Klimagipfel – Bonn, Fidschi und der Meeresspiegel

Messergebnisse werden nicht nach ihrem wissenschaftlichen Wert beurteilt, sondern nach dem politisch gewünschten.

© Sean Gallup/Getty Images
Representative from Belize (R) photographs a colleague from Saint Lucia in front of an illuminated billboard showing an islander with a turtle in Fiji at the COP 23 United Nations Climate Change Conference on November 6, 2017 in Bonn

Surabaya Johnny. Is it really the end? Surabaya Johnny. Will the hurt ever mend? Surabaya Johnny. Ooh, I burn at your Touch You got No heart, Johnny, but oh, I love you so much …

Es sind Dramen aus der Südsee, die sich im beschaulichen Bonn abspielen. »Seine Stimme zittert, als er im Publikum aufsteht. »Mein Dorf versinkt im Meer«, sagt nein, nicht Surabaya Johnny, sondern Kaboua John. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat den jungen Mann aus Kiribati zusammen mit fünf anderen pazifischen Inselbewohnern als »Klimazeugen« zur Bonner Klimakonferenz eingeladen.“

Das berichtet Lorenz Beckhardt vom WDR vom »Klimagipfel« in Bonn. Noch in diesem Jahrhundert werde Kiribati im Meer versinken. Und noch viele andere Inseln. Da treffen sich in Bonn 25.000 Menschen aus aller Herren Länder und erzählen sich was: Der Meeresspiegel steigt. Wir saufen ab! Die Industriestaaten sind dran schuld. Also: Kohle her! Deutschland und Europa zahlen bereits über die EU beträchtliche Summen in die Südsee-Paradiese, für die Zuckerindustrie, für Schulrenovierungen; Neuseeland bezahlt tatsächlich Genderförderprojekte. Doch das ist noch nicht genug, um das Klima zu retten, und das Absaufen der Inseln zu verhindern.

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Der Bonner Gipfel bringt neue Einblicke und Berufsbilder. »Klimaschutzlücke“ hatte Ministeriumslücke Barbara Hendricks bereits erfunden, jetzt gibts den »Klimazeugen«. (»Also, ich hab jestern jesehen, wie sich dat Klima ändert, ne!«) Also immer neue Berufsbilder in Bonn beim Klimagipfel. Das ist schön, das ist unterhaltsam. Kaboua John aus dem pazifischen Inselstaat ist als einer von vielen »Klimazeugen« nach Bonn geflogen worden. »Wir verlieren unsere Heimat, unsere Bananenplantagen, unser Trinkwasser. Das Grundwasser mischt sich mit dem steigenden Salz des Meeres. Aber ich möchte meine Insel nicht verlieren, die Strände, die ständig lachenden Nachbarn.«

»Mein Dorf versinkt im Meer!« beweint Anne Dunn aus Fidschi das Drama und kann nicht verstehen, dass »es Menschen gibt, die den Klimawandel leugnen«. Die faktenstarken Nachrichtensammler der Tagesschau berichten denn auch empört: »Sie hat gehört, dass es in Europa Menschen gebe, die den Klimawandel leugnen und ihn als vorgeschobenen Fluchtgrund betrachten.“ Die öffentlich-rechtlichen Rechercheure glauben ihr aufs Wort, die auch amtierende »Miss Pacific« ist. Und Klimazeugen-Augen lügen nicht.

Wenn schon Schönheitsköniginnen um Hilfe rufen, (»Wir saufen ab!«) dann hat es auch kaum Zweck, einen Blick auf die Realität zu werfen. Zum Beispiel auf den Pegel auf Tuvalu. Da ist zum Beispiel die offizielle Messung der australischen Regierung des Meeresspiegels für Tivalu, nördlich der Fidschi-Inseln.

Seit März 1993 werden die Daten in einer Tabelle aufgelistet. Ergebnis: Sie schwanken geringfügig um einen mittleren Wert von 2,014 Metern. Hm, also wir können aus diesen Daten nur ablesen: Der Meeresspiegel bleibt konstant, schwankt geringfügig um einen Mittelwert. Nichts vom Sinken oder gar Steigen. Aber halt nur Zahlen, keine schönen Augen.

