Wenn der Zuzug aus stockkonservativen und zum großen Teil patriarchischen Kulturen sich in dieser Stärke fortsetzt, werden sich die Nicht-binär-Personen und ihre Freunde in Politik, Universitäten und Medien wundern, was das für sie bedeutet.
Am vergangenen Wochenende erhitzte ein Rant wieder einmal sehr viele Gemüter. Deutsche wurden darin als „Kartoffeln“ und „Lauchs“ bezeichnet, es wurde von der deutschen „Dreckskultur“ geschrieben. Ein großes Getöse, warum diese „Kartoffeln“ immer noch da sind. Alles nur, weil „Kartoffeln“ Muslimen nicht mal einen Feiertag gönnen würden und sich in Burka-Diskussionen verlieren, oder so. Umgehend setzte sich der übliche Tschu-Tschu-Entrüstungsschnellzug in Bewegung. Wie kann man nur. Das ist doch Rassismus. Rabääääh, rabääääh!
„Haben Sie das gesehen? Warum schreibt ihr nichts dazu?“ so und so ähnlich fragten ein halbes Dutzend Leser in Emails an die Redaktion. Hmmm. Ich wollte ja. Aber:
Empörungsfrigide
Entschuldigen Sie bitte, wenn ich bei solchen gezielten Click-Provokationen von der taz-Posse nur noch müde lächeln kann. Wenn überhaupt. In meiner Wahrnehmung hat das keine Relevanz mehr. Ich höre dort seit Jahren: nichts Neues. Ich sehe: nichts Neues. Da wird seit so vielen Jahren immer nur das gleiche Lamento über „Deutsche, verrecke“, „alle rechtsextrem“ geträllert, was den Autor ggf. ein Jahr später zu einem Vorstellungsgespräch oder gar einer Anstellung bei WELT oder ZEIT qualifiziert.
Bei mir läuft das folgendermaßen: Ich schaue mir kurz an, wer einen Beitrag geschrieben hat. In dem „Kartoffel-Lauch-Dreckskultur“-Beitrags-Fall handelt es sich um eine vertikal herausgeforderte, weiblich geborene Person, die sich heute selbst als „nicht-binär“ bezeichnet und die einem oftmals mit scheinbar jahrelang aufgestauter Frustration auf Bildern im Netz entgegenblickt.
Wieso kann ich mich da nicht aufregen, wenn ein Nicht-Binär-Mensch etwas von „Dreckskultur“ schreibt? Ganz generell: Um mich aufzuregen oder mich da irgendwie angesprochen, gar beleidigt zu fühlen, müsste ich die Person, von der etwas kommt, entweder für voll nehmen oder als über mir stehend betrachten. Das mag mir beim allerbesten Willen und auch mit sehr viel Anstrengung einfach nicht gelingen. Weder lache ich darüber, noch rege ich mich darüber auf, noch mache ich mich darüber lustig. Nix. Wie bei Böhmermann oder der heute show. Da regt sich nichts. Sorry not sorry.
Das ist offenbar auch in einem Mißverständnis begründet, das sich in den Köpfen festgesetzt hat: dass man jeden Tom, Dick und Harry zu respektieren habe, der den Weg kreuzt. Ich bin höflich, ja. Respektieren? Muss man sich verdienen.
Also Nicht-binär-Person ist etwas erbost, weil die „Kartoffeln“ beim Blick aus dem Fenster noch nicht ausgestorben und immer noch da sind. Geduld, Nicht-binär-Mensch. It’s in the making. Ein paar Blicke in die Zusammensetzung einiger Schulklassen zB aus dem Homeland NRW legen nahe, dass die Verhältnisse dramatisch dabei sind, sich zu verändern. Die „random Almans“ sind von den Verhältnissen betreff Nachkommenschaft schon mal im Rückzug begriffen.
Nicht alles wird schlecht sein
Ich weiß auch nicht, warum diese sich ändernden Verhältnisse wirklich so schlimm sein sollen. Nicht alles in der Zukunft ist schlecht. Zum Beispiel: Viele Grotesken werden sich dann auch wieder regulieren. So Genderwahn-Kram zum Beispiel.
Persönlich bereitet mir ein Gedanke stilles Vergnügen, und zwar der, wie sich Frühsexualisierungsaufklärer mit ihren Spiele-Köfferchen in eine Schulklasse mit dieser durchaus als wertkonservativ zu bezeichnenden Migrationszusammensetzung verirren. In Nullkommanichts sind über das Smartphone hinzugerufene Familien am Start und in der Schulklasse, wohingegen deutsche Eltern noch nicht mal ein empörtes Briefchen an den Rektor aufgesetzt haben. Da gibt es dann eine sofort messbare Reaktion – oder was haben Sie gedacht, was da passieren wird?
Wenn also die kartoffelige „Dreckskultur“ dann endlich weniger geworden ist, ist das als Nicht-binär-Person mit enganliegendem, tief dekolletiertem, tiefblauen Samtetwas in der Öffentlichkeit allerdings auch nicht mehr ganz so einfach. Und wer dann noch mal zu den neuen Mehrheitsverhältnissen „Dreckskultur“ sagt, wird das vermutlich auch nur ein einziges Mal tun.
Es war nicht alles schlecht was Kartoffel war
Kurzum: Die alten und die neuen Mehrheitsverhältnisse in der Bevölkerung, wie auch immer sie sich dann ganz genau zusammensetzen wird, war, ist und bleibt, das werden Nicht-binär-Personen und ihre Freunde in Politik, Universitäten und Medien jetzt vermutlich weiterhin nicht wahrhaben wollen: konservativ. Wenn der Zuzug aus stockkonservativen und zum großen Teil patriarchischen Kulturen sich in dieser Stärke fortsetzt, wird das sogar sehr viel schneller und ausgeprägter der Fall sein als bisher und sich auch immer deutlicher bemerkbar und für immer mehr Daseiende dort sichtbar machen, wo der Staatsfunk, die taz und die SZ nicht mehr rundum verklären können: Im alltäglichen Leben gleich vor der Haustüre. Das kann man nicht mehr aufhalten, nicht zurückdrehen.
Ich vermute, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft nur noch ein paar Nicht-binär-Personen in Berlin, Hamburg und Stuttgart sowie die Redaktionen der zwangsgebühren finanzierten Talkshows für Sichtweisen absoluter Minderheiten erwärmen, die mit der Lebenswirklichkeit der Schonlängerhier- oder Geradeneuda-Personen in der Draußenwelt so viel zu tun haben wie ein Rapunzelzopf auf einem Kaffeebecher.
Ach was, das ist eigentlich heute schon der Fall. Warum Sie sich jeden zweiten Tag über etwas anderes neues kleines Bedeutungsloses aufregen, was wieder mal jemand von sich gegeben hat? Das können nur Sie selbst beantworten.
Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich mich über Auswüchse einer zugegeben teuren, sich immer mehr verirrenden Gesellschaftsvision, deren heraufziehende Bedeutungslosigkeit in einem sich beinahe überschlagenden Schrillsein immer erkennbarer immer näher rückt, nicht mehr aufregen kann.
Der neue große vitale Konservatismus steht vor der Türe, um den kleinen müden abzulösen – und er klopft laut.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Ich glaube, Kleber hat auch im 3. Jahr der Krise noch keine Ahnung, was der Islam mit der Scharia für die deutsche Demokratie bedeutet.
Weidel schon. Sie blickte 2x so fassungslos ungläubig ob Klebers Geschwurbel – und die Berichtigungen bringt sie dann im nächsten Interview. Da kann er nur schlecht aussehen, der Fernsehmann.
Jetzt aber kein Bodyshaming hier. 😉
Zwischen Freiburg und Berlin gibt es ja sowas wie die Verrückten-Autobahn. Zwischen diesen beiden Städten würde am meisten hin- und hergezogen, hat mir mal ein Umzugsunternehmer erzählt.
Soll natürlich Teddybärenwerfer heissen.
Ich habe mir ja schon einige Szenarien ausgemalt, aber an dieses habe ich noch gar nicht gedacht. Na ja, es bleiben ja noch Fussball und Trödelmärkte.
Vielleicht reicht das ja den Teddybären werden.
ich sage nur „ANTIFA“ . Ihren Satz „Die wären früher ….“ müssen Sie nicht in den Konjunktiv setzen..Viele Grüße
Körper eines Matrosen
Bei den Waldspaziergängen wäre ich nicht so optimistisch..
…es gibt Populationen welche von den Klügsten regiert werden,
das ist z.B. bei den Pavianen der Fall!
(Konrad Lorenz ; sinngemäß)
Gruß
L.J. Finger
…herrlich – bitte mehr!
Gruß
L.J. Finger