Joseph Martin Fischer: OMG

Im SPIEGEL-Interview mit Joschka Fischer sieht dieser die AfD in der Tradition der NSDAP. Seine Diagnose: Die „Nazi-Opas“ sind wieder da.

© Carsten Koall/Getty Images

Einer meiner letzten Jamaika-Artikel trug die Überschrift: „Wer nichts mehr zu melden hat, meldet sich zu Wort.“ Joschka Fischer, einst Kader beim „Revolutionären Kampf“ in Frankfurt und Straßenkämpfer, später Außenminister für die Grünen, meldet sich nun auch zu Wort. Im SPIEGEL-Interview protestiert er gegen die Formulierung des Interviewers, der die AfD als „Rechtspopulisten“ bezeichnet. Die AfD, so Fischer, sei eine Nazi-Partei in der Tradition der NSDAP.

Bilder vom zerstörten Köln

Wenn er die Reden von AfD-Funktionären höre, habe er „immer das Bild des zerstörten Köln vor Augen, aus dem der Dom herausragt. Man kann heute nicht einfach sagen: Ich wusste das nicht, ich war frustriert. Wir wissen doch, wie dieser Film endet.“ Bei der AfD handelt es sich laut Fischer schlicht um „Nazi-Opas“, wie er sie bereits in den 50er-Jahren kennengelernt habe, als er mit „Nazi Opas“ konfrontiert wurde, die stolz waren, bei der SS dabei gewesen zu sein. Diese Nazi-Opas seien „ja offensichtlich wieder da“.

DER SPIEGEL wirft ein, ob Angela Merkel die AfD nicht ermöglicht habe, indem sie die CDU zu weit nach links gerückt habe. „Nein, nein, nein“ meint Fischer. Er selbst, so Fischer, habe keine Erklärung für den Aufstieg der AfD: „Es gibt Überzeugungen, die sich nicht erklären lassen.“ Eines weiß er jedoch sicher: „Spätestens seit 2015 und dem Ankommen der Flüchtlinge ist klar, dass die Zeit des sich immer mehrenden Sonnenscheins über unserem lieben Vaterland zu Ende geht.“ Bei Fischer klingt das so, als freue ihn das, zumal das „liebe Vaterland“ bei ihm ein negativer Begriff ist.

Der 68er-Opa

Ich selbst sehe die AfD kritisch, was mir regelmäßig den Unmut rechter Leserbriefschreiber einbringt, für die jeder, der nicht AfD wählt, entweder völlig verblendet oder Teil einer gigantischen Verschwörung ist. Aber ich bin auch Historiker und habe über Adolf Hitler promoviert. Daher halte ich nichts von primitiven Nazi-Analogien. Beim Lesen des Interviews hatte ich eher den Eindruck, dass Joschka Fischer der Opa ist, der 68er-Opa, der es sich sehr einfach macht und die Nazi-Keule schwingt.

In diesen Tagen habe ich das neue Buch „Wer sind die Neuen Rechten?“ von Thomas Wagner gelesen. Er schreibt hier, dass „bewährte Kampfmittel ‚gegen rechts’ zunehmend ins Leere laufen. Leute, die sich als Nazi-Gegner darzustellen wissen und nach mehr Bürgerbeteiligung rufen, lassen sich schwerlich als Anhänger einer faschistischen Diktatur stigmatisieren. Wer das versucht, beschädigt die eigene Glaubwürdigkeit.“ Der das schreibt, ist kein Rechter, im Gegenteil. Er steht weit links, war Literaturredakteur der linken „jungen welt“ und bekam einen Preis der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die der Partei „Die Linke“ nahesteht. Aber im Unterschied zu Fischer weiß Wagner, wovon er spricht, denn er hat für sein Buch mit führenden Vertretern der Neuen Rechten gesprochen. Fischer sollte sich mal Gedanken machen, ob er und seine Freunde mit der naiven Multikulti-Utopie nicht mit die Grundlage dafür gelegt haben, dass das Pendel jetzt in die andere Richtung ausschlägt.

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Kommentare ( 60 )

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Wolfgang Lang
7 Jahre her

Das war ein Deal mit der Clinton-Regierung. Kohl wurde angefragt seitens der Amerikaner und hat es abgelehnt bei einem Krieg auf dem Balkan mitzumachen. Schröder mit Fischer wurden angefragt, und sie sagten zu, bei dem Angebot: Ihr bringt die deutsche Bevölkerung auf Kriegskurs, dafür schicke ich (Bill Clinton) euch erfahrene Wahlkampfhelfer nach Deutschland. So kam es. Die Wahl wurde gewonnen und Schröder/Fischer agitierten mit gefakten Beweisen für den Krieg. Als Depp vom Dienst hat sich Scharping ausnutzen lassen und in unsäglicher Manier vor der Kamera gelogen. Wie Fischer auch. Kann man heute alles in Youtube nachrecherchieren. An den Maßstäben der… Mehr

reinerhanskurt
7 Jahre her

Die 68er wollten unter ihrer Ikone Dutschke die kommunistische Weltrevolution. Daraus kann man schließen, dass Fischer ein echter Kommunist ist. An die Verbrechen der Kommunisten erinnert ein Memorial in Washington (ca. 100 Millionen Menschen ermordert). Nicht nur vor Nazis, auch vor solchen Ideologen graust mir und ich habe immer Angst, dass sie wieder die absolute Macht erringen könnten. Leider haben solche Zeitgenossen kein schlechtes Gewissen. Sie halten sich für lupenreine Demokraten, aus welchen Gründen auch immer.

gmccar
7 Jahre her

Zum Stichwort Kahane: Zeigt die Diaspora der Juden nicht ebensolchen Rassismus. 2000 Jahre erhaltenes reines Judentum sprechen doch für sich ?

gmccar
7 Jahre her

Das Wort „Verschwörungstheorie“ wurde m.W. vom CIA im Zusammenhang mit der Ermordung Kennedys erfunden, um von Fakten genauso abzulenken wie die „Ehe für Alle“ von der Abschaffung des Bankgeheimnisses und das Maassche Zensurgesetzes.

Shc
7 Jahre her

Seitdem sich Fischer von Soros bezahlen läßt, scheint er den drei Zentnern nahe gekommen zu sein. Lange kann es also nicht mehr dauern, mit unserem kleinen Dicken, er doch öfter mal zu Wort kommen möchte. Mit Verlaub, Josep, Sie sind ein A………. .

Ruth Jakon
7 Jahre her

Hier noch etwas Geschichtsunterricht & Politische Bildung Der Nationalsozialismus war Links! Die heutige Linke/SPD will sich von ihren negativen Leitbildern wie Stalin distanzieren, und dadurch, dass dann auch noch Hitler ein Kommunist war, wird diese reine Weste endgültig befleckt. Tatsache ist jedoch, daß die Nationalsozialisten sich als Linke definierten. Anfangs hieß die spätere NSDAP „Deutsche Arbeiterpartei“ (DAP). Erst am 5. Mai 1918 in Wien wurde die DAP in „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ umbenannt aus der nach dem Krieg die SPÖ und die SPD entstanden. Ihr Programm war eindeutig links. Es war offen gegen die Donaumonarchie gerichtet, antihabsburgisch, antiaristokratisch, antiklerikal, antikapitalistisch und… Mehr

Bonzo der Große
7 Jahre her

Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich Menschen, die nachweislich eine Menge Dreck am Stecken haben, mit einer unglaublichen Dreistigkeit in die Öffentlichkeit stellen können und mit ihren dicken Wurstfingern auf andere zeigen, die nicht ihrer Ideologie huldigen. Für mich war und ist Herr Fischer ein Ideologe der übelsten Sorte, der auch nicht vor kriminellen Handlungen zurückschreckte und dem ich auch heute zutraue kriminell zu agieren, wenn es seinen Interessen dient.

Dieter Kief
7 Jahre her

„Fischer sollte sich mal Gedanken machen, ob er und seine Freunde mit der naiven Multikulti-Utopie nicht mit die Grundlage dafür gelegt haben, dass das Pendel jetzt in die andere Richtung ausschlägt.“

Das dürfte leider zutreffen. Ich würde noch dazufügen: Die Multikulti-Idee war nicht nur naiv, sondern auch unverantwortlich.

Übrigens: Die Behauptung, die AfD sei irgendwie Nazi-affin hat Fischer in noch schärferer Weise im Phönix-Sommergespräch, aufgenommen am Wannsee in Berlin, geäußert. Er ist halt ein alter Rabauke. Und ein rabiater Geschichtsklitterer.

Laura Storz
7 Jahre her

Alleine Roth, Beck und KGE haben der AfD bundesweit etwa ein bis zwei Prozentpunkte zugetrieben.

Der grüne Spießer-Opa hockt in seiner personen- und objektgeschützten Grunewald-Villa und versteht die Welt nicht mehr.

Dieter Kief
7 Jahre her

Herr Frisch – ist das ein korrektes Zitat aus Fischers Buch?