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Mehr Drama in Bonn also. Fidschi muß schließlich untergehen. Da kommt eine Arbeit von schwedischen Wissenschaftlern gerade recht. Diese haben aktuell im »International Journal of Geosciences, Vol.08 No.04 (2017), Article ID:75571,9 pages« ihre Arbeit veröffentlicht, in der sie den Standort, die Stabilität und die Kontinuität der Messstationen auf Fidschi untersuchten. »Wir finden dies für die Diskussionen über die Veränderungen des lokalen Meeresspiegels bei der UN-Konferenz »Our Oceans, Our Future« im Juni in New York und bei der Hauptkonferenz der COP23 im November in Bonn unerlässlich.«

Beide Stationen sind »ungeschickt« (»awkwardly«), wie sie schreiben, auf den schweren Hafenanlagen platziert. Die Kaimauern, an denen die Schiffe festmachen, sind schwer, drücken auf den weichen Unterboden und sinken deshalb ein. Mit ihnen die Messstationen. Die Wissenschaftler schreiben über eine andere Messstation in der Hauptstadt Suva weiter: »Die Suva-Pegelanzeige wurde dreimal bewegt und muss daher in Segmenten analysiert werden. Sogar der letzte Standort, der die Jahre 1989 bis 2017 abdeckt, liefert ein gemischtes Bild von 16 Jahren Stabilität, 10 Jahren schnellem Aufstieg und 4 Jahren rapider Abnahme des relativen Meeresspiegels. Dies legt die Wechselwirkung von Senkungen und zyklischen Veränderungen des Meeresspiegels nahe.«

Ihr Ergebnis: »Jede Anwendung von mittleren Trends würde bedeutungslose Werte produzieren, die eher fehlhaft sind, als dass sie bei der Abschätzung absoluter Meeresspiegeländerungen helfen.« Also: Diese Messungen sind Schrott.

Wir schalten nach Bonn. »Anne Dunn ist skeptisch: »Wie sollen wir beweisen, dass es der Klimawandel ist, der uns vertreibt? Es ist besser, die Staaten einigen sich hier in Bonn – und wir können zu Hause bleiben.« Weiter im Programm.

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Kommentare ( 67 )

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67 Comments
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Martin
7 Jahre her

Da gibt es doch nichts abzustreiten. Selbst wenn es eine lineare Extrapolation von ca. 3 mm/a Meeresspiegelanstieg gäbe sind das bis zum Jahr 2100 25 cm. Jetzt schauen Sie sich die Topographische Karte von Viti Levu an: http://de-de.topographic-map.com/places/Viti-Levu-8941414/

Was soll also der Unsinn von Versinken innerhalb von Jahrzehnten wegen eines Meeresspiegelanstiegs? Wenn Siedlungen sehr strandnah gebaut wurden müssen sie evtl. verschoben werden. Vielleicht genügt es aber auch, die Korallen nicht zu zerstören, dann wachsen die mit.

Wenn es also wirklich größere Änderungen geben sollte, dann können diese nur geologischer Natur sein. Man wollte uns in Bonn ein bisschen verscheißern.

Martin
7 Jahre her

Ich will mich nicht allzu intensiv mit dieser Wissenschaft beschäftigen. Es ging erst mal darum, dass man sich eine Zahlenreihe auch mal graphisch zu Gemüte führt, bevor man sie blindlings in Excel füttert. Man kann sich darüber hinaus Gedanken machen, allerdings machen das sicher eine ganze Menge Wissenschaftler hauptberuflich. Interessant war für mich die gefühlt hohe jährliche Schwankungsbreite der Wasseroberfläche. Ob es Sinn macht, dann aus der relativ kurzen Zeitreihe einen linearen Trend herauszurechnen wäre eine Frage. Die Messwerte (max, mean, min) sind selbst bereits stark zeitlich gemittelt. Wer mal über das weite offene Wasser der Kalmenzonen gesegelt ist (da… Mehr

Martin
7 Jahre her

IPCC Report 2013:
„Equilibrium climate sensitivity is likely in the range 1.5°C to 4.5°C (high confidence), extremely unlikely less than 1°C (high confidence), and very unlikely greater than 6°C (medium confidence)

Mit der Anmerkung: „No best estimate for equilibrium climate sensitivity can now be given because of a lack of agreement on values across assessed lines of evidence and studies“

Man sollte sich nicht nur die ‚likely‘-Daten aussuchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Modell richtig liegt basiert nicht auf einer wissenschaftlichen Methode.

Sören Hader
7 Jahre her

Möchte das unterstreichen. Kritisches Denken macht nur Sinn, wenn man nicht nur die Aussagen des „gegnerischen“ Lagers anzweifelt, sondern auch prüft, wenn sie vom Freund kommen oder von einem selbst. In der Wissenschaft ist kritisches Denken unverzichtbar, kein guter Wissenschaftler käme ohne sie aus. Und die Daten herunterzuladen, sie in Excel oder einem anderen Programm einzufügen und einen Geradenfit zu berechnen ist eigentlich keine Raketenwissenschaft, sondern kann jeder mit Abitur umsetzen.

Sören Hader
7 Jahre her

Lieber Martin, Sie gehen nicht auf meine Frage ein, woraus Sie schlussfolgern, dass die Inseln auch ohne Meeresspiegelanstieg untergehen werden. Auf der anderen Seite habe ich an keiner Stelle was von 1-2 m Anstieg bis 2100 geschrieben. Ich wäre Ihnen deshalb sehr verbunden, wenn Sie bei Thema bleiben würden.

Robin Fundinger
7 Jahre her

Es gibt Forschungsergebnisse genug, die den Anstieg des Meeresspiegels in der Vergangenheit gemessen und ausgewertet haben. Meinen Sie, das basiert auf Daten die ausgewürfelt wurden?
Wenn Sie das Gegenteil beweisen wollen, sind Sie in der Bringschuld. Bisher haben Sie keinen Beweis erbracht, der den Anstieg widerlegt – lediglich eine Behauptung, die auf Messdaten fußt, die Sie selber im Nachhinein als unbrauchbar bezeichnen. Bravo, so geht guter Journalismus!

Robin Fundinger
7 Jahre her

Und dieser unterirdische Beitrag von Herrn Douglas ist keine Manipulation? Trägt der in irgend einer Form zur Versachlichung bei?

Sören Hader
7 Jahre her

„Versuchen wir es mal so: Der Meeresspiegelanstieg wird in weiter Zukunft nicht die Ursache sein, dass die Fidschis verschwinden.“ Woraus schlussfolgern Sie das? „Dazu gehört sowohl das Verständnis des geologischen Verhaltens der Vulkane (Absinken), als auch der Rolle der Korallen (Landgewinnung).“ Dieses Verhalten läuft weit langsamer ab, als der derzeitige Meeresspiegelanstieg. Die Fidschi-Inseln sind seit über 3.000 Jahren bewohnt. Mit dem Vulkanismus und Korallenwachstum leben diese Menschen dauerhaft, diese Größen haben sich auch kaum geändert. Stellt sich mir die Frage, warum das ein Problem für die Insel sein soll, aber der Meeresspiegelanstieg nicht. Hinzu kommt, Fidschi hat eine Bevölkerungsdichte, die… Mehr

Herbert Wolkenspalter
7 Jahre her

Man könnte dieses Thema viel einfacher und ehrlicher angehen, indem man berechnet, um wieviel der Meeresspiegel steigt, wenn sämtliche Polargletscher geschmolzen sind.

Egal wie schnell oder langsam der Meeresspiegel derzeit steigt, die langfristige Perspektive wird durch o.g. Randbedingungen bestimmt, was natürlich nur passiert, wenn die Globaltemperaturen weiterhin so ansteigen, dass der Grenzfall auch eintritt. Man kann auch Teilberechnungen machen, wo nicht sämtliches Eis geschmolzen ist.

Herr Dougles darf ruhig Abschied von seiner Beschwichtigungstaktik nehmen, die nicht nur in diesem Artikel eine Rolle spielt. Das schadet nicht nur dem eigenen Anliegen sondern auch der Wissenschaft.

Sören Hader
7 Jahre her

„Man kann keine Trends berechnen – zumindest nicht aus den vorliegenden Werten. Das sagen selbst die Autoren der Studie.“

Wieso machen Sie dann in Ihrem Artikel eine Trendaussage? Ich zitiere: „Der Meeresspiegel bleibt konstant“