreiben können, weil ihm einfach die Zeit fehlt, weil er noch in fünfzig Jahren aus diesem einen Buch vortragen muss, so wie Drafi Deutscher einhundert Jahre lang immer nur „Marmor, Stein und Eisen bricht“ singen musste?
Ja doch, diese Julia Klöckner ist schon sympathisch. Offenes Lachen, strahlende Augen. Aber wofür? Für Sendungen wie hart aber fair? Ja, dafür ist es so prima wie Oppermanns Bübchengrübchen. Für die Lösung der Probleme dieses Landes ist beides leider nachgereicht. Noch einmal zur Erinnerung, Plasberg wollte hier bei hart aber fair der Frage nachgehen, ob es eigentlich eine Strafe sei, Deutschland zu regieren.
Die Frage ist nur leider an die falschen Leute gestellt. Denn die bessere Frage bei hart aber fair wäre doch jene an uns alle gewesen, ob es eigentlich eine Strafe ist, von solchen verantwortungslosen Politikern regiert zu werden. Und als weitere nun an Plasberg-Zuschauer im Allgemeinen, ob es eigentlich eine Strafe ist, solche Sendungen zu schauen. Findet sich wirklich jemand, der Traute genug hätte, das Gegenteil zu behaupten?
Ja doch, in den letzten Minuten der Sendung wird das Thema Zuwanderung doch noch aufgegriffen. Und Regierungsjäger-Gauland bekommt auch wieder sein Fett ab. Thomas Oppermann verurteilt „Gewalt gegen Flüchtlinge, aber auch gegen andere Menschen (…) Gegen Asylbewerberheime.“ Dafür bräuchte es den starken Staat. Also er meint tatsächlich diesen Staat der „anderen Menschen.“ Oppermann sagt, dieses Land gehört nicht Herrn Gauland, sondern uns allen. Dann verteidige auch, was Dir mitgehört, anstatt stellvertretend aufzugeben, was allen gehört. An dieser Stelle würde man dann als kritischer Fernsehzuschauer stumm schreiend Andrea Nahles zitieren, wenn man nur näher dran sitzen würde und nicht nur vor der Mattscheibe. Draußen an den Bildschirmen.
Dazu passt dann auch die Schlussrunde, als Oppermann gefragt wird, bei wem er sich, für was auch immer, 2017 gerne noch entschuldigen würde. Oppermann fällt leider kaum etwas Gescheites ein, wo es doch Achtzigmillionen Adressaten für seine Entschuldigung gäbe. Plasberg entschuldigt sich für das andauernde Überziehen bei den Tagesthemen. Also auch der Moderator hat seine Chance für 2017 vertan. Das wars. Lassen sie sich gerne Zeit, Herr Plasberg, es eilt wirklich nicht. Hart aber fair? Schal und leer.
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Gute Analyse, Herr Wallasch. Ich habe mir die Sendung nicht angetan. So niveaulose Schrottsendungen wie bei Plasberg, Will, Illner und Maischberger sind eine einzige Zumutung für den Zuschauer. Keine überzeugenden Gedanken werden dort vorgetragen, sondern nur dummes primitives Geschwafel von irgendwelchen Gut- und Bessermenschen, die sich anmaßen, für die Mehrheit der Bürger zu sprechen, und doch nur peinlich wirken. Dazu kommen noch die Klatscher von einem handverlesenen linken Publikum, das sich zumeist nur langweilt. Polittalkshows sind im Allgemeinen reine Zeitverschwendung, außer wenn Vertreter eingeladen werden, die es wagen Gedanken zu äußern, die dem linken Mainstream widersprechen, was aber eher die… Mehr
Alles nur noch Kokolores und Kindergarten. Schade um das viele GEZ-Zwangsgeld für den Riesenmüll.
Nun, die Begriffe „A. Will“ und „Journalismus“ sollten nicht unbedingt in einem Kommentar untergebracht werden…
A. Will, sich im Schoss der anderen Darstellerin (aus Meck-Vom) am wohlsten fühlend, wird seitens des Staatsfunks offensichtlich eine stärkere „Beeinflussungskompetenz“ zugeordnet (bezogen bezogen auf diejenige, die sich solchen Unsinn überhaupt noch ansehen).. Da ziehen andere, wie Plasberg, schlicht den kürzeren. Hier geht es aber lediglich um „Beeinflussungskompetenz“ bezogen auf eh schon sedierte Zuschauer..
Sehr gut kommentiert. Ich habe gleich weitergeschaltet, als ich die Gästeliste sah: Nichts Neues und kein AfD-Politiker dabei. Es konnte nur Zeitverschwendung werden.
mir ist aufgestoßen, dass Oppermann eine Minderheitsregierung deshalb ablehnt, weil im BT mehrheitlich „mitte und mitte-rechts“ Abgeordnete sitzen, also lieber durchregieren am BT vorbei!
„also lieber durchregieren am BT vorbei!“
Denken Sie wirklich, wenn eine Partei sämtliche Minister stellt, dass diese Partei dann weniger Macht hat als in einer Koalition?
„Jamaika waren „die drei peinlichsten Wochen der deutschen Politik“, weiß Oppermann.“
Irgendetwas sagt mir, dass die Groko-Sondierungen, die man aufgrund der inhaltlichen Nähe von gegenwärtiger CDU und SPD eigentlich in wenigen Tagen abschließen könnte, noch peinlicher werden.
„Oppermann sagt, dieses Land gehört nicht Herrn Gauland, sondern uns allen.“
Wenn es allen gehört, dann ist Gauland aber zu gleichen Teilen Miteigentümer wie Oppermann :>
Oppermann: „Die, die das Recht setzen müssen dann auch soviel verdienen wie die, die Recht sprechen…“ Dann dürfen aber nur sehr wenige der Parlamentarier überhaupt Geld bekommen. Den die Gesetze werden in aller Regel nicht von den Abgeordneten formuliert und schon gar nicht beschlossen. Beschlossen werden diese von einem ganz kleinen Kreis, bereits im Vorfeld, hauptsächlich nur von den „Koalitionsverhandlern“, der Rest hat die Sache dann nur noch abzunicken. Abnicker kann man wesentlich billiger haben! Auch die Aussagen zu Neuwahlen waren gut. Wie Neuwahlen ohne Merkel aussehen steht auf einem komplett neuen Blatt. Und der Wähler hat sehr deutlich gemacht,… Mehr
„Und der Wähler hat sehr deutlich gemacht, dass er nicht mehr von Merkel regiert werden will!“
Leider hat das eben die Mehrheit der Wähler nicht. Die CDU ist immer noch stärkste Partei und sofortige Neuwahlen würden das auch nicht ändern. Solange CDU die meisten Abgeordneten stellt, wird man Merkel auch nicht los.
Am deutlichsten macht sich der Fachkräftemangel in Deutschland ja in unserer Regierung bemerkbar.
Und trotzdem werden bei den nächsten Wahlen wieder viele diese Altparteien von CDU, SPD, Grüne, Linke wählen…anstatt endlich die Alternative dazu.
Der Deutsche Wähler und Bürger wählt immer noch zum Großteil seine eigenen Henker….anstatt sich auf der Seite mit der AfD gegen diese Henker zu kämpfen!
Selber Schuld!