Es ist erstaunlich, nachdem es wieder mal wackelig begann, hat sich diese Sendung tatsächlich zu einer der besseren zum Thema entwickelt. Liegt es daran? Nur noch sechs Tage bis zur Wahl, da will keine Partei mehr zu viel riskieren.
Thema bei Plasbergs hart aber fair heute: „Integration und Sicherheit.“ Brisant schon die Begriffszuordnung, denn in normalen Zeiten würde man sich fragen, was das eine mit dem anderen zu tun hätte. Denn nicht integriert zu sein muss ja nicht automatisch bedeuten, gleich ein Sicherheitsrisiko darzustellen. Dann bleibt man sich eben fremd, na und? In normalen Zeiten.
Die Diskutanten hatten wir doch schon mal, oder? Stimmt, Joachim Herrmann (CSU, Bayerischer Staatsminister des Innern), Cem Özdemir (B’90/Grüne, Spitzenkandidat) und Alice Weidel (AfD, Mitglied im Bundesvorstand; Spitzenkandidatin) kamen zusammen mit Lindner und Wagenknecht im Fünfer-Duell am Montag nach dem Sonntags-TV-Duell der Langenweile zwischen Merkel und Schulz.
Moderator Frank Plasberg ist im WDR populär geworden. Als der öffentlich-rechtliche Rundfunk ihn weit genug nach vorne gepusht hatte in die Popularität, gründete er zusammen mit dem Produzenten und Regisseur Jürgen Schulte ein eigenes Unternehmen, welches nun unter anderem hart aber fair produziert. Soviel dazu, wie man es am lukrativsten macht und wer die Karrieren dieser Moderatoren bezahlt via Zwangsgebühren, die dann mit ihrer oft viel schlechter bezahlten Crew die Lorbeeren abernten. Deregulierung her. Aber ein anderes Thema. Zurück zu Integration und Sicherheit.
Ach so, diskutiert wird der Familiennachzug. Frau Weidel spricht von drei bis vier pro Asylbewerbern, Özdemir relativiert, die kämen ja nicht alle auf einmal, die WELT wird zitiert, na klar, von Nikolaus Blome, da stand nämlich, es käme nur durchschnittlich eine Person. Man orakelt. Schade, dass die Bertelsmann Stiftung nicht schon unverrückbare Zahlen hingelegt hat, da würde sich dann keiner mehr heranwagen. So lange zumindest, bis die Realität einen blöden Strich durch die Rechung macht. Aber dann interessiert es keinen mehr als der Schnee von gestern. Glaubwürdigkeit hat in der Politik das kürzeste Verfallsdatum.
Aber stop, Plasberg hat entweder eine Eingebung oder ihm wurde was geflüstert via Monitor, jetzt hackt er doch tatsächlich auf Özdemir herum, der halte Monologe und würde seine Fragen auch nicht beantworten. Frau Weidel scheint dadurch nun auch wieder versöhnt, das Adrenalin runtergeschluckt. Erfahrungswerte greifen. Hart aber fair.
Joachim Herrmann macht sein Ding. Völlig frei von Eitelkeiten, die bei Blome so versteckt von hintenherum kommen. Aber Blome sollte immer einen Bonus bekommen. Wer freiwillig den Punchingball für Augstein gibt, der hat was gut. Hart aber fair.
Alice Weidel möchte, dass man „vor Ort einen Asylantrag stellen können muss“. Was für ein Deutsch. Wie aus dem Integrationskurs „Deutsch für Fortgeschrittene“. Na klar, das will auch der Innenminister. Blome führt das „folternde Regime“ ein. Da könne man seinen Pass doch nicht mitbringen. Aha, Aber ein Smartphone und tausend Dollar Überfahrtsgebühr geht immer?
Plasberg behauptet plötzlich irritiert, Frau Weidel hätte ihm zugezwinkert. Na, das ist Klasse, der hat ein Frauenbild. Reagieren bei ihm sonst Frauen so, wenn sie gleich zur Begrüßung gemaßregelt werden? Muss er verraten, wie das geht. So ein Kniff wäre in der Tat Gold wert – aber nur mit Baggerführerschein, bitteschön.
Nach „Wer darf rein?“, kommt „Wer muss raus?“. Darf man Schwerstkriminelle abschieben nach Afghanistan? Acht wurden bereits abgeschoben, einer wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern. Die kirchlichen Hilfswerke haben die Aktion trotzdem scharf kritisiert, ebenso Caritas und ProAsyl. Viele Leute am Flughafen demonstrierten gegen die Abschiebung. Özedmir in der Klemme. Özdemir sagt, wenn nicht gleich abgeschoben werden kann, dann einsperren. Der Flug hätte übrigens für acht Leute 300.000 Euro gekostet, weiß der Grüne. Rumeiern auf höchstem Niveau. Oder auf hochnotpeinlichem.
Der junge iranische Gast würde hingegen Straftäter sofort abschieben. Die anderen Migranten würden dadurch übel diskreditiert. Er findet auch, die Flüchtlingspolitik der Regierung hätte zu mehr Rassismus ihm gegenüber beigetragen. Hallo Frau Merkel. Und dann wäre die AfD gekommen und es wurde noch schlimmer. Er ist hier geboren. Seine Eltern vor Khomeini geflohen. Er wird jetzt neuerdings an Bushaltestellen von Männern im Anzug angesprochen, ob er Terrorist sei. Die Umstehenden hätten alles gehört, aber geschwiegen.
Omid Saleh findet die Rhetorik in der AfD aufhetzend, Hass schürend, pauschalisierend. Alice Weidel widerspricht nicht direkt. Sie fürchtet sich auch persönlich vor der Spaltung der Gesellschaft, findet aber, es würde sich beruhigen, wenn wieder Recht und Ordnung eingeführt werden versus einer verkorksten Politik. Das war geschickt. Denn wer mehr Polizei fordert (alle Parteien), kann nicht behaupten, Recht und Ordnung wären nicht in Teilen vakant gestellt worden.
Dann Infight Hermann vs. Özdemir. Also Atempause für Frau Weidel. Plasberg lässt die Platzhirsche platzen. Man verheddert sich aber heillos in der Frage, ob nach Afghanistan abgeschoben werden sollte. Spannender wäre allerdings die Frage, wie die afghanischen Behörden mit den Delikten umgehen, die in Deutschland begangen wurden. Was ist damit eigentlich? Wird nicht diskutiert. Weiß wohl auch keiner so genau.
„Es kann nicht sein, das wir zum sicheren Rückzugshafen für Straftäter werden.“, darf Frau Weidel mal feststellen. Die Runde ist vorsichtig genug, nicht zu widersprechen. Blome will, aber Plasberg flüchtet jetzt hin zur Zuschaueranwältin Frau Büscher.
Es ist erstaunlich, nachdem es wieder mal wackelig begann, hat sich diese Sendung tatsächlich zu einer der besseren zum Thema entwickelt. Liegt es daran? Nur noch sechs Tage bis zur Wahl, da will keine Partei mehr zu viel riskieren. Es kommt sogar, was heute wirklich keiner erwartet hat: Plasberg flirtet mit Frau Weidel. Erwähnt ihre Mandarinkenntnisse, ordnet sie allerdings Indern zu. Geschenkt. Mit roten Ohren darf man vor einer lächelnden Blondine mit strengem Dutt schon Mal was verwechseln. Das wird Özdemir nun zu bunt, Schwiegermutters Liebling außen vor? Dann eben gegen die Herzdame stänkern. Er flankt zwischen. Aber es verpufft! Na, mal schauen, ob Plasberg nun ab morgen den AfD-Fan-Wanderpokal von SAT1-Strunz übernehmen darf, aber dafür hat er eigentlich die Anti-Weidel-Anti-AfD-Versicherungskarte am Anfang zu schnell gezogen, um jetzt umwegsfrei von den Medien mit ihr verkumpelt zu werden. Doch: eine gute Show. Punktgleichheit für die teilnehmenden Parteien. Und ein professioneller Verlierer: verlieren gelernt im Phönix-Format.
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Die CSU schrieb kürzlich, sie sei „voll muttiviert“ – wahrscheinlich kennen die den Unterschied zu „sediert“ nicht mehr.
Die CSU ist aktuell die einzige rechte Partei im Bundestag. Als Regierungspartei taugt sie natürlich nicht zur Opposition. Seehofer hat einmal beim CSU-Parteitag Merkel niedergemacht. Das war es auch schon. Er sprach von Rechtsbrüchen, hat aber nie Klage erhoben. Das trifft übrigens auch auf Gauweiler zu. Ich finde es bescheuert, wenn Fr. Weidel von Gesetzes- und Verfassungsbrüchen redet, es aber nie auf einen Prozess ankommen lässt. Die Unschuldsvermutung gilt auch für Fr. Merkel, erst recht, wenn die Unzufriedenen es noch nicht einmal wagen, eine Klage zu erheben. Das gilt umgekehrt auch für CDU- und SPD-Leute, die verlautbaren, das AfD-Programm sei… Mehr
Irgendwie ist es mir wohl noch gelungen meine Argumentation rational zu begründen….
Bayern ist wirklich toll.
Auch die CSU ist generell immer noch hervorragend besetzt. Mein einziger Kritikpunkt ist, die Haltung gegenüber der Merkel-CDU.
Ich bin in der komfortablen Situation, dass ich an der Grenze zu Österreich lebe.
Und seit sich da eine Koalition von Kurz und Strache abzeichnet, habe ich vor der dortigen Bevölkerung noch mehr Respekt.
Ö: abwarten …
Nord Korea
Lange könnten wir davon in diesen Ländern davon nicht leben…..
Aber; take them home, oder habe ich da was falsch verstanden
Interessant ist, wie am Ende der Sendung in der Flüchtlingsfrage bei vielen in der Runde die Meinung der AfD anklang. Haben wird nur noch Rechtsextreme in den Talkshows?
Offensichtlich soll er zunächst wie jeder andere unbedingt Verurteilte zunächst die Hälfte seiner Haftstrafe hier verbüßen. Mit seinem Herkunftsland dürfte es keine Vollstreckungshilfevereinbarung geben.
Ich habe TE schon ganz zu Anfang darauf hingewiesen, dass es für die Leser wünschenswert wäre, bestimmte politische Begriffe klar zu definieren: Rechts, Links, Rassismus, Faschismus, Nazi etc., aber man meint leider, ohne dss Rüstzeug auskommen zu können.
Rassist – einfach mal auf eine andere Ebene:
Der in der Türkei einsitzende Journalist Yücel wird von fast der ganzen Journaille hoch gelobt …! In seiner Zeit bei der „taz“ hat er Äußerungen abgelassen wie“Wenn die Deutschen untergehen, wäre das Volkssterben von seiner schönsten Seite“ oder „der nächste Schlaganfall bei Herrn Sarrazin sollte gründlicher sein als der erste“.
Das ist für mich ein Rassist der übelsten Sorte. Und für Sie